Autor: Archangel
Manchmal liegt die Zukunft gar nicht so weit entfernt – Samsung Schweiz hat gestern an einem Anlass die neue Samsung Gear VR2 vorgestellt. Für mich war es die Möglichkeit, zum ersten Mal eine Virtual Reality-Brille aufzusetzen und auszuprobieren. Das ist schon ein besonderes Erlebnis an sich und ich werde versuchen, es weiter unten in Worte zu fassen.
Aber schauen wir zuerst kurz auf die Hardware:
Gegenüber zur Gear VR vom vergangenen Jahr kommt die Version 2 mit ein paar Veränderungen daher: Als Display verwendet sie ein Samsung Galaxy S6 oder S6 Edge, welches vorne in eine Halterung eingesetzt wird. Neu sind zudem eine verbesserte Belüftung sowie ein MicroUSB-Anschluss, mit dem die VR2 auch während der Benutzung mit Strom versorgt werden kann. Sie wiegt 170 Gramm, bringt also zusammen mit einem Smartphone (138 Gramm) rund 310 Gramm auf die Waage bzw. auf die Nase.
Mit Hilfe von Klettverschlüssen lassen sich die Riemen anpassen. Für Brillenträger – wie mich auch – ist die VR2 nicht geeignet. Die Schärfe der im Gehäuse eingebauten Linsen lässt sich jedoch mit einem Drehregler auf der Oberseite regulieren. Auf der rechten Seite verfügt die VR2 über ein kleines Touchpad, wie man es auch von anderen Samsung-Devices kennt. Mit ihm kann man durch Menüs hindurchscrollen, zwei Mal antippen entspricht einem Mausklick aus der Desktopwelt. Ebenfalls auf der rechten Seite sind ein "Zurück"-Button und die Lautstärkeregler angebracht. Die VR2 verfügt über keine eigenen Kopfhörer. Via Bluetooth lässt sich ein Headset mit dem Smartphone verbinden, ansonsten nutzt die VR2 die eingebauten Lautsprecher des Galaxy S6.
Im Hauptmenü der VR2 kann man mit einer Art Fadenkreuz im Blickfeld einzelne Menü-Kacheln anwählen und dann mit einem Doppelklick auf das Touchpad auswählen. Um zwischen den Kacheln hin- und her zu scrollen, kann man einfach den Kopf von links nach rechts drehen. Das ist etwas schwer zu beschreiben, aber die Bedienung ist sehr intuitiv und innerhalb von wenigen Minuten zu erlernen.
Der erste "Wow-Effekt" kommt, wenn man die Bibliothek mit den 360-Grad Videos von Oculus aufruft. Die Videos sind ein guter Einstieg, um die Rund-Herum Welt kennenzulernen, bzw. sich auch daran zu gewöhnen. Bei einer Aufführung des "Cirque de Soleil" hatte ich den Eindruck, mitten drin zu sein, und das verblüffende ist, man kann "wie in echt" auf allem Seiten schauen und entdeckt dabei immer wieder neue Sachen. Ganz eindrücklich sind auch Helikopterflüge durch Bilderbuchlandschaften. Auch hier hat man eine Rundum-Sicht und kann sogar über die Schulter nach hinten schauen. Ein Blick nach unten vermittelt den Eindruck, man sitzt auf einem durchsichtigen Boden und fliegt über die Landschaften hinweg. Hier wird klar, dass es ein guter Tipp war, am besten sitzen zu bleiben, wenn man die VR2 auf der Nase hat. Man kann schnell die Orientierung verlieren, da man keinen Bezug zur Realität mehr hat. Das Eintauch-Erlebnis ist wirklich komplett. Und auch etwas überwältigend, vor allem wenn man die VR2 abzieht und sich dann wieder in einem normalen Raum wiederfindet – da musste ich erst ein paar Mal ruhig durchatmen um wieder "anzukommen".
Auch für Spiele bietet die VR2 ein einzigartiges "Mitten drin-Gefühl". In einer kurzen Demo sass ich im Cockpit eines Raumschiffs und genoss eine Rundum-Sicht auf die gesamte Schlacht. Man kann nach oben und unten schauen oder wenn man den Kopf stärker nach links oder rechts dreht, kann plötzlich ein neuer grosser Schlachtkreuzer auftauchen, denn man buchstäblich vorher noch gar nicht gesehen hat.
Je nachdem wie warm es ist, kann es passieren dass die Gläser in der VR2 anlaufen, dann bleibt nichts anderes übrig, als die Gläser zu reinigen. Da die VR2 wirklich sehr satt auf dem Gesicht sitzt, wird es mit der Zeit schon etwas unangenehm, wobei ich das Gewicht nicht als sehr problematisch empfunden hab. Was hingegen das Erlebnis noch etwas trübt, ist die Bildqualität und vor allem die Schärfe der angezeigten Schriften. Aber wenn man ein Smartphone mal mit Abstand von wenigen Zentimetern vor die Augen hält, bekommt man einen Eindruck was die eingebauten Gläser der VR2 leisten müssen, um die Schärfe herzustellen.
Dies wie gesagt mein Versuch, die ersten Eindrücke mit der Gear VR2 in Worte zu fassen – aber eigentlich bleibt da nur zu sagen: selber ausprobieren. Für mich war es ein echt neues und sehr eindrückliches Erlebnis. So Sätze wie "die Technik steht erst am Anfang" will ich gar nicht erst bemühen. Mehrere VR-Brillen von verschiedenen Herstellern stehen vor der Markteinführung und es wird interessant sein zu sehen, wie die Kunden darauf reagieren und die neue Erlebniswelt akzeptieren. Eine Knacknuss für den Verkauf wird sicher auch sein die Leute zu überzeugen, dass es sich lohnt, so ein Gerät aufzusetzen und eine Zeit lang zu tragen. Via den Oculus-Store hat man heute schon Zugriff auf eine breites Angebot an Inhalten.
Online ist die Gear VR2 bereits verfügbar (auch via oculus.com), in den Schweizer Handel soll sie voraussichtlich im August kommen. Bis dahin werden auch Verkaufspunkte aufgebaut, wo man sich hinsetzen und die VR2 testen kann. Mehr Informationen findet Ihr auch auf der offiziellen Produkt-Webseite von Samsung.