Review - Lichtstimmungen einfangen mit der Nikon Z fc

Review

Lichtstimmungen einfangen mit der Nikon Z fc

Von Archangel - 24.02.2022

Die manuellen Einstellrädern der Nikon Z fc lassen Erinnerungen an die analoge Zeit wach werden. Lichtstimmungen fängt sie jedoch digital und ausdrucksstark ein, wie der folgende Erfahrungsbericht zeigt.

Schon beim allerersten Ausflug hat mir die Nikon Z fc mächtig Eindruck gemacht. Dass eine Kamera bei Sonnenschein, blauem Himmel und Quellwolken technisch einwandfreie Bilder liefert, darf man voraussetzen. Bei meinem Test standen auf Grund der Jahreszeit und der Wetterverhältnisse jedoch Aspekte wie schnell wechselnde Lichtstimmungen, Fotografieren bei Dämmerung und Dunkelheit sowie das Handling mit kalten Fingern und Handschuhen im Vordergrund.

Mein fotografischer Begleiter: Nikon Z fc im Retro-Look

Deshalb zeige ich Euch gleich zu Beginn meines Reviews ein paar der ersten Aufnahmen, die ich mit der Kamera gemacht habe. Diese sind nicht nachbearbeitet oder mit irgendwelchen vorkonfigurierten Filtern aufgenommen, dasselbe gilt grundsätzlich auch für alle folgenden Aufnahmen in diesem Beitrag. Später folgen dann natürlich auch noch Bilder bei anderen Lichtverhältnissen wie Sonnenschein und blauem Himmel...

Beeindruckt haben mich hier die Bildqualität, also vor allem wie die Kamera die Lichtstimmung bei schwierigen Lichtverhältnissen eingefangen hat und dass sie auch bei höheren ISO-Werten nur wenig Bildrauschen zeigt.

Quelle: Nikon

Für meinen Test-Zeit hat Nikon mir folgende Ausrüstung zur Verfügung gestellt:

  • Kamera: Nikon Z fc
  • Objektiv: NIKKOR Z DX 16-50mm f/3.5-6.3 VR
  • Objektiv: NIKKOR Z DX 50-250mm f/4.5-6.3 VR

Diese Zusammenstellung entspricht einem der vier Kits, die im Handel angeboten werden. Natürlich ist die Kamera auch ohne Objektiv einzeln erhältlich.

Auf die Objektive werde ich nicht näher eingehen, ich zeige Euch aber hier mit diesen vier Aufnahmen den jeweiligen Brennweiten-Umfang.

Weitwinkel NIKKOR Z DX 16-50mm f/3.5-6.3 VR
Weitwinkel NIKKOR Z DX 16-50mm f/3.5-6.3 VR
Tele NIKKOR Z DX 50-250mm f/4.5-6.3 VR
Tele NIKKOR Z DX 50-250mm f/4.5-6.3 VR

Klassiker als Vorbild

Rein äusserlich ist die Z fc als “Hingucker” gestaltet. Die wichtigsten Einstellungs-Elemente für Betriebsart, ISO-Empfindlichkeit, Belichtungszeit und Belichtungskorrektur sind als manuelle Drehräder konzipiert.

Quelle: Nikon

Mit ihrem Retro-Design lehnt sich die Kamera an frühere Modelle wie die analoge Nikon FM2 an. Diese kam 1982 auf den Markt und wurde inklusive kleiner Änderungen und einiger Sondermodelle während 18 Jahren produziert. Aus heutiger Sicht wird die FM2 oft als “legendär” bezeichnet, denn sie gilt als technischer Höhepunkt der klassischen Spiegelreflexkamera und verfügte über einen rein mechanischen Verschluss. Zudem zeichnete sie sich durch eine hohe Fertigungsqualität und Zuverlässigkeit aus.

Die Z fc hingegen setzt auf digitale Kamera-Technik, denn sie basiert grösstenteils auf der Z 50, die im Oktober 2019 vorgestellt wurde. Sie ist eine spiegellose System-Kamera (DSLM) mit einem CMOS-Sensor im DX-Format mit einer Auflösung von 21,5 Millionen Pixeln. Der Bildbearbeitungs-Prozessor Expeed 6 kommt auch in der Z 7II und der D6 zum Einsatz.

Auch wenn ich mit der Z 50 nie selber fotografiert haben, will ich hier auf die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Modellen hinweisen. Da ist an erster Stelle das neu in alle Richtungen klapp- und drehbare Display auf der Rückseite. Zudem bietet die Z fc über eine USB-C Schnittstelle und einen weiterentwickelten Autofokus. Im Vergleich zur Z50 verfügt sie jedoch nicht über einen integrierten Blitz.

Quelle: Nikon

Passend zur Idee des Retro-Design wird die Z fc ausser der normalen Farbkombination silber / schwarz noch in sechs weiteren Farbvarianten angeboten. Bei uns in Europa werden diese exklusiv über die Nikon-Webseite direkt verkauft. Auf Grund der aktuellen Situation kann Nikon jedoch die Verfügbarkeit der Modelle nicht gewährleisten. Hier seht ihr die Kamera mit der Farbe “Bernstein”, die sehr schön an klassische Lederhüllen erinnert. Die anderen Farben tragen so klangvolle Namen wie Naturgrau, Sandbeige, Koralle, Mintgrün und Weiss.

Quelle: Nikon

Passend dazu wird das Standard-Zoom NIKKOR Z DX 16–50 mm mit einem silbernen Finish angeboten, was rein optisch eine schöne Kombination abgibt.

Quelle: Nikon

Die Z fc ist nicht die erste Retro-Kamera von Nikon, die wir hier vorstellen. Im 2013 haben wir die Nikon Df in einem ausführlichen Testbericht vorgestellt. Zudem wollte ich nach der Vollformat-Fotografie mit den Nikon-Modellen D6 und Z7 auch mal wieder eine aktuelle Kamera mit dem kleineren DX-Sensor unter die Lupe nehmen. Und eine Kamera im Retro-Design weckt auch ehrlich gesagt auch immer meine Neugierde.

Wie habe ich die Z fc getestet?

Getestet habe ich die Nikon Z fc als klassische Foto-Kamera, da dies meinen aktuellen Interessen und Bedürfnissen entspricht. Die kamerainterne Bildbearbeitung und vorkonfigurierten Filter unter der Bezeichnung Creative Picture Controls habe ich nicht speziell getestet, da mein Workflow so aussieht: Ich fotografiere alle Bilder als RAW und bearbeitete sie später am iMac in Adobe Lightroom.

Ob mich mein Ansatz mit der klassischen Fotografie zum Dinosaurier im Instagram-Zeitalter macht, könnt Ihr als Leser beantworten :)

Die Gelegenheit dazu geben Euch die folgende Auswahl meiner Testaufnahmen und die separat zusammengestellte Galerie.

Licht-Stimmungen einfangen

In diesem Kapitel möchte ich Euch mehr gemachte Aufnahmen zeigen. Ich werde diese jedoch nicht einzeln technisch analysieren, sondern stelle das ganze Kapitel unter das Motto “Licht-Stimmungen einfangen”. Diese Erfahrung mit der Nikon Z fc hat mich während meiner gesamten Testzeit am meisten beeindruckt.

Sonnenschein und blauer Himmel gehören sozusagen zum Pflichtprogramm jeder Kamera. Dies sind die Licht-Bedingungen, die jede Kamera ohne Probleme meistern muss.

Manchmal heisst Fotografieren einfach nur, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, wie das Zusammenspiel aus dunklen Wolken und goldenem Sonnenlicht zeigt.

Auch wenn man das direkte harte Gegenlicht sucht, liefert die Z fc sehr überzeugende Resultate.

Aber auch bei grauem Wetter mit diffusem Licht liefert sie nicht nur kräftige Farben sondern schafft es auch, feine Lichtstimmungen einzufangen.

Die Zeit am späteren Nachmittag mit goldener Stunde, Sonnenuntergang, blauer Stunde und dann richtiger Dunkelheit waren für mich die interessantesten Zeiten mit der Z fc. Hier konnte sie aus meiner Sicht ihre Stärken am besten ausspielen.

Nach soviel Bildern ist es nun Zeit in den folgenden Kapiteln auf die eher technischen Aspekte wie Handling, Akkulaufzeit, Bildstabilisation oder ISO-Rauschen einzugehen.

Handling

Wenn man die Z fc in Hand nimmt und ein Objektiv wie das kleine 16-50 mm-Zoom aufsetzt, spürt man sofort einen der grössten Vorteile: Das gesamte Gewicht von Kamera-Body und Objektiv zusammen liegt bei nur rund 580 Gramm. Selbst mit dem grösseren Tele-Zoom bleibt man bei leichten 850 Gramm. Technisch möglich wird das abgesehen von der kompakten Bauweise der DX-Objektive, durch das Magnesium-Chassis der Kamera. Dadurch ist sie schön leicht und ist trotzdem recht robust, wenn man mit ihr draussen unterwegs ist.

Die schwarze lederartige Kunststoff-Oberfläche des Gehäuses sieht zwar optisch gut aus, aber sie ist eher rutschig. Die Kamera liegt daher nicht immer so optimal in der Hand und braucht aus meiner Erfahrung etwas Übung sie trotzdem sicher zu halten.

So schön das Retro-Design auch umgesetzt ist, einen Abstrich bei der Ergonomie muss man machen. Der Z fc fehlt der Handgriff auf der rechten Seite, auf dem für gewöhnlich der Auslöser sitzt. Hier bleibt Nikon für meinen Geschmack zu nahe am Design der FM2, gehören doch Handgriffe unterdessen schon lange zur Standardausstattung eines Kamera-Gehäuses. Zudem ist der gesamte Body auf eher kleine Hände ausgelegt.

Kommen wir nun zur Bedienung. Anstatt einer Bedienungsanleitung will ich Euch hier beschreiben, wie ich die manuellen Bedienungs-Elemente der Kamera genutzt habe.

Quelle: Nikon

Da ich bevorzugt in der Betriebsart A (Zeitautomatik) fotografiere, habe ich beim Einstellrad links vom Sucher den Moduswähler auf A gestellt und die ISO-Werte fix auf 100. Wenn immer es die Lichtverhältnisse zugelassen haben, habe ich mit dieser Empfindlichkeit fotografiert. Das kleine Belichtungskorrekturrad ganz rechts vom Sucher habe ich auf die markierte Position C gestellt. So konnte ich das hintere Einstellrad zur Belichtungskorrektur verwenden. Das vordere Einstellrad diente dann für die Vorwahl der Blende.

Um noch etwas mehr “Retro-Gefühl” aufkommen zu lassen, habe ich manchmal den Fokus-Ring des Objektivs zur Blenden-Wahl oder zur Belichtungskorrektur verwendet (im Menü unter Individualfunktionen f2 zu finden). Das hat mir geholfen, mit einem der Ergonomie-Defizite der Kamera besser umzugehen, denn wenn man den Sucher benutzt, sind die beiden Einstellräder eher schlecht zu erreichen. Damit wird aber auch deutlich, dass das Retro-Bedienungskonzept seine Grenzen hat. Die Blende kann nicht wie “früher” am Objektiv eingestellt werden, da die Objektive über keinen separaten Blendenring verfügen.

Positiv ist natürlich, dass alle Einstellräder mit einer Verriegelung gegen versehentliches Verstellen gesichert sind. Aufpassen musste ich allerdings mit der Position der Taste für den Weissabgleich vorne rechts am Gehäuse. Ich habe diese relativ oft ungewollt berührt, und damit die Einstellmöglichkeit für den Weissabgleich im Menü aktiviert. Insbesondere beim kalten und nassen Wetter zu Beginn meiner Test-Zeit hat sich die Bedienung über manuelle Einstellräder bewährt, gerade wenn man dabei auch noch Handschuhe trägt.

Unabhängig von den manuellen Einstellrädern bietet die Z fc zudem das bekannte und aus meiner Sicht bewährte Nikon-Bedienungskonzept aus dem Multifunktionswähler, der OK-Taste, dem vorderen und dem hinteren Einstellrad sowie dem kompletten Menü auf dem rückseitigen Display. Auch die “i Taste” für das i Menü mit allen wichtigen Einstellungen befindet sich am gewohnten Ort.

Quelle: Nikon

Manuelles Fokussieren bietet die Z fc im manuellen Aufnahme-Modus M. Will man in einem anderen Aufnahme-Modus manuell scharf stellen, merkt man, dass sie nicht über einen dedizierter AF-MF-Schalter verfügt, auch die DX-Objektive tun das übrigens nicht. Der manuelle Fokus lässt sich über das i Menü oder im Hauptmenü via Fotoaufnahme / Fokusmodus aktivieren.

Geschwindigkeit von Auslöser und Autofokus

Laut technischem Beschrieb kann die Z fc bis zu 11 Bilder pro Sekunde aufnehmen. Ich habe diesbezüglich keine systematischen Messungen gemacht, sondern kann nur mein subjektives Empfinden wiedergeben: Zu den schnellsten gehört die Z fc sicher nicht, so dauert es gefühlt recht lange bis sie auf den Druck des Auslösers reagiert, auch wenn der Autofokus schon scharf gestellt hat.

Der Autofokus selber reagiert eigentlicher recht schnell und präzise, die Kamera hat mich nie mit unscharfen Bildern im Stich gelassen. Aber gerade bei sich relativ schnell bewegenden Objekten wie dem Schiff hier, hätte ich mir eine schneller agierende Kamera gewünscht.

Für Aufnahmen bei wenig Licht empfehle ich die Funktion Autofokus mit wenig Licht (im Menü unter Individualfunktionen a10 zu finden) zu aktivieren, auch wenn dadurch der Fokusierungsvorgang etwas länger dauern kann.

Sucher und Display

Der elektronische Sucher und das rückseitige Display bieten beide eine gute Vorschau auf die bevorstehende Aufnahme. Alle relevanten Informationen hat man als Fotograf schnell im Blick. Wenn man will, reicht auch ein Antippen des Displays, um eine Aufnahme auszulösen.

Fotografiert man draussen bei Tageslicht, empfehle ich bei der Helligkeitseinstellung für Sucher oder Display nicht zu sparen, um wirklich eine gute Vorschau zu erhalten oder gegebenenfalls auch manuell fokussieren zu können. Natürlich geht dies zu Lasten der Akkulaufzeit, auch die ich gleich noch zu sprechen komme.

Quelle: Nikon

Das komplett dreh- und schwenkbare Display macht die Kamera extrem flexibel, was die Auswahl des Blickwinkels angeht, wie Ihr hier sehen könnt.

Akku-Laufzeit

Während meiner Testzeit habe ich die unangenehme Erfahrung gemacht, dass die dreistufige Akku-Anzeige im Sucher oder auf dem Display sehr ungenau ist. Sie verbleibt recht lange auf voll, auch wenn man schon viele (mehr als 150) Aufnahmen gemacht hat. Das kann sehr irreführend sein.

In meiner Erfahrung hält der Akku einen mehrstündigen Foto-Ausflug durch, er sollte danach aber unbedingt geladen werden, egal was die Anzeige angibt. Wenn man nur einen Akku besitzt, sollte man nie aus dem Haus gehen, wenn dieser nicht voll geladen ist. Es wäre hilfreich, wenn Nikon die Genauigkeit der Akku-Anziege mit einem Firmware-Update verbessern könnte.

Bildstabilisation und ISO-Rauschen

Beim gezielten Fotografieren bei wenig Licht sind mir ein paar Aspekte bzw. Fragen aufgefallen, auf die ich jetzt näher eingehen möchte: Es geht um den Bildstabilisator und das Rauschen bei höherer ISO-Empfindlichkeit. Zudem ist mir aufgefallen, dass die Z fc eine Tendenz hat, Aufnahmen bei Dämmerung übermässig aufzuhellen.

Gehen wir zuerst auf das Thema Bildstabilisator ein. Längere Belichtungszeiten wie beispielsweise eine 1/10 Sekunde steckt die Z fc locker weg, die Bilder sind nicht verwackelt. Alle in diesem Artikel und in der Galerie gezeigten Bilder sind übrigens aus freier Hand ohne Stativ aufgenommen.

Korrekterweise müsste man natürlich sagen, die Objektive stecken es locker weg, da die Kamera selbst über keinen optischen Bildstabilisator verfügt. Beim DX-System von Nikon sitzt dieser in den einzelnen Objektiven, die Kamera selber benutzt nur einen elektronischen Bildstabilisator. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Ich kann nur sagen, dass mich das Endresultat überzeugt hat. Bei Objektiven sollte man deshalb auf das Kürzel VR in der Bezeichnung achten. VR steht für “Vibration Reduction” und bedeutet, dass das Objektiv einen integrierten Bildstabilisator hat.

Beim Thema ISO habe ich mich zuerst kaum getraut, die Werte höher also über 800 zu stellen. Eine systematische Belichtungsreihe und mehr Einzelbilder haben es dann aber gezeigt. Bis zu ISO 1600 muss man sich beim Fotografieren keine grosse Sorge um Grob­kör­nig­keit der Aufnahmen machen. Diese Gewissheit gibt auch mehr Spielraum bei der Bildgestaltung, wenn man kürzere oder längere Belichtungszeiten braucht. Die Bilder hier im Artikel und in der Galerie sind mit verschiedenen ISO-Einstellungen aufgenommen, je nach dem was in der jeweiligen Situation an Belichtungszeiten möglich war.

Eine systematische ISO-Reihe in sechs Stufen von ISO 800 bis ISO 51200 will ich Euch natürlich trotzdem nicht vorenthalten.

ISO 800
ISO 1600
ISO 3200
ISO 6400
ISO 12800
ISO 51200

Mehr aus Neugierde habe ich mal höhere ISO-Werte eingestellt, auch wenn es von der Lichtmenge her nicht nötig gewesen wäre. Dieses Bild ist mit ISO 200 (1/15) aufgenommen.

Eine weitere Aufnahme habe ich mit ISO 3200 (1/200) gemacht.

Auf den ersten Blick schenken sich die beiden Aufnahmen nicht viel. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass das beim zweiten Bild die Details unschärfer und weniger präzise wirken.

Wenn man die Belichtungszeiten mittels verschiedener ISO-Werte variieren kann, bekommt man mehr Freiheiten bei der Bildgestaltung. So konnte ich in diesem Beispiel im ersten Bild das Wasser “fliessen lassen” (ISO 100, 1/125) und im folgenden mit höheren ISO “einfrieren” (ISO 800, 1/1000), ohne mit zu viel Körnigkeit leben zu müssen.

Bei manchen Aufnahme-Situationen bei Dämmerung und Dunkelheit ist mir aufgefallen, dass die Kamera eine grundsätzliche Tendenz zeigt, die Aufnahmen aufzuhellen. Das kann soweit gehen, dass das gemachte Bild nicht die Stimmung wiedergibt, wie sie beim Fotografieren eigentlich geherrscht hat. Natürlich wäre es ein leichtes, die Helligkeit in der Nachbearbeitung entsprechend zu korrigieren, aber bei längeren Belichtungszeiten haben Bereiche mit viel Licht die Tendenz zu überstrahlen, so dass Details verloren gehen. Und das lässt sich dann nicht mehr nachträglich korrigieren.

Am besten schauen wir uns diese drei Beispiele an. Das erste Bild ist immer so, wie die Kamera die Belichtung gemessen hat. Beim zweiten Bild habe ich jeweils eine manuelle Belichtungskorrektur gemacht (-2/3 bis -1 EV). Es entspricht dann eher der Lichtstimmung, wie ich sie im Moment des Fotografieren vor Ort wahrgenommen habe.

Die hier beschriebene Tendenz zum Aufhellen ist mir aber auch bei Aufnahmen bei mehr Tageslicht aufgefallen, oft wenn ein Motive aus hellen und aus dunklen Bereichen bestand. Das zweite Bild ist hier sogar mit - 1.3 EV korrigiert, also sehr deutlich kürzer belichtet.

Mehr als nur ein Foto-Apparat

Wie eingangs erwähnt, habe ich die Kamera ganz bewusst als klassische Foto-Kamera getestet. Natürlich kann die Z fc viel mehr, denn “Retro” gilt nur für das Äussere. Die kamerainterne Bildbearbeitung und die vorkonfigurierten Filter unter der Bezeichnung Creative Picture Controls hatte ich ja schon erwähnt. Zudem bietet sie via die Nikon-eigene App Snapbridge die notwendige Konnektivität für den direkten Upload auf Instagram und andere Plattformen. Zudem verfügt sie über umfangreiche Video-Features und nimmt dabei 4K-Videomaterial mit 30p auf.

Das komplett schwenkbare Display dürfte sie auch für Vlogger interessant machen. Von Nikon wird sogar ein spezielles Vlogger-Kit mit entsprechendem Zubehör angeboten: es umfasst ein Richtmikrofon und einen kurzen Stativ-Griff, der auch als Tripod funktioniert. Zudem kann man in ihn die Fernsteuerung einsetzen.

Quelle: Nikon

Objektive für das DX-System

Bevor ich zum Fazit komme, möchte ich noch einen Aspekt ansprechen, der nicht direkt mit der Z fc oder der Qualität ihrer Bilder zu tun hat.

Es geht um die Auswahl an Objektiven, die Nikon für seine DX-Kameras mit Z-Bajonett bereitstellt. Aktuell sind total drei Zoom-Objektive im Angebot, zwei davon habe ich in meinem Test hier selber im Einsatz gehabt. Von Drittherstellern gibt es ein paar wenige weitere Objektive. Allerdings sind bei diesen Autofokus oder Bildstabilisator nicht immer vorhanden, was bedeutet, dass man mit ihnen auf essentielle Funktionen verzichtet. Natürlich lassen sich dank dem Z-Bajonett auch alle FX-Objektive von Nikon verwenden, aber dann muss man einen gewissen Crop Faktor in Kauf nehmen.

Schlussendlich führt mich dies zur Frage, ob es sich für Kamera-Hersteller wie Nikon angesichts der sinkenden Marktanteile wirklich noch lohnt, bei den Systemkameras weiterhin parallel auf zwei verschiedene Grössen beim Bildsensor (DX / APS-C versus FX / Vollformat) zu setzen. Aber das ist ein Thema, dass ich nicht in diesem Erfahrungsbericht zur Nikon Z fc vertiefen möchte. Da wäre der Kamera gegenüber nicht fair, zudem möchte ihr mir die Fragestellung für einen späteren separaten Artikel aufsparen.

Darum hier nur soviel: Wer sich für eine Z fc oder eine Z 50 entscheidet muss einfach wissen, dass er vom Hersteller Nikon selber nur eine extrem eingeschränkte Auswahl an DX-Objektiven bekommt. Wer die Kamera nicht als Basis für eine Ausrüstung sieht, die über Jahre wachsen soll, sondern mit ein paar Standard-Objektiven zufrieden ist, wird sehr wahrscheinlich damit leben können. So gesehen kommt es auf die persönlichen Bedürfnisse und Präferenzen an. Sonst sollte man sich eine FX-Kamera als Alternative überlegen. Auch diese sind als spiegellose Modelle im Vergleich zu früher viel kompakter und leichter geworden. Kommt hinzu, dass die Roadmap von Nikon für weitere Objektive mit Z-Bajonett klar den Schwerpunkt auf FX-Objektive legt, wobei Kritikern der Ausbau der Objektiv-Palette sowieso nicht schnell genug geht.

Fazit

Rein optisch gesehen ist das Retro-Design der Nikon Z fc sehr ansprechend. Es erlaubt zentrale Einstellungen wie Belichtungszeit, ISO und Belichtungskorrektur direkt via Einstellräder vorzunehmen. Wer allerdings primär im vollautomatischen Modus fotografiert oder vorkonfigurierte Filter benutzen will, hat relativ wenig davon. Gerade bei schlechtem Wetter oder mit Handschuhen kann es aber auch recht praktisch sein, nicht alles via das Display-Menü regeln zu müssen.

Auch zusammen mit einem Objektiv ist die Z fc leicht und kompakt. Ergonomisch fehlt für mich der Handgriff auf der rechten Seite und das Gehäuse fühlt sich allgemein etwas zu rutschig an. Mit etwas Angewöhnungszeit bekommt man das als Benutzer aber ganz gut in den Griff. Dank dem frei dreh- und klappbaren Display kann man die Z fc gut für kreative und ungewöhnliche Blickwinkel einsetzen.

An den Bildern habe ich viele Freude, gerade im Bereich Dämmerung und Dunkelheit hat mich die Z fc am meisten begeistert: kaum Bildrauschen unterhalb von ISO 1600 und eine hohe Toleranz für längere Belichtungszeiten aus der freien Hand. Die Kamera schafft es sehr schön auch bei schwierigen Lichtverhältnissen die Stimmungen wiederzugeben. In manchen Situationen muss allerdings mit der Belichtungskorrektur etwas gegen die Tendenz zum Aufhellen gegensteuern.

Schade ist nur, dass ein integrierter optischer Bildstabilisator und eine automatische Sensorreinigung fehlen - das macht den Eindruck von “weggespart”. Wer eine breite Palette an Objektiven für das Z-Bajonett Wert legt, muss auf Vollformat-Objektive von Nikon oder einem Dritthersteller zurückgreifen. Spezielle Objektive für das DX-Format sind rar und werden es meiner Einschätzung nach auch bleiben.

Um es auf den Punkt zu bringen: Die Nikon Z fc ist klein, kompakt - aber bildgewaltig. Eine Auswahl an nachbearbeiteten Aufnahmen habe ich zum Abschluss in dieser Galerie zusammengestellt.