Review - Samsung Galaxy Camera im Langzeittest

Review

Samsung Galaxy Camera im Langzeittest

Von Hitzestau - 07.03.2013

In den letzten drei Monaten haben wir mit der Samsung Galaxy Camera so einiges erlebt. Beim offiziellen Medientermin von Samsung am Zürcher Flughafen hatte alles angefangen. Der erste Testtag führte Archangel unter den Rumpf eines A380 und endete in der nächtlichen Beleuchtung der Basler Innenstadt. Spontane Eindrücke und viele Testbilder hat Archangel in seinem ersten Bericht zusammengefasst. Der erste Eindruck war gut, aber es ist uns von hitzestau ein Anliegen, Geräte über einen längeren Zeitraum zu benutzen und in unterschiedlichen Situationen ausprobieren. Daher waren wir sehr gespannt herauszufinden, wie sich die Kamera über einen längeren Zeitraum bewährt.

Fotoapparat mit Android-Betriebssystem

Werfen wir zu Beginn nochmal einen kurzen Blick auf das Gerät.

Quelle: Samsung
Quelle: Samsung

Von vorne sieht sie aus wie eine normale Kompaktkamera, das weisse Gehäuse von unserem Testgerät macht einen edlen und hochwertigen Eindruck. Anstelle von Knöpfen hat die Kamera auf der Rückseite ein 4,8 Zoll grosses Touchdisplay, wie man es von Smartphones her kennt. Mit dem Smartphone-Vergleich, der uns später nochmals begegnen wird, liegt man gar nicht so falsch: Die Galaxy Camera läuft auf dem Handy-OS Android Jelly Bean 4.1 und lässt sich wie ein Telefon bedienen. Ausgeliefert wurde die Kamera im Dezember 2012 mit der Version 4.1.1, unterdessen ist das Update 4.1.2 verfügbar. Zudem kann sie immer online sein, da sie mit WLAN und 3G ausgestattet ist. Neben der vorinstallierten Kamera-App lassen sie alle Android-Apps zur Bildbearbeitung installieren, dem Funktionsumfang der Kamera sind also innerhalb der Android-Welt keine Grenzen gesetzt. Um Bilder online zu speichern oder zu teilen, lassen sich Dienste wie Twitter, Facebook oder Dropbox installieren. Die Samsung Galaxy Camera ist also mehr als die meisten herkömmlichen Fotoapparat: Dank der Android-Basis kann der Nutzer selber den Funktionsumfang bestimmen und mit der Anbindung an Social Networks ist man mitten drin im virtuellen Freundeskreis.

Foto-Ausflug in der Dämmerung

Aber erst mal genug mit Funktionsbeschrieben. Uns interessiert vor allem, was die Galaxy Camera für Bilder liefert. Schon am Abend nach dem Besuch auf der Zürcher Flughafen war uns aufgefallen, dass sie auch bei Dämmerung und Dunkelheit in der Stadt recht eindrückliche Stimmungsbilder liefert. Da das klassische Fotowetter mit blauem Himmel und Sonnenschein im Dezember eher Mangelware war, sind wir eines Nachtmittags kurz vor dem Eindunkeln ins Gewerbegebiet beim Autobahnzoll in Richtung Frankreich gegangen. Nicht gerade die typische Touristengegend, aber gut geeignet für einen Test bei Dämmerung. Schliesslich wollten wir die Kamera ausprobieren und nicht ewig auf schönes Wetter warten.

Passend zur Dämmerung haben wir das Motivprogramm "Nachtmodus" gewählt. Als technische Information möchten wir noch vorausschicken, dass die Kamera hierbei alle Einstellungen von Belichtungsdauer bis hin zu ISO vollautomatisch regelt. Zudem macht sie mit einem Druck auf den Auslöser mehrere Aufnahmen, die sie dann intern zu einem fertigen Bild kombiniert. Für die folgenden Impressionen haben wir voll und ganz auf die Kamerasoftware vertraut. Recht gut geht die Galaxy Camera mit einer Mischung von Kunstlicht und Dämmerung um, wie bei diesem Schnappschuss am Hintereingang eines Lagerhauses.

Wir wohnen zwar beide schon lange in Basel, aber bei einem Kameratest kann man immer noch neue Strassen entdecken...

Die Farbkontraste sind zwar ein tolles Motiv, aber irgendwie wurde es uns auch etwas mulmig in dieser Gegend... Zurück auf der Hauptstrasse war schon uns schon wieder etwas wohler.

Mit einem Blick zurück in den Nachthimmel von Basel sind wir in belebtere Gegenden weiter gezogen.

Nächtliche Strassenszenen mit wie hier mit dem fahrenden Tram gelingen auch aus der freien Hand noch recht gut.

Der Bildstabilisator leistet hierbei ganze Arbeit. Was allerdings auffällt ist, dass die Kamera die Tendenz hat, die Bilder heller darzustellen, als es effektiv ist. Grade in Verbindung mit dem Nachtmodus macht uns die Galaxy Camera auch bei wenig Tageslicht eine Menge Spass.

Zurück am PC

Zu Hause angekommen, haben wir uns die Bilder natürlich auch gleich am PC angeschaut. Unterwegs ist aber auch das grosse Display schon recht gut, um die Aufnahmen anzuschauen. Zum Bilder von der Kamera auf den PC zu bekommen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Am einfachsten geht es mit dem mitgelieferten USB-Kabel. Unsere Nachtbilder haben wir in Adobe Lightroom importiert. Wer wie wir als Tester mehr herausfinden will, wie die Automatik der Kamera arbeitet, wird zumindest im "Nachtmodus" enttäuscht. Metainformationen wie Belichtungszeit oder ISO werden nicht angezeigt. Vermutlich liegt das daran, dass die Kamera in diesem Modus wie oben bereits erklärt mehrere Aufnahmen zu einem Bild zusammenfügt. Eine kurze Gegenprobe mit anderen Motivprogrammen ergab, dass dort die Informationen anzeigt werden.

Kamera-App: Alles Einstellungssache

Vor unserem Fotoausflug haben wir uns natürlich die Kamera-App näher angeschaut. Hier werden alle Einstellungen gemacht, wenn es ums Fotografieren geht – also von der Wahl des vollautomatischen Modus über Motivprogramme bis hin zur manuellen Belichtungskorrektur. Wir möchten Euch nun diese App näher vorstellen. Für diejenigen unter Euch, die mit Android nicht so vertraut sind, beginnen wir am besten mit dem Startscreen der Kamera.

Startscreen Samsung Galaxy Camera

Mit einem Klick auf das Kamera-Symbol gelang man zum Hauptmenü der Kamera-App.

Kamera-App: Hauptmenü

Wenn man in der Kamera-App ist, sieht man auf dem Display gleichzeitg immer das Bild, welches man aktuell fotografiert. Das oberste Icon ist der Vollautomatik-Modus. Hierbei wählt die Kamera automatisch für jedes Bild die geeigneten Einstellungen aus. Wenn man einfach drauflos fotografieren will und sich nicht mit ständigen Anpassungen aufhalten will, ist dies sicher die beste Einstellung, die man wählen kann. Der Smart-Modus führt zu den zahlreichen Motivprogrammen. Die Samsung Galaxy Camera bietet seit dem Update auf 4.1.2 insgesamt 19 verschiedene Programme (vor dem Update waren es 15) für die unterschiedlichsten Aufnahmesituationen an. Wie weit das Sinn macht, muss jeder selber entscheiden. So gibt es zwar ein Programm "Landschaft", aber keines für Aufnahmen in der Stadt. Die Motivprogramme kann man sich zum Durchblättern anzeigen lassen oder in einer übersichtlichen Kachel-Ansicht.

Kamera-App: Motivprogramm 'Nachtmodus'
Kamera-App: Motivprogramme in der Übersicht

Was uns sehr gut gefällt an der Kamera-App, sind die jeweils eingeblendeten kurzen Erklärungen zu den einzelnen Einstellungen, wie man sie beispielsweise oben auf dem Screenshot zum "Nachtmodus" sehen kann.

Vom Hauptmenü aus kann man neben dem Smart-Modus auch den Experten-Modus wählen. Hier findet man manuelle Einstellungsmöglichkeiten und Standard-Programme wie die Zeitautomatik, bei der man die Blende auswählen kann. Auch hier gibt es jeweils kurze Erklärungen.

Kamera-App: Experten-Modus

Passend zeigt die Kamera-App im Experten-Modus ein Objektiv, das an die Spiegelreflex-Fotografie erinnern soll. Insgesamt lassen sich hier ISO, Helligkeit, Blende und Belichtungszeit einstellen. Wie sehr sich die Bedienung via Display bewährt, wenn man schnell zwischen einzelnen Aufnahmen Einstellungen anpassen will, muss uns die Kamera noch zeigen.

Nach unserem ersten Test bei einem Ausflug in der Dämmerung von Basel wollten wir als nächstes herausfinden, wie sich die Samsung Galaxy Camera in verschiedenen konkreten Alltagssituationen bewähren würde.

Motivprogramm "Bestes Gesicht"

Ein weihnachtliches Familienessen bot uns die Möglichkeit, ein Motivprogramm auszuprobieren, was man nicht auf jeder anderen Kompaktkamera findet. Das Problem mit Gruppenbildern kennt Ihr sicher auch: Irgendjemand verzieht immer blöd das Gesicht und ruiniert damit die ganze Aufnahme. Mit dem Programm "Bestes Gesicht" sollte dieses Problem der Vergangenheit angehören.

Motivprogramm: Bestes Gesicht

Wenn man dieses Programm gewählt hat, macht die Kamera mehrere Bilder hintereinander. Danach kann man direkt auf dem Display für jede abgebildete Person den besten Gesichtsausdruck auswählen. Die Software setzt dann anschliessend daraus ein neues fertiges Bild zusammen. Schaut man wie wir die einzelnen Bilder mit den gerade fotografierten Personen gemeinsam auf dem Display an, macht es noch zusätzlich Spass. Tönt einfach und praktisch, aber die Bedienung kann einem da schnell ein Schnäppchen schlagen. Das Bild wird in mehreren Teilschritten bearbeitet, was auch dem grossen Display auch recht gut geht. Das fertig zusammengesetzte Bild muss abschliessend gespeichert werden. Wenn man das vergisst, werden nicht einmal die gemachten Einzelbilder abgespeichert. Gerade in der Hitze des Gefechts von Familientreffen oder anderen Anlässen sollte man sich für die spezielleren Anwendungen doch vorher die Anleitung durchgelesen haben und den Ablauf ein paar Mal ausprobiert haben. Ehrlich gesagt, wir haben uns mit ein paar Bedienungsfehlern etwas blamiert. Allerdings sind hier auch die Entwickler gefragt – eine Warnung, wenn man eine App ohne Speichern verlassen will, gehört heute zum Standard. Eine Kompaktkamera – auch wenn sie auf Android läuft – sollte heutzutage grösstenteils selbsterklärend sein.

Online sein kostet

Gerade bei Anlässen mit Familie oder Freunden kann die Galaxy Camera ihre Onlineverbindung voll ausspielen, um es mal im Marketing-Jargon zu sagen. Wenn man Apps wie Facebook, Twitter oder Instagram auf der Kamera installiert hat, ist dies auch kein Problem. Dann kann man Bilder teilen, wie man es vom Smartphone her kennt. Ohne Internetverbindung läuft natürlich gar nichts. Spätestens dann merkt man, dass um die Samsung Galaxy Camera mit dem vollen Funktionsumfang zu nutzen, zusätzliche Kosten in Form eines Datenabos auf einen zukommen. Andere Möglichkeiten sind natürlich sich in bestehende WLAN’s einzuloggen oder via Smartphone einen lokalen Hotspot zu erzeugen. Je nach Handyabo schlägt dann schnell das Datenvolumen zu buche, wenn man öfters Bilder teilen oder via Dropbox sichern will. Unterdessen hat Samsung eine reine WLAN-Version der Galaxy Camera angekündigt. Natürlich funktioniert die Kamera auch ohne eingesetzte SIM-Karte, man muss einfach auf die dauernde Interverbindung verzichten.

Objektivleistung

Bis jetzt haben wir hauptsächlich von verschiedenen Motivprogrammen gesprochen. Wir denken, die meisten Anwender werden die Kamera einfach im vollautomatischen Modus laufen lassen, wenn sie unterwegs sind und nicht für jedes Motiv erst das passende Programm raussuchen wollen. So haben wir es auch bei einem Ausflug in die Basler Altstadt gemacht. Wie Ihr seht, war auch endlich mal schönes Wetter.  Auf der Münsterterrasse bot sich eine gute Möglichkeit, den gesamten Zoom-Umfang von Weitwinkel bis Tele mal zu testen. Die technischen Angaben zum Objektiv lauten 4,1mm bis 86,1mm Brennweite. Umgerechnet ins klassische FX- oder Kleinbildformat bedeutet dies 23-483mm, was einem 21fachen optischen Zoom entspricht. Soweit mal die Zahlen, in der Praxis sieht das so aus:

Weitwinkel 4,1mm
Tele 86,1mm

Für die meisten Aufnahmesituationen dürfte man damit sehr gut ausgestattet sein, der Zoomumfang der Galaxy Camera ist doch recht beachtlich. Bei vollem Tele sind Aufnahmen aus freier Hand sowieso eher schwierig, deshalb haben wir die Testbilder vom Stativ aus gemacht. Der Zoom-Button am Auslöser ist nicht sehr fein abgestimmt. Damit ist es schwierig, beim Fotografieren genau den gewünschten Bildausschnitt zu treffen.

Akkuleistung

Nachdem schönen Ausblick über die Stadt Basel sind wir weiter durch die Altstadt geschlendert . Die schwache Akkuleistung der Kamera hat uns allerdings bei diesem Ausflug fasst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Akku der Samsung Galaxy Camera ist nicht gerade sehr ausdauernd, drei Stunden fotografieren sind grob gesagt das Äusserste, was er durchhält. Wie man damit einen Tagsausflug machen will, ist uns ehrlich gesagt etwas schleierhaft.

Ein paar Gassen weiter hat der Akku dann tatsächlich den Geist aufgegeben. Die Kamera hat sich ausgeschaltet, ohne das ausgefahrene Objektiv einzuziehen. Dies ist ein grober Fehler. Wenn einer Kompaktkamera der Strom ausgeht, muss sie als letztes das Objektiv einziehen, um es zu schützen. Warum unsere Galaxy Camera das nicht getan hat, können wir nicht nachvollziehen, sie hat vorher einfach gewarnt, dass der Ladestand des Akku niedrig ist. So blieb uns nichts anderes übrig, als ziemlich frustriert die Kamera im Rucksack zu verstauen und zu hoffen, dass nichts kaputt geht.

Stabilität Kamera-App

Glücklicherweise ist dem Objektiv nichts passiert, wie wir nach dem Wiederaufladen des Akkus zu Hause feststellen konnten. Neben dem Akku gibt es einen zweiten Punkt, der negativ auffällt und den Spass mit der Kamera trübt. Die Kamera-App läuft nicht gerade stabil. Wenn man eine Stunde mit der Kamera unterwegs ist und Bilder macht, erlebt man sicher ein bis zwei Abstürze der App. Wir haben sonst keine Erfahrungen mit Android-Geräten und können daher schlecht beurteilen, ob das üblich ist oder nicht. Beim Fotografieren ist dies nicht akzeptabel, wenn sich bei einem Schnappschuss die App "verabschiedet".

Gegenlicht und "Wasserfall"

Am folgenden Tag war es zum Glück immer noch schönes Wetter, so dass wir noch ausprobieren konnten, wie die Kamera mit Gegenlicht umgeht. Es gibt zwar ein Motivprogramm "Silhouette", welches für Gegenlichtsituationen gedacht sein mag, aber uns interessierte mehr, wie die Kamera im vollautomatischen Modus mit Gegenlicht umgehen würde. Das folgende Beispiel ist im Vollautomatikmodus aufgenommen und zeigt, dass die Kamera die Tendenz hat, die Motive eher dunkel abzubilden. Das ist etwas überraschend, da sie doch Bilder bei schwachem Licht eher aufgehellt darstellt, wie wir Euch ja schon berichtet hatten.

Da wir ein Stativ dabei hatten, konnten wir noch etwas anderes ausprobieren. Hinter dem vielversprechenden Motivprogramm "Wasserfall" verbergen sich nichts anderes als Belichtungszeiten von mehreren Sekunden und eine entsprechend kleine Blende. Wie die Hilfestellung bei der Programmauswahl richtig sagt, ist hierbei ein Stativ empfohlen. Uns so sieht das in der Praxis aus: Das erste Bild ist aus freier Hand mit einer 1/60 Sekunde aufgenommen:

Das zweite Bild ist mit einer Belichtungszeit von sechs Sekunden logischerweise komplett verwackelt und unscharf:

Nicht jedes Motiv eignet sich für lange Belichtungszeiten. Da wir in Basel beim besten Willen keinen Wasserfall haben, musste ein Brückenpfeiler der vom Wasser umflossen wird, herhalten:

Wenn man das passende Motiv hat, können mit der Samsung Galaxy Camera auf Ausflügen oder an Familientreffen schnell gute Bilder entstehen. Nach ein paar Ausflügen mit der Kamera sind uns aber auch ein paar Aspekte deutlich geworden, die uns überhaupt nicht gefallen.

Zwischenfazit

Die Samsung Galaxy Camera hinterlässt bei uns einen zwiespältigen Eindruck. Man kann spassig und unkompliziert mit ihr Fotografieren, aber wie gesagt können einem der schwache Akku oder die instabile Kamera-App die Freude schnell verderben. Auch die Handhabung ist nicht immer ganz einfach: Vom Smartphone sind wir heute gewohnt, alle Einstellungen via Touchscreen zu machen. Bei einem Fotoapparat ist das aber nach unserer Erfahrung immer noch anders. Wenn man öfters Einstellungen wie zum Beispiel die Belichtungskorrektur verändern will, sind halt Knöpfe zur Menüsteuerung oder ein Drehrädchen immer noch praktischer.

Wegen der zusätzlichen Kosten für’s 3G haben wir die Samsung Galaxy Camera hauptsächlich wie eine klassische Kamera benutzt. Mit einer dauernden 3G-Verbindung wäre der Stromverbrauch sicher nochmal höher, was bei der Akkuleistung alles andere als wünschenswert ist. Für uns stellt sich schon die Frage, ob eine Kamera auf Basis von Android wirklich eine sinnvolle Sache ist.

Nachdem wir die Kamera nach unserem letzten Ausflug etwas frustriert ein paar Wochen im Schrank hatten liegen lassen und das Wetter auch nicht mehr zum Fotografieren einlud, erfuhren wir Ende Januar via den Blog allaboutsamsung.de, dass für sie ein Update auf Android Jelly Bean 4.1.2 verfügbar war. Unsere erstes Problem war dann, das Update auf das Gerät zu kriegen. Da wir die Kamera ohne SIM-Karte in Betrieb hatten, konnten wir das Update nicht via Netzbetreiber herunterladen. Also mussten wir Samsung Kies benutzen, was aber auch nicht ganz unproblematisch war. So konnte Kies beispielsweise nur via Original USB-Kabel eine Verbindung zur Kamera aufbauen, mit einem Verlängerungskabel ging es schon nicht mehr. Im Beschrieb zum Update wurden unter anderem Verbesserungen an der Autofokusgeschwindigkeit erwähnt. Also waren wir gespannt, wie sich diese Verbesserung in der Praxis zeigen würde und ob auch andere Probleme wie die Abstürze der Kamera-App gelöst worden waren.

Autofokus-Test beim Messegelände

Bei einem Ausflug rund ums Basler Messegelände musste die Galaxy Camera also ihren ersten Test nach dem Update bestehen. Das Wetter war auch gut, also konnte nichts mehr schief gehen. Beginnen wir mit dem Autofokus, den wir bisher noch nicht direkt angesprochen hatten. Die Kamera macht zwar scharfe Bilder, aber beim schnellen Fokussieren hatte sie bisher jedoch ihre liebe Mühe. Mit dem Update hat der Autofokus wie angekündigt jedoch ein paar Gänge höher geschaltet, er stellt deutlich schneller scharf, wie wir in verschiedenen Situationen ausprobiert haben.

Auf das vorbeifahrende Tram kann die Kamera problemlos scharfstellen, so dass wir mehrere Bilder machen konnten, als das Tram an uns vorbei fuhr. Hier zeigen wir Euch zwei davon. Wer‘s genau wissen will: Die beiden Bilder sind mit je einer 1/200 Sekunde belichtet. Also kann man erwarten, dass das fahrende Tram in seiner Bewegungen "eingefroren" wird und scharf abgebildet ist.

Aber auch eine leichte Bewegungsunschärfe ist mit der Galaxy Camera machbar: Das fahrende Tram ist mit einer 1/40 Sekunde fotografiert und damit unscharf, der Hintergrund ist wohl dank dem Bildstabilisator nicht verwackelt.

Damit war für uns klar: Der Autofokus hat sich mit dem Update eindeutig verbessert. Was die Stabilität der Kamera-App angeht, konnten wir leider keine positiven Veränderungen feststellen. Anstatt hier noch mehr Motivprogramme reinzupacken, hätte Samsung lieber etwas die Stabilität investiert.

Da Monk-Trader sein iPhone 4S dabei hatte, konnten wir noch einen kleinen Direktvergleich zwischen der Galaxy Camera und einem Smartphone machen.

Samsung Galaxy Camera versus Smartphone

Einer Frage sind wir bisher aus dem Weg gegangen: Was unterscheidet die Galaxy Camera von einem Smartphone, ausser dass man damit nicht telefonieren kann? Manche Testberichte haben das Fehlen des Telefons kritisiert, aber mal ehrlich: Wer will sich eine Kamera ans Ohr halten, um zu telefonieren? Wohl kaum jemand. Der Ansatz sollte eher lauten: Wenn ich ein Smartphone unterwegs dabei habe, deckt es Telefonie und Internet ab, und Bilder macht es auch. Wozu die Galaxy Camera, wenn sie doch ein "Smartphone ohne Telefon" ist? Wie der Name schon sagt, ist sie primär ein Fotoapparat, der mit dem Betriebssystem Android läuft und die ganze Konnektivität via WLAN und 3G bietet. Mit einer eingebauten Telefonfunktion würde der Strombedarf nochmals steigen, was angesichts der schwachen Akkuleistung sicher nicht wünschenswert ist. Fairerweise muss aber auch sagen, dass es bis heute auch kein Smartphone gibt, bei dem der Akku mehrere Tage aktive Nutzung erlaubt. Doch genug der theoretischen Überlegungen, machen wir doch ganz einfach den Praxistest: Samsung Galaxy Camera versus iPhone 4S. Die folgenden Bilder hat Archangel mit der Galaxy Camera gemacht und Monk-Trader hat mit dem iPhone dagegen gehalten. Alle Bilder haben wir immer vom gleichen Standort aus gemacht, die iPhone-Bilder sind nicht im HDR-Modus aufgenommen. Dabei ging nur ums Fotografieren, alles andere wäre unfair beiden Geräten gegenüber.

Den ersten Vergleich haben wir vom obersten Stock des Messeparkhauses gemacht. Im Weitwinkelbereich bieten beide Geräte vom Bildausschnitt her ähnliche Möglichkeiten. Was Belichtung und Farbwiedergabe angeht, fallen die Unterschiede sofort auf.

Aufgenommen mit Samsung Galaxy Camera im vollautomatischen Modus
Aufgenommen mit iPhone 4S ohne HDR

Wenn es um mehr Bildgestaltung geht, hier beispielsweise um Details von Gebäudefassaden, ist man mit der Galaxy Camera klar im Vorteil. Mit dem Zoomobjektiv hat man mehr Möglichkeiten, einen guten Bildausschnitt zu wählen.

Aufgenommen mit Samsung Galaxy Camera im vollautomatischen Modus
Aufgenommen mit iPhone 4S
Aufgenommen mit iPhone 4S

Noch deutlicher wird der Unterschied beim Blick die Strasse hinunter. Hier kann die Galaxy Camera ihr Teleobjektiv voll ausspielen und einen aussagekräftigen Bildausschnitt wiedergeben. Beim Bild mit dem iPhone bleiben alle Details sehr klein.

Aufgenommen mit Samsung Galaxy Camera im vollautomatischen Modus
Aufgenommen mit iPhone 4S

Mit der Galaxy Camera kann man zwar nicht telefonieren, aber als Fotoapparat ist sie einem (durchschnittlichen) Smartphone überlegen: Neben Belichtung und Farbwiedergabe ist es vor allem das Zoomobjektiv und die damit verbundenen Möglichkeiten der Bildgestaltung.

Mit diesem kleinen Vergleichstest haben wir auch unseren letzten Ausflug mit der Samsung Galaxy Camera abgeschlossen. Ein Thema haben wir schon mehrfach kurz angesprochen, aber nie im Detail angeschaut. Dies möchten wir nun noch nachholen.

Bearbeiten und Speichern

Es geht um das Bearbeiten und Abspeichern von Bildern direkt auf der Kamera. Im Zusammenhang mit der "Bestes Gesicht-App" hatten wir dies schon angeschnitten. Da wir Euch keine Testbilder mit Personen zeigen wollen, machen wir an dieser Stelle einen kleinen Ausflug in die Kamerabedienung und erklären kurz den Ablauf des Bilder Bearbeitens und Speicherns anhand von einem neutralen Testmotiv. So bekommt Ihr einen Eindruck, welche Möglichkeiten die Kamera bietet und wo ein paar Stolperfallen versteckt sind:

Mit einem Klick auf das Icon oben rechts, öffnet man das Bearbeitunsgmenü:

Wie Ihr auf dem folgenden Screenshot erkennen könnt, hat man hier Zugriff auf die verschiedensten Bearbeitungsmöglichkeiten: "Umwandeln" bezieht sich auf links- oder rechts-Drehen und die Wahl eines Bildausschnitts. Unter "Farbe" kann man Kontrast, Helligkeit, Sättigung oder Farbtemperatur einstellen.

Unter "Effekt" stehen verschiedene Stimmungen wie Retro, Sepia, Graustufen oder Pop-Art zur Verfügung. Für unsere kurze Erklärung haben wir die Einstellung "Altes Foto" gewählt.

Via "Dekoration" haben wir dann als Hintergrund einen alten Luftpostbriefumschlag ausgewählt. Wenn man wie wir verschiedene Effekte auf ein Bild anwendet, muss man auf die Reihenfolge achten.

Würden wir jetzt beispielsweise den Graustufen-Effekt anwenden, würde nicht nur das Foto selbst in ein schwarz-weiss Bild umgewandelt. Auch der Rand des Briefumschlages würde nur noch schwar-weiss dargestellt. Auf jeden Fall muss jeder Bearbeitungsschritt immer mit einem Klick auf "OK" bestätigt werden. Ist man mit der Bearbeitung fertig, muss das Bild abschliessend mit einem Klick auf der Speichern Icon (oben blau eingefärbt) sichern. Sonst sind alle Bearbeitungsschritte verloren. Eine Warnung, wenn man die Bildbearbeitung vorzeitig verlassen will, gibt es nicht.

Jede Bearbeitungs-App speichert ihre Bilder nicht der Fotogalerie, sondern legt ein eigenes Album an, in unserem Fall heisst dies "PhotoWizard":

Auch unter Eigene Dateien findet man die Bilder in einem separaten Ordner abgelegt:

Die Samsung Galaxy Camera trennt also bearbeitete und unbearbeitete Bilder und legt diese in separate Ordner und Alben ab. Das unbearbeitete Originalbild verbleibt jedoch immer in der Standard-Fotogalerie. Dieser Umgang mit bearbeiteten Bildern ist am Anfang sehr verwirrend. Da wir keine Erfahrung mit anderen Android-Geräten haben, können wir nicht beurteilen, ob dies eine generelle Eigenschaft von Android ist. Aber den eigenwilligen Umgang mit zu speichernden Daten kennt man ja auch von iOS. Auch dort speichert jede App ihre Daten auf ihre eigene Art und Weise ab.

Bildqualität und ISO-Reihe

Abschliessend hat uns noch interessiert, wie es eigentlich konkret mit der Bildqualität bei verschiedenen ISO-Einstellungen, also der Empfindlichkeit, aussieht. Gerade bei den Aufnahmen in der Dämmerung oder bei Dunkelheit haben wir die Körnigkeit der Bilder nicht speziell beachtet, weil uns die gesamte Atmosphäre im Bild wichtiger war. Je nach eigenen Ansprüchen oder Situation, in der man gerade fotografiert, sicher auch eine durchaus legitime Überlegung. Um eine einfache so genannte ISO-Reihe aufzunehmen, haben wir diesen kleinen Versuchsaufbau mit einer Pinnwand gemacht:

ISO 100
ISO 400
ISO 800
ISO 3200

Ab ISO 800 sind eine deutliche Körnigkeit und auch eine leichte Verschiebung der Farbtöne erkennbar. Auch unabhängig von der ISO-Einstellung hat die Samsung Galaxy Camera die Tendenz, das Bild stark "nachzubessern" und Farben sehr leuchtend darzustellen.

Wie gesagt war der Ausflug rund ums Basler Messegelände unser letzter Test mit der Samsung Galaxy Camera. Da die Kamera sehr viele Möglichkeiten bietet, ist es unmöglich alle Funktionen zu testen und darüber zu berichten. Trotzdem ziehen wir für uns – und für Euch als Leser – unser persönliches abschliessendes Fazit.

Schlussfazit

Bevor wir nochmals unsere Eindrücke und Überlegungen zusammenfassen, möchten wir uns zuerst Jürgen Vielmeier von neuerdings.com anschliessen und Samsung für das mutige Experiment mit der Galaxy Camera danken.

Wir haben mit der Samsung Galaxy Camera viel Spass gehabt, weil man mit ihr schnell und unkompliziert Bilder machen und schöne Momente zur Erinnerung einfangen kann. Gut gefallen haben uns das wertige Gehäuse und wenn man herausgefunden hat, wie man die Kamera am besten in Hand hält, kann man auch sehr gut fotografieren damit. Nur die Zoom-Wippe ist leider nicht sehr fein abgestimmt. Am meisten überrascht hat uns die Kamera in der Dämmerung und Dunkelheit – wo für andere Kamera schon Schluss ist, kann man mit ihr noch weiter fotografieren – leichte Unschärfen und Körnigkeit gehören dann einfach dazu. Wer gerne Bilder direkt auf der Kamera nachbearbeitet und mit verschiedenen Dekorelementen versehen will, hat mit der Galaxy Camera ein vielseitiges Werkzeug in der Hand. Die Bedienung ist allerdings nicht immer ganz selbsterklärend und benutzerfreundlich. Warnhinweise wie beispielweise wenn man das Abspeichern vergisst, fehlen. Gut sind jedoch die Hilfestellungen und Erklärungen in der gesamten Menüführung, die auch Fotoeinsteigern das Leben leichter machen dürften. Wie sinnvoll die knapp 20 Motivprogramme sind, muss jeder für sich selber entscheiden. Da häufiges Verändern von Einstellungen via Touchscreen doch etwas zu umständlich für einen Fotoapparat ist, empfiehlt es sich die Kamera wenn immer sinnvoll, im vollautomatischen Modus laufen zu lassen. Da man jede beliebige Android-App auf der Kamera installieren kann, muss man auch mit der Samsung Galaxy Camera nicht auf seine vielleicht schon vom Smartphone her bekannte Lieblings-Fotoapp verzichten.

Dass es noch einige Dinge zu verbessern gibt, hat auch unser Langzeittest deutlich gemacht. Falls Samsung diese Gerätekategorie weiterführen will, wäre es schön, wenn auch Überlegungen von uns und von anderen Bloggern und Reviewschreibern mit einfliessen. Aus unserer Sicht sind es vor allem zwei Punkte, die den Spass mit der Kamera schnell trüben können: Das ist erstens die schlechte Akkuleistung. Nach wenigen Betriebsstunden ist Schluss. Für ein Gerät mit derart vielen Funktionen und grossem Display ist der Akku schlicht zu klein. Was nutzen mir 3G oder WLAN, wenn ich diese um Strom zu sparen, deaktivieren muss? Der Akku passt schlicht nicht zum Funktionsumfang und dem damit gemachten Versprechen der Kamera. Die zweite Baustelle ist die Kamera-App. Sie schliesst sich immer wieder unvermittelt oder hat kleine Aussetzer. Wie sinnvoll Android für einen Fotoapparat wirklich ist, müssen wir deshalb in Frage stellen. Da wir sonst keine Erfahrungen mit Android-Geräten haben, wäre es nett, wenn jemand mit Android-Erfahrung etwas zum Thema Stabilität sagen könnte. Grundsätzlich hat es uns Spass gemacht, die Samsung Galaxy Camera zu testen und mit ihr zu fotografieren, aber schlussendlich bleibt ein etwas zwiespältiger Eindruck zurück.