Origin auf YouTube Premium

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Von Hitzestau - 28.03.2019

Wenn man Dir einen kompletten Neustart anbietet, also Dein bisheriges Leben aufzugeben und an einem weit entfernten Ort komplett neu anzufangen ohne die Möglichkeit jemals zurückzukehren… würdest Du darauf einsteigen?

Auf dem Weg dorthin wachst Du plötzlich in einer engen Röhre aus dem Tiefschlaf auf. Du rufst um Hilfe. Dann erfasst Dich ein Wasserstrudel, der Dich unsanft auf den Boden befördert.

Szene aus Origin.
Quelle: YouTube Premium

Du hast keine Ahnung was passiert ist oder wo Du Dich befindest. Auf der Suche nach Hilfe irrst Du durch dunkle Räume, bis Du auf andere Menschen triffst, denen es offenbar genau so geht wie Dir...

Um was in der Serie geht

Genauso wie den Figuren ergeht es auch dem Zuschauer. Man wird schonungslos direkt in die Handlung hineingeworfen, ohne die Umstände oder die genauen Hintergründe zu kennen.

Machen wir einen Sprung nach vorn, in den ersten paar Episoden bekommt man die wichtigsten Fakten häppchenweise serviert. Es gibt keine klassische Pilot-Episode mit allen Erklärungen und Vorstellung der wichtigsten Personen. Die Orientierungslosigkeit der Figuren zu Beginn der Serie überträgt sich somit auch auf den Zuschauer - und genau das macht auch ihren Reiz aus.

In der Serie geht es um die Kolonisierung des Planeten Thea, oder genauer gesagt um die Reise dorthin. Während dem Flug kommt es an Bord der ORIGIN zu einem Zwischenfall, Kolonisten und Crew verlassen das Schiff in den Rettungskapseln. Nur eine kleine Gruppe verbleibt im Kälteschlaf und wacht erst auf, nachdem das Schiff bereits aufgegeben wurde. Diese Gruppe von Menschen sind die Hauptfiguren der Serie und an genau diesem Punkt setzt die Erzählung ein. Treibende Kraft hinter dem gewaltigen Kolonisierungs-Projekt ist die Siren Cooperation, ein privates Unternehmen mit scheinbar unbegrenzten Ressourcen und grossem politischem Einfluss auf der Erde.

Der Cast der Serie.
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Der Einstieg mit der ersten Episode ist zugegebenermassen etwas schwierig. Sie dreht sich um die Figur Shun Kenzaki, in Rückblenden wird seine Vergangenheit bei der japanischen Mafia, der Yakuza, näher beleuchtet. Parallel dazu wird die Handlung an Bord der ORIGIN vorangetrieben. Nach diesem Muster sind auch die nachfolgenden Episoden aufgebaut. Insgesamt gesehen stellen die zehn Episoden der ersten Staffel einen durchgehenden Handlungsbogen dar. Bis auf ein oder zwei Durchhänger schaffen es die Autoren auch, die Spannung aufrecht zu erhalten.

Szene aus Origin.
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Protagonisten und Rückblenden

Den Kolonisten hat die Siren Cooperation als Motivation einen “clean slate” (einen kompletten Neuanfang) auf Thea versprochen. Und auch wenn die Kolonisten dafür eine sehr weite Reise absolvieren müssen, können sie ihrer Vergangenheit auf der Erde nie ganz entkommen: Jeder der Hauptprotagonisten hat ein Päckchen aus seiner persönlichen Vergangenheit zu tragen und natürlich spielt diese auch an Bord der ORIGIN eine Rolle. Denn ihre Erlebnisse und Erfahrungen reflektieren sich in ihrem Auftreten in der Gegenwart und bei der Interaktion mit den anderen an Bord.

Szene aus Origin.
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Der generische Name der Show ist so gesehen mehrdeutig. Es ist der Name des Raumschiffs und “origin” bedeutet im Englischen soviel wie Herkunft, Ursprung oder Anfang. Und in der Tat geht es auch um die Herkunft der einzelnen Figuren: Was haben sie vor der Reise an Bord der ORIGIN gemacht? Die Rückblenden geben den Figuren Tiefe und geben Hinweise auf was dazu geführt hat, dass sie sich jetzt an Bord ORIGIN befinden. Dazu gehören schwere Schicksalsschläge und einschneidende Erlebnisse und auch vor schwierigen Themen wie Suizid schrecken die Produzenten nicht zurück.

Szene aus Origin.
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Wie immer in Filmen oder Serien, in denen eine Gruppe von Personen unter widrigen Umständen aufeinandertrifft, entwickelt sich eine Gruppendynamik, in der nicht alle am gleichen Strang ziehen, denn nicht alle Figuren sind das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Im Laufe der Geschichte, wenn man Schritt für Schritt mehr über die einzelnen Figuren erfährt, lernt man als Zuschauer ihre Handlungsweisen auch besser zu verstehen.

In den Rückblenden wird auch deutlich, dass die Kolonisten von den unterschiedlichsten Orten der Erde stammen. So spielt die Rückblende in der ersten Episode in Japan, andere Länder sind Deutschland, Frankreich, England, die USA und Südafrika. Gekonnt spielen die Autoren der Serie mit den unterschiedlichen Nationalitäten der Figuren, je nach Land und Herkunft sind die Szenen nicht nur in Englisch, sondern auch in Japanisch, Französisch oder Deutsch gedreht und entsprechend mit Untertiteln unterlegt.

Die Vielfalt der Nationalitäten spiegelt sich auch im Cast der Serie wieder. Die Produzenten haben ein internationales Ensemble zusammengestellt, einige der Darsteller hat man bereits in namhaften Produktionen gesehen. Natalia Tena als Lana Pierce kennt man als Osha aus Game of Thrones und als Nymphadora Tonks aus den Harry Potter-Filmen.

Natalia Tena.
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Ebenfalls von Harry Potter kennt man Tom Felton, der in ORIGIN eine Figur namens Logan spielt und als Draco Malfoy berühmt wurde. Nora Arnezeder hatte schon Auftritte in Mozart in the Jungle und Fraser James wird demnächst in Terminator: Dark Fate zu sehen sein. Philipp Christopher kennen deutsche Soap-Fans aus Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Aber auch in den Rückblenden erkennt man bekannte Gesichter wie beispielsweise Fionnula Flanagan, die an der Seite von Tom Felton zu sehen ist. Man kennt sie aus Serien wie Star Trek: The Next Generation oder Lost.

Die Rückblenden dienen aber nicht nur zur Vertiefung der einzelnen Hauptfiguren, sie sind auch ein visueller Kontrast zu den Szenen an Bord der ORIGIN. Die Innenräume des Schiffs sind oft dunkel und beengend - die Rückblenden sind daher eine willkommene Abwechslung. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Bilder hell und mit viel Licht und zeigen wunderschöne und weite Landschaften als Schauwerte.

Szene aus Origin.
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Filming Locations

Und die Landschaften, die man als Zuschauer zu sehen bekommt, sind allesamt in Südafrika aufgenommen worden, denn die Serie wurde, bis auf eingekaufte Establishing Shots, komplett dort gedreht. Und die Locations funktionieren auch sehr gut - nur in der Sequenz, die von der Geschichte her an der kalifornischen Pazifikküste spielt, ist deutlich, dass es nicht wie in Kalifornien aussieht.

Dreharbeiten zur Serie.
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Aber es ist als Serienfan erfrischend, nicht schon wieder das unendlich oft abgefilmte Hinterland von Los Angeles oder die Strassenzüge und Wälder von Vancouver zu Gesicht zu bekommen. Und Südafrika hat einiges an wunderschönen Locations zu bieten, kein Wunder dass immer wieder Produktionen dort gedreht werden: Die Vielfalt reicht von heruntergekommenen Lagerhallen bis hin zu weitläufigen Landschaften und idyllisch gelegenen Strandhäusern.

Dreharbeiten zur Serie.
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Dreharbeiten zur Serie.
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Ausstattung

In den Szenen an Bord des Raumschiffs herrscht, ohne hier etwas von der Handlung verraten zu wollen, eine kontinuierliche Bedrohungslage. Viel zu diesem unterschwelligen Gefühl trägt das minimalistische Setdesign der Innenräume der ORIGIN bei. Bei ihr handelt es sich zwar um ein riesiges Schiff, aber trotzdem wirkt alles ein wenig eng und beklemmend.

Auch die Crew muss mit wenig Platz auskommen.
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Das Schiff ist nicht gerade als Wohlfühl-Oase gebaut, sondern dafür, dass die Passagiere die meiste Zeit im Schlaf verbringen. Nur die Schiffs-Crew ist ständig wach. Das Schiff ist zum grössten Teil modular aufgebaut und das kommt dem Setdesign zu Gute, trotzdem hat man als Zuschauer nicht das Gefühl, immer durch die selben zehn Meter Korridor zu laufen, auch wenn in der Realität beim Drehen sicher genau das der Fall war. Als Zuschauer wundert man sich jedoch, wie sich die Figuren in den Korridoren zu recht finden ohne sich ständig zu verlaufen.

Jeder Gang sieht gleich aus wie der andere.
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Szene aus Origin.
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Die Serie spielt in der Zukunft, trotzdem kann man sich gut in die gezeigte Welt und die Technik hineinversetzen, da diese im Verhältnis zu unserem Stand der Technik sehr real und plausibel wirkt. Die Überlichtgeschwindigkeit, mit der die ORIGIN fliegen kann, ist daher eher als Zugeständnis zu verstehen, um die Distanz zwischen Erde und dem Zielplaneten Thea innerhalb von sinnvoller Zeit überbrücken zu können. In der Serie wird die Reisezeit mit zwei Jahren angegeben, Thea selbst ist rund fünf Lichtjahre von der Erde entfernt. Würde man ein Raumschiff bauen können, was nur 20 Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreicht, würde die Reise rund 22 Jahre dauern.

Die visuellen Spezialeffekte von ORIGIN können sich durchaus sehen lassen. Die Weltraumszenen mit dem gigantischen Raumschiff von aussen sind sehr ordentlich. Generell wird in der Show auf übertriebene Lensflares oder überbordende “CGI-Schlachten” verzichtet. Eine grosse Bandbreite an Kreativität mussten die Ausstatter und das Effekt-Team bei den Rückblenden-Szenen beweisen. Hier reicht die Bandbreite von einem Japan, das an Blade Runner erinnert, bis hin zu einer futuristischen Virtual Reality-Gaming Arena oder einem dunklen und verregneten Berlin. Aber auch die Musik trägt immer ihren Teil zur Stimmung bei.

Szene aus Origin.
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Szene aus Origin.
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Infos zur Produktion

Nicht nur vor der Kamera sondern auch hinter den Kulissen hat die Serie namhafte Persönlichkeiten versammelt. Serien-Erfinderin Mika Watkins hat bereits für verschiedene andere Serien Drehbücher geliefert. Aber rein von den Namen her sticht auf der Produktionsseite sicher Paul W. S. Anderson am meisten hervor: Er hat bei Event Horizon und der Resident Evil-Reihe Regie geführt und für Origin die ersten beiden Episoden inszeniert. Die britische Produktionsfirma hat schon für Serien wie The Crown oder Strike Back verantwortlich gezeichnet.

Paul W. S. Anderson.
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Anleihen und Eigenständigkeit

Wie man als Zuschauer schnell merkt, macht die Serie viele Anleihen bei bekannten Produktionen aus dem Science-Fiction-Universum, allen voran Alien und Event Horizon. Und die Erzählweise mittels Rückblenden die Vergangenheit der einzelnen Figuren näher zu beleuchten, kennt man bereits aus Lost. Das alles tut jedoch der Serie keinen Abbruch, man hat als Zuschauer trotzdem nicht das Gefühl alles schon mal gesehen zu haben und wüsste daher schon, was alles passiert und wie es ausgehen wird. Nein, das Gegenteil ist der Fall. Auch wenn die Vorbilder zweifelsfrei erkennbar sind, hat Mika Watkins eine Serie geschaffen, die mehr ist als die Summe der Einzelteile. Origin schafft es genügend Eigenständigkeit zu beweisen, so dass man als Zuschauer am Ende einer Episode dran bleiben will um zu wissen, wie es weitergeht.

Mika Watkins.
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Wo man Origin sehen kann

Die Serie ist exklusiv auf YouTube Premium zu sehen, alle zehn Episoden wurden am 14. November 2018 online gestellt. Die ersten beiden Teile lassen sich kostenfrei sehen, für den Rest benötigt man einen kostenpflichtigen Premium-Zugang.

Eine Synchro-Fassung gibt es nicht, aber das gesprochene Englisch ist immer klar verständlich und ohne Slang-Ausdrücke. Und auch der Wortschatz ist nicht speziell anspruchsvoll. Untertitel stehen in verschiedenen Sprachen, unter anderem auch in Deutsch, zur Verfügung.