Review - Apple MacBook Pro 2016 im Test

Review

Apple MacBook Pro 2016 im Test

Von Hitzestau - 23.01.2017

Da steht er nun bei uns auf dem Schreibtisch – der neue MacBook Pro mit 15-Zoll Display, Baujahr 2016.

15″ MacBook Pro.
Quelle: Apple

Wir versuchen uns hier so unvoreingenommen wie möglich an ihn heranzutasten. Die Notebooks von Apple sind immer ein bisschen von einer Aura des Besonderen umgeben, auch wenn die Schachtel spartanischer geworden ist als früher.

Wenn man ihn zum ersten Mal aus der Schachtel nimmt und aufklappt, fallen einem sofort ein paar Dinge ins Auge: Einen Powerknopf sucht man vergeblich, das Gerät fährt beim Aufklappen sofort selber hoch und startet das Setup. Der Notebook ist extrem schlank und flach, kein Vergleich zu früheren Modell-Generationen. Das Trackpad ist dafür auf die doppelte Grösse angewachsen – und genau, der Apple-typische Klang beim Einschalten ist verstummt.

15″ MacBook Pro.
Quelle: Apple

Unser Testgerät ist ein MacBook Pro 15 Zoll mit folgenden Spezifikationen: 2.7 GHz Intel Core i7 / 512 GB SSD / Radeon Pro 455 mit 2 GB

15″ MacBook Pro.
Quelle: Apple

Gehäuse und Verarbeitung

Gegenüber dem Vorgänger aus dem Frühjahr 2015, hat Apple für den neuen MacBook Pro ein rundum neues Gehäuse im bekannten Stil entwickelt. Das Gehäuse ist wie man es von MacBook Pros seit Jahren kennt, komplett aus Aluminium gefertigt. Aber ist massiv schlanker geworden, das Display ist mit 15.4-Zoll gleich gross geblieben, die Abmessungen des gesamten Gerätes ist jedoch geschrumpft. Brachte es er der MacBook Pro 2015 noch auf etwas über zwei Kilogramm Gewicht und eine Dicke von 1.8 cm, bringt der neue MacBook Pro nur 1.83 Kilo auf die Waage und ist nur noch 1.55 cm dick.

Wenn man das Gerät im Profil anschaut, merkt man wie dünn das Display geworden ist. Was etwas schade ist, ist dass der Apple auf der Rückseite nicht mehr leuchtet, sondern nur noch silbrig verspiegelt ist.

15″ MacBook Pro.
Quelle: Apple

An der linken und rechten Unterkante fallen die Lüftungsschlitze durch sehr scharfe Kanten etwas unangenehm auf, dasselbe gilt auch für die vordere Kante: sie könnte ruhig etwas mehr abgerundet sein, man spürt sie deutlich, wenn man beim Schreiben die Handauflage benutzt oder länger mit dem Trackpad arbeitet. Das Scharnier des Display hält das Display immer im eingestellten Winkel, das einhändige Aufklappen des Geräts klappt allerdings wenig gut.

Erhältlich ist der MacBook Pro in zwei Farben, dem klassischen Silber sowie neu auch in Space Grey.

Tastatur und Trackpad

Wer bisher ältere MacBook Pro Modelle benutzt hat, muss sich bei der Tastatur umgewöhnen. Die Tasten zeichnen sich durch einen sehr geringen Hub aus und vermitteln ein knackiges und präzises Schreibgefühl. Verantwortlich dafür ist ein so genannter Butterfly-Mechanismus. Die einzelnen Tasten sind nicht flach, sondern haben eine ganz leichte Vertiefung in der Mitte, dadurch trifft man beim Schreiben jede Taste optimal

Auf ihr kann man echt schnell schreiben und ich vertippe mich sogar weniger oft als sonst.
Archangel von hitzestau.com

Zudem ist jede Taste einzeln hintergrundbeleuchtet, nur ganz wenig Licht scheint neben den Tasten hervor. Allerdings hat der Mechanismus einen ziemlich scharfen Klang, wie eine Schere die sehr schnell auf und zu gemacht wird. Dies nimmt man dann als lau wahr. Man tut gut daran, dass eigene Tippverhalten etwas anzupassen und nicht mehr so fest auf die Tasten zu drücken.

Beim Force Touch Trackpad fällt einem sofort die Grösse auf – gegenüber dem Vorgänger ist es rund doppelt so gross wie vorher. Das Trackpad vermittelt immer noch das Apple-typische flüssige Gefühl beim Arbeiten – darauf werden später im Artikel näher eingehen. Befürchtungen wie man würde es beim Schreiben auf der Tastatur ständig mit den Handballen berühren, haben sich bei uns nicht bewahrheitet.

Das Trackpad ist das beste und angenehmste, was ich je benutzt habe.
Monk-Trader von hitzestau.com

Als Force Touch-Trackpad erkennt es verschiedene Druckstärken, was zum Beispiel beim Markieren und Verschieben von Dateien zum Einsatz kommt. Das braucht etwas Übung am Anfang.

Display

Das Retina-Display gehört ohne Zweifel zu den Highlights des Macbook Pro. Schriften werden gestochen scharf dargestellt und die Farben sind sehr leuchtend und kräftig. Helligkeit und Kontrast wurden gemäss Angaben von Apple gegenüber früheren Modellen verbessert. Der dargestellte Farbraum entspricht dem P3-Standard, der bei Apple schon in den Displays der neusten iPhone- und oPad-Generation sowie bei den iMacs eingesetzt wird. Es verfügt über eine Diagonale von 15.4 Zoll bei einem Seitenverhältnis von 16:10. Es ist somit gleich gross wie beim Vorgänger, auch wenn das Gehäuse von links nach rechts rund einen Zentimeter weniger breit ist.

15″ MacBook Pro.
Quelle: Apple

Touch Bar und Touch-ID

Die Touch Bar ist ein neues Bedienungselement, sie befindet sich oberhalb der Tastatur, wo früher die Funktionstasten angesiedelt waren.

Touch Bar MacBook Pro.
Quelle: Apple

Sie ersetzt nicht einfach die Funktionstasten, die Touch Bar passt sich immer an die Applikation an, die man gerade verwendet. Rechts befindet sich der so genannte Control Strip, der immer vier Funktionen anzeigt. Links wird immer ESC oder eine ähnliche passende Funktion beispielsweise DONE dargestellt. Mit dem Pfeil lassen sich die Icons der Touch Bar über die ganze Breite ausklappen.

Quelle: Apple

Die Touch Bar lässt sich individuell konfigurieren, allerdings hat Apple dies in den Einstellungen etwas (zu gut) versteckt, man findet das Konfigurationsmenü unter den Einstellungen für die Tastatur. Per Drag-and-Drop lassen sich die einzelnen Buttons austauschen.

Quelle: Apple

Abgesehen von Standard-Funktionen der System-Steuerung nutzen die einzelnen Apps die Touch Bar sehr unterschiedlich. Zum Zeitpunkt unseres Testes (Dezember 2016 / Januar2017) waren dies die meisten Apple-eigenen Apps und Adobe Photoshop. Andere Hersteller haben ebenfalls Updates mit Touch Bar-Unterstützung angekündigt.

So unterschiedlich kann sich die Touch Bar präsentieren, mit einem Druck auf die FN-Taste auf der Tastatur kann man die klassischen Funktionstasten (F1 – F12) aufrufen:

Quelle: Apple

Im Gegensatz zu Display oder Tastatur, ist eine Anpassung der Helligkeit der Touch Bar ist nicht möglich. Bekannte Apple-Technologien wie Force Touch oder Force Feedback sind nicht integriert. Ganz rechts hingegen befindet sich die Taste für Touch ID. Sie lässt sich wie eine klassische Taste hinunterdrücken und ersetzt den Knopf zum Ein- und Ausschalten des Notebooks. Mit dem Fingerprint-Reader ermöglicht sie ein paar neue Funktionen, wie beispielsweise den Login in den Benutzer-Account, das Bezahlen mit Apple Pay oder den Wechsel zwischen Benutzer-Accounts auf dem Gerät.

Konnektivität

Was Schnittstellen angeht, hat Apple einen harten Schnitt gemacht: Der MacBook Pro verfügt – ausser dem Kopfhöreranschluss – nur noch über USB-C / Thunderbolt 3-Anschlüsse. Auch einen dedizierten Stromanschluss mit MagSafe sucht man vergeblich, aufladen kann man den Notebook über jeden der vier Anschlüsse.

Die Anschlüsse entsprechen alle dem USB-C-Standard, je nach Modell ist jedoch die maximale Datenübertragungsgeschwindigkeit der einzelnen Schnittstellen unterschiedlich. Beim MacPro 15″ sind alle vier Anschlüsse gleich leistungsstark.

15″ MacBook Pro.
Quelle: Apple

Zudem verfügt der MacBook Pro über WLAN und Bluetooth. Das mitgelieferte Netzteil bringt es auf 87 Watt Leistung. Wie bei Apple aktuell üblich, wird das Netzteil direkt in die Steckdose gesteckt. Dann manchen sich die rund 300 Gramm Gewicht unangenehm bemerkbar.

Lautsprecher

Links und rechts vom Trackpad sind die Lautsprecher untergebracht. Sie liefern ein gutes Klangbild. Uns ist aufgefallen, dass sich das Klangbild sofort verändert, wenn man die Hände auf die Handauflage abstützt, um auf der Tastatur zu schreiben. Das ist ziemlich irritierend und auch störend. Zudem spürt man dann auch, wie das ganze Gerät vibriert. Um Musik zu hören, haben wir vorzugsweise einen Kopfhörer benutzt, der 3.5mm Klinkenstecker befindet sich auf der rechten Seite beim MacBook Pro.

Technische Spezifikationen

Hier haben wir die wichtigsten Angaben zum 15-Zoll Modell zusammengestellt.

  • Abmessungen (H x B x T): 1,55 x 34,93 x 24,07 cm
  • Gewicht: 1,83 kg
  • Farben: Silber oder Space Grau
  • Display: 15,4″ Diagonale / 16:10 / 2880 x 1800 Pixel / 220 ppi / IPS mit LED Hintergrund-Beleuchtung
  • Display-Helligkeit: 500 Nits
  • Display-Farbraum: P3
  • Arbeitsspeicher: 16 GB 2133 MHz LPDDR3
  • Prozessor: 2,6 GHz Quad‑Core Intel Core i7 (Turbo Boost bis zu 3,5 GHz) / 6 MB L3 Cache / andere Ausstattungs-Varianten verfügbar
  • Grafikkarte: Radeon Pro 450 mit 2 GB Speicher / andere Ausstattungs-Varianten verfügbar
  • Speicher: 256 GB SSD auf PCIe Basis / andere Ausstattungs-Varianten verfügbar
  • Schnittstellen: 4x USB-C Thunderbolt 3 / 3,5 mm Kopfhöreranschluss
  • WLAN: 802.11ac / IEEE 802.11a/b/g/n
  • Bluetooth: 4.2
  • Kamera: 720p FaceTime HD Kamera
  • Akku: Lithium-Polymer
  • Betriebssystem: Auslieferung mit macOS Sierra (10.12)

Apple MacBook Pro Line-Up

Neben dem MacBook Pro mit 15-Zoll Display und Touch Bar gibt es den 13-Zöller ebenfalls mit Touch Bar sowie in einer Ausführung ohne die Touch Bar. Die 13-Zoll Modelle verfügen alle über keine dedizierte Grafikkarte, zudem gibt es Unterschiede bei der Anzahl und Leistung der USB-C Anschlüsse.

MacBook Pro Line-up 2016.
Quelle: Apple

Was steckt im neuen 15-Zoll MacBook Pro? Wir konnten uns in den vergangene Wochen ein detailliertes Bild machen. Während unserer Testzeit haben wir den Notebook für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt, unter anderem auch für die Content-Erstellung für unseren Blog: Die Video-Recordings und den Schnitt für unser Review zur Sony PlayStation VR, welches wir noch vor den Weihnachten veröffentlicht hatten, haben wir mit ihm gemacht. Für das Capturing vom Gameplay aus der VR-Brille haben wir den Live Gamer Extreme von avermedia eingesetzt. Da dessen Software nur unter Windows läuft, haben wir auf dem MacBook Pro mit Boot Camp auch gleich Windows 10 installiert. Die Bearbeitung der aufgenommenen Videos haben wir dann wiederum unter macOS mit Final Cut X gemacht. Dazu haben wir ehrlich gesagt wieder "Blut geleckt" was das Arbeiten mit macOS betrifft.

Das gute MacBook Pro Erlebnis

Bevor wir auf ein paar spezielle Eigenheiten eingehen, bleiben wir erstmal beim Gesamteindruck. Da steht für uns das Erlebnis mit Trackpad, Tastatur und Display im Vordergrund.

Für mich ist das Trackpad die Zentrale für das Apple-typische flüssige Arbeiten mit macOS: Fingergesten erkennt das Trackpad so schnell und präzise wie kein anderes, mit welchem wir in letzter Zeit in Berührung gekommen sind: Mit drei Fingern nach oben wischen, öffnet Mission Control, mit nach links oder rechts kann durch alle offenen Apps durchblättern. Schon fast unschlagbar komfortabel ist das vor- und zurückblättern im Browser beim Surfen.
Archangel von hitzestau.com

Unser eigener 15 Zoll-MacBook Pro ist ein Modell aus dem Jahre 2010. So war für uns die Erfahrung mit dem Force Touch Trackpad ebenfalls neu, denn dieses Technologie hat Apple erst im 2015 in die Notebooks übernommen, die Grundidee von Force Touch kennen wir natürlich schon vom iPhone. Ein paar Gesten, die wir bisher nur von iOS kannten, hat Apple auch für die macOS-Plattform übernommen. Das gefällt uns sehr gut, denn es macht das Arbeiten unter macOS noch flüssiger. Das Trackpad ist sehr nahe an der Touchbedienung, wie man sie vom Smartphone oder Tablet gewohnt ist. Deshalb ist es auch nur richtig, dass Apple darauf verzichtet hat, das ganze Display des Notebooks touchtauglich zu machen und seinem bisherigen Konzept treu geblieben ist.

macOS hat viele kleine Feinheiten, die das Arbeiten damit angenehm machen. Und beim 2016er MacBook Pro kommen das Display und Trackpad dazu, die wirklich exzellent sind.
Monk-Trader von hitzestau.com
15″ MacBook Pro.
Quelle: Apple

Als nächstes wollen wir auf ein paar einzelne Aspekte des 15 Zoll-MacBook Pro eingehen, Spot on...

Touch Bar

Die Touch Bar wurde an der Keynote Ende Oktober 2016, in der das neue MacBook Pro vorgestellt wurde, als die grosse Innovation präsentiert, welche die Interaktion mit dem Notebook und den Programmen grundlegend verändert.

Touch Bar MacBook Pro.
Quelle: Apple

Nach ein paar Wochen eigener Erfahrung sind wir zum Schluss gekommen, dass uns die Touch Bar in der Praxis nicht überzeugt hat: Sie unterstützt unseren Workflow am Notebook nicht – im Gegenteil sie bremst ihn aus.

Das MacBook Pro hat ein supergutes Trackpad und eine sehr gute Tastatur. Zudem sind die wichtigen Tastatur-Shortcuts bei mir in Fleisch und Blut.
Archangel von hitzestau.com

Da die Touch Bar auch innerhalb der einzelnen Programme ihre Anzeige ständig ändert, muss man immer wieder den Blick auf die Touch Bar richten und schauen, welche Funktionen sie gerade anzeigt. Und wenn man mit einem Programm arbeitet, welches man nicht sehr gut kennt, kommt das Konzept der Touch Bar erst recht an seine Grenzen.

Wenn man ein Programm nicht sehr gut kennt, und bei mir war das mit Final Cut X der Fall, ist es schwierig mit der Touch Bar zu arbeiten, denn man weiss ja nicht sicher, welche Funktionen sich hinter den angezeigten Symbolen verbergen.
Monk-Trader von hitezstau.com
Touch Bar, 13″MacBook Pro.
Quelle: Apple

Im Gegensatz zu einer Taste oder dem Trackpad gibt die Touch Bar keinerlei spürbares oder akustisches Feedback. Man hat auch keinen Anhaltspunkt, wo man sich mit dem Finger gerade befindet, bei einer Tastatur sind ja die Buchstaben F und J spürbar markiert. Auf Berührungen, wenn zum Beispiel mit einem angezeigten Slider die Helligkeit regulieren will, reagiert sie sehr präzise. Die Helligkeit der Touch Bar passt sich immer an die Umgebung an, allerdings kann man als Anwender die Helligkeit nicht selber auf null stellen, das kann beim Schauen von Videos via Netflix schon recht stören. Sie braucht sehr lange, bis sie selber ausschaltet.

Durch ihre Position oberhalb der Tastatur kommt es automatisch zu einer etwas unergonomischen Handhaltung, wenn man die Touch Bar intensiv nutzt. Wir haben uns deshalb überlegt, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, ein Bedienungsfeld wie die Touch Bar ins Trackpad zu integrieren. Dort agiert man eh schon mit den Fingern und man hätte auch gleich die Force Touch-Haptik des Trackpads benutzen können. Damit wäre der gesamte Workflow aus unserer Sicht flüssiger und logischer, denn die Touch Bar wäre neben Tastatur und Trackpad kein drittes, eigenständiges Element sondern besser ins gesamte Bedienungskonzept eingebunden.

Aktuell wird die Touch Bar primär von den Apple-eigenen Programmen und Adobe Photoshop unterstützt. Eine Unterstützung für Office 365 ist bei Microsoft in Vorbereitung. Beim Blick in den AppStore sieht man schnell, welche Programme aktuell die Touch Bar bereits unterstützen.

Quelle: Apple

Touch ID

Die Touch ID ist ganz rechts in der Touch Bar integriert. Sie ist ein klassischer Button zum Herunterdrücken und dient auch als Knopf für einen Hardreset. Das Konzept, was man schon von den Mobile Geräten her kennt, hat Apple jetzt auf den Notebook übertragen. Sie funktioniert mit grosser Präzision und Schnelligkeit, wenn man einen Finger erfasst hat, und sich per Fingerprint in den eigenen Account einloggen will. Allerdings hat Touch ID im System nicht durchgängig die gleiche Integrations-Tiefe, wie man es von iOS-Geräten gewohnt ist. Manche Programme verlangen für die Installation explizit das Administrator-Passwort. Auch beim ersten Login nach dem Aufstarten ist immer zwingend das Passwort erforderlich.

Schnittstellen und Adapter

Bei den Schnittstellen hat Apple einen radikalen Schnitt im Vergleich zu den Vorgänger-Modellen gemacht. Ein einfacher USB auf USB-C Adapter war denn auch der erste, den wir uns zugelegt haben, als wir das MacBook Pro frisch für unseren Test bekommen haben. Ohne den Adapter hätten wir den Live Gamer Extreme von avermedia gar nicht anschliessen können.

Adapter USB-A auf USB-C.
Quelle: Apple

Um den 15 Zoll-MacBook Pro im normalen Alltag zu nutzen, kommt man also um den einen oder anderen Adapter nicht herum. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die vier USB-C Schnittstellen maximale Flexibilität bieten. Es spielt keine Rolle mehr, ob sich eine bestimmte Schnittstelle links oder rechts befindet, man steckt das Kabel einfach auf der Seite ein, wo es vom Setup her gerade am besten passt. Den Wegfall von MagSafe sehen wir nicht als Problem, da der Stecker beim Vorgänger-Modell schon die Tendenz hatte schnell abzuknicken und andere eingesteckte Kabel von der magnetischen Sicherung eh nicht profitierten. Und da jetzt auch der Strom via eine der USB-C Schnittstellen übertragen wird, kann man im Notfall sogar ein anderes Netzteil verwenden, um den Notebook aufzuladen.

Zu begrüssen wäre es, wenn Apple – ähnlich wie beim iPhone 7 – auch beim neuen MacBook Pro einen Standard-Adapter wie USB auf USB-C beilegen würde. Das würde einem erlauben, direkt nach dem ersten Auspacken wenigstens ein herkömmliches USB-Gerät anzuschliessen. Ein Leben ohne Adapter gab in den letzten Jahren bei den Vorgängermodellen auch nie, da Schnittstellen und Peripheriegeräte sich immer in einem Umbruch befinden.

Vor ein paar Jahren musste ich immer einen VGA-Adapter dabei haben, um den Macbook Pro an einen Beamer anschliessen zu können. Heute muss man halt ein paar andere Standard-Adapter dabei haben, wenn man ausser Haus unterwegs ist. Das ist auch eine Frage der persönlichen Organisation." (Archangel von hitzestau.co

Wie schon in den letzten Jahren, überlässt Apple die Entwicklung und den Verkauf von Adaptern zum Teil Drittherstellern. Hier ist ein Markt für verschiedene Docking-Stations und Dock-Lösungen entstanden, welche verschiedene Anschlüsse in einem separaten kompakten Gerät replizieren. Damit lassen sich Kabelsalat und die Anzahl verschiedener Adapter natürlich auch reduzieren.

Windows 10 mit Boot Camp

Wie bereits eingangs erwähnt, haben wir auch eine Boot Camp Installation mit Windows 10 eingerichtet. Grundsätzlich ist Boot Camp eine gute Sache, denn es macht die macOS-Geräte von Apple extrem flexibel.

Dabei sind uns mehrere Dinge explizit aufgefallen: Der Akkuverbrauch war viel höher als unter macOS, die durchschnittliche Laufzeit lag bei rund 3 Stunden. Zudem gibt es Probleme mit dem WLAN-Treiber: Das 2,4 GHz-Netz läuft nicht sehr stabil und schnell. Im 5 GHz-Netz kann der Treiber nicht den 40 MHz-Standard nutzen, sondern nur das 20 MHz-Band. Nachdem wir dies an unserem WLAN-Access Point entsprechend eingestellt hatten, konnte sich der Notebook auch ins 5 GHz-Netz einbuchen. Vorher hatte er das Netz zwar erkannt, aber das Einbuchen klappte nicht. Die verbaute WLAN-Karte kann das 40 MHz-Frequenzband grundsätzlich nutzen: Unter macOS tut sie das auch, unter Windows liegt es an den Treibern von Boot Camp, dass hier die Leistung beschnitten wird.

Generell scheinen die Treiber unter Boot Camp noch nicht alle reibungslos zu funktionieren: Dass es wegen fehlerhafter Treiber zu Hardware-Defekten kommt, darf nun wirklich nicht passieren. Kurz nach dem Verkaufsstart hatte es Berichte von zerstörten Lautsprechern gegeben. Bislang hat Apple unter Boot Camp einfach die Lautstärke um die Hälfte reduziert.

Die Touch Bar funktioniert unter Boot Camp ebenfalls, aber sie passt sich nicht an verschiedene Programme an. Was via Boot Camp zur Verfügung gestellt wird, sind die Buttons für die Regelungen der Helligkeit von Display und Tastatur, die Steuerung für einen Media-Player und die ESC-Taste. Mit Drücken der FN-Taste kann man die Funktionstasten F1 bis F12 anzeigen.

Akkulaufzeit

Bei uns hielt der Akku im Schnitt 5 bis 7 Stunden bei Tärtigkeiten wie Texte schreiben, Internetrecherche und Musik hören. Wenn man mit einer Aufgabe wie Videokodieren Last angelegt, ging die Restlaufzeit jedoch schneller nach unten. Rund um die Akkulaufzeit gab es viel negative Berichterstattung, zu der auch der Test von Consumer Report gehörte. Unterm Strich scheint es so, dass das Marketing von Apple mit der Formulierung "bis zu 10 Stunden" falsche Erwartungen geweckt hat. Und da das Gehäuse an Volumen gegenüber dem Vorgänger-Modell abgenommen hat, ist auch der Akku kleiner geworden: Es ist Apple jedoch nicht gelungen, durch technische Weiterentwicklung oder den Einsatz stromsparender Komponenten den effektiven Verbrauch zu reduzieren. Im Gegenteil, mit der Touch Bar und der gesteigerten Display-Helligkeit sind sogar neue Verbrauche hinzugekommen.

Ausser der Anzeige auf dem Display sieht man zudem nicht mehr, ob der Akku geladen wird oder nicht. Weder der USB-C Stecker noch das Netzteil selber haben eine kleine LED, die Auskunft gibt, dass der Akku geladen wird. Auch die praktische Ladestandsanzeige aussen am Gehäuse gibt es leider nicht mehr.

Kritikpunkte

Den MacBook Pro kauf man genau mit der Ausstattung, wie man ihn während der gesamten Lebensdauer benutzen wird. Nachträgliche Hardware-Upgrades von RAM oder SSD sind nicht möglich. Diese fehlende Aufrüstbarkeit ist bei der MacBook Pro-Reihe schon länger ein Thema. In den Reaktionen zum aktuellen Modell sieht man deutlich, dass hier verschiedene Philosophien und Ansprüche aufeinander prallen.

Zu reden gab auch die Ausstattung mit maximal 16 GB Arbeitsspeicher, die gegenüber dem Vorgänger-Modell nicht angepasst wurde. Ebenfalls in diese Kategorie fällt aus unserer Sicht auch der Speicher der dedizierten Grafikkarte, der in der Grundausstattung 2 GB umfasst und auf maximal 4 GB vergrössert werden kann. Gerade angesichts eines Displays mit 2560 x 1600 Pixeln und 227 ppi beim 15 Zoll-Gerät sind aus unserer Sicht 4 GB Grafikspeicher recht mager. Und wenn manche Spiele heute schon 3 – 4 GB voraussetzen, wie wird es denn bei einer Lebensdauer des Geräts von mehreren Jahren aussehen?

Die Kritik an der Ausstattung und die fehlende Aufrüstbarkeit lässt sich auf eine Frage zuspitzen: Ist das ein "Pro"-Gerät? Dass unser MacBook Pro Baujahr 2010 heute noch in Betrieb ist, liegt auch daran, dass wir bei ihm die HDD durch eine schnellere SSD austauschen und den Arbeitsspeicher auf 8 GB aufstocken konnten. Auch die internen Lüfter liessen sich in regelmässigen Abständen gut reinigen. In der Bauweise entwickelt Apple seine Notebooks in Richtung Smartphone und Tablets, was bei gewissen Kunden gar nicht gut ankommt. Wie sehr diese Wegwerfmentalität zum grünen Image von Apple passt, ist ebenfalls eine offene Frage.

Für viele Anwender sind die MacBook Pro-Modelle Arbeitstiere von denen bezüglich Rechen- und Akkuleistung viel abverlangt wird. Der Unmut wurde umso grösser, als verschiedene Medien berichteten, dass die Marketing-Abteilung von Apple ein möglichst dünnes und schlankes Gerät wollte, währendem die Ingenieure gerne mehr "Power" verbaut hätten. Wenn ein schlankes Design zu Lasten der Leistung geht, sind das aus unserer Sicht auch die falschen Prioritäten.

Fazit

Somit bleibt für uns ein sehr zwiespältiges Fazit: Alles was wir dem 15 Zoll-MacBook Pro während unserem Test machen wollten, konnten wir ohne Probleme mit ihm erledigen. Die Verarbeitung, das Display sowie Tastatur und Trackpad sind einfach nur erste Klasse. Er läuft mit macOS – und da gefällt uns der flüssige Workflow sowie das gute Zusammenspiel zwischen Gerät und Software. Warum allerdings die Lautsprecher für einen Notebook derart hohe Dezibelwerte erreichen müssen, konnten wir uns auch nicht erklären. Dasselbe gilt auch für das Netzteil, es ist zu gross und schwer, um es direkt in eine Steckdose oder Steckleiste einzustecken.

Mit dem neuen Design hat Apple aber auch festgelegt, wie sie die Kategorie Notebook für die Zukunft – oder wenigstens für die nächsten paar Jahre – sehen: Ein schlankes und leichtes Gerät mit fest verbauter Tastatur und ohne Touch-Display. Die Touch Bar hat uns in ihrer jetztigen Form nicht überzeugt. Aus unserer Sicht würde eine Kombination aus Touch Bar und Trackpad jedoch mehr Sinn machen. Trotzdem zahlt man als Kunde für dieses Experiment einen nicht unerheblichen Aufpreis. Und wenn man den Notebooks als Workstation mit externer Tastatur und Trackpad/Maus benutzt, fällt das Konzept der Touch Bar schon wieder in sich zusammen.

Den etwas radikal wirkenden Entscheid, nur noch USB-C Schnittstellen zu verbauen begrüssen wir, aber es wäre schon angebracht, hier wenigstens einen Adapter (USB-A auf USB-C) beizulegen.

Mit seiner Philosophie, immer flachere und schlankere Geräte zu bauen, ist Apple mit dem aktuellen MacBook Pro etwas übers Ziel hinausgeschossen: Es kann nicht sein, dass Akkuleistung oder Ausstattung mit RAM sich dem Design unterordnen müssen. Auch praktische Dinge wie die LED zur Ladestands-Anzeige des Akku sind verschwunden. Rein hardwaremässig gesehen würde das neue Modell eher als neues MacBook Air durchgehen, aber dafür ist der Preis eindeutig zu hoch. Wegen der integralen Bauweise empfehlen wir zudem, beim Kauf eines neuen MacBook Pro auf jeden Fall einen Protection Plan hinzuzufügen.