Apple steigt wie erwartet ins Geschäft mit Video-Streaming ein und arbeitet dafür mit namhaften Hollywood-Grössen zusammen. Viele der anderen neu vorgestellten Services sind jedoch nur in den USA verfügbar.

Let Apple entertain you!
It’s showtime
Wer gestern die Apple Keynote mitverfolgt hat, wird es gleich zu Beginn gemerkt haben: Dies sollte keine klassische Keynote mit der Vorstellung neuer Hardware oder Updates zu den Betriebssystemen sein, sondern es standen “Services”, also Dienste, im Zentrum. Neue Hardware, wie beispielsweise die neuen iPads hatte Apple schon vergangenen Woche per Medienmitteilung bekanntgegeben. Auf diese gehen wir weiter unten im Text näher ein.

Nun aber zur Keynote von gestern: Als Schweizer Zuschauer fühlte man sich wie ein Zaungast, der durch ein Astloch in der Absperrung einen Blick auf die Veranstaltung bzw. die vorgestellten Services erhascht und genau weiss, dass sie für ihn unerreichbar bleiben. Die Zeitschriften-Flaterate Apple News+ in der News-App ist ab sofort in den USA und Kanada verfügbar und soll später in diesem Jahr in Grossbritannien und Australien starten. Die neue Kreditkarte Apple Card wird vorerst nur für US-Kunden angeboten. Die neue Apple TV-App soll ab Mai (iOS, tvOS, Samsung Smart TV) in rund 100 Ländern lanciert werden, wobei sich die Inhalte hier von Land zu Land stark unterscheiden dürften. Die App macht alle im iTunes Store gekauften Inhalte verfügbar und soll unter anderem das Abonnieren von kostenpflichtigen TV-Sendern vereinfachen. Vor allem diese Funktion dürfte bei uns in der Schweiz nicht verfügbar sein, da die TV-Landschaft nach wie vor stark gesetzlich reglementiert ist.
Über die Gründe warum ein Grossteil der neuen Services nur in den USA angeboten werden, wurde natürlich kein Wort verloren. Mit Blick auf die Reform des Urheberrechts in der EU und insbesondere eine europaweite Einführung des Leistungsschutzrechts für Presseinhalte überrascht es jedoch wenig, dass Apple News bis heute in Europa nie lanciert wurde. Auch Datenschutz-Überlegungen (DSGVO) dürften bei der Ausklammerung von Europa eine Rolle gespielt haben. Die Nicht-Lancierung der neuen Apple-Services ist nur ein weiteres Beispiel, wie Europa sich mit seiner Gesetzgebung gegen aussen abschottet und dabei technologisch immer mehr ins Hintertreffen gerät.
Aber was wurde denn neu vorgestellt? Im Schweizer Newsroom von Apple wurden nur die beiden Medienmitteilungen zu Apple TV+ und zu Apple Arcade veröffentlicht, was darauf hindeuten könnte, dass zumindest diese beiden Services auch in der Schweiz verfügbar sein werden. Apple Arcade ist ein Abo-Service für Games, der zum Start mit 100 neuen und exklusiven Spielen aufwartet. Der Dienst soll im Herbst 2019 in über 150 Ländern gestartet werden.

Unter dem Namen Apple TV+ hat Apple dann als Höhepunkt der Veranstaltung einen eigenen Video-Streamingdienst vorgestellt. Apple begibt sich damit in ein Territorium, dass bisher von Anbietern wie Netflix und Amazon Prime dominiert wurde. Zudem verfügen verschiedene amerikanische Networks und Filmstudios bereits über eigene Streamingdienste oder planen, diese demnächst zu starten. Über die Preisgestaltung und in welchen Ländern der Dienst verfügbar sein wird, will Apple erst im Herbst informieren. Um für den Dienst eigene Inhalte anbieten zu können, arbeitet Apple mit zahlreichen Hollywood-Grössen zusammen, die bei der Keynote auf der Bühne ihre Projekte vorstellen durften. Dazu gehören unter anderem Persönlichkeiten wie Steven Spielberg, Jennifer Aniston, Reese Witherspoon, Octavia Spencer, Jason Momoa, Alfre Woodard und M. Night Shyamalan - der Auftritt von Oprah Winfrey strapazierte jedoch unsere Nerven über das erträgliche Mass hinaus.

Hardware und Software Neuerung
Wie bereits eingangs erwähnt, hatte Apple in der vergangenen Woche schon mit einem Hardware-Feuerwerk geglänzt: Bei den Tablets wurde ein neues iPad Air sowie ein neues iPad Mini vorgestellt.
Das neue iPad Air unterstützt neu den Apple Pencil (erste Generation) und verfügt über ein 10.5 Zoll Retina Display. Das iPad mini bietet nach wie vor eine Displaygrösse von 7.9 Zoll, ist aber ebenfalls mit dem A12 Bionic Chip ausgestattet worden, bietet ein Retina Display mit True Tone-Technologie und kann ebenfalls mit dem Apple Pencil der ersten Generation genutzt werden.

Die iMacs wurden auf die neunte Generation der Intel-Prozessoren aufgerüstet und verfügen ab sofort auch über die Radeon Pro Vega 48-Grafikkarte.
Die populären AirPods sind nun in der zweiten Generation verfügbar: Sie verfügen über einen neu entwickelten integrierten Chip, den H1. Im Vergleich zum Vorgänger, dem W1-Chip der in der ersten AirPod-Generation verbaut war, bieten die neuen Modelle schnellere Verbindungszeiten und mehr Leistungseffizienz, was sich zum Beispiel in längeren Gesprächszeiten bemerkbar macht. Zudem können sie neu per Stimme mit “Hey Siri” aktiviert werden.

Für die Betriebssysteme macOS, iOS und tvOS stehen ab sofort Updates bereit. Die Anwendungsprogramme Final Cut Pro und iMovie haben ebenfalls Updates erhalten.