Zu einer externen Grafikkarte oder kurz eGPU gehört ein separates Gehäuse, in dem die Karte verbaut ist. Wir stellen hier das Saturn Pro V2 vom Hersteller Mantiz vor und fassen unsere Erfahrungen als Anwender zusammen.
Das Thema eGPU interessiert uns schon länger und ganz konkret ist es eine Möglichkeit für uns, die interne Grafikkarte des iMac 27-Zoll mit einer leistungsstärkeren Karte zu ergänzen, denn Grafikleistung kann man in einem Computer eigentlich nie genug haben.
Ihr kennt das sicher auch: wenn man einen Notebook oder einen AIO-Computer zum Gamen oder für andere Grafik-hungrige Anwendungen nutzt, stösst man schnell an Grenzen: ein Hardware-Upgrade ist meist nicht möglich und vielleicht kämpft man sogar mit Throttling. Dieses kann verschiedene Ursachen haben, bedeutet aber, dass man die Leistung der GPU nicht mal vollständig abrufen kann. Natürlich kann auch der Prozessor ein Throttling-Verhalten zeigen.
Genau für so ein Szenario sind eGPU-Lösungen gedacht. Voraussetzung ist, dass der Computer über eine Thunderbolt 3-Schnittstelle mit expliziter eGPU-Unterstützung verfügt. Nur Thunderbolt 3 alleine reicht nicht, wie man am Beispiel der Notebooks und iMacs von Apple, die mit dem M1-Prozessor ausgestattet sind, sieht: nach aktuellem Stand der Dinge bieten diese Geräte zur Zeit keine eGPU-Unterstützung (Treiber-seitig).
Im Handel werden verschiedene Typen von eGPU angeboten: Die erste Gruppe kann man als Komplett-Lösungen bezeichnen. Sie werden mit integrierter GPU angeboten. Je nach Hersteller und Modell sind diese entweder fest verbaut oder können auch ausgetauscht werden. Die zweite Gruppe - und dazu gehört auch die hier von uns vorgestellte eGPU - sind reine Gehäuse, die ohne Grafikkarte verkauft werden. Sie verfügen über eine interne PCIe-Schnittstelle, wie man es vom Desktop-PC her kennt und über ein Netzteil zur Stromversorgung. Sie sind dafür konzipiert, eine handelsübliche Desktop-GPU aufzunehmen.
Unsere allerersten eGPU-Erfahrungen sind schon eine Weile her, im Jahre 2018 hatte Apple zusammen mit dem Hersteller Blackmagic Design eine eigene eGPU-Lösung bestehend aus Gehäuse und einer fest integrierten GPU auf den Markt gebracht. Wir hatten uns damit einen “Pro-Arbeitsplatz” mit einem MacBook Pro und zwei externen 4K-Bildschirmen aufbaut - leider jedoch nur temporär für einen Erfahrungsbericht.
Um jetzt flexibler bei der Auswahl einer Karte zu sein, aber wir uns für eine reine Gehäuse-Lösung entschieden. Wie schon erwähnt, handelt es sich dabei um das Saturn Pro V2 vom Hersteller Mantiz, welches wir schon seit rund 2 Monaten bei uns im Einsatz haben. Für das Saturn Pro V2 hatten wir uns entschieden, weil sein Netzteil mit 750 Watt im Vergleich zu Modellen von anderen Herstellern mehr Leistung liefert. Zudem kann es leicht ausgewechselt werden.
Wenn Ihr selber auf der Suche nach einer eGPU-Lösung seid, können wir Euch die Seite eGPU.io empfehlen. Dort findet Ihr nicht nur eine aktuelle Marktübersicht, sondern auch Ratgeber, Reviews und ein Forum.
Im folgenden Kapitel wollen wir Euch unser Saturn Pro V2 näher vorstellen. Wir konzentrieren uns dabei auf den Lieferumfang, den Aufbau des Gehäuses und die Inbetriebnahme.
Geliefert wird das Gehäuse gut und sicher verpackt.
In der Schachtel ist (ausser der Grafikkarte) alles drin, was man für die Inbetriebnahme benötigt. Dazu gehört auch das passive Thunderbolt-Kabel, welches mit seinen 70 cm eher knapp bemessen ist. Für einen ersten Testlauf reicht es aber allemal. Auf das Thema Kabellänge gehen wir dann weiter unten noch näher ein.
Zum Lieferumfang gehören:
- Thunderbolt 3-Kabel 70 cm
- Stromkabel (EU)
- SATA-Kabel
- Schrauben für SSD 2.5-Zoll Montage
Das Gehäuse macht einen sehr guten Eindruck, es ist sauber verarbeitet und überzeugt mit seinem schlichten Design. Die äussere Hülle besteht aus eloxiertem Aluminium in der Farbe Space Grey - eine andere Farbe war als wir es bestellt haben, auch nicht verfügbar.
Auf der Front und an den beiden Seiten bietet es Öffnungen für den Luftstrom, um die warme Luft nach aussen abzuführen. Neben der Thunderbolt 3-Schnittstelle und der Stromversorgung verfügt es über weitere Anschlüsse auf der Vorder- und der Rückseite, die wir in den technischen Spezifikationen am Schluss des Beitrags zusammengestellt haben.
Das Saturn Pro V2 ist modular nach einem ganz einfachen Konzept aufgebaut. Zum Öffnen und um die Grafikkarte einzusetzen, muss man auf der Rückseite eine Schraube von Hand lösen und schon kann man den Schlitten sehr einfach herausziehen.
Auf ihm ist die ganze Technik verbaut, also der Steckplatz für die GPU, das Netzteil und sowie ein Gehäuselüfter.
Jetzt kann man die Grafikkarte wie man es von einem PC-Mainboard her kennt, in den PCIe-Slot einsetzen und für die Stromversorgung die Karte mit dem Netzteil verbinden.
Wir zeigen Euch dies auf den Bildern unten am Beispiel einer ASUS GTX 1070. Aktuelle nutzen wir das eGPU-Gehäuse mit einer AMD RX 590, da für uns auch die macOS-Unterstützung wichtig ist. Beide Modelle sind allerdings weit entfernt von den aktuellen GPU-Generationen von AMD und NVIDIA. Uns geht es um das grundlegende Konzept einer externen Grafikkarte in einem speziell dafür entwickelten Gehäuse. Wenn wir eine “Ampere”-Karte von NVIDIA oder eine “Big Navi”-GPU von AMD in unser neues eGPU-Gehäuse stecken können, wäre das natürlich noch besser - und auch für Performance-Tests einiges aussagekräftiger. Aber eine aktuelle Grafikkarte zu bekommen, ist unter den aktuellen Umständen nur sehr schwer möglich.
Wie Ihr auf dem zweiten Bild seht, verfügt das Gehäuse auf der Rückseite über 2 Slotblenden. Die Karte selbst kann aber breiter sein. Die genauen Angaben zur maximalen Grösse der GPU findet Ihr ebenfalls in den technischen Spezifikationen am Schluss. Laut Herstellerangaben ist das Gehäuse generell kompatibel zu den aktuellen GPU-Modellen von NVIDIA und AMD - es kann aber Custom-Karten geben, die über die maximalen Spezifikationen des Saturn Pro V2 hinausgehen.
Das Gehäuse bietet Platz eine interne 2.5-Zoll SSD oder HDD mit SATA-Anschluss zu verbauen. Diese kann auf der Halterung neben dem Netzteil verschraubt werden.
Wenn man die GPU eingesetzt und am Netzteil angeschlossen hat, kann man das Gehäuse eigentlich schon wieder zu machen.
Um das eGPU-Case in Betrieb zu nehmen, sind nur wenige weitere Handgriffe nötig. Mit dem Thunderbolt 3-Kabel verbindet man eGPU und Computer, in unserem Fall ein Apple iMac 27-Zoll. Zudem muss man natürlich das eGPU-Case an den Strom anschliessen.
Das Thunderbolt 3-Kabel im Lieferumfang ist wie gesagt rund 70 cm lang. Um Gehäuse und Computer so wie oben abgebildet nebeneinander aufzustellen, ist es aber bereits zu kurz. Um flexibler zu sein und eine bessere Kabelführung zu ermöglichen, haben wir uns ein 2 Meter langes Kabel bestellt.
Aktive Thunderbolt 3-Kabel dieser Länge gibt es nur sehr wenige. Wir haben uns für das Kabel von Apple entschieden, weil es neben dem Thunderbolt 3-Protokoll auch USB in der Version 3.1 unterstützt. Kabel anderer Hersteller bieten oft nur eine USB 2.0-Übertragung. Im Apple Store schlägt das Kabel mit 139.00 Schweizer Franken zu Buche, und trägt damit ein gutes Stück zu den Gesamtkosten einer eGPU-Lösung bei. Es hat sich aus unserer Sicht aber gelohnt auf dieses Kabel zu setzen, denn wir hatten nie irgendwelche Kompatibilitäts-Probleme damit.
Zur Inbetriebnahme der eGPU gehören natürlich auch Fragen rund um Betriebssystem, Treiber und Installation. Diese können auch einiges an Überraschungen und Herausforderungen bereithalten. Getestet haben wir unsere eGPU sowohl unter Windows 10 als auch mit macOS. Zudem spielt es natürlich auch eine Rolle, ob man eine NVIDIA- oder eine AMD-Karte verwendet und aus welcher Baureihe diese stammen. Auf unsere Erfahrungen diesbezüglich werden wir in einem späteren Beitrag näher eingehen.
Im nächsten Beitrag schauen wir uns aber zuerst das modulare Konzept mit dem Schlitten, das Netzteil und die beiden im Gehäuse verbauten Platinen näher an.
- Abmessungen Gehäuse (LxHxB): 374 x 232 x 168 mm
- Gewicht: 4.59 kg (ohne GPU)
- Anschlüsse Frontseite: 3 x USB 3.1 Typ A / 1 x SD-Karte (4.0)
- Anschlüsse Rückseite: 1 x Thunderbolt 3 (USB-C) / 2 x USB 3.1 Typ A / 1 x Gigabit Ethernet
- Anschlüsse intern: 1 x PCIe (x16) mit 4 Lane PCI Express 3.0 / 1 x SATA
- Netzteil: 750 W / Efficiency 80 Plus Gold Energy Star 4.0
- Gehäuselüfter: 120mm / 17-35 dB
- maximale Abmessungen GPU (LxHxB): 336 x 160 x 59 mm (laut Hersteller-Angaben)