Weekly - Digitalisierung - was passiert mit meinem Job?

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Digitalisierung - was passiert mit meinem Job?

Von Hitzestau - 21.11.2016

Das Thema Digitalisierung habe ich vor ein paar Wochen schon mal aufgegriffen – und es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein. Einerseits ist das Schlagwort "Digitalisierung" sehr abstrakt, es geht um grosse Unternehmen die ihre Geschäftsprozesse optimieren und anpassen sollen. Aber dann ist sie auch sehr konkret: Günstige Tickets für den Zug lassen sich nur online kaufen, die Poststelle um die Ecke schliesst oder der eigene Job gilt als "bedroht", was so viel heissen will, dass meine Arbeit bald von einem Roboter, einer künstlichen Intelligenz oder vom Kunden selbst erledigt wird.

Quelle: Shutterstock

Bleiben wir für heute mal beim Thema Jobs. Ob man vor der ersten Berufswahl steht oder die weitere Laufbahn planen möchte – die Frage "Braucht es meine Arbeit in der Zukunft noch?" treibt wohl so ziemlich jeden um. Kein Wunder, da sind auch schnell Fragen wie Existenzängste und persönliche Sicherheit im Spiel.

Eine Informationsquelle dazu gibt es seit heute in der Schweiz: Die Webseite job-trends.ch gibt Auskunft darüber, wie es um Berufe bestellt ist und wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Tätigkeit durch Digitalisierung oder Verlagerung ins Ausland früher oder später wegfällt. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt des Verbands Angestellte Schweiz, politan.ch und der x28 AG.

Für jeden Beruf wird auf Grund der aktuell ausgeschriebenen offenen Stellen und einem Algorithmus ein Wert kalkuliert, der angeben soll, wie stark ein Beruf durch den erwarteten technologischen Fortschritt bedroht ist. Oder um es etwas überspitzt auszudrücken: Was früher ein Berufs- oder Karriereberater gemacht hat, wird hier durch eine Webseite und einen dahinterstehenden Algorithmus erledigt. Neu braucht es dafür Menschen, welche die Webseite technisch unterhalten und die Berechnungsformeln noch "intelligenter" machen – also laufende Entwicklungen und neue Datenquellen einfliessen lassen.

Aber machen wir doch die Probe aufs Exempel: Begriffe wie "Blogger" kennt job-trends.ch leider nicht. Die Begrifflichkeiten orientieren sich am International Standard Classification of Occupations (ISCO-08) und wurden von den Entwicklern ins Deutsche übersetzt. Auch ein Begriff wie "Kassierer" lässt sich nicht finden. Um die richtigen Begriffe zu finden, habe ich als Hilfe die Webseite berufsvorbereitung.ch benutzt. Um den Nutzen von job-trends.ch zu erhöhen, wäre es hilfreich, eine entsprechende Hilfestellung direkt auf der Seite zu integrieren.

Für uns als Blogger habe ich als Behelf die Jobbezeichnungen "Journalist" und "Marketingfachmann" verwendet, um zu sehen wie um unsere Branche und Tätigkeit bestellt ist. Den Journalist habe ich deshalb ausgewählt, weil der Beruf auch mit Schreiben und Publizieren zu tun hat. Der Marketingfachmann steht hier für die kommunikativen Aspekte, die ja auch zur Tätigkeit als Blogger gehören. Die Werte für die "Bedrohung durch Digitalisierung" liegen für die beiden Berufe zwischen 10 und 35 Prozent.

Bedrohung durch Digitalisierung für "Journalist" (10%). Quelle: job-trends.ch
Bedrohung durch Digitalisierung für "Marketingfachmann" (18-35%). Quelle: job-trends.ch

Die Orientierung am ISCO-08 Standard für Berufsbezeichnungen ist aber auch schon überholt. Viele Berufe verändern sich bereits und viele Tätigkeiten sind durch die Klassifizierung gar nicht erst erfasst. So hat zum Beispiel der Sozialarbeiter nur einen Bedrohungs-Wert von 5% – doch viele Tätigkeiten sind auch hier administrativer Art, und genau solche werden verschwinden. Darum bin ich mir nicht sicher, ob in diesem Fall die Gewichtung stimmt, oder ob der Sozialarbeiter noch nach einem überholten Berufsbild bewertet wird.

Für uns sind die Werte bis zu 35 Prozent ja noch eine ganz erfreuliche Perspektiven. Zum Vergleich, der Wert für Supermarkt-Kassierer und -Verkäufer sowie kaufmännische Angestellte liegt bei knapp 100%.

Spontan finde ich von diesen düsteren Aussichten für die sehr verbreiteten Berufsgruppen keinen guten Abschlusstext für meinen Beitrag. Ob ein Algorithmus oder eine Blogger-Software in der Cloud dies besser hinkriegen würde, würde mich schon interessieren.