Zeitmesser und ihre Geschichte - Zeit wird weltlich

Zeitmesser und ihre Geschichte

Zeit wird weltlich

Von Hitzestau - 21.12.2015

Lange bevor die Armbanduhr „smart“ wurde, haben die Menschen die Zeit am Gang der Sonne bestimmt. Wir wollen uns im Blog eingehender mit dem Thema Smartwatch befassen, aber zuerst laden wir Euch zu einer Reise durch die Geschichte der Zeitmesser ein: Schaut mit uns an, wie die Menschen früher die Zeit gemessen haben und wie Armbanduhren entstanden sind.

An der Natur ausgerichtet

Die Natur hat ihren eigenen Rhythmus. Schon im alten Ägypten teilten die Menschen den Tagesablauf nach dem Sonnenauf- und Untergang sowie dem Höchststand am Mittag ein. Die Einteilung in des Jahres Monate, die sich nach den Mondphasen richtet, hat sich sogar bis heute gehalten. Zur Bestimmung der Tageszeit benutzten die Ägypter sogenannten Sonnenuhren. Die Tage wurden in eine bestimmte Anzahl von saisonalen Stunden unterteilt, deren Länge sich allerdings stetig im Verlauf der Jahreszeiten änderte.

Von: Gordana Sermek
Der Schattenwurf zeigt die Zeit an
Quelle: Shutterstock

Sonnenuhren gibt es heute noch, nur dienen sie in unserem Zeitalter dekorativen Zwecken in Parks und auf öffentlichen Plätzen.

Skizze einer einfachen Wasseruhr.
Quelle: Wikipedia

Der Zeit unabhängig vom Gang der Sonne eine Struktur zu geben, wurde mit der Diagonalsternuhr erreicht, die ebenfalls in Ägypten entwickelt wurde. Sie richtete sich nach der Bewegung von Sternbildern und erlaubt die Einteilung des Tages in gleichlange Stunden. Ebenfalls auf einem natürlichen Phänomen basierten die Wasseruhren, nämlich dem Fliessen von Wasser vom einem Gefäss in ein anderes. Am Wasserstand konnte man die Zeit unabhängig vom Tageslicht und in gleichmässigen Zeiteinheiten ablesen. Später verwendete man an den Wasseruhren auch mit Räderwerken verbundene Schwimmer, die eine Zeitanzeige auf Zifferblättern ermöglichten.

Die „Elefantenuhr des al-Dschazari“ gehört zu den berühmtesten Wasseruhren der Welt. Hier eine Nachbildung aus einem Shoppingcenter in Dubai.

Elefantenuhr des al-Dschazari.
Quelle: Wikipedia

Auch für die meisten Menschen im Mittelalter blieb die Zeit jedoch etwas, was von der Natur mit dem Sonnenauf- und Untergang vorgegeben wurde. Zeitangaben wie „nachdem der Hahn gekräht hat“ oder „bei Einbruch der Dunkelheit“ waren geläufig. In einer Gesellschaft, in welcher der allergrösste Teil der Menschen auf dem Land und von der Landwirtschaft lebte, war dies auch völlig ausreichend. Anders war es auch in der Antike nicht gewesen, als Griechen und Römer zwar Wasseruhren kannten, die Mehrheit der Menschen aber ohne genaue Zeitangaben lebte.

Wunsch nach geregelten Tagesstrukturen

Hinter den Klostermauern tickte die Zeit jedoch anders. Ordensregeln der Benediktiner, die im sechsten Jahrhundert aufgestellt wurden, forderten einen geregelten Tagesablauf mit festen Zeiten für Gebete, Arbeit und Schlaf. Die Mönche setzen verschiedene Zeitmesser wie Sonnenuhren und Wasseruhren ein. Auch so genannte Öllampenuhren, bei denen der Ölverbrauch die jeweils vergangene Zeit anzeigte oder Kerzenuhren, wo das Herunterbrennen des Wachses einen Zeitraum bestimmte, fanden Verwendung. Alle diese Konstruktionen hatten grosse Schwächen. Die Sonnenuhr funktionierte nur bei Sonnenschein, die anderen mussten ständig beaufsichtig werden. Und alle waren überdies sehr ungenau.

Eine wirklich brauchbare Lösung fand sich erst Jahrhunderte später. Das war aber nicht nur eine Frage des technischen Fortschritts. Auch der gesellschaftliche Wandel ausserhalb der Klostermauern verlangte nach der Methode die Zeit zu messen, die nicht mehr auf Naturereignissen basierte. Neu entstehende Berufsgruppen wie Händler und Handwerker in den Städten hatten wenig Bezug zum ländlichen Leben. Sie brauchten feste Zeitangaben für Termine oder die Organisation der Arbeit in den Werkstätten.

Mechanische Uhren

Wann genau das erste mechanische Uhrwerk entwickelt wurde, lässt sich aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehen: Es muss um das Jahr 1300 herum gewesen sein. Die erste urkundliche Erwähnung einer mechanischen Uhr stammt aus dem Jahr 1335. Das technische Meisterwerk war damals in der Kapelle des Mailänder Palastes der Visconti zu besichtigen.

Uhrwerk einer Turmuhr.
Quelle: Shutterstock

An kirchlichen oder öffentlichen Gebäuden angebrachte Stadtuhren wurden nun zum Symbol für die neue Zeitrechnung. Im Jahr 1336 installierten Handwerker an der Kirche San Gottardo in Mailand die erste Turmuhr, die durch ihren Glockenschlag alle 24 Stunden des Tages angeben konnte. Rasch folgten Städte ausserhalb Italiens wie London oder Avignon. Augsburg war die erste deutsche Stadt, die im Jahre 1364 eine Turmuhr erhielt. Der „Zytglogge-Turm“ in der Stadt Bern erhielt um 1405 herum eine der ersten Turmuhren in der Schweiz.

Frühe Skizze einer Turmuhr.
Quelle: Wikipedia

Schnell entwickelte sich die Turmuhr zu einem Prestigeobjekt und wurde als wichtig für das öffentliche Leben und die Attraktivität einer Stadt empfunden. Der Glockenschlag gab dem täglichen Leben hörbar eine zeitliche Struktur, was bis heute so geblieben ist. Dabei verschlang eine öffentliche Uhr in der damaligen Zeit ein Vermögen. Hohe Kosten verursachte nicht nur der komplizierte Bau, sondern auch der Unterhalt der anfälligen Geräte, die täglich justiert werden mussten.

Mit dem Aufkommen der Turmuhren entstand auch die Berufsgruppe der Uhrmacher. Diese waren meist Schmiede, Schlosser oder Kanonengiesser.

Diese technischen Veränderungen markierten auch einen Wandel in der Wahrnehmung der Zeit durch die Menschen: Die Zeit wurde unabhängig von den Erscheinungen der Natur und vom Empfinden des Einzelnen: Sie wurde objektiv messbar. Was früher als gottgegeben erschien, war nun weltlich geworden.

Ausblick

Die standardisierte Einteilung der Zeit und die objektive Messbarkeit gehören zu den Grundlagen unserer Zivilisation wie das Feuer und das Rad. Beide Errungenschaften sind auch aus unserem technisierten Alltag heute nicht mehr wegzudenken, auch wenn wir uns dies vielleicht gar nicht mehr so bewusst sind: Telefon- und Lohnabrechnungen, Börsengeschäfte oder das Generieren von Sicherheitscodes um nur ein paar Beispiele zu nennen, basieren auf der präzisen Messung der Zeit. Im zweiten Teil setzen wir unsere Geschichte der Uhr fort, mit dem Schwerpunkt auf der Entwicklung der Armbanduhr.

Bildquellen:
Teaser-Bild: Shutterstock
Header-Bild: Shutterstock