In diesem Artikel setzen wir den Bericht über unsere Erfahrungen mit der Touch- und Tablet-Tauglichkeit von Windows 10 fort. Im vorangegangenen Beitrag haben wir die Universal-Apps vorgestellt, welche gut für Darstellung und Fingerbedienung auf dem Surface geeignet sind. Wenn man jedoch wie wir mehr mit Desktop-Programmen oder dem Explorer arbeitet, sieht man sich schnell ein paar Stolperfallen gegenüber. Als Einstieg in dieses Thema müssen wir zuerst auf die Auflösung des Surface-Bildschirms und die vergrösserte Darstellung eingehen.
Wie im ersten Teil, haben wir im Folgenden alle Screenshots verkleinert in den Artikel eingebunden. Darum werden Schriften und andere Elemente schlechter dargestellt als sie tatsächlich sind. Deshalb haben wir zusätzlich jeden Screenshot in der Original-Auflösung des Surface 3 Pro (2160 x 1440) verlinkt.
Der Bildschirm des Surface 3 Pro verfügt über eine Auflösung von 2160 x 1440 Pixel. Bei einer Diagonale von 12 Zoll bringt dies jedoch ein paar Probleme mit sich. Die Auflösung ist für die zur Verfügung stehende Grundfläche schlicht zu hoch. So würde es aussehen, wenn man Windows 10 den Home-Screen 1:1 darstellen lassen würde:
So kann man kaum etwas erkennen, geschweige denn arbeiten, denn es wäre viel zu anstrengend und ermüdend für die Augen. Alle Texte, Icons und anderen Elementen werden zu klein dargestellt. Die Darstellung ist daher auch nicht touchtauglich, weil man mit dem Finger ständig danebentippen würde. Aber es ist auch gar nicht die Idee, diese Einstellung so zu nutzen. Wie bei anderen Geräten oder Bildschirmen mit einer hohen Auflösung mit Verhältnis zur Bildschirm-Diagonale ist es üblich, die gesamte Darstellung zu vergrössern. Für die Darstellung eines Objekts auf dem Display, beispielsweise eines Programmicons, stehen dann viel mehr Pixel, also einzelne Bildpunkte, zur Verfügung. Damit wirkt alles präziser und schärfer, Rundungen und Kanten können sauberer dargestellt werden.
In den Einstellungen von Windows 10 kann man die Grösse von Text, Apps und anderen Elementen verändern. Für uns hat sich eine Vergrösserung von 150 bis 175% als gut erwiesen. 200% sind zu viel, weil dann bei den meisten Programmen die Arbeitsfläche zum Darstellen von Inhalten – zum Beispiel eines Bildes in Adobe Photoshop – zu klein wird.
Gewisse Programme können mit der Vergrösserung von Windows 10 nicht korrekt umgehen. Text und andere Elemente werden überproportional oder unscharf dargestellt, wie es hier am Beispiel des Login-Fensters von 1Password gut zu erkennen ist (bei 175% Vergrösserung):
Manche Programme wie zum Beispiel Adobe Photoshop CC besitzen eigene Einstellungsmöglichkeiten für die Vergrösserung.
Diese harmoniert jedoch nicht optimal mit den Windows 10-eigenen Einstellungen, wie man auf den beiden nächsten Screenshots gut sehen kann. Mit 200 % sind die Button und Icons in einer guten Grösse dargestellt, aber die Arbeitsfläche in der Mitte ist dann jedoch viel zu klein.
Wählt nur eine Vergrösserung von 100%, ist das gesamte User-Interface viel zu klein, auch mit dem Surface Pen wird das präzise Treffen eines Icons oder Buttons dann zur reinen Glückssache.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass derartige Probleme nicht mit Microsoft-eigenen Anwendungen, sondern meistens mit Programmen von Drittherstellern auftreten.
Von der eingestellten Vergrösserung nicht betroffen ist die Bildschirm-Tastatur. Wenn eine Eingabe erforderlich ist oder man in die Browseradresszeile etwas eintippen will, wird die Tastatur nicht automatisch eingeblendet. Man muss sie immer manuell mit einem Fingertipp aus der Taskleiste holen. Das ist umständlich, denn es ist immer eine unnatürliche Unterbrechung von dem was man eigentlich tun will. Auch im neuen Edge-Browse oder in den Office-Programmen zeigt die Tastatur dieses Verhalten. Für den Tablet-Gedanken wäre aus unserer Sicht jedoch essentiell, wenn die Tastatur automatisch reagieren würde –sozusagen "smart mitdenken" wenn man sie benötigt.
Windows 10 ist aber auch in der Lage, Eingaben per Finger automatisch zu erkennen und die Darstellung entsprechend anzupassen. Dies lässt sich gut am Beispiel des Kontextmenüs zeigen. Wenn man das Kontextmenü auf dem Desktop mit dem Trackpad aufruft, sieht es so aus:
Berührt man das Display jedoch mit dem Finger, wird die Darstellung des Menüs entsprechend angepasst. Der runde graue Kreis symbolisiert dabei den Bereich, wo man das Display mit dem Finger berührt (Der Kreis wird nur beim Screenshot eingeblendet.).
Unter Windows 8 war dies noch nicht der Fall. Das ist sicher ein grosses Plus für die Touchbedienung mit dem Finger. Warum Microsoft das nicht konsequent in allen Bereichen des Betriebssystems umgesetzt hat, bleibt ein Geheimnis. Die angepasste Darstellung funktioniert zwar direkt auf dem Desktop, doch leider nicht innerhalb vom Explorer oder Programmen.
Wie man am grauen Kreis erkennen kann, ist es mit dem Finger sehr schwer, präzise den Menü-Punkt auszuwählen, den man möchte. Und gerade weil er so klein ist, verdeckt man ihn mit dem Finger bevor man das Display überhaupt berührt hat. Aus der Anwenderperspektive ist dies nicht ganz nachvollziehbar und auch irritierend, weil das Kontextmenü kein einheitliches Usererlebnis vermittelt.
Bei Universal Apps wiederum, die wir im ersten Teil vorgestellt haben, ist das Kontextmenü ganz anders umgesetzt. Es reagiert viel schneller, einmal antippen reicht. Zudem ist es horizontal aufgebaut und die einzelnen Elemente sind viel grösser dargestellt, so dass man sie gut mit dem Finger auswählen kann.
Für mehr Funktionen lässt sich das Kontextmenü nach unten aufklappen.
Bleiben wir gleich noch beim Explorer. Für das Organisieren von Dateien und Dokumenten ist der Explorer ein zentrales Element in der täglichen Arbeit. Er ist aber auch ein gutes Beispiel dafür, dass Windows 10 nicht in allen Bereichen fingertauglich ist. Hier präzise einen Ordner mit dem Finger auswählen ist beinahe unmöglich.
Natürlich gibt es die Möglichkeit, für die Darstellung der Ordner grössere Symbole zu wählen. Dies ändert aber nichts an der Schriftgrösse des Ordner-Namens. Zudem will man sicher auch nicht ständig die Ansicht anpassen, je nachdem ob man das Surface primär mit dem Finger oder Tastatur und Trackpad bedient.
So sieht der Explorer mit grösseren Ordner-Symbolen aus:
Die linke Schnellzugriffsleiste bleibt jedoch unverändert. Zudem bleibt auch das Problem mit dem nicht-fingertauglichen Kontextmenü bestehen, welches wir im vorangegangenen Kapitel angesprochen haben.
Auch das Zusammenspiel zwischen Universal-Apps und dem Explorer liefert kein einheitliches Bild. Wenn man beispielsweise zu einer Notiz im OneNote eine Datei hinzufügen will, öffnet sich der Explorer im Desktop-Stil. Auch dies schafft wieder einen Bruch im Benutzererlebnis.
Wenn auf dem Display präzise etwas anklicken will, ist unserer Erfahrung nach der Surface Pen die beste Option. Das Trackpad der externen Tastatur ist sehr hakelig und somit nicht präzise genug. Dasselbe gilt auch wie oben beschrieben für den Finger, gerade wenn das Icon oder der Name eines Ordners, den man anwählen will, einfach zu klein dargestellt wird.
Im nächsten Teil stehen nicht unsere Erfahrungen mit dem Surface 3 Pro im Vordergrund. Wir gehen auf die Kritik an Windows 10 ein und zeigen Euch ein paar wichtige Systemsystemeinstellungen zum Thema Datenschutz und Privatsphäre.