Review - Review zum Apple iPhone X

Review

Review zum Apple iPhone X

Von Hitzestau - 19.12.2017

Das iPhone X ist von Apple als das zukunftsgerichtete iPhone vorgestellt worden. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es ein paar Dinge radikal anders macht, als man von allen Vorgänger-Modellen bisher gewohnt war. Wir werden daher in unserem Erfahrungsbericht hauptsächlich auf die iPhone X-spezifischen Features und Neuerungen eingehen. Für Themen wie Augmented Reality oder die neuen High Efficiency-Formate beim Aufnehmen von Fotos und Videos verweisen wir im Laufe des Artikels auf unser Review zum iPhone 8 Plus.

Grösse und Gehäuse

Wenn man das iPhone X zum ersten Mal sieht und in die Hand nimmt, fällt sofort auf, das es viel schlanker ist, als das iPhone 8 Plus, welches wir kürzlich vorgestellt haben.

iPhone X.
Quelle: Apple

Das liegt daran, dass Apple beim iPhone X nicht auf das übliche 16:9 Seitenverhältnis beim Display setzt. Apple schliesst sich dem Trend hin zu einem neuen Display-Format an, wie ihn beispielsweise auch Samsung mit dem Galaxy S8 und S8+ gezeigt hat. Das Display ist länglicher, aber nicht mehr so breit. Das Seitenverhältnis beträgt beim iPhone X neu 2.17:1. Die Display-Diagonale misst zwar 5.8 Zoll – also mehr als bei den Plus-Modellen der vergangenen Jahre – wegen dem anderen Seitenverhältnis ist das iPhone X trotzdem nicht so gross.

Auf der Vorderseite ist der Rand um das Display auf ein Minimum reduziert, auch dies trägt dazu bei, dass sich das iPhone X in den äusseren Gehäuseabmessungen nicht so sehr vom "kleinen" iPhone 8 unterscheidet. Oder um es einfacher auszudrücken: Mit dem iPhone X bekommt man mehr Display und weniger Rand.

Das Vergleichsbild zeigt gut die aktuellen Grössenverhältnisse der drei Modelle iPhone 8 / iPhone X / iPhone 8 Plus.

Vergleich iPhone 8 / iPhone X 7 / iPhone 8 Plus. Quelle: 9t05mac.com

Um oben trotzdem genug Platz für Lautsprecher und die Sensoren zu schaffen, hat Apple eine kleinen Design-Trick angewendet, der schon sehr kontrovers diskutiert worden ist. Die berüchtigte Notch ist eine Einbuchtung ins Display. Wie im Beispiel oben, verdeckt sie bei der Ansicht eines Bildes aus der Galerie einen kleinen Teil am oberen Rand. Sie ist im oberen Bild gut zu erkennen und auch hier auf dem Homescreen vom iPhone X.

iPhone X.
Quelle: Apple

Vorder- und Rückseite des Gehäuses bestehen aus Glas, die mit einem Rahmen aus Edelstahl verbunden sind. Die beiden Kameralinsen auf der Rückseite sind vertikal ausgerichtet. Beim Display fällt auf, das die Ecken abgerundet und nicht rechtwinklig sind, wie man es bisher gewohnt war.

iPhone X.
Quelle: Apple

Interaktion

Mit dem verschlankten Display-Rand ist eine ganz grosse Änderung verbunden: Das iPhone X hat keinen Homebutton mehr – und auch auf Rückseite hat Apple ihn nicht versteckt. Dass heisst aber auch, dass das iPhone X für die alltägliche Bedienung wie Entsperren oder aus einer App heraus zurück auf den Homescreen zu gehen, ein paar Veränderungen auf Lager hat.

Face ID

Dies betrifft zu allererst den Login: Als iPhone X-Besitzer muss man sich von der Touch ID, also dem Fingerabdruck-Scanner verabschieden. Dieser wird seit fünf Geräte-Generationen im iPhone verbaut und beim iPhone X durch die Gesichtserkennung Face ID abgelöst. Man kann das Smartphone durch einen Blick aufs Display entsperren oder eine Zahlung via Apple Pay autorisieren.

Gerät via Face ID entsperren.
Quelle: Apple

Wir wollen hier gar nicht erst auf die technischen Raffinessen eingehen, die hinter Face ID stehen, sondern einfach nur sagen: Es funktioniert.

Man muss nur auf dem Display nach oben wischen und den direkten Blickkontakt zum iPhone suchen – schon ist es entsperrt. Das ist sehr natürlich, weil es das Gefühl vermittelt etwas zu öffnen. Zudem geht es blitzschnell. Und die Einrichtung ist fast noch einfacher, als früher den Finger einzuscannen.
Mond-Trader von hitzestau.com

Unter anderem werden unsichtbare kleine Punkte aufs Gesicht projiziert, um es abzutasten. Dies hat man im Video an der Keynote sehr gut gesehen.

Apple Face ID (Screenshot Video Keynote vom 12. September 2017).
Quelle: Apple

Ehrlich gesagt waren wir bei der ersten Präsentation des iPhone X an der Keynote im September 2107 etwas skeptisch. Uns schien es sehr mutig von Apple, voll auf eine Gesichtserkennung zu setzen. Bis dahin hatten wir mit diversen Gesichts- und Iris-Scannern von verschiedenen Geräten eher schlechte Erfahrungen gemacht – sie waren unpräzise und langsam oder die Kamera-Treiber waren fehlerhaft. Schlussendlich haben wir sie immer als untauglich empfunden, um ein Gerät zügig zu entsperren oder sich einzuloggen.

Wie sehr sich die Technologie nicht nur verbessert hat sondern wie stark auch die Miniaturisierung fortgeschritten ist, zeigt der Vergleich mit der Kinect der Xbox 360 von Microsoft. Sie diente damals als Zusatz zur Spielkonsole und konnte Personen erkennen sowie Bewegungen im Raum verfolgen.

Kinect für Xbox 360
Quelle: Wikipedia

Das Gehäuse der Kinect war rund 28 cm breit – die Notch beim iPhone misst rund 3.5 cm. Und unter ihr sind die gesamte Hardware für Face ID sowie Lautsprecher und Mikrofon verborgen.

Face ID (Screenshot Video Keynote vom 12. September 2017).
Quelle: Apple

Gesten und Interface

Das iPhone war ja noch nie für zu viele Knöpfe bekannt – mit dem Weglassen des Homebuttons sind die Gesten noch wichtiger geworden. Machen wir nur ein Beispiel: Um aus einer App heraus auf den Homescreen zu gelangen, muss man einfach von unten hoch wischen. Als optische Hilfestellung wird dafür am unteren Rand ein schmaler grauer Balken eingeblendet, in den meisten Apps wird er dauerhaft angezeigt. Auch das Aufrufen des Taskmanagers und das Schliessen von Apps haben neue Gesten erhalten. Um einen Softreset durchzuführen muss man neu nacheinander den oberen und den unteren Lautstärke-Button drücken und dann den Power-Knopf gedrückt halten, ohne jedoch den Ausschalten-Slider zu betätigen.

Ich hab mich innert weniger Minuten an die neuen Gesten gewöhnt und bediene das iPhone X so ganz selbstverständlich. Trotzdem ertappe ich mich manchmal, wie ich nach dem Homebutton suche, weil man sich über Jahre an ihn gewöhnt hat. Beim ausgeschaltetem Display war er zudem eine Art Orientierungspunkt, um schnell zu erkennen wo oben und unten ist, wenn man es in die Hand nimmt.
Monk-Trader von hitzestau.com

Das Weglassen des Homebuttons und die abgerundeten Ecken des Displays haben ausser dem oben erwähnten grauen Balken zu ein paar weiteren Anpassungen im grafischen Userinterface geführt: So wird beispielsweise die unten eingeblendete Tastatur nach oben verschoben. Der Platz bis zum unterem Displayrand wird für den grauen Balken benötigt, zudem würden die abgerundeten Ecken Teile der Tasten unerreichbar machen. Aber auch von "oben her" geht Raum zur Darstellung von Content und Apps verloren, weil die Zeile mit der Zeit und der Akkuanzeige ebenfalls wegen den abgerundeten Ecken nach unten gerutscht wurde. Die Fotomontage zeigt den direkten Vergleich zwischen iPhone X (links) und iPhone 8 Plus (rechts).

iPhone X / iPhone 8 Plus. Quelle: Fotomontage hitzestau.com

Im Landscape-Modus hat man einen ähnlichen Effekt. So werden beispielsweise Webseiten im Browser mit einem linken und rechten Rand dargestellt.

Ich habe mich zwar schnell an die Notch gewöhnt, aber es ist eine etwas zwiespältige Sache: Man hat beim iPhone X ein grosses Display, aber dann werden auf Grund des Designs breite Ränder in der Darstellung reingezogen, so dass man gar nicht von dem Zuwachs an Höhe profitieren kann.
Monk-Trader von hitzestau.com

Display

Das Display selbst ist, wie man es vom iPhone her gewohnt ist, sehr gut. Es ist sehr scharf und blickwinkelstabil, zudem unterstützt es HDR und den P3 Farbraum. Apple setzt beim iPhone X zum ersten Mal auf eine andere Technologie, nämlich OLED statt IPS. Die Vorteile liegen auf der Hand: OLED ermöglicht bessere Schwarzwerte, einen besseren Kontrast und es ist erst noch energieeffizienter. Allerdings kann die Gefahr des Einbrennens bestehen.

Kamera

Beim Kamerasystem gibt es gegenüber dem iPhone 8 Plus ein paar Weiterentwicklungen. Schauen wir uns zuerst die Hauptkamera auf der Rückseite an. Auch sie ist eine Dualkamera mit zwei Linsen, eine für Weitwinkel, die andere für Teleaufnahmen. Wie beim iPhone 8 Plus auch, entspricht die Tele-Linse etwa 50 mm Brennweite im klassischen Kleinbildformat. Damit sind auch die Funktionen Porträt-Aufnahme und Porträt-Licht hier verfügbar. Für grundlegende Informationen zur Dual-Kamera sowie die High Efficiency-Formate beim Aufnehmen von Videos und Bildern, verweisen wir auf unser Review zum iPhone 8 Plus.

Neu verfügen beim iPhone X beide Rückseiten-Kameras über eine optischen Bildstabilisator und die Tele-Linse hat eine etwas grössere Blende, dass heisst es fällt mehr Licht auf den Chip bei der Aufnahme. Für Aufnahmen bei wenig Licht ist dies ein Vorteil.

Mehr Änderungen gibt es für die Selfie-Kamera auf der Frontseite. Apple verwendet für sie neu die Bezeichnung "TrueDepth Kamera" weil sie auch die Face ID-Technologie verwenden kann, um Aufnahmen zu machen: Damit stehen die Funktionen Porträt-Aufnahme und Porträt-Licht neu zum ersten Mal auch für Selfies zur Verfügung. Mit ihrer Tiefenwahrnehmung wird es zudem neu möglich in einer App wie Apple Clips, das eigene Gesicht in einen digitalen Hintergrund einzubetten, der sich immer anpasst, wenn man das Smartphone hin- und herbewegt. Wie die Beispiele unten zeigen, lassen sich mit Clips auch die Gesichter im Stil verfremden. Hier kommen auch Funktionen der Augmented Reality zum tragen, die mit iOS 11 neu Teil der iPhone-Plattform geworden ist.

Apple Clips.
Quelle: Apple

Auch die neu eingeführten "Animojis" basieren auf dieser Technologie.

Quelle: Apple

Die Funktion Porträt-Licht ist gemäss eigenen Angaben von Apple noch im Beta-Stadium. Mit ihr lassen sich unter anderem Porträts erstellen, die aussehen als wären sie vor einem schwarzen Studiohintergrund mit Blitzlicht gemacht worden. Das sieht sehr effektvoll aus, leider ist es oft so, dass die Software die Konturen des Kopfes nicht genau genug erkennt und dann etwas zu viel mit Schwarz abdeckt oder sogar Dellen ins Gesicht einfügt.

Technik

Wir haben hier die wichtigsten technischen Spezifikationen des iPhone X zusammengestellt. Wie die iPhone 8-Modelle verfügt auch das X über den A11 Bionic Chip, der unter anderem Anwendungen mit Augmented Reality und maschinellem Lernen ermöglicht. Auch unterstützt es das kabellose Laden via Induktion. Am schnellsten läd das iPhone X unserer Erfahrung nach jedoch via Kabel in Verbindung mit einem iPad-Netzteil. Die Akkulaufzeit beträgt auch bei intensiver Nutzung einen ganzen Tag. Die integrierten Lautsprecher liefern einen recht guten Klang, der im Vergleich zum iPhone 8 Plus etwas weniger hell tönt. Wer mehr zum Thema Augmented Reality unter iOS 11 und dem Qi-Standard für das kabellose Laden wissen will, sei ebenfalls auf unser iPhone 8 Plus-Review verwiesen.

  • Grösse: 143,6 x 70,9 x 7,7 mm
  • Gewicht: 174 g
  • Display: 5.8 Zoll Retina HD Display / OLED / 2436 x 1125 / 458 ppi / Kontrastverhältnis: 1.000.000:1 / True Tone / P3 Farbraum
  • Hauptkamera 1: 12 Megapixel / Blende f/1.8 / 4 fach-LED True Tone Flash
  • Hauptkamera 2: 12 Megapixel / Blende f/2.4 / 4 fach-LED True Tone Flash
  • Videoaufnahme: maximal 4K mit 60 fps
  • Vordere Kamera (TrueDepth): 7 Megapixel / Blende f/2.2 / Retina Flash
  • Akku: 2716 mAh
  • Arbeitsspeicher: 3 GB
  • Datenspeicher: 64 / 256 GB
  • Prozessor: A11 Bionic Chip / 64‑Bit Architektur
  • Netz: 2 G / 3G / 4G
  • WLAN: 802.11ac WLAN mit MIMO
  • Konnektivität: Bluetooth 5.0 / NFC
  • Anschlüsse: Lightning Connector
  • Betriebssystem: Apple iOS 11
  • SIM-Karte: Nano-SIM
  • Spritzwasser und Staub-Schutz: IEC Norm 60529 unter IP67
  • Lautsprecher: Stereo

Modelle

Das iPhone X ist mit den beiden Speichergrössen 64 oder 256 GB in den FarbenSilber und Space Grau erhältlich.

iPhone X.
Quelle: Apple

Fazit

Das iPhone X ist ein erstklassiges Smartphone mit ein paar Ecken und Kanten – oder besser gesagt, ein paar Rundungen. Laut Apple stellt es die Zukunft der iPhone-Linie dar. Es tut dies vor allem mit einem neuen Gehäusedesign und Formfaktor, der das Gerät sehr handlich macht. Aber auch die Interaktion mit dem Benutzer hat sich verändert: Entsperren mit Face ID und Wischgesten für Aufgaben die man bei früheren Modellen mit dem Homebutton erledigt hat. Es basiert genauso wie iPhone 8 und 8 Plus auf dem A11 Bionic Chip, verfügt aber mit der TrueDepth Kamera auf der Vorderseite auch über ein paar technologische Alleinstellungsmerkmale.

Die neue längliche Display-Form wird leider etwas zu wenig gut ausgenutzt, denn es steht nicht wirklich mehr Höhe für die Darstellung von Inhalten zur Verfügung.

Die gesamte Interaktion mit dem iPhone X wirkt aber sehr natürlich, es gibt wenig Momente wo man den Fingerprint tatsächlich vermisst. Allerdings hat man zum Login nur noch die Wahl zwischen Face ID und dem als Entsperr-Methode in die Jahre gekommenen PIN-Code. Die Debatte rund um Datenschutz und Privatsphäre haben wir im Review bewusst ausgeblendet.

Bei den Speichergrössen bietet Apple leider nur 64 und 256 GB an, ein Mittelweg mit 128 GB fehlt. Wer viel 4K-Videos aufnehmen möchte, sollte deshalb lieber gleich zur 256 GB-Version greifen.

Auch mit all den Neuerungen ist das iPhone X ein iPhone durch und durch. Etablierte Klassiker wie Visual Voicemail oder die Vernetzung mit anderen Apple Geräten – zum Beispiel das Telefonieren via iMac oder Notebook – gehören weiterhin genauso dazu.

Wer sich jetzt ein neues iPhone zulegen will, kann zwischen drei aktuellen Modellen auswählen: dem iPhone 8 / 8 Plus und dem iPhone X. Unsere Erfahrungen mit dem 8 Plus haben wir schon vor ein paar Wochen ausführlich vorgestellt. Die Vor- und Nachteile der drei Modelle gegeneinander abzuwiegen, würde den Rahmen des Fazit sprengen. Das iPhone 8 Plus zeichnet sich durch ein wirklich breites Display aus, das iPhone X übernimmt – grob gesagt – vom kleinen iPhone 8 die Schlankheit des Gehäuses, verfügt aber mit der Dual-Kamera über Features, die sonst dem Plus-Modell vorbehalten sind.