Review - Mit dem Kindle das Lesen neu entdeckt

Review

Mit dem Kindle das Lesen neu entdeckt

Von Archangel - 21.06.2022

Ein 1000 Seiten dicker Wälzer, kleine Schrift und keine Leselampe am Bett… so macht Lesen keinen Spass. Damit Lesen zum Genuss wird, braucht es ein Display - aber das richtige. 

Lesen findet für mich seit Jahren am Bildschirm statt. Meist sind das Online-News, Hintergrundartikel und Studien zu Technik-Themen oder Produkt-Reviews. Der Bildschirm kann dabei zu einem Desktop-PC oder Notebook gehören. Ein Tablet gibt dem Lesen dann schon eine andere Qualität, weil man es im Lese-Abstand in den Händen halten kann.

Offen gesagt, Romane und Literatur habe ich auf diese Art so gut wie gar nicht gelesen, obwohl es für Smartphones und Tablets unzählige Apps zum Bücher lesen gibt. So genannte E-Reader mit elektronischer Tinte beziehungsweise E-Ink habe ich zwar jahrelang in Buchläden immer wieder mal angeschaut, aber dabei blieb es denn auch.

Als Amazon dann vor ein paar Wochen seinen Kindle Paperwhite (11. Generation 2021) in einer Aktion im Angebot hatte, habe ich wie man so schön sagt “zugeschlagen” und es bis heute nicht bereut. Im Gegenteil, mit dem Kindle hab ich die Freude am Lesen für mich wieder neu entdeckt.

Quelle: Amazon

Einzigartiges Lese-Erlebnis

Dass ich vom Kindle Paperwhite so begeistert bin, hängt mit vielen Faktoren zusammen, die ich am besten als “Lese-Erlebnis” zusammenfassen kann.

Dieses fängt beim Schriftbild an: Die Schrift auf dem E-Ink Display ist gestochen scharf und ruhig - der Ausdruck “wie gedruckt” bringt es auf den Punkt. Die integrierte Beleuchtung sorgt dafür, dass man auch bei wenig Umgebungsbeleuchtung gut lesen kann. Die gesamte Fläche des Displays wird gleichmässig ausgeleuchtet. Der Screenshot kann die Qualität des E-Ink Displays natürlich nur annähernd wiedergeben.

Sie lässt sich in der Farbtemperatur und in der Helligkeit einstellen und man hat nie den Eindruck, dass sie blendet oder die Augen auch bei längerem Lesen anstrengt. Schriftgrösse und -Art lassen sich ebenfalls individuell anpassen, so dass man die Darstellung des Textes immer so einstellen kann, wie es für die eigenen Augen am angenehmsten ist. Die Zeilenabstände, die Breite der Ränder sowie die Darstellung im Hoch- oder Querformat lassen sich ebenfalls einstellen.

Die Darstellung des Textes lässt sich auch in den “Dark Mode” umkehren, so dass der Hintergrund dunkel und die Schrift hell angezeigt werden. Im Gegensatz zur mir bevorzugt Monk-Trader aus unserem Team diese Darstellung.

Auch die weiteren E-Book-typischen Funktionen wie das Inhaltsverzeichnis und das Setzen von Lesezeichen machen die Orientierung beim Lesen innerhalb von einem längeren Text denkbar einfach. Zudem ist es an jedem beliebigen Ort im Text möglich, eigene Notizen zu hinterlegen, Textstellen zu markieren oder das Wörterbuch aufzurufen.

Das Blättern zur nächsten Seite mit einer einfachen Wischgeste auf dem Display geht immer einen ganzen kleinen Moment, ein kontinuierliches Scrollen des Textes beherrschen E-Reader auf Grund ihrer Display-Technik nicht.

Und über zu knapp bemessene Bücherregale muss man sich auch keine Sorgen mehr machen. Der Kindle Paperwhite verfügt über 8 GB internen Speicher und damit über ausreichend Platz für mehrere tausend E-Books.

Quelle: Pixabay

Organisieren lassen sich diese in der Bibliothek auf dem Gerät, wo man auch Unterordner anlegen kann, um den Überblick nicht zu verlieren.

Mit seinem geringen Gewicht von 205 Gramm und gut proportionierten Abmessungen (174 x 125 x 8.1 mm) liegt der Kindle Paperwhite auch gut in der Hand. Zudem ist er recht robust.

Quelle: Amazon

Klar fällt das haptische “Erlebnis Buch” weg - aber wer darüber hinwegspringen kann, entdeckt schnell viele Vorteile. Es spielt schlicht keine Rolle mehr ob man einen dicken Wälzer oder eine Kurzgeschichte liest. Vorbei sind damit auch die Zeiten, als man beim Blättern auf schlecht geklebte Buchrücken Rücksicht nehmen musste oder sich wünschte, der Text wäre etwas grösser und mit mehr Zeilenabstand gedruckt worden.

Der geringe Akku-Verbrauch ist ebenfalls bemerkenswert. Es fällt mir schwer, eine durchschnittliche Akku-Laufzeit anzugeben, denn auch zwei oder drei Stunden Lesen senkt die Anzeige der Restlaufzeit nur um wenige Prozent.

Zum Lesen halte ich den Kindle Paperwhite grundsätzlich im Hochformat. Mit 6.8 Zoll Diagonale wirkt sein Display auf den ersten Blick nicht gerade gross, wobei der allererste Kindle noch kleiner war, denn er orientierte sich damals an der standardisierten Seitengrösse von US-amerikanischen Taschenbüchern. An die Displaygrösse gewöhnt man sich aber schnell, man darf auch nicht vergessen, dass ein grösseres Display auch mehr Gewicht bedeuten würde.

Wenn man alles nach den eigenen Präferenzen eingestellt hat, steht dem perfekten Lesevergnügen nichts mehr im Wege. Und wir reden hier vom “richtigen Lesen”, also Texte Zeile für Zeile und Wort für Wort zu lesen, wie man es bei Romanen tun sollte und nicht vom “Scannen” von Texten, wie wir es sonst oft am Bildschirm praktizieren, wenn wir online News-Texte überfliegen oder in Produkt-Reviews gezielt Informationen suchen.

Aber der Kindle Paperwhite kann mehr anzeigen als E-Books, die aus blossem Text bestehen. Aus Neugier habe ich mir auch angeschaut, wie das Gerät mit Sachbüchern mit farbigen Illustrationen, Magazinen, Graphic Novels, PDF-Dateien (Präsentationen, Studien, Whitepaper) und Hörbüchern umgehen kann.

Bilder und Grafiken, die im Original farbig sind, werden auf dem Kindle Paperwhite nur in Graustufen angezeigt. Zeitschriften und Magazine sind für das Lesen auf einem E-Reader speziell aufbereitet, viele Titel lassen sich direkt via Amazon als elektronische Ausgabe kostenpflichtig abonnieren. Auch Graphic Novels gibt es in angepassten Editionen, so dass man die Texte besser lesen kann.

Bei PDF-Dateien bleibt jedoch vom oben beschriebenen Lese-Erlebnis vieles auf der Strecke. Schriftart und -Grösse lassen sich nicht anpassen, da der Seitenumbruch und das gesamte Layout des PDF fix beibehalten werden. Grafiken und Bilder lassen sich auch nicht vergrössert darstellen. Via Pitching kann man in die Ansicht einzelner Seiten hineinzoomen, aber dann verliert man schnell die Übersicht im Dokument.

Eine ganz andere Kategorie sind Hörbücher. Via Bluetooth lässt sich ein Kopfhörer mit dem Kindle verbinden. Das Interface des Players zum Abspielen des Hörbuches ist sehr einfach und übersichtlich dargestellt. Auch im Hörbuch lässt sich von Kapitel zu Kapitel springen und man kann Notizen und Lesezeichen anlegen.

E-Ink macht den Unterschied

Möglich wird das einzigartige Lese-Erlebnis durch das E-Ink Display. In E-Readern wie dem Kindle Paperwhite steckt ein so genante E-Ink-Display. Aus Smartphones und Tablets kennt man LCD-, AMOLED- und OLED-Displays, um nur die wichtigsten Abkürzungen aufzuzählen. Im Marketing tragen sie so klangvolle Namen wie beispielsweise “Liquid Retina XDR”.

Ich will keine detaillierten technischen Erklärungen zur Funktionsweise der einzelnen Display-Technologien abliefern, deshalb hier nur soviel: E-Ink versucht das Aussehen von Druckerfarbe oder Tinte auf Papier nachzubilden. Im Gegensatz zu den verschiedenen Typen von LCD-Displays leuchten E-Ink-Displays nicht selber und sie funktionieren nicht mit einer so genannten Bild-Wiederholungs- oder Refresh-Date. Eine Seite Text wird beim Blättern einmal erzeugt und dann solange statisch angezeigt, bis man weiterblättert. Daher stellt ein E-Ink-Display seine Inhalte absolut flimmerfrei dar, blendet nicht in die Augen und verbraucht erst noch viel weniger Energie. Auf dem E-Ink Display des Kindle Paperwhite kann ich stundenlang lesen, ohne das meine Augen ermüden. Der im Vergleich zu Smartphones und Tablets langsame Bildaufbau beim Blättern oder dem Aufrufen der Bibliothek ist ebenfalls charakteristisch für die E-Ink-Technologie.

Und E-Ink hat noch einen weiteren Vorteil. Wer gerne vor dem Einschlafen im Bett liest, kann dies ohne Bedenken tun. Im Gegensatz zu LED-Displays produziert ein E-Ink Display kein blaues Licht, welches sich negativ aufs Einschlafen auswirken kann.

Kindle Ökosystem

Wer sich einen Kindle kauft, betritt damit das Öko-System von Amazon, denn der E-Reader wird direkt mit einem Amazon-Benutzerkonto verknüpft. Einkäufe wie neuer Lesestoff lassen sich sogar direkt auf dem Kindle erledigen oder wie gewohnt am Computer oder in der Amazon App.

Anfangs Mai dieses Jahres hat Amazon ein paar Veränderungen bekannt gegeben, die auf Ende 2022 umgesetzt werden sollen. Im Kern geht es um die Datei-Formate von E-Books, die der Kindle anzeigen kann. Das weitverbreitetste ist das EPUB-Format, welches der Kindle jedoch aktuell nicht unterstützt. Direkt bei Amazon gekaufte E-Books liegen im proprietären AZW-Format vor. Wer EPUB-Dateien auf seinem Kindle lesen will, muss eine kostenlosen Software wie calibre benutzen, um die Dateien zu konvertieren und auf den Kindle zu laden. calibre ist nebenbei bemerkt aber auch sehr nützlich, Inhalte auf den Kindle zu laden, die nicht zwingend konvertiert werden müssen. Mit calibre kann man wie in einer Bibliothek alle seine Inhalte verwalten und bestimmen, welche auf den Kindle geladen werden sollen.

Ab Ende 2022 soll der Kindle laut einer Ankündigung von Amazon auch EPUB verstehen. Amazon reagiert damit auf neue Vorgaben der EU und macht damit den Kindle als Plattform noch interessanter, weil er mit diesem Schritt offener wird und weniger auf proprietäre Formate setzt.

So liest man heute

Für mich liegt die Stärke des Kindle Paperwhite beim Lesen von längeren Texten wie Romanen. Und dafür bietet er ein Lese-Erlebnis wie kein anderes digitales Gerät. Das liegt an der Display-Technologie, der Haptik vom Gerät selber und der einfachen Bedienung. Vieles was ich hier zum Thema Lese-Erlebnis gesagt habe, gilt natürlich auch für andere E-Reader von anderen Herstellern. Auch wenn ein E-Reader in diesem Sinne ein sehr spezialisiertes Gerät ist, lohnt sich eine Anschaffung für alle, die gerne Bücher lesen, egal ob es klassische Literatur oder “nur” der neueste Krimi ist. Und mit der angekündigten Unterstützung für das EPUB-Format wird die Kindle-Plattform noch attraktiver.

Quelle: Amazon

Meine Erfahrung mit dem Kindle Paperwhite - und die jahrelange Tablet-Benutzung natürlich nicht zu vergessen - hat mir bewusst gemacht, dass beim Lesen von E-Books und generell beim “Konsumieren” von digitalen Inhalten die Wahl des Lesegeräts eine entscheidende Rolle spielt, um den Lesegenuss jeweils perfekt zu machen. Dabei dreht sich alles um die Display-Technik: Für Text-lastige Inhalte ist der Kindle meine erste Wahl. Für Sachbücher mit farbigen Illustrationen oder Studien und Whitepaper im PDF-Format bevorzuge ich ein Tablet mit Android oder iPadOS. Die beiden Geräte-Typen stehen für mich deshalb auch nicht in direkter Konkurrenz zueinander.

Und auch unabhängig von der Display-Technologie hat ein klassischer E-Reader einen grossen Vorteil gegenüber einem Android- oder iPadOS-Tablet: Man kann sich besser aufs Lesen konzentrieren, denn es gibt keine Unterbrüche mit Notifications von irgendwelchen Apps oder eintreffenden Mails.

Abschliessend gesagt: Mit dem Kindle Paperwhite habe ich das Lesen von Romanen als Hobby und die Freude am Lesen als Unterhaltung wieder neu entdeckt. Wer wie ich neu in die Welt der E-Book Reader eintauchen will, macht mit dem Kindle Paperwhite von Amazon sicher nichts verkehrt.

Bedienungsanleitung und Hilfe

Auf genau Schritt-für-Schritt Anleitungen für einzelne Bedienungsschritte habe ich in meinem Erfahrungsbericht bewusst verzichtet. Hilfestellungen für den Kindle Paperwhite oder ein anderes Kindle-Modell findet Ihr hier im Support von Amazon:
Kindle eReader: Hilfe
Kindle eReader: Benutzerhandbücher und Kurzanleitungen

Wenn Abos von Zeitschriften oder Magazinen ausgelaufen sind bzw. nicht verlängert werden, könnt Ihr die lokal auf Eurem Reader gespeicherten einzelnen Ausgaben des jeweiligen Titels nicht mehr löschen. Darüber haben wir uns selber auch schon geärgert. Amazon will - so hat uns der Support erklärt - damit verhindern, dass Ihr Ausgaben, für die Ihr während der laufenden Abo-Zeit bezahlt habt, “verliert”, denn Ihr könnt sie nicht mehr aus dem Amazon-Konto herunterladen, wenn ein Abo abgelaufen ist.

Sollte es doch einmal passieren, dass Ihr Zeitschriften aus Eurer Bibliothek löschen wollt und es nicht mehr könnt, dann kontaktiert den Support von Amazon und bleibt mit Eurer Bitte hartnäckig, das mussten wir auch sein. Dann sollte es ein Techniker für Euch erledigen, denn nur der Amazon-Support kann sie aus eurem Konto entfernen.

Technische Spezifikationen

  • E-Ink Display: 6.8-Zoll Diagonale, integriertes Licht, 300 ppi, 16-stufige Grauskala
  • Abmessungen: 174 mm x 125 mm x 8.1 mm
  • Gewicht: 205 g
  • Systemanforderungen: keine
  • Gerätespeicher: 8 GB
  • Akkulaufzeit: Eine Akkuladung hält bis zu 10 Wochen, basierend auf einer halben Stunde Lesezeit pro Tag.
  • Schnittstellen: USB-C / Bluetooth
  • WLAN-Konnektivität: 2.4 und 5 GHz. Verschlüsselung über WEP, WPA und WPA2 mit Passwortauthentifizierung oder Wi-Fi Protected Setup (WPS).
  • Unterstützte Formate: Kindle Format 8 (AZW3), Kindle (AZW), TXT, PDF, ungeschützte MOBI, PRC nativ, HTML, DOC, DOCX, JPEG, GIF, PNG, PMP nach Konvertierung, Audible-Audioformat (AAX). Ab Ende 2022 soll auch EPUB unterstützt werden.
  • Lieferumfang: Kindle Paperwhite, USB-C-Ladekabel und Kurzanleitung
  • Wasserfestigkeit: IPX8
  • Farbe: Schwarz
Bildquellen:
Teaser-Bild: Pixabay