Review - Ein Herz für die Apple Watch Series 4

Review

Ein Herz für die Apple Watch Series 4

Von Hitzestau - 24.12.2018

Die Apple Watch gibt es unterdessen in der vierten Modell-Generation. In den vergangenen rund dreieinhalb Jahren hat sie sich zu einem vielseitigen Begleiter im digitalen Alltag entwickelt. Wir stellen hier unsere Erfahrungen mit der Apple Watch Serie 4 vor und ziehen unsere persönliche Bilanz als Smartwatch-Nutzer.

Was ist neu bei Series 4?

Wie jede neue Modell-Generation ist auch die Apple Watch Series 4 eine Mischung aus technischer Weiterentwicklung und effektiven Neuerungen. Nachdem im vergangenen Jahr bei der Watch Series 3 die integrierte eSIM mehr Unabhängigkeit und Eigenständigkeit brachte, dreht sich bei der Series 4 fast alles ums Display.

Rein äusserlich betrachtet, ist die Apple Watch leicht grösser geworden, die neuen Gehäusegrössen werden mit 40 und 44 mm angegeben. Als Grösse wird immer die Distanz von Oberkante zur Unterkante des Gehäuses gemessen. Die Vorgängermodelle waren 38 bzw. 42 mm gross, die Apple Watch Series 4 ist also um ganze 2 mm grösser geworden, die Breite wurde natürlich proportional angepasst.

Quelle: Apple

Zwei Millimeter mehr Höhe tönt nicht nach viel, aber da gleichzeitig der Displayrand deutlich schmaler geworden ist und das Display bis ganz dicht an die äussere Gehäuseumrandung heranreicht, ergeben sich 30 Prozent mehr Display-Fläche gegenüber dem Vorgängermodell.

Aber auch in der Umrandung selbst hat sich einiges verändert. Die drehbare Digital Crown gehört nach wie vor zu den zentralen Bedienungselementen, aber neu verfügt sie über ein haptisches Feedback beim Drehen, genauso wie man es von mechanischen Uhren her kennt. Damit vermittelt die Apple Watch mehr das Gefühl von einer klassischen Uhr als früher. Das Mikrofon hat eine neue Position bekommen und der Lautsprecher bringt mehr Leistung, auch die Sprachqualität ist gegenüber der Watch Series 3 besser geworden. Dies zusammengenommen kommt auch der Walkie Talkie-Funktion zu Gute, die zu den Neuerungen in watchOS 5 gehört. Dabei handelt es sich um eine direkte Sprachverbindung zwischen zwei Apple Watches und funktioniert von der Bedienung her ähnlich wie bei einem Funkgerät. Man kann Einladungen an Freude versenden und sich dann direkt mit ihnen unterhalten.

Walkie-Talkie-Funktion.
Quelle: Apple

Grösseres Display und neue Zifferblätter

Die Unterseite der Apple Watch Series 4 besteht aus Keramik und Saphirglas, so dass die Funkwellen für einen verbesserten Mobilfunk leichter hindurch dringen können. Sozusagen das "Herzstück" der Apple Watch ist der S4-Chip mit einem 64-Bit-Dual-Core-Prozessor, der die doppelte Geschwindigkeit bei gleichbleibender Akkulaufzeit liefert. Er sorgt unter anderem für ein flüssiges Benutzererlebnis im Alltag und einen deutlichen beschleunigten Update-Prozess.

Das grössere Display verändert das Erlebnis mit der Apple Watch in verschiedenen Bereichen: Es dominiert das Design, denn das Display geht beinahe randlos in den Gehäuserahmen über. Aber auch die gesamte Benutzeroberfläche von watchOS 5 und von vielen Apps wurde für das grössere Display optimiert. Die gesamte Anzeige lässt sich besser auf einen Blick erkennen, Schriften werden grösser dargestellt und sind leichter lesbar und die Komplikationen wurden verbessert um präziser und informativer zu sein. Für die Darstellung steht bei der 44mm-Gehäusegrösse eine Auflösung von 368 x 448 Pixel zur Verfügung. Die maximale Helligkeit beträgt 1000 Nits, damit ist das Zifferblatt auch draussen immer gut ablesbar.

Auch die Zifferblätter wurden überarbeitet, neue Zifferblätter wie zum Beispiel Infograph nutzen die Vorteile des Displays der Series 4 voll aus. Wie man auf dem Screenshot unten sieht, finden auf ihm bis zu acht Komplikationen Platz.

Quelle: Apple

Auch wenn es nicht den jedermanns persönlichen Geschmack trifft, es zeigt jedoch gut, wieviele Informationen sich auf relativ engem Raum unterbringen lassen.

Das grössere Display macht viel aus. Man kann Informationen besser erkennen und ablesen. Die Darstellung von Schriften ist nochmals schärfer und präziser geworden. Auch das Auswählen von einzelnen Apps ist dank dem Zuwachs an Fläche einfacher geworden.
Archangel von hitzestau.com

Aber auch bei der Displaytechnik gibt es Veränderungen: Bei der Watch Series 4 setzt Apple zum ersten Mal auf die LTPO-Technik (Low-Temperature Polycrystalline Oxid) als Hintergrundbeleuchtung für das OLED-Display. Diese ist im Vergleich zur Watch Series 3 sparsamer im Energieverbrauch und verbessert damit die Akkulaufzeit der Series 4 über den Tag hinein.

Was uns an der Apple Watch gefällt

Hersteller Apple positioniert die Watch als digitalen Assistenten in den Bereichen Gesundheit, Fitness (Training und Aktivitätstracker) und Kommunikation. In allen drei Bereichen sind mit der neuen Hardware und den Neuerungen von watchOS neue Funktionen hinzugekommen.

Doch anstatt diese alle einfach aufzulisten, wollen wir in diesem Kapitel versuchen zu schildern, wie wir die Apple Watch im Alltag nutzen.

Eine Funktion haben wir zwar aktiviert, aber bisher glücklicherweise nie benutzen müssen: Die Watch Series 4 kann mit Hilfe der neuen Beschleunigungs- und Gyrosensoren schwere Stürze des Watch-Trägers zu erkennen. Wenn die Watch nach einem Sturz keine Bewegungen mehr erkennt, kann sie einen Notruf tätigen.

Quelle: Apple

Zudem hat die Apple Watch ein kontinuierliches Auge auf die Herzfrequenz ihres Trägers. Die Daten kann man wie gewohnt auf dem Display abrufen und sie werden automatisch auch in Apple Health übertragen. Mit watchOS 5 hat Apple die Herzfrequenz-App ausgebaut. Neu zeigt sie nicht nur den Verlauf und die zuletzt gemessene Herzfrequenz an, sondern auch die Durchschnittswerte beim Gehen und in Ruhe.

Die Herzfrequenz-App gehört nach wie vor zu meinen Lieblings-Apps auf der Apple Watch. Zusammen mit den Daten meines Blutdruckmessgerätes habe ich im Apple Health so meine wichtigsten Messwerte immer im Blick und sehe wie sich sich im Tagesverlauf entwickeln.
Archangel von hitzestau.com
Quelle: Apple

Und mit watchOS 5 kann die Apple Watch nicht nur bei zu hohem, sondern auch bei zu niedrigem Ruhe-Puls ihren Besitzer warnen.

Das Bezahlen mit Apple Pay gehört für uns seit einem Jahr zum Alltag. Und mit der Watch ist das natürlich besonders einfach – man muss nur das Handgelenk ans NFC-Terminal halten und schon hat man an der Ladenkasse oder beim Self-Checkout bezahlt. Voraussetzung ist, dass die Watch entsperrt am Handgelenk getragen wird und man die Seitentaste zweimal anklickt, um die Zahlung zu autorisieren.

Quelle: Apple

Was sich bei uns ebenfalls fest in den Alltag integriert hat, ist das Entsperren von macOS-Geräten, dass Passwort muss man dann nur noch beim Hochfahren des Geräts eingeben. Gut ist, dass das Entsperren auch in der Kombination Apple Watch Series 4 + macOS High Sierra funktioniert und Apple nicht zwingend macOS Mojave voraussetzt. Die Authentifizierung von verschiedenen Diensten funktioniert unterdessen auch sehr einfach über Benachrichtigungen, dafür muss die App nicht extra auf der Watch installiert sein.

Die Unabhängigkeit der Watch vom iPhone kommt vor allem beim Musikhören zum Tragen. Beim Training kann das Smartphone einfach in der Tasche bleiben, wenn man die Watch direkt mit einem Bluetooth-Kopfhörer verbindet. Aber auch sonst ist die Watch gut geeignet um Musik-Apps auf dem iPhone zu steuern, ohne es selbst aus der Jackentasche nehmen zu müssen.

Die Aufzählung unserer Watch-Anwendungen liesse sich sicher noch weiter fortsetzen, und dabei bin nicht einmal jemand, der im grossen Stil Apps installiert. Die Grundausstattung der Apple Watch ist schon sehr umfangreich. Auch für einfache Interaktionen wie Benachrichtigen aus den Apps ist die Watch sehr praktisch, um immer am Ball zu bleiben. Auch einfache Antworten lassen sich mit ihr verfassen und versenden, dazu muss man nicht immer das Smartphone hervornehmen. Und manchmal achte ich auch auf den Aktivitätstracker und lasse mich ermuntern aufzustehen oder freue mich, wenn ich meine Ziele erreicht habe.
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Elektrokardiogramm

Mit dem Update auf watchOS 5.2 ist die EKG-Funktion auch bei uns in der Schweiz und in 18 anderen europäischen Ländern frei gegeben worden. Wir ergänzen daher unser Review vom Dezember 2018 um dieses Kapitel.

Um die EKG-App zu verwenden, müssen iPhone und Watch auf die neusten Versionen von iOS und watchOS aktualisiert werden. Anschliessend kann man in der Health-App auf dem iPhone die Einrichtung starten. Diese umfasst nur wenige Schritte, aber man merkt wie wichtig es Apple ist, dem Benutzer zu erklären, was die EKG-Funktion genau tut und was man von ihr erwarten kann bzw. was nicht.

Die EKG-App zeichnet die elektrischen Impulse, die das Herz schlagen lassen, in Form eines Elektrokardiogramms auf. Die EKG-App ermittelt anhand dieser Impulse die Herzfrequenz und prüft, ob die Herzkammern gleichmässig schlagen. Ein ungleichmässiger Herzschlag (Herzrhythmusstörung) kann ein Zeichen für das so genannte Vorhofflimmern sein.

Es ist aber auch wichtig zu wissen, wo die Grenzen sind: So kann die EKG-App nicht feststellen, ob man einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder ein Blutgerinnsel hat.

Das Aufzeichnen eines Elektrokardiogramms ist sehr einfach. Man muss dazu die EKG-App auf der Watch öffnen, den Arm ruhig halten und einen Finger auf die Digital Crown legen.

Die Aufzeichnung startet automatisch und dauert 30 Sekunden.

Danach wird die umgehend die Auswertung angezeigt. Die Details lassen sich auch in der Health-App auf dem iPhone abrufen. Im Idealfall stellt die Watch einen Sinusrhythmus, also einen regelmässigen Herzschlag fest. Wenn ein unregelmässiger Herzschlag festgestellt wurde, wird dies als Vorhofflimmern angezeigt. Als “uneindeutig” werden Aufzeichnungen bezeichnet, welche die Watch nicht eindeutig auswerten konnte. Zudem können Aufzeichnungen mit einem Puls unter 50 oder über 120 ebenfalls nicht eindeutig klassifiziert werden.

Modelle und Armbänder

Bei der Gestaltung der einzelnen Modell-Reihen zeigt Apple über die Jahre sehr viel Kontinuität. Alle Armbänder sind mit der Series 4 kompatibel, auch wenn bei ihr die Gehäusegrössen angepasst wurden.

Die Apple Watch Series 4 ist in den beiden Gehäusegrössen 40 und 44mm erhältlich, als Gehäusematerialien kommen Edelstahl und Aluminium zum Einsatz. Beide sind in drei Farben Silber, Gold und Space Grau erhältlich. Mit Nike+ und der Apple Watch Hermès Kollektion pflegt Apple auch mit der Series 4 zwei Partnerschaften weiter.

Bei den Armbändern bietet Apple eine breite Palette an verschiedenen Materialen und Farben, wobei die einfachen Sport Loops sich zu unserem persönlichen Favoriten entwickelt haben. Sie sind leicht und luftdurchlässig und lassen sich gut reinigen. Der grösste Vorteil ist jedoch, dass man sie dank dem Klettverschluss stufenlos verstellen kann.

Quelle: Apple

Fazit

Das grössere Display macht sich im Alltag deutlich bemerkbar, man kann die Informationen leichter und schneller ablesen. Kurze Texte lassen sich dank dem besseren Schriftbild ebenfalls leichter auf der Watch lesen als früher. Auch der Zuwachs an Performance im Vergleich zur Series 3 ist deutlich spürbar: nicht nur beim Wechseln zwischen Apps sondern auch beim Einspielen von Updates vom iPhone aus. Dies geht deutlich schneller als früher. Die Akkuleistung kann ebenfalls überzeugen, im Schnitt mussten wir die Watch jeden zweiten Tag aufladen, wobei natürlich Funktionen wie das Musikhören den Akku stärker beanspruchen.

Beim Design hat Apple die Digital Crown der Version mit eSIM etwas zurückhaltender gestaltet. Die eSIM wurde ja schon mit der Series 3 eingeführt und rückblickend gesagt, war es explizit die eSIM, welche die Apple Watch in der Entwicklung einen grossen Schritt nach vorne gebracht hat. Auch wenn man im Alltag nicht ständig auf die eSIM angewiesen ist, gibt sie der Watch doch mehr Eigenständigkeit und man nimmt sie nicht immer nur als blosse "Ergänzung" zum Smartphone war.

Als Kritikpunkt an der Hardware können wir eigentlich nur – wie bereits im vergangenen Jahr – vorbringen, dass es zu begrüssen wäre, wenn Apple alle Modelle mit dem kratzfesteren Saphirglas ausstatten würde. Denn jetzt muss man sich als Kunde zwischen einem leichten Gehäuse oder einem besser gegen Kratzer geschützten Glas entscheiden, da nur das Edelstahl-Gehäuse über das kratzfeste Saphirglas verfügt. Das Glas der Alu-Gehäuse ist anfälliger gegen Mikrokratzer.

Auch wenn die Smartwatch-Euphorie verflogen ist und manche Apps nicht mehr weiterentwickelt werden, muss man anerkennen, dass es Apple mit viel Kontinuität geschafft hat, die Apple Watch in das eigene Öko-System zu integrieren. Dazu tragen auch die "kleinen Dinge" wie das Entsperren von macOS-Geräten oder das Bezahlen mit Apple Pay bei, die wie selbstverständlich reibungslos funktionieren.

Für neue Besitzer einer Apple Watch empfehlen wir wie immer das online verfügbare Benutzerhandbuch von Apple, hier werden Inbetriebnahme sowie alle Funktionen und Einstellungen sehr anschaulich erklärt.

(Update vom 4. April 2019)

Mit der Zulassung der EKG-Funktion in der Schweiz bietet die Watch nun für Schweizer Käufer den vollen Funktionsumfang. Der Gesundheitsaspekt ist mit dem EKG um ein interessantes Feature erweitert worden. Durch das Tragen der Watch am Handgelenk lässt sich auf einfachste Weise ein EKG aufzeichnen. Bei Verdacht, dass etwas mit dem eigenen Herzen nicht in Ordnung ist oder dass ein anderes gesundheitliches Problem vorliegen könnte, raten wir dringend, einen Arzt aufzusuchen.