In unserer ersten grossen Themenserie in diesem Jahr dreht sich alles um das Thema 4K oder Ultra HD, abgekürzt UHD.
Das Thema an sich interessierte uns schon länger, denn unser aktueller Fernseher hat schon achteinhalb Betriebsjahre auf dem Buckel. Das sieht man dem Display unterdessen auch deutlich an, die Farbdarstellung wirkt verwaschen und die Vignettierung an den Ecken nimmt zu.
So traf es sich gut, dass Samsung es uns ermöglich hat, 4K mit eigenen Augen zu erleben.
Für uns tut sich damit eine neue Welt auf. Und genau darum geht es in unserer Serie. Wir schildern unsere Erfahrungen und was man beim Einstieg in die 4K-Welt so alles beachten muss. Denn einfach nur einen Fernseher mit der Bezeichnung "4K" oder "UHD" auf der Schachtel zu kaufen ist nur Anfang von einer Reise.
Woher kommen 4K-Inhalte? Sieht man die Unterschiede zu HD überhaupt? Was bedeutet HDR? Welche Kabel sind die richtigen, um meine Spielkonsole anzuschliessen? Oder muss ich einen neuen Receiver kaufen? Das sind nur ein paar der Fragen, die wir uns auch gestellt haben und nach und nach für uns beantwortet haben.
Doch bevor wir auf diese Fragen und aktuelle Technologien eingehen, wollen wir einen kurzen Blick zurück in die Vergangenheit werfen. "Flimmerkiste", "Pantoffel-Kino" oder einfach nur "Glotze" – das gute alte Fernsehen hat seit seiner Erfindung schon so einige Beleidigungen ertragen müssen. Wie die anderen Massenmedien auch, erlebt das Fernsehen seit einiger Zeit massive Veränderungen. Früher war der Fernseher ein Lagerfeuer, um das sich ganze Familien zusammenfanden, um das eine Programm zu schauen, das es gab. Der Fernseher – also das Gerät selbst – war sozusagen auch das Programm.
Technik aus dem 19. Jahrhundert
Technisch gesehen reicht die Geschichte des Fernsehens weit ins vorletzte Jahrhundert zurück. Der schottische Uhrmacher Alexander Bain und der deutsche Techniker Paul Nipkow legten damals die Grundlagen, ein Bild in einzelne Punkte und Zeilen zu zerteilen und elektronisch zu übertragen. Noch heute ist ein Fernsehbild aus Punkten aufgebaut, die in Zeilen angeordnet sind.
Funktionsweise der "Nipkow-Scheibe". Quelle: movie-college.de
Die erste öffentliche Fernsehübertragung fand zwar im Jahre 1926 statt, trotzdem dauerte es nochmals rund 40 Jahre bis das Fernsehen anfing sich zuerst in Amerika und mit rund 10 Jahren Verzögerung auch in Europa zum Massenmedium zu entwickeln.
Die Röhre wird flach
Bleiben wir zuerst beim Fernsehgerät. Dieses hat im Laufe Geschichte mehr als einen kompletten Technologiewechsel erlebt. Über mehrere Jahrzehnte dominierten die so genannten Röhrenfernseher die Wohnzimmer, zuerst mit Schwarz-Weiss Bildern, dann in Farbe. Technische Grundlage war die Kathodenstrahlröhre, die der deutsche Physiker Karl Ferdinand Braun bereits 1897 erfunden hatte.
Erst mit dem Aufkommen der Flachbildschirme in den 2000er Jahren fand ein grundlegender technologischer Wechsel statt. Zum Einsatz kamen zuerst LCD- später dann LED-Displays.
Die Bildqualität, also die Darstellung von Farben und Kontrasten, wurde über die Jahre genauso verbessert wie die Auflösung der Displays, d.h. die Anzahl der einzelnen Pixel. Röhrenfernseher besassen eine maximale Auflösung von 720×576 Bildpunkten. Ein grosser Sprung in der Bildqualität war die Einführung des High Definition-Standards HDTV mit 1920×1080 Bildpunkten. Als Übergangslösung ging diesem "HD Ready" voraus, welches aber nicht die volle HD-Auflösung besass. Damit verbunden war auch eine Veränderung des Bildformats, die Fernsehbildschirme wurden breiter. In Zahlen ausgedrückt bedeutete dies, dass das 4:3-Format dem neuen 16:9-Seitenverhältnis weichen musste. In deutschsprachigen Raum stellten die Fernsehsender in den Jahren 2010 bis 2012 auf das neue Format um.
Mit dem Wechsel auf 4K oder UHD vollzieht sich aktuell der nächste grosse Schritt in der Bildqualität. Die Anzahl Bildpunkte vervierfacht sich gegenüber dem HD-Standard. Parallel dazu werden auch neue Techniken wie HDR eingeführt, die eine Verbesserung bei der Darstellung von Kontrast und Farbe mit sich bringen.
Die Grafik unten zeigt, wie die Anzahl Bildpunkte über die verschiedenen Standards hinweg zugenommen hat. Und mit 8K ist bereits der nächste Schritt vorgezeichnet.
Quelle: Wikimedia
Die hier beschriebenen Entwicklungen bei der Bildwiedergabe – also auf dem Fernseher – gingen natürlich auch mit technischen Umwälzungen in der Aufnahme- und Produktionstechnik sowie der Übertragung einher. Mit der Einführung von HDTV begann auch die Umstellung der Übertragung vom analogen Signal zum Digital Video Broadcasting (DVB). Die Einführung von HDTV und 4K bedeuten für die Signalübertragung, dass viel mehr Bandbreite zur Verfügung stehen muss, da die Datenmenge viel grösser ist.
Wenig Sender machen Programm
Der Aufstieg des Fernsehens zum Massenmedium wurde in den einzelnen Ländern von grossen Sendeanstalten geprägt. Oft waren es Radiosender wie die britische BBC, die sich mit ihren Rundfunk-Programmen bereits einen Namen gemacht hatten. Zur Finanzierung der Fernsehsender wählten viele europäische Länder den Weg über gesetzlich festgelegte Gebühren und räumten in ihrer Gesetzgebung den nationalen Sendern eine Vormachtstellung im Markt ein. Zudem legten sie Richtlinien für die Programmgestaltung fest. Privates Fernsehen in Deutschland wurde beispielsweise erst ab den 1980er Jahren möglich.
In der Schweiz erhielt die Schweizerische Rundspruchgesellschaft (SRG), welche bereits den Radiosender "Beromünster" betrieb, vom Bund eine Fernseh-Konzession und begann ab 1953 ein tägliches Programm auszustrahlen. In Deutschland wurden die Radiogesellschaften der einzelnen Bundesländer zur ARD (Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland) zusammengeschlossen und begannen 1952 mit einem gemeinsamen Fernsehprogramm.
In den USA verlief der Weg etwas anderes. Privaten Anbietern wurde hier von Anfang an viel mehr Spielraum gewährt. Die grossen nationalen Networks NBC, CBS und ABC verfügten alle bereits über Netzwerke mit lokalen Radiostationen. CBS (Columbia Broadcasting System), damals mit Radiosendern und Schallplatten im Geschäft, strahlte 1939 die erste Fernsehsendung in den USA aus. Die erste Lizenz für den kommerziellen Fernsehbetrieb erhielt jedoch im Jahre 1941 die NBC (National Broadcasting Company), die ebenfalls Radiostationen betrieb und 1926 vom Konzern General Electric gegründet worden war.
Wie immer bei neuen technischen Entwicklungen wurde auch das Fernsehen von gewissen gesellschaftlichen Kreisen angefeindet. Seine Wirkung auf Kleinkinder und Jugendliche wurde – und wird bis heute – in der Kindererziehung diskutiert. Von "Verdummung" bis hin zu "Vereinsamung" lauteten die Vorwürfe, heute wird die gleiche Debatte unter dem Schlagwort "Medienkompetenz" weiter geführt und schliesst auch den Umgang mit Internet und Smartphones mit ein.
Und trotzdem ist das Fernsehen für Höhepunkte im modernen Kulturschaffen verantwortlich. Dazu gehören die legendären Soap Operas wie die britische Coronation Street und die deutsche Lindenstrasse sowie die Samstagabend-Shows von Hans-Joachim Kulenkampff (Einer wird gewinnen), Rudi Carrell (Rudi Carrell Show) und Frank Elstner (Wetten dass...?).
Frank Elstner mit Wetten dass..? Quelle: blick.ch
In den USA wurden verschiedene Late Night-Shows mit Moderatoren wie Johnny Carson (The Tonight Show), David Letterman (Late Show) oder Larry King (Larry King Live) zu regelrechten Institutionen. Heute weiss jeder, wer Mr. Spock, K.I.T.T, Matula, Schimanski oder die FBI-Agenten Mulder und Scully sind. Sie gehören zur Pop-Kultur und dem kollektiven Gedächtnis ganzer Generationen.
Neue Konsumgewohnheiten
Private und gebührenfinanzierte Sender unterscheiden sich zwar in der Gestaltung ihrer Programme, aber eines haben sie alle gemeinsam: sie strahlen ein lineares Programm aus, also eine Abfolge von einzelnen Sendungen. Doch gerade an diesem Punkt ist seit einziger Zeit vieles im Umbruch. Das klassische Fernsehprogramm wird zum Auslaufmodell.
Die Sehgewohnheiten und Bedürfnisse der Zuschauer haben sich gewandelt und mit ihnen die technischen Möglichkeiten. Dank vereinfachter Aufnahmetechniken ist es möglich, jede Sendung erst später anzusehen und nicht zwingend dann, wenn sie ausgestrahlt wird. Und die grossen Sendeanstalten, die einst den Aufstieg des Medium geprägt haben, sind längst nicht mehr die einzigen, die Inhalte für den Fernsehbildschirm anbieten.
Das Antennenkabel, welches man früher am Fernseher einsteckte, dürfte vielen noch ein Begriff sein. Abgesehen vom Videorekorder war es während Jahrzehnten der einzige Weg, wie Fernsehprogramme ins Haus und auf die Mattscheibe gelangten. Das Internet als Trägermedium hat auch den Begriff "fernsehen" neu definiert. Er umfasst heute neben dem linearen Programm der grossen Sendeanstalten und Spartensender auch On Demand- und Streamingdienste, Web-TV und Apps. Und auch auf Seiten der Empfangsgeräte hat sich vieles verändert: Dank dem Internet kann man auf jedem Computer, Tablet oder Smartphone Fernsehprogramme schauen. Und das neue 4K-Format findet von Jahr zu Jahr mehr Verbreitung. Unterdessen machen im Verkauf 4K-Fernseher knapp 70 Prozent aller verkauften Geräte aus.
Der Fernseher selbst ist zu einem grossen Bildschirm geworden, der aus vielen verschiedenen Quellen Bild und Ton zugespielt bekommt. Fernsehen zu schauen ist für den Zuschauer technisch komplexer geworden, denn wer die modernen Inhaltsangebote konsumieren will, muss mehr tun als die Antenne einzustecken und auf der Fernbedienung einen Sender zu wählen. Und genau darauf wollen wir in den weiteren Beiträgen unserer Serie näher eingehen.