Review - Zwei Fliegen mit einer Klappe?

Review

Zwei Fliegen mit einer Klappe?

Von Hitzestau - 19.12.2018

Beim letzten Update des MacBook Pro im Juli dieses Jahres wurde auch eine externe Grafikkarte (eGPU) vorgestellt, die Hersteller Blackmagic Design zusammen mit Apple entwickelt hatte. Wir haben dies zum willkommen Anlass genommen nicht einfach ein weiteres Review zum MacBook Pro zu schreiben, sondern das noch relativ neue Konzept mit einer externen Grafikkatze bei uns im Alltag zu testen.

Wir haben dafür einen "Pro"-Arbeitsplatz zusammengestellt, bestehend aus einem MacBook Pro, der eGPU und zwei 4K-Monitoren von LG. Alle Geräte wurden uns für einen Testzeitraum von zwei Monaten zur Verfügung gestellt. Für den "Pro"-Arbeitsplatz hat uns dieses Foto inspiriert, welches Apple vor längerer Zeit an einer Keynote gezeigt hatte:

Quelle: Apple

Arbeitsplätze mit zwei oder noch mehr Monitoren sind ja heutzutage grundsätzlich nichts mehr aussergewöhnliches. In der Werbung zeigt Apple immer wieder schön eingerichtete Arbeitsplätze, uns ging es jetzt darum, selber damit praktische Erfahrung zu machen. Das besondere darin ist die Kombination eines Desktop-Arbeitsplatzes und mobilem Arbeiten auf Basis von einem Notebook – in unserem Fall der 15-Zoll MacBook Pro.

Die eGPU fungierte bei uns als Bindeglied zwischen Notebook und den Monitoren. Auch wenn der 15-Zoll MacBook Pro selber bis zu zwei Displays mit 5K (5120 x 2880) oder vier Displays mit 4K (4096 x 2304) ansteuern kann, bringt der Einsatz einer eGPU mehrere Vorteile, auf die wir in unserem Erfahrungsbericht näher eingehen werden. Unsere Berichterstattung beginnen wir hier mit der Vorstellung unserer Hardware-Basis:

  • Notebook: Apple MacBook Pro 15 Zoll (Mid 2018) mit macOS Mojave (10.14)
  • externe Grafikkarte: Blackmagic eGPU
  • Monitor: LG 27UK600-W (2 Stück)

Apple MacBook Pro 15 Zoll

Ein MacBook Pro braucht man eigentlich gar nicht vorzustellen... Ausführliche Reviews zu den 13- Zoll– und 15-Zoll-Modellen der vierten Generation des MacBook Pro haben wir früher schon publiziert.

Apple 15 Zoll MacBook Pro.
Quelle: Apple

Das Gehäuse-Design entspricht aktuell immer noch dem Modell, welches im Herbst 2016 mit der damals neu eingeführten Touch Bar vorgestellt wurde. Die letzte Aktualisierung im Juli 2018 (Mid 2018) brachte bei verschiedenen Aspekten einige Weiterentwicklungen:

Die Prozessoren gehören zur achten Generation von Intel ("Coffee Lake"), erstmals sind Intel Core i7 und i9-Prozessoren mit sechs Kernen verbaut. Der Arbeitsspeicher kann optional bis auf 32 GB aufgerüstet werden und der Speicher der dedizierten AMD Radeon Pro-Karten beträgt immer vier GB. Seit Ende November sind neu zudem die Radeon Pro Vega 16 / 20 optional auswählbar, ebenfalls mit 4 GB Speicher.

Beim Display sind Auflösung und ppi unverändert geblieben, es hat jedoch neu die True Tone-Technologie integriert. Die Tastatur hat Apple gegenüber den Vorgänger-Modellen ebenfalls verbessert. Die Mechanik der Tasten ist jetzt weniger anfällig gegen kleine Dreck-Partikel, die bei Benutzung unter die Tasten geraten können.

Apple 15 Zoll MacBook Pro.
Quelle: Apple

Ebenfalls neu im MacBook Pro ist der Apple T2 Chip, der im Herbst 2017 beim iMac Pro eingeführt wurde. Er sorgt für eine bessere Systemsicherheit mit Unterstützung für sicheres Booten und Speicherverschlüsselung.

Alle technischen Spezifikationen zum 15-Zoll MacBook Pro findet Ihr zusammengefasst am Ende des zweiten Artikels.

Blackmagic eGPU

Die externe Grafikkarte von Blackmagic wurde zeitgleich mit der letzten Aktualisierung der MacBook Pro-Reihe im Juli 2018 vorgestellt. Hersteller Blackmagic Design hat die eGPU zusammen mit Apple entwickelt.

eGPU von Blackmagic Design.
Quelle: Blackmagic Design

Das Gehäuse wirkt zwar auf den ersten Blick etwas eigenwillig, ist aber dennoch sehr ansprechend. Die warme Luft wird im Gehäuseinneren mit einem Lüfter nach oben abgeführt. Die Grundfläche von rund 18 x 18 cm ist möglich, weil im Inneren keine herkömmliche PC-Grafikkarte steckt, sondern eine massgeschneiderte Platine, auf der alle Komponenten untergebracht sind. Dies hat allerdings auch zur Folge, dass sich die eGPU von Blackmagic nicht aufrüsten lässt.

Bei der Grafikkarte handelt es sich um eine AMD Radeon Pro 580. Sie verwendet den gleichen Chip mit der Polaris-Architektur, wie er auch auf der AMD Radeon RX 580 verbaut wird. Die RX 580 ist jedoch für den Einbau in PC-Gehäusen gedacht, dafür benötigt sie einen PCIe-Slot auf dem Mainboard. Die Pro 580 ist für Notebooks und flache All-In-One-Gehäuse konzipiert. Beide verfügen über 8 GB Speicher, nur die Leistungsdaten sind bei der Pro 580 im Vergleich zur RX 580 etwas reduziert.

Zur Verbindung mit dem Computer nutzt die eGPU die Thunderbolt 3-Schnittstelle. Auf der Rückseite verfügt sie über folgende Anschlüsse:

  • 2x Thunderbolt 3
  • 1x HDMI 2.0
  • 4x USB 3.1
eGPU von Blackmagic Design.
Quelle: Blackmagic Design

Über die Thunderbolt 3-Schnittstelle kann der Notebook auch mit 85 Watt Leistung aufgeladen werden. Dass die eGPU über zwei Thunderbolt 3-Schnittstellen verfügt, ist eine Besonderheit, auf deren Bedeutung wir weiter unten noch eingehen werden. Die meisten anderen eGPU-Gehäuse die aktuell im Handel angeboten werden, verfügen meistens nur über eine Thunderbolt 3-Schnittstelle.

Zum Lieferumfang neben dem Stromkabel ein 0,5 Meter langes Thunderbolt 3 Kabel um eGPU und Computer miteinander zu verbinden. Kabel um eGPU und Monitore miteinander zu verbinden, sind nicht im Lieferumfang enthalten.

Alle technischen Spezifikationen zur Blackmagic eGPU findet Ihr zusammengefasst am Ende des zweiten Artikels. Der Hersteller hat kürzlich noch eine zweite eGPU vorgestellt. Sie basiert auf der Radeon RX Vega 56-Grafikkarte von AMD und bietet auf der Rückseite zusätzlich einen DisplayPort-Anschluss (1.4).

LG 27UK600-W

Bei den Monitoren hatten wir uns für unseren Arbeitsplatz für zwei 27-Zöller mit 4K-Auflösung von LG entschieden. Das Display wird von einem sehr schmalen Rahmen umgeben, nur die untere Kante mit dem LG-Logo ist etwas breiter. Die Rückseite des Monitors ist weiss, hier befinden sich auch alle Anschlüsse und die VESA-Halterung. Das OSD (OnScreen Display) lässt sich sehr einfach über einen kleinen Joystick bedienen, der an der unteren Kante angebracht ist. Über den Stick wird der Monitor auch ein- und ausgeschaltet. Der Fuss ist leicht geschwungen und lässt sich nicht in der Höhe verstellen.

Monitor LG 27UK600-W.
Quelle: LG

Das 16:9-Display liefert ein gestochen scharfes Bild, das bei 60 Hz sehr ruhig ist. Die Farbkalibrierung ist ab Werk bereits sehr gut eingestellt. Das Display ist gleichmässig hell, Lichthöfe haben wir keine feststellen können. Dank der ISP-Technologie ist es sehr blickwinkelstabil. Es beherrscht die AMD FreeSync-Technologie und wird mit HDR-Unterstützung beworben, obwohl die maximale Helligkeit unter dem VESA-Standard für HDR-Displays bleibt.

Monitor LG 27UK600-W.
Quelle: LG

Für den Transport ist der Monitor sehr gut verpackt, wobei die Schachtel von aussen überrascht schmal ist. Der Fuss muss beim Aufstellen zuerst montiert werden, was sehr einfach zu bewerkstelligen ist. Alle notwendigen Schrauben sind dafür mitgeliefert, an Werkzeug wird nur ein Kreuzschlitz-Schraubenzieher benötigt. Der Fuss selber wirkt etwas filigran, der geschwungen geformte Teil muss komplett auf der Unterlage aufliegen, damit er dem Monitor genügend Standfestigkeit verleihen kann.

Monitor LG 27UK600-W.
Quelle: LG

Ebenfalls im Lieferumfang enthalten sind ein HDMI- und ein DisplayPort-Kabel.

Alle technischen Spezifikationen zum LG 27UK600-W findet Ihr zusammengefasst am Ende des zweiten Artikels.

macOS und eGPU

Die Unterstützung für externe Grafikkarten gehört zu den wichtigsten Neuerungen in macOS in den letzten Jahren. Um die Blackmagic eGPU in Verbindung mit einem Mac-Computer verwenden zu können, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Betriebssystem macOS High Sierra 10.13.4 oder neuer / macOS Mojave 10.14
  • Thunderbolt 3-Schnittstelle am Mac

Wer die eGPU explizit für das interne Display verwenden will – also in Verbindung mit einem iMac, iMac Pro, Mac mini, MacBook Air, MacBook Pro – benötigt auf jeden Fall macOS Mojave.

Quelle: Apple

Generell gesagt bringt eine eGPU in Verbindung mit einem Mac folgende Vorteile:

  • Mehr Grafikleistung (Chip und Speicher), insbesondere für Modelle ohne dedizierte Grafikkarte
  • Verbindung zusätzlicher externer Monitore
  • Verwendung von VR-Headsets
  • Berechnungen (z.B. Transkodieren von Videos, maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz, wissenschaftliche Simulationen)

Gedanken zum Aufstellen

Wenn man einen solchen Arbeitsplatz einrichten will, gibt es ein paar Aspekte, die man vorher bedenken sollte oder über die man sich im Klaren sein muss.

Platzbedarf

Dazu gehört zu allererst die notwendige Tischfläche. Denn wenn man zwei Monitore, einen Notebook und eine eGPU auf einem Schreibtisch aufstellen will, braucht in erster Linie mal jede Menge Platz, in der Breite wie auch in der Tiefe der Tischplatte.

Platzbedarf eGPU

Das Gehäuse der eGPU von Blackmagic hat eine quadratische Grundfläche von rund 18 x 18 cm. Es ist damit im Vergleich zu anderen eGPU-Lösungen eher schlank und nimmt nicht viel Tischfläche in Anspruch. Viele Gehäuse, die für externe Grafikkarten angeboten werden, sind von der Form her eher länglich und verbrauchen daher mehr Platz.

Quelle: Blackmagic Design

Das liegt daran, dass in ihnen eine handelsübliche Grafikkarte verbaut ist, deren Platine eine Länge zwischen 25 bis 30 cm aufweist. Bei einer solchen Bauweise sollte man auch beachten, wie die warme Abluft aus dem Gehäuse abgeführt wird, denn man sollte keinen warmen Luftzug direkt in die Augen bekommen. Das Gehäuse der eGPU von Blackmagic ist so konzipiert, dass die warme Abluft nach oben abgeführt wird.

Als Vergleich haben wir hier Bilder von einem Gehäuse eines anderen Herstellers für eine externe Grafikkarte eingefügt. Die ASUS ROG XG Station 2 ist 45.6 cm lang und 15.8 cm breit, sie beansprucht also viel mehr Platz als die Lösung von Blackmagic. Im Bild ganz rechts sieht man wie im Gehäuse eine handelsübliche PC-Grafikkarte untergebracht ist. Im Gegensatz zum Konzept von Blackmagic ist man allerdings frei bei der Auswahl der Karte.

ASUS ROG XG Station 2

Eine Zusammenstellung von eGPU-Gehäusen von verschiedenen Herstellern findet Ihr auf egpu.io.

Schnittstelle USB-C / Thunderbolt

Ein zentrales Element bei einem System mit einer externen Grafikkarte ist Thunderbolt 3. Wir haben hier die offizielle Infografik von Intel eingebunden, sie fasst übersichtlich alle wissenswerten Informationen zum Thema Thunderbolt 3 zusammen.

Quelle: Intel

Etwas verwirrend kann es werden, wenn Begriffe wie "USB-C" und "Thunderbolt 3" miteinander vermischt werden, denn sie bedeuten nicht dasselbe. USB-C ist die Bezeichnung für den Stecker bzw. den Anschluss in einem Gerät. Über diesen können jedoch verschiedene Protokolle und Datentypen übertragen werden: Das Thunderbolt 3-Protokoll bündelt die Übertragung von Video- und Audiosignalen, sowie Strom und Daten und stellt vier PCI Express-Lanes (Gen 3) zur Verfügung.

Und um nochmal das Thema Platzbedarf aufzugreifen, bei Thunderbolt 3 muss man auch dem Thema Kabellänge Beachtung schenken. Ein längeres Kabel macht das Aufstellen unter Umständen flexibler, dabei kommt es aber auch darauf an, wo am Gehäuse der eGPU die Thunderbolt 3-Schnittstelle untergebracht ist.

Bei Thunderbolt 3 ist es so, dass bei Kabeln die länger als 50 cm sind, die Übertragungsrate auf die Hälfte, also auf 20 GB/s zusammenschrumpft. Vermeiden kann man dies, wenn man aktive Kabel verwendet, diese versprechen 40 GB/s bis auf eine Länge von zwei Metern. Bei aktiven Kabeln kann es dann aber wiederum sein, dass USB nur nach den 2.0-Spezifikationen übertragen wird.

Wie bereits erwähnt, verfügt die eGPU von Blackmagic über zwei Thunderbolt 3-Schnittstellen. Eine ist für die Verbindung zum Notebook gedacht, die andere bietet sich für eine so genannte "Daisy Chain"-Verkabelung an. Dabei wird das Signal von einem Monitor zum nächsten weitergeleitet, es setzt aber voraus, dass die Monitore über die entsprechenden USB-C-Schnittstellen (Ein- und Ausgang) verfügen. Über eine Daisy Chain lassen sich auch andere Geräte wie beispielsweise externe Laufwerke anschliessen, insgesamt sind bis zu sechs Geräte in einer Kette möglich.

Unser Aufstellen und Verkabeln

Wie bereits angesprochen, braucht man recht viel Schreibtischfläche, um einen solchen Arbeitsplatz einzurichten.

Unser Tisch war zwei Meter lang und es blieb nicht allzu viel übrig auf der rechten Seite, nachdem wir alles aufgestellt hatten. Und dabei darf man nicht vergessen, dass wir "nur" zwei 27-Zoll Monitore hatten – mit 32-Zöllern würde der Platzbedarf noch entsprechend steigen.

Für die Monitore standen uns auf Grund von Lieferschwierigkeiten leider keine Schwenkarme zur Verfügung, so dass wir uns mit Backsteinen als Unterlage behelfen mussten, um die Monitore auf dem Tisch auf die richtige Höhe zu bekommen. Denn die Höhe der Oberkante der Bildschirme muss stimmen, sonst passt es von der Ergonomie her nicht.

Der mitgelieferte Fuss der LG-Monitore war uns zu niedrig und er lässt sich auch nicht in der Höhe verstellen. Aus unserer Sicht ist das sehr schade, da das Display eine sehr gut Bildqualität liefert. Auch eine Drehung ins Hochformat (Pivot) ist mit diesem Fuss nicht möglich. Damit er dem Monitor genügend Standfestigkeit verleihen kann, muss der geschwungene Teil des Fusses komplett auf der Unterlage aufliegen.

Eine andere Frage war in welchem Winkel die Monitore zueinander stehen sollen – wir haben einen Monitor so aufgestellt, dass man frontal davor sitzt, und den rechts angewinkelt.

Die Position von Notebook und eGPU zueinander war durch die Kabellänge des Thunderbolt 3-Kabels, welche die beiden miteinander verbindet, vorgegeben. Das von Blackmagic mitgelieferte Kabel ist 50 cm lang. Bei dieser Kabellänge ist man auch – wie wir bereits erklärt hatten – auf der sicheren Seite, die maximale Datenübertragung von 40 GB/s unter Thunderbolt 3 wirklich nutzen zu können.

Die beiden Monitore haben wir direkt mit der eGPU verkabelt. Da sie keinen USB-C Anschluss besitzen, war eine so genannte "Daisy Chain" nicht möglich. Daher haben wir die beiden Monitore wie folgt verkabelt: HDMI auf HDMI / USB-C auf HDMI (kein Thunderbolt!)

Das MacBook Pro wollten wir im aufgeklappten Zustand als dritten Bildschirm benutzen.

Daher mussten wir eine externe Tastatur und ein externes Trackpad bzw. eine Maus verwenden. Die Nutzung der Touchbar auf dem MacBook Pro war somit nicht mehr praktikabel.

eGPU unter macOS

Wenn alles aufgestellt und verkabelt ist, zeigt macOS mit diesem Symbol in der Menüleiste an, dass die eGPU betriebsbereit ist und verwendet wird. Eine Installation von Treibern ist nicht notwendig. Die eGPU fügt der Menüleiste das Icon hinzu, dass man hier ganz links sehen kann:

Quelle: Apple

Aber nur weil ein externer Monitor an der eGPU angeschlossen ist, heisst das noch lange nicht, dass Anwendungen sie auch automatisch nutzen. Unter macOS Mojave ist es relativ einfach zu bestimmen, dass eine App die eGPU nutzen soll. Via Finder / Informationen kann man die Option Externe GPU bevorzugen aktivieren (im Englischen: "Prefer external GPU").

Quelle: Apple

Unter dem Vorgänger macOS High Sierra war dies noch nicht so komfortable gelöst. Hier kann man beispielsweise das Script set-eGPU.sh verwenden. Im Forums-Thread auf egpu.io findet man eine Anleitung, wie man es herunterladen und nutzen kann.

Verwendet man wie wir einen 15 Zoll-MacBook Pro mit dedizierte Grafikkarte, verfügt das gesamte System über total drei Grafikarten: Die im Intel-Prozessor integrierte Grafikeinheit, die dedizierte Karte und die eGPU. Dies stellt auch die Entwickler von Programmen vor neue Herausforderungen, den es fügt einen zusätzlichen Level bei der Aufgabenverteilung zwischen den einzelnen GPU’s hinzu.

Genauso einfach wie erste Inbetriebnahme gestaltet sich auch die laufende alltägliche Nutzung der eGPU. Dafür dass das Konzept eGPU noch relativ neu ist, hat sich der Betrieb bei uns als grösstenteils sehr stabil und ohne Probleme gezeigt. Wenn es jedoch zu Problemen kam, liessen sich diese nur durch einen Neustart des MacBook Pro beheben.

Einrichten Bildschirme

Wenn man den Arbeitsplatz zum ersten Mal in Betrieb nimmt, warten noch zwei weitere Aufgaben: In den Systemeinstellungen von macOS haben wir die ingesamt drei Bildschirme arrangiert und den mittleren als Hauptbildschirm definiert. Die Dockleiste haben wir ganz rechts aussen positionieren müssen, was zum Arbeiten nicht ganz so optimal war, aber der mittlere Bildschirm akzeptiert die Dockleiste nur, wenn sie unten positioniert ist.

Wenn man insgesamt drei Bildschirme in Betrieb hat, legt man mit dem Cursor gefühlt viele Kilometer zurück. Viele "Strecken" kann man sich ersparen, wenn man verstärkt auf die Tastenkombinationen von macOS setzt, zum Beispiel "Apfel-Leertaste" um die Spotlight-Suche zu aktivieren. Auf diesem Weg lassen sich sehr schnell Programme starten.

Neben der Ausrichtung der Bildschirme zueinander muss man sich auch mit dem Thema Scaling, also der Vergrösserung der Darstellung auf dem Display auseinandersetzen. Da wir zwei Monitore mit 4K-Auflösung zur Verfügung hatten, mussten wir eine gewisse Vergrösserung einstellen, da sonst Texte und Icons zu klein dargestellt würden. Denn es gibt nichts unangenehmeres, als ständig die Augen zusammenkneifen zu müssen, wenn man vor dem Bildschirm sitzt. macOS und sämtliche Programme, die wir installiert hatten, können ohne Probleme mit der Skalierung umgehen.

Wir haben uns ein Scaling von 125 bzw. 150 Prozent entschieden, jeder nach seinen persönlichen Vorlieben. Die Bildschirmanzeige entsprach dann einer WQHD (2560×1440)- bzw. einer FullHD (1920×1080)-Auflösung, einfach mit mehr Pixeln als bei einem Monitor mit der nativen Auflösung. Die beiden 4K-Monitore von LG haben uns hierbei sehr scharfes und knackiges Bild geliefert.

Arbeitsplatz-Erlebnis

Nun wollen wir auf unser "Gesamterlebnis" mit diesem Typ von Arbeitsplatz zu sprechen kommen, wie wir es im Einstieg schon angesprochen hatten. Auf Basis von einem Notebook vereinigt dieser Typ von Arbeitsplatz einen Desktop (mit eGPU und 2 LG-Displays) und mobiles, ortsunabhängiges Arbeiten (nur Notebook).

Quelle: Blackmagic Design

Die hohe Flexibilität – also das unkomplizierte Wechseln zwischen Arbeiten am Schreibtisch und Mobilität – ist für uns eine der Stärken eines solchen Arbeitsplatzes. Die kritischsten Momente waren daher das An- und Abhängen des MacBook Pro.

Um das Setup auf dem Schreibtisch in Betrieb zu nehmen, muss man nur ein Kabel einstecken und hat sofort mehr Bildschirmfläche zum Arbeiten zur Verfügung. Angesichts der hohen Informationsfülle von heute ist dies eine willkommene Vergrösserung der Arbeitsfläche. Das Netzteil des MacBook Pro bleibt dabei im Rucksack, weil er via eGPU geladen wird.

Wenn wir den Notebook an die eGPU angeschlossen haben, lief dieser bereits. Anschliessend haben wir die beiden Monitore eingeschaltet, beim rechten Monitor mussten wir öfters via OSD den Eingang neu einstellen. Dann wurde das zu Anfang eingerichtete Arrangement der insgesamt drei Bildschirme übernommen und der Arbeitsplatz war somit betriebsbereit. Die externe Tastatur und das Trackpad waren auch verbunden.

Quelle: Blackmagic Design

Umgekehrt konnte man alles, also auch Tastatur und Trackpad, einfach stehen lassen, die eGPU abhängen und den MacBook Pro mitnehmen. Bevor man jedoch die Verbindung zwischen externer Grafikkarte und Notebook trennt, ist es wichtig, dass man zuerst alle offenen Apps schliesst und dann die eGPU via das Symbol in der Menüleiste auswirft.

Quelle: Apple

Dann schalten sich die externen Monitore aus, das Display des MacBook Pro kann sich dabei ebenfalls kurz abdunkeln, aber dann übernimmt es die Dockleiste. Wenn das geschehen ist, kann man ohne Bedenken das Thunderbolt 3-Kabel ausstecken.

Das Arbeiten auf immer demselben Gerät – also am Schreibtisch wie auch unterwegs – hat aber auch viele Vorteile: Man benutzt immer dasselbe User-Profil, anstatt zu versuchen, auf zwei Geräten die Profile ständig abzugleichen. Denn im Gegensatz zu Windows gibt es unter macOS keinen Dienst, der Profile via eine Cloud synchronisiert. Wenn man immer auf demselben Gerät arbeitet, verlässt man nie die gewohnte Umgebung, was beispielsweise Einstellungen, installierte Programme oder eingebundene Server und Laufwerke sowie lokal gespeicherte Daten betrifft. Kurz gesagt, man hat "immer alles dabei", weil man immer auf demselben Gerät arbeitet und spart damit auch Zeit, weil man nicht ständig Daten abgleichen muss.

eGPU unter Windows 10

macOS bietet mit Bootcamp die Möglichkeit Windows 10 zu installieren. Nur, was geschieht dann mit der eGPU? Um das herauszufinden, haben wir Windows 10 auf unserem MacBook Pro-Testgerät installiert, auch wenn die eGPU gemäss der Support-Seite von Apple offiziell nicht unterstützt wird.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die eGPU unter Windows 10 erkannt wird. Im Setup mit dem Notebook erhalten die externen Monitore ein Bild, das Display des MacBook Pro bleibt jedoch dunkel. Auch wenn man die eGPU abhängt, zeigt das interne Display kein Bild. Und auch mit einem Neustart (unter Windows) lässt sich das Display des MacBook Pro nicht wieder zum Leben erwecken. Und damit ist auch klar, warum Apple sagt, dass die eGPU nicht unterstützt wird. Im Gegenteil, man sollte sehr vorsichtig sein, um die eigene Windows 10-Installation nicht unbrauchbar zu machen. Denn ist die eGPU einmal unter Bootcamp angeschlossen, ist es eigentlich schon zu spät.

Von: Mmaxer
Quelle: Shutterstock

Etwas anders war unserer Erfahrung in Verbindung mit einem NUC von Intel, auf dem wir Windows 10 installiert hatten. Auch hier ist natürlich Thunderbolt 3 als Schnittstelle die Grundvoraussetzung, um die eGPU anzuschliessen. Nur verhält sich das Windows auf den NUC anders, als unter Bootcamp auf dem MacBook Pro: die eGPU wird erkannt und im Hintergrund werden automatisch die AMD XConnect-Software und die Treiber für die Karte heruntergeladen und installiert. Mit ihr kann die eGPU ohne Probleme ausgeworfen werden ohne dass der Monitor schwarz wird. So reibungslos wie die eGPU am NUC funktioniert, würden wir es uns auch unter Bootcamp auf dem MacBook Pro wünschen.

Abschluss

In diesem Artikel ging es uns um die Frage, wie praktikabel ein Setup bestehend aus MacBook Pro und externen Grafikkarte ist, um zwischen Tätigkeiten am Schreibtisch und mobilem Arbeiten hin- und her zu wechseln.

Uns hat dieses Konzept sehr gut gefallen und es hat uns auch überzeugt, denn es bietet einen hohen Grad an Flexibilität. Aber trotzdem sollte man nicht vergessen, dass ein solcher Typ von Arbeitsplatz auch ein Kompromiss ist. Der MacBook Pro verfügt zwar über genügend Arbeitsspeicher und SSD-Kapazität und genug Performance um auch ressourcenhungrige Anwendungen auszuführen, aber er ist und bleibt ein Notebook, wie sich uns bei der Wärmeentwicklung gezeigt hat. So gesehen, gelingt es nicht ganz, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

Als wir den MacBook Pro ohne angeschlossene eGPU verwendet haben, ist uns aufgefallen, dass er im Bereich der Tastatur ungewöhnlich warm wurde, wenn die dedizierte Grafikkarte mit einem Spiel oder einer grafik-lastigen Anwendung gefordert wurde. Das hat uns sehr erstaunt, da wir so etwas noch bei keinem anderen MacBook Pro jemals erlebt hatten. Kurz nach der Markteinführung hatte es Berichte über starke Wärmeentwicklung und damit verbundenes Throttling gegeben, diese waren jedoch von Apple mit einem Software-Update gelöst worden. Wir selber haben beim MacBook Pro keine Leistungseinbussen erlebt.

Quelle: Apple

Trotzdem zeigt auch unsere Beobachtung, dass es bei einer externe Grafikkarte nicht nur um mehr Rechenleistung und Grafik-Speicher für grafikintensive Programme geht, sondern sie bietet im Hinblick auf die Wärmeentwicklung auch eine Entlassung für den Notebook, da die Belastung zwischen den beiden Geräten verteilt werden kann. Die eGPU lässt sich übrigens auch nutzen, wenn der MacBook Pro zugeklappt ist. Dies ist unserer Ansicht nach allerdings wegen der Wärmeentwicklung nicht besonders empfehlenswert, da das Display darunter leiden könnte.

Die eGPU ist punkto Kühlkonzept der intern im MacBook Pro verbauten Karte klar überlegen. Die Wärme wird bei dem Konzept von Blackmagic nach oben abgeführt und die Lamellen des Kühlers bieten viel mehr Fläche, als das im Inneren des nur 1.55 cm dicken MacBook Pro-Gehäuses möglich ist. Der Lüfter der eGPU ist bei uns auch unter Last immer ruhig geblieben. Dies im Gegensatz zu den Lüftern des MacBook Pro, die sich akustisch bemerkbar machen, wenn CPU und GPU stark beansprucht werden.

Und damit wären wir bei einem Thema, das immer wieder für kontroverse Diskussionen sorgt. Es geht um das Spannungsfeld zwischen der Frage "was ist Pro?" und dem Trend von Apple, immer schlankere Gehäuse zu bauen. Klar kommt es hier zu einem Missverhältnis zwischen der Wärmeentwicklung, die von den Hardware-Komponenten ausgeht, und der Möglichkeit diese zu kühlen. Daran anschliessen kann man die Frage, wie sich das wiederum auf die Lebensdauer der Hardware oder die Wärmeleitpaste von CPU und GPU auswirkt.

Eine externe Grafikkarte schafft so gesehen eine Entlastung für die schlanken iMac- und MacBook-Gehäuse – was wiederum nicht nötig wäre, wenn Apple der Hardware mit einem leistungsfähigeren Kühlkonzept "mehr Raum zum Atmen" geben würde. Dabei geht jedoch vergessen, dass gerade für Modelle die keine dedizierte Grafikkarte besitzen und "nur" mit dem integrierten Intel-Chip auskommen, eine eGPU ein interessanter Upgrade sein kann. Beim MacBook Pro ist es so, dass wenn man mehr als 4 GB Grafikspeicher benötigt, nicht um das Anhängen einer eGPU herumkommt. Hier wäre eine Idee für Apple: Warum nicht den 15-Zoll MacBook Pro einfach ganz ohne dedizierte GPU anbieten, um die Wärme im Gehäuse zu verringern? Für Anwendungen, die mehr Ressourcen benötigen, kann man dann bei Bedarf eine externe GPU anschliessen.

Die Erfahrungen unter Bootcamp haben uns aber auch gezeigt, dass Apple keine Energie mehr in Bootcamp oder die Möglichkeit, andere Betriebssysteme wie Linux zu installieren, investiert. Das hat mit dem T2-Chip zu tun, der von Apple erstmals im vergangenen Jahr im iMac Pro verbaut wurde. Er verhindert das Installieren von Linux, aber auch bei Windows 10-Installationen via Bootcamp kommt es zu Einschränkungen. So kann beispielsweise das Programm Macs Fan Control, welches zur Steuerung der internen Lüfter eigentlich benötigt wird, seine Aufgabe nicht mehr erfüllen.

Nehmen wir unsere gemachten Erfahrungen mit Bootcamp und schauen mal etwas in unsere Glaskugel... und wenn man dann noch in Betracht zieht, dass OpenGL und OpenCL zu Gunsten von Metal fallen gelassen wurden, nährt dies den Raum für Spekulationen, dass Apple sich darauf vorbereiten könnte, die Intel-Plattform zu verlassen. Zudem ist es so, dass das Konzept mit externen Grafikkarten unter macOS primär auf Karten von AMD beschränkt ist. Treiber für die aktuelle NVIDIA-Generation (Turing-Architektur) gibt es zum jetzigen Zeitpunkt weder für macOS High Sierra (10.13) noch für Mojave (10.14). Sollte Apple sich für ARM-Chips entscheiden, käme sicher auch noch die Frage, wie es dann mit Thunderbolt 3 weitergeht, da es sich dabei um eine Technologie von Intel handelt.

Attraktiv ist das Konzept mit einer eGPU und externen Monitoren für alle, die für ihre Tätigkeiten einen flexiblen Arbeitsplatz brauchen, der ihnen einerseits Rechen- und Grafikpower sowie Bildschirmfläche und andererseits Ortsunabhängigkeit und Mobilität bietet. Und auch mit neuen Organisationsformen wie Home Office oder Co-Working Spaces lässt sich dieses Arbeitsplatz-Konzept gut verbinden.

Und wie wird es von hier aus mit dem eGPU-Konzept weitergehen? Kompakte Geräte wie Notebooks und AIO sowie "Mini-PC’s" verschiedener Hersteller (zum Beispiel Intel NUC, Zotac Box, Apple Mac Mini u.a.) verdrängen den klassischen Desktop-PC. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie über keine oder nur eine schwache dedizierte Grafikkarte verfügen, deren Kühlung im flachen Gehäuse zudem eine Herausforderung darstellt. Für solche Geräte ist eine externe Grafikkarte eine ideale Ergänzung.

Um aber den externen Grafikarten-Lösungen eine breitere Akzeptanz zu verschaffen, müssen die Preise für Karten und Gehäuse sinken. Das Thunderbolt-Protokoll wird ab der nächsten Generation noch mehr Übertragungs-Bandbreite zur Verfügung stellen, allerdings wäre dann mehr Flexibilität beim Thema Kabellänge zwingend erforderlich. Und um eine grössere Verbreitung von Thunderbolt zu erreichen, müsste das Protokoll auch für Systeme mit AMD-Prozessoren geöffnete werden.

Zum Abschluss geht unser Dank an Apple und LG, welche uns die Hardware zur Verfügung gestellt haben, so dass wir die hier beschriebenen Erfahrungen machen konnten.

Technische Spezifikationen

Hier sind die technischen Spezifikationen unserer Hardware zusammengefasst.

Tech Specs MacBook Pro 15 Zoll

  • Abmessungen (H x B x T): 1,55 x 34,93 x 24,07 cm
  • Gewicht: 1,83 kg
  • Farben: Silber oder Space Grau
  • Display: 15,4″ Diagonale / 16:10 / 2880 x 1800 Pixel / 220 ppi / IPS mit LED Hintergrund-Beleuchtung / True Tone
  • Display-Helligkeit: 500 Nits
  • Display-Farbraum: P3
  • Arbeitsspeicher: 16 GB 2133 MHz LPDDR3 (optional 32 GB)
  • Prozessor: 2,2 GHz 6‑Core Intel Core i7 (Turbo Boost bis zu 4,1 GHz) / 9 MB L3 Cache / andere Ausstattungs-Varianten verfügbar
  • Grafikkarte: Radeon Pro 555X mit 4 GB Speicher / andere Ausstattungs-Varianten verfügbar
  • Speicher: 256 GB SSD auf PCIe Basis / andere Ausstattungs-Varianten verfügbar
  • Schnittstellen: 4x USB-C Thunderbolt 3 / 3,5 mm Kopfhöreranschluss
  • WLAN: 802.11ac / IEEE 802.11a/b/g/n
  • Bluetooth: 5.0
  • Kamera: 720p FaceTime HD Kamera
  • Akku: Lithium-Polymer
  • Betriebssystem: Auslieferung mit macOS Mojave (10.14)

Tech Specs eGPU

  • GPU: AMD Radeon Pro 580 / 8 GB GDDR5 Speicher
  • Abmessungen: 294,4 x 176,9 x 176,9 mm
  • Gewicht: 4,5 kg
  • Stromversorgung: 85 W
  • Anschlüsse: 2 x Thunderbolt 3 / 1 x HDMI 2.0 / 4 x USB 3.1

Tech Specs LG Monitore

  • Abmessungen: 615 x 365,1 x 49,4 mm
  • Gewicht: 4,6 kg (ohne Fuss)
  • Bildschirm-Diagonale: 27 Zoll / 68,5 cm
  • Seitenverhältnis: 16:9
  • Horizontaler Blickwinkel: 178°
  • Vertikaler Blickwinkel: 178°
  • Halterung: VESA
  • Neigungswinkel vertikal: 15° nach oben / 2° nach unten
  • Auflösung: 4K / 3840 x 2160
  • Panel-Technologie: TFT-LCD Aktiv Matrix
  • Hintergrundbeleuchtung: White LED Backlight
  • Reaktionszeit: 5 ms GTG
  • Aktualisierungsrate: 60 Hz
  • Unterstützte Farben: 1,07 Milliarden Farben (99% sRGB)
  • Farbtiefe: 8 Bit
  • Kontrastverhältnis (statisch): 1000:1
  • Helligkeit: 300 cd/m²
  • Schnittstellen: 2 x HDMI / DisplayPort 1.2
  • Energieeffizienzklasse: A
  • Stromverbrauch im Betrieb: 40 W