Die Z7 gehört zusammen mit der Z6 zu den ersten spiegellosen Kameras mit Vollformat-Sensor, die Nikon im vergangenen Jahr vorgestellt hat. Wir stellen hier unsere praktischen Erfahrungen mit dem Kamera-System vor.
Die Entwicklung von der klassischen Spiegelreflex hin zu einer Kamera ohne den charakteristischen Schwing-Spiegel ist mehr als nur ein technisches Detail, es ist ein Paradigmen-Wechsel. Deshalb widmen wir diesem Thema das erste Kapitel, bevor wir dann anschliessend die Kamera selber vorstellen und auf unsere Erfahrungen und Testbilder eingehen.
Der Schwing-Spiegel ist das Herzstück einer Spiegelreflex-Kamera. Denn er ermöglicht es dem Fotografen, und dies gilt für analoge wie für digitale Spiegelreflex-Kameras gleichermassen, via das Sucherokular direkt durch das Objektiv zu blicken. Gerade in Verbindung mit Kameras mit Wechselobjektiven ermöglicht das Spiegelreflex-System eine möglichst genau "Vorschau" des Motivs zu bekommen.
In den Anfängen der Fotografie waren so genannte Sucherkameras, bei denen Sucher und Objektiv zwei getrennte optische Systeme im Kameragehäuse darstellten, der Standard. Und auch heute stellen Sucherkameras immer noch eine eigene Kamera-Kategorie dar. Smartphones - und mit ihnen viele moderne Kompaktkameras - verzichten sogar komplett auf einen optischen Sucher. Hier nutzt man ausschliesslich das Display für die Vorschau auf das Bild, das man aufnehmen möchte.
Spiegellose Kameras sind also grundsätzlich gesehen nichts neues. Für die Spiegelreflex-Fotografie handelt es sich jedoch nach der Einführung des Auto-Fokus und der Digitalisierung um eine der grössten technischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Als Fotograf kann man zwar nach wie vor durch das Sucherokular schauen, aber man sieht nur noch ein kleines Display, der reale Blick durchs Objektiv entfällt: der rein optische Sucher ist durch einen digitalen abgelöst worden. Zudem entfällt das typische "Spiegelgeräusch" im Moment der Aufnahme, wenn der Spiegel nach oben geklappt wird.
Zu den Vorläufern von Kameras wie der Z7 gehört unter anderem die Nikon 1-Serie, die wir damals in einem ausführlichen Review vorgestellt haben. Als Systemkamera verfügte sie wie Spiegelreflex-Kameras über Wechselobjektive, zeichnete sich aber durch kleinere Sensoren und eine kompakte Bauweise von Gehäuse und Objektiven aus.
Die Entwicklung, bei der DSLR mit Vollformat-Sensor den Spiegel durch einen rein digitalen Sucher zu ersetzen, hat Hersteller Sony bereits im Jahre 2013 mit seiner A7 losgetreten. Nikon folgte im vergangenen Jahr mit den beiden Modellen Z7 und Z6. Für diesen Typ von Kamera haben sich verschiedene Abkürzungen eingebürgert, am geläufigsten ist DSLM, was für Digital Single Lens Mirrorless steht.
Die Kamera-Hersteller haben das spiegellose Konzept unterschiedlich umgesetzt. Wir wollen hier nicht auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Marken eingehen, sondern fassen einfach allgemein ein paar Vorteile zusammen: Durch den Wegfall des Spiegels wird es möglich, einen kompakteren und leichteren Kamera-Body zu bauen. Zudem verringert sich der Abstand zwischen Objektiv und Sensor. Manche Hersteller kombinieren dies mit einem Bajonett mit einem grösseren Durchmesser, um mehr Licht auf den Sensor leiten zu können.
Neben dem Schwing-Spiegel ist der mechanische Verschluss das zweite zentrale Element einer DSLR. Er ist in den meisten DSLM-Kameras auch weiterhin vorhanden. Dies hängt damit zusammen, dass CMOS-Sensoren Zeile für Zeile belichtet und ausgelesen werden. Um den digitalen Sucher oder das Display auf der Gehäuse-Rückseite mit den notwenigen Bildinformationen für den Fotografen versorgen zu können, ist der Verschluss bei DSLM-Kameras in der Regel offen. Er wird erst mit dem Drücken des Auslösers kurz geschlossen und dann wieder für die Belichtung geöffnet.
Schauen wir nun in diesem Kapitel, wie Nikon die Idee einer DSLM mit der Z7 umgesetzt hat.
Body
Auf den ersten Blick sieht die Z7 wie eine "richtige" Spiegelreflex-Kamera aus. Von ihnen hat sie die Grundform des Bodies mit dem Griff auf der rechten Seite, auf dem der Auslöser sitzt, übernommen. Einen integrierten Blitz hat die Z7 nicht.
Body Nikon Z7
Quelle:
Nikon
Das Gehäuse besteht aus einer Magnesium-Legierung und ist auffallend leicht im Vergleich zu einer DSLR. Es ist wie von Nikon gewohnt sehr sauber verarbeitet und sehr robust.
Beim Gewicht machen sich der Wegfall des Spiegels und der dazu gehörenden Mechanik durchaus bemerkbar. Der reine Body der Z7 (also ohne Akku und Speicherkarte) wiegt gerade mal 585 Gramm. Im Vergleich dazu ist die Nikon D850 über 330 Gramm schwerer, sie bringt 915 Gramm auf die Waage.
Und auch in einem weiteren Punkt hat Nikon viel von den seinen bisherigen DSLR-Modellen übernommen: es geht um das grundlegende Bedienungskonzept und den Aufbau der Menüs. Als Fotograf muss man also weder betreffend der Bedienung umgewöhnen noch bei der Ergonomie irgendwelche Abstriche machen.
Die Eckpfeiler der Bedienung bei der Z7 sind das vordere und das hintere Einstellrad (rechts im Bild) sowie das Funktionswählrad (links im Bild).
Display mit wichtigsten Informationen. Funktionswählrad. Auslöser, vorderes Einstellrad
Quelle:
Nikon
Mit den Einstellrädern lassen sich Belichtungszeit und Blende einstellen und in Kombination mit anderen Tasten zusätzliche Veränderungen der Einstellungen vornehmen.
Display und Bedienungs-Elemente wie Info-Taste und Multifunktionswähler
Quelle:
Nikon
Auf der Rückseite gehört im weiteren der so genannte Sub-Wähler dazu, er funktioniert wie ein kleiner Joystick, um das Fokusmessfelds zu verschieben. Mit der i-Taste (Info-Taste) bekommt man einen schnellen Zugriff auf häufig benötigte Einstellungen. Der Multifunktionswähler und die OK-Taste um durch die Menüs zu navigieren sind ebenfalls alte Bekannte. Viele Einstellungen lassen sich zudem direkt auf dem Touchdisplay aufrufen. Es lässt sich herausklappen und nach oben und unten kippen.
In den Griff integriert sind das Fach für die Speicherkarte und den Akku.
Fach für Speicherkarte. Akku
Quelle:
Nikon
Auf der linken Gehäuseseite der Z7 sind die Schnittstellen platziert, welche alle mit Gummilaschen abgedeckt sind: Kopfhörer, Mikrophon, USB, HDMI, Zubehör-Anschluss
Schnittstellen sind abgedeckt
Quelle:
Nikon
Das OLED-Display im Sucher hat eine Diagonale von 1.27 cm (0.5 Zoll) und besitzt rund 3.7 Millionen Bildpunkte. Es verfügt über eine automatische sowie eine manuelle Steuerung der Helligkeit. Zudem lassen sich die wichtigsten aktuellen Aufnahmeeinstellungen einblenden. Das Sucherbild kann so eingestellt werden, dass es die gewählten Belichtungseinstellungen bereits berücksichtigt. Die andere Variante ist eine Bilddarstellung, was mehr den Eigenschaften eines optischen Suchers entspricht.
Was die Z-Modelle optisch wie technisch klar von den DSLR-Modellen von Nikon abhebt, ist ihr Bajonett. Für die Z6 und Z7 hat Nikon ein neues Bajonett entwickelt. Das ist ein ziemlich bedeutsamer Schritt, wenn man bedenkt, dass das so genannte F-Bajonett von Nikon im Jahre 1959 eingeführt wurde.
Das neue Z-Bajonett misst 55 Millimeter in der Diagonale, was einem Zuwachs von elf Millimetern gegenüber dem F-Bajonett entspricht. Laut den Nikon-Ingenieuren hat dies den Vorteil, dass mehr Licht auf den Sensor geleitet werden kann. Zudem beträgt der Abstand zwischen Bajonettauflage und Sensor gerade mal noch 16 Millimeter. Das ist natürlich nur möglich, weil es im Kamera-Gehäuse keinen Schwing-Spiegel mehr hat, der Platz beansprucht.
Für die Z-Reihe hat Nikon eine neue Linie von Objektiven ins Leben gerufen, die NIKKOR-Z. Diese zeichnen sich durch eine kompaktere und leichtere Bauweise gegenüber den Objektiven der AF-S Palette aus, die für das F-Bajonett geeignet sind. Noch ist die Anzahl der NIKKOR-Z Objektive relativ überschaubar. Nikon baut dies jedoch kontinuierlich aus.
Der Zugriff auf eine grosse Palette an Objektiven ist ja auch ein Kaufkriterium bei der Wahl einer Systemkamera. Nikon trägt dem Rechnung und bietet den so genannten Bajonettadapter FTZ an, mit dem alle AF-S-Objektive (F-Bajonett) angeschlossen werden können.
Er ist nicht einfach nur ein Adapter von 55 auf 44 Millimeter Bajonett-Durchmesser, sondern er vergrössert den Abstand zwischen Objektiv und Sensorebene auf dieselbe Distanz wie bei einer DSLR-Kamera (46.5 mm). Und da es sich bei der Z7 / Z6 und den FX-DSLR’s (zum Beispiel D5, D850) um Kameras mit einem Vollformat-Sensor handelt, muss man sich auch um das Thema Cropfaktor keine Gedanken machen.
Der Autofokus der Nikon Z7 besitzt 493 Messfelder und ein so genanntes Hybrid-System, welches bei der Fokussierung automatisch zwischen Autofokus mit Phasenerkennung und Autofokus mit Kontrasterkennung umzuschalten kann. Die Sensoren für die Phasenerkennung sind direkt in Bildsensor integriert.
Die Z7 verfügt über einen Bildstabilisator, der in den Kamera-Body integriert ist. Dies stellt für Nikon eine Neuheit dar, denn bisher waren die Stabilisatoren in die Objektive integriert gewesen. Bei Systemen, die ins Objektiv integriert sind, werden Linsen hin- und herbewegt, um Schwingungen auszugleichen. Bei der Z7 wird hingegen der Bild-Sensor bewegt um das gleiche Ziel zu erreichen. Die Z7 verfügt dafür über ein Gyroskop, welches Bewegungen entlang von fünf Achsen kompensieren kann.
Die Wirksamkeit gibt Nikon mit einer ungefähr fünf Lichtwertstufen kürzeren Belichtungszeit an. Als Folge davon ist es möglich, die Z-Objektive kompakter und damit auch leichter zu bauen.
Wenn man Objektive ohne eigenen Bildstabilisator verwendet, profitiert man natürlich am meisten von dieser Neuerung. Objektive mit integriertem Bildstabilisator (bei Nikon mit der Bezeichnung VR versehen) können ohne Einschränkungen mit dem FTZ-Adapter an der Z7 verwendet werden.
Um Aufnahmen zu speichern, nutzt die Z7 XQD-Speicherkarten. Im Body bietet sie dafür einen Slot. Dieser relativ neue Typ von Speicherkarten bietet gegenüber den weit verbreiteten SD-Karten einige Vorteile. Da sie einen anderen Typ von Speicher verwenden, können XQD-Karten die Daten mit einer viel höheren Geschwindigkeit schreiben und lesen (Lesen: 440MB/s, Schreiben: 400MB/s). Dies macht sich nicht nur beim Abspeichern von Serien-Aufnahmen bemerkbar, sondern auch später beim Übertragen auf einen PC oder Notebook. Hierfür wird natürlich ein spezieller USB-Adapter benötigt. XQD-Speicherkarten sind zwar grösser als SD-Karten, aber auch stabiler gebaut und ihre Kontakte sind besser gegen Beschädigungen, Staub und elektrostatischen Entladungen geschützt.
Aktuell werden je nach Hersteller Speichergrössen von 32 GB bis 256 GB angeboten. Die Preise für eine Karte mit 64 GB liegen aktuell bei rund CHF 151.00 (mit Preissuchmaschine toppreise.ch) oder bei EURP 126.00 (mit Preissuchmaschine idealo.de). Die ebenfalls benötigten USB-Cardreader beginnen preislich bei CHF 44.00 (toppreise.ch) und EURO 17.00 (idealo.de).
Aus der Reihe der Z-Kameras gibt es aktuell zwei Modelle: die Z7, die wir hier vorgestellt haben und die Z6, welche sich unter anderem punkto maximaler Auflösung (24,5 MP) von der Z7 unterscheidet. Vieles was wir hier geschrieben haben, gilt jedoch für beide Kameras.
Zum Lieferumfang der Z7 gehören:
- Trageriemen AN-DC19
- Gehäusedeckel BF-N1 für Nikon-Kameras mit Z-Bajonett
- Abdeckung des Zubehörschuhs BS-1
- Augenmuschel DK-29
- Netzadapter mit Akkuladefunktion EH-7P
- Lithium-Ionen-Akku EN-EL15b
- Akkuladegerät MH-25a
- USB-Kabel UC-E24
Der Bajonettadapter FTZ gehört nicht zum standardmässigen Lieferumfang.
Die Z7 wird in verschiedenen Kits mit entweder dem NIKKOR Z 24–70 mm 1:4 S oder dem NIKKOR Z 14–30 mm 1:4 S angeboten, wahlweise mit oder ohne dem Bajonettadapter FTZ.
Von Nikon und Drittanbietern steht eine umfangreiche Auswahl an Zubehör zur Verfügung. Zum wichtigsten Zubehör gehört natürlich die gesamte Objektiv-Palette, welche von Nikon selbst (NIKKOR-Z und AF-S mit F-Bajonett) sowie kompatiblen Drittherstellern angeboten wird. Wer Blitzaufnahmen mit der Z7 machen möchte, braucht auf jeden Fall ein kompatibles Blitzgerät.
- Bajonettanschluss: Nikon-Z-Bajonett
- Effektiver Bildwinkel: FX (Vollformat)
- Bildsensor: CMOS (35,9 x 23,9 mm)
- Effektive Auflösung: 45,7 Millionen Pixel
- Maximale Bildgrösse: 8256 x 5504 Pixel (FX-Format)
- Dateiformat: NEF (RAW) / TIFF / JPG
- Bildverarbeitungs-Engine: Expeed 6
- Speicherkarte: XQD-Karten (1 Fach)
- Sucher: 0,5 Zoll / 1,27 cm OLED Display mit ca. 3,69 Millionen Pixeln
- Verschlusstyp: mechanischer Schlitzverschluss mit elektronischer Steuerung / elektronischer Verschluss
- Bildrate: maximal 9 Bilder/sec
- Belichtungsmessung: TTL-Belichtungsmessung
- Messsystem: Matrixmessung / Mittenbetonte Messung /Spotmessung / Lichterbetonte Messung
- Belichtungssteuerung: Automatisch, Programmautomatik (P), Blendenautomatik (S), Zeitautomatik (A), manuelle Belichtungssteuerung (M)
- ISO-Empfindlichkeit: ISO 64 bis 25 600
- Autofokus: 493 Messfelder (Hybrid-AF mit Phasen- und Kontrasterkennung)
- Bildstabilisator: Bildstabilisator mit beweglichem Bildsensor (Sensor-Shift-VR mit 5 Achsen)
- Blitzsteuerung: TTL
- Zubehörschuh: Normschuh ISO 518
- Max. Bildgrösse Video: 3840 x 2160 (4K UHD) 30p
- Dateiformat Video: MOV / MP4
- Komprimierung Video: H.264/MPEG-4
- Ton Video: PCM linear / ACC (integriertes Stereomikrofon)
- Display: Neigbares TFT-Touchscreen-LCD mit Bilddiagonale 8 cm (3,2 Zoll) und ca. 2,1 Millionen Pixel
- Anschlüsse: USB-C / HDMI / 3,5mm Klinke / Zubehöranschluss
- Wi-Fi: IEEE 802.11b/g/n/a/ac
- Bluetooth: 4.2
- Akku: Lithium-Ionen-Akku (Typ EN-EL15b)
- Abmessungen (H x B x T): ca. 100,5 x 134 x 67,5 mm
- Gewicht: 585 g / 675 g mit Akku und Speicherkarte
Gehen wir nun auf unsere eigenen Foto-Erlebnisse mit der Nikon Z7 ein, denn der Wegfall des Spiegels bringt für den Fotografen einiges an Veränderungen mit sich. Für unseren Erfahrungsbericht hat Nikon uns die Z7 mit dem Zoom NIKKOR Z 24–70 mm 1:4 S sowie dem Macro AF-S Micro-NIKKOR 60 mm 1:2,8 G ED zur Verfügung gestellt. Um das Macro anzuschliessen, gehörte natürlich auch ein Bajonettadapter FTZ dazu. Ebenfalls zur Ausrüstung gehörten zwei XQD-Speicherkarten und ein USB-Lesegerät um die Bilder in den Computer zu übertragen.
Mit dieser Ausrüstung haben wir bei unterschiedlichen Lichtstimmungen und Wettersituationen mehrere Fotoausflüge unternommen. Mit dem Macro-Objektiv haben wir gezielt einmal einem Schrottplatz einen Besuch abgestattet sowie mit der Studioblitz-Anlage verschiedene Objekte fotografiert.
Alle Aufnahmen haben wir als verlustfrei komprimiertes RAW-Bild (Dateityp: .NEF) mit 14 Bit Farbtiefe gespeichert (Dateigrösse ca. 65MB). Die in den folgenden Kapiteln eingefügten Bilder sind alle nicht nachbearbeitet.
Handling und Autofokus
Gleich die ersten beiden Fotoausflüge bot schon viele Gelegenheiten, die Besonderheiten und Vorteile der Nikon Z7 und des neuen Objektiv-Systems kennenzulernen.
In der alltäglichen Bedienung zeigt sich noch vor der ersten Aufnahme eine der Eigenheiten des Objektivs bzw. generell der Objektive der Z-Reihe: Das Objektiv muss entriegelt werden. Wenn man die Kamera einschaltet und den Objektiv-Deckel abnimmt, muss man zuerst den Zoom-Ring ein Stück drehen, bevor man mit dem Fotografieren loslegen kann.
Kamera und Objektiv liegen beim Fotografieren sehr gut in der Hand, der Griff bietet einen sicheren Halt.
Man merkt ja ziemlich schnell, ob einem eine Kamera "liegt" oder nicht. Der Griff der Z7 ist für meine Handgrösse genau richtig. Body und Objektiv liegen zusammen sehr gut in der Hand.
Archangel
Die Z7 ist spürbar leichter als die Nikon D610 (DSLR) mit der wir sonst viel fotografieren, aber sie liefert zusammen mit dem Objektiv immer noch genug "Schwere" um sie bei Aufnahmen aus der freien Hand ruhig halten zu können. Hier ein paar Zahlen für einen einfachen Gewichtsvergleich, damit Ihr einen Anhaltspunkt habt:
- Nikon D610 + NIKKOR AF-S 24-70mm f/2.8G = 1750 g
- Nikon Z7 + NIKKOR Z 24–70 mm 1:4 S = 1175 g
Es geht also immerhin um einen Unterschied von 575 g zu Gunsten der Z7 mit Objektiv. Wenn man mit der Kamera länger unterwegs ist, spürt man das sehr deutlich.
Wer mit DSLR-Kameras von Nikon schon vertraut ist, findet sich im Bedienungs-Konzept der Z7 schnell zu recht.
Archangel
Diese Bilder sind bei unseren ersten Ausflügen entstanden:
Auch wenn wir hier keine sich bewegenden Motive fotografiert haben, hat uns das Autofokus-System sehr überzeugt. Es reagiert unheimlich schnell und präzise, so dass die Kamera beinahe ohne gefühlte Verzögerung zum Auslösen bereit ist auch wenn man den Fokuspunkt noch kurz vor der Aufnahme verändert.
Einer der zentralen Punkte, in denen sich die Z7 im Vergleich zu einer DSLR unterscheidet, ist der digitale Sucher. Wie bereits im Einstieg zu unserem Erfahrungsbericht erklärt, entfällt der Blick durchs Objektiv.
Somit muss der Sucher einer DSLM hohe Anforderungen erfüllen, er muss so gut sein, dass man ohne Probleme manuell scharf stellen kann, wenn man in einer Aufnahmesituation ohne Autofokus arbeiten will. Auf die Darstellungs-Qualität des Suchers waren wir deshalb ehrlich gesagt von Anfang an sehr gespannt.
Wie wir jedoch schnell feststellen konnten, ist die Qualität des Suchers sehr gut. Man kann ihn in der Helligkeit so anpassen, dass man immer ein klares Sucherbild bekommt. Der Blick in den Sucher liefert aber auch übersichtlich angeordnet alle wichtigen Informationen zur Aufnahme und zu den Einstellungen.
Das Display im Sucher liefert ein ruhiges Bild ohne Flackern und Flimmern, auch wenn man die Kamera schnell bewegt oder zoomt.
Archangel
Wenn ich durch das Sucher-Okular schaue, erkenne ich sofort, dass man auf einen kleinen Bildschirm schaut, denn man kann das feine Pixel-Gitter erkennen. Zudem wirkt für mich das Bild flach und nicht so plastisch wie bei einem optischen Sucher. Auch die Art der Einblendung der Informationen ist anders.
Monk-Trader
Als wir uns an das Fotografieren mit unserer Studioblitz-Anlage machen wollten, haben wir jedoch deutlich vor Augen geführt bekommen, dass wir es hier nicht mit einem optischen Sucher zu tun haben: Als wir das Makro-Objektiv montiert und unser erstes Motiv im Einstell-Licht der Blitzlampen vorbereitet hatten, zeigte der Sucher nur ein extrem dunkles Abbild der Szenerie. So konnten wir weder den Bildausschnitt sauber bestimmen geschweige den manuell fokussieren. Ein kurzer Blick mit der Kamera durchs Fenster nach draussen zeigte dann aber die Strasse vor dem Haus wie gewohnt - das war extrem irritierend!
Das Verändern von Einstellungen wie der Sucher-Helligkeit brachte keine Verbesserung und auch eine Google-Suche konnte uns nicht weiterhelfen. Als sprichwörtlicher Retter in der Not erwies sich dann der telefonische Support von Nikon, so dass wir dann wie geplant unsere Foto-Session beginnen konnten.
Des Rätsels Lösung war eine Einstellung im Menü Individualfunktionen. Unter Aufnahme & Anzeigen / d8 kann man einstellen, ob das Sucher-Display die eingestellten Belichtungs-Werte bei seiner Darstellung berücksichtigen soll oder nicht. Da dies standardmässig auf "ein" gestellt war, zeigte uns der Sucher das Bild so, wie wenn wir die Aufnahme mit 1/125, Blende 13 und ohne Blitz ausgelöst hätten.
Die kürzeste Belichtungszeit für die für die Blitz-Synchronisation wird in technischen Spezifikationen mit 1/200 angegeben. Die hier eingefügten Aufnahmen sind mit einer 1/125 Sekunde gemacht, da sich diese Zeit im Zusammenspiel mit unserer Blitzanlage als am besten erwiesen hat.
Beim Fotografieren mit dem Einstell-Licht der Blitzlampen oder bei Dämmerung und Dunkelheit kommt noch ein weiterer Unterschied zum rein optischen Sucher zum Tragen.
Das Sucher-Bild weist bei schlechten Lichtverhältnissen ein starkes Rauschen auf, was aber auf der Aufnahme nicht drauf ist. Es ist aber etwas irritierend und man muss sich stärker auf den Autofokus verlassen, da es nicht mehr so einfach ist zu erkennen, ob es scharf ist oder nicht.
Archangel
Belichtungszeit: 1 sec, ISO: 400
Die Leistung des Stabilisators ist wirklich beachtlich, vor allem wenn man bedenkt, dass früher eine Faustregel besagte, man sollte mindestens mit 1/60 fotografieren, um ein Verwackeln zu vermeiden.
Archangel
Aber auch punkto Bildrauschen bei höheren ISO-Werten macht die Z7 eine gute Figur. Das obere Bild wurde mit ISO 400 aufgenommen.
Die folgenden Bilder sind mit ISO 200 aufgenommen, die Belichtungszeiten stehen unter den Bildern. Was hier aber auch auffällt ist, wie schön die ganze Lichtstimmung aus Sonnenuntergang und den verschiedenen Kunstlichtquellen wiedergegeben wird.
Belichtungszeit: 1/8 sec, ISO: 200
Auch Bewegungsunschärfe lässt sich problemlos aus der freien Hand einfangen, wie die folgenden beiden Bilder mit dem aus der Haltestelle fahrenden Tram und dem vorbeifahrenden Auto zeigen.
Belichtungszeit: 1/2 sec, ISO: 200
Belichtungszeit: 1/3 sec, ISO: 200
Bei den ersten Fotoausflügen haben wir nur ausschliesslich mit dem Sucherokular gearbeitet. Das rückseitige Display der Z7 bietet sich aber gerade zu an, es im LiveView-Modus als Alternative zum Sucher zu benutzen.
Diese für uns neue Aufnahme-Technik haben wir bei den Blitzlicht-Aufnahmen und auch draussen angewendet. Den Fokuspunkt kann man durchs Tippen aufs Display wählen und dann auslösen. Da sich das Display nach oben und unten anwinkeln lässt, eröffnen sich so andere und dynamischere Blickwinkel und Perspektiven. Bei dieser Technik muss man allerdings auch aufpassen, da man durch eine unbeabsichtigte Berührung des Displays ebenfalls den Fokuspunkt verschieben kann. Wechselt man für ein Motiv fürs Fokussieren auf das Sucherokular zurück, befindet sich der Fokuspunkt natürlich dort, wo man ihn zuletzt positioniert hatte.
Das Klapp-Display erlaubt mehr Bewegungsfreiheit mit der Kamera als wenn man immer nur durch den Sucher schaut. Manchmal hilft schon eine Veränderung der Perspektive, um mehr Dynamik in eine Aufnahme zu bringen.
Monk-Trader
Aber auch wenn man Einstellungen anpassen will, ist das Touch-Display sehr praktisch: Es ist viel intuitiver, wenn man direkt eine Funktion mit einem Fingertipp anwählen kann und sich nicht immer durch alle Einstellungen durchklicken muss. Und schlussendlich ist eine Bedienung via Touchscreen uns allen vom Smartphone her vertraut.
Das Objektiv zu wechseln, ist bei einer Systemkamera etwas völlig normales. Bei der Z7 kommt auf Grund des Z-Bajonetts noch das zusätzliche Hantieren mit dem FZT-Adapter hinzu, abhängig davon welches Objektiv man wechseln will. In der Handhabung ist der Adapter jedoch ganz einfach.
Für diese Aufnahmen haben wir unterwegs auf das Makro-Objektiv (AF-S Micro-NIKKOR 60 mm 1:2,8 G ED) gewechselt:
Ein Objektiv-Wechsel bedeutet aber auch immer, dass der Sensor ungeschützt der Umgebung ausgesetzt ist. Den FTZ-Adapter auf- oder abzusetzen verlängert zudem die Zeit, in welcher der Sensor offen liegt. Gerade bei einer spiegellosen Kamera ist der Weg nach hinten zum Sensor frei und die Distanz vom Bajonett-Ring bis zum Sensor ist sehr gering.
Nichts ist ärgerlicher als wenn Dreck auf dem Sensor - oder auch dem Objektiv - später auf dem Bild zu sehen ist. Da kann man beim Objektiv-Wechsel noch so vorsichtig sein und darauf achten, dass die offene Kamera immer nach unten gedreht ist.
Schlussendlich gibt es viele Möglichkeiten, wie Dreck auf den Sensor kommen kann. Uns hat es während unserer Testzeit leider auch erwischt, wie die folgenden Aufnahmen zeigen.
Archangel
Beim linken Bild erkennt man auf dem blauen Himmel ein paar dunkelgraue Flecken. Im rechten Bild machen sich Flecken und Staub extrem störend bemerkbar.
Als moderne Kamera verfügt die Z7 auch über eine integrierte Sensor-Reinigung, die man auch in regelmässigen Abständen durchführen sollte, aber natürlich kann diese auch nicht alle Staubkörner oder Flecken entfernen.
Die Nikon Z7 zieht definitiv mehr an der Akku-Leistung als die DSLR-Kameras, mit denen wir bisher fotografiert haben. Das mag daran liegen, das mit dem digitalen Sucher und dem in der Kamera verbauten Bildstabilisator zwei zusätzliche Verbraucher dazugekommen ist. Zudem haben wir öfters die LiveView-Funktion des Display auf der Rückseite benutzt. Ein voll geladener Akku hat bei uns gerade mal knapp zwei Foto-Ausflüge (4-5 Stunden) durchgehalten bis er leer war. Es empfiehlt sich also dringend, immer einen Reserve-Akku dabei zu haben.
Unser Erfahrungs-Kapitel wollen wir mit einer Galerie von weiteren Aufnahmen mit der Nikon Z7 abschliessen. Die Galerie soll ein kleiner Querschnitt durch alle unsere Foto-Sessions mit der Z7 sein.
Zum Abschluss unserer Testzeit haben wir uns noch die Konnektivität der Z7 näher angeschaut. Sie kann mit Computern und Smartgeräten via Bluetooth oder Wi-Fi verbunden werden.
Nikon bietet grundsätzlich zwei verschiedene Möglichkeiten, Kameras fernzusteuern. Die Variante mit der App SnapBridge für iOS- oder Android-Geräte haben wir schon in unserem Review zur Coolpix P1000 angeschaut. Im folgenden konzentrieren wir uns deshalb auf das Zusammenspiel zwischen der Z7 und einem Computer. Dafür haben wir von der Nikon-Webseite die Software Camera Control 2 heruntergeladen und eingerichtet. Im Gegensatz zu SnapBridge handelt es sich um eine kostenpflichtige Software. Sie ist für Windows und macOS verfügbar. Wir haben sie in der macOS-Version getestet.
Mit ihr lassen sich unter anderem Einstellungen wie Verschlusszeit und Blende vom Computer aus regeln. Zudem können die Aufnahmen direkt von der Kamera auf den Computer übertragen werden. Die folgende Zusammenstellung der Screenshots zeigt Euch, welche Einstellungen alle möglich sind:
Camera Control 2 besteht aus mehreren Programmfenstern, die alle gleichzeitig offen sind. Man braucht also eine grossen Bildschirm mit einer hohen Auflösung, wenn man mit der Software arbeiten will. Interessant wird es, wenn man die LiveView-Funktion der Z7 vom Computer aus nutzt. Dann man man den Fokus-Punkt direkt am Computerbildschirm wählen und alle andere notwendigen Einstellungen vornehmen.
Sinn macht die Arbeit mit Camera Control 2 im Studio, wenn die Kamera auf einem Stativ an einer fixen Position steht.
Unsere Testzeit mit der Nikon Z7 ist auf jeden Fall viel zu schnell zu Ende gewesen. Für uns war es die erste Gelegenheit gewesen, eine spiegellose Kamera mit Vollformat-Sensor in der Praxis kennenzulernen.
Eingestiegen in unser Review sind wir mit Paradigmen-Wechsel, also dem "Wegfall" des charakteristischen Schwing-Spiegels. Dieser wiederum hat Auswirkungen auf den Sucher, das Bajonett und den Bildstabilisator.
Die Änderungen bei Bajonett und Bildstabilisator sind eher technischer Natur. Der digitale Sucher erfordert eine ungleich grössere Umgewöhnung vom Fotografen. Denn aller Display-Qualität zum Trotz, stellt er in einem gewissen Sinn auch eine Barriere dar, weil es den direkten Blick durchs Objektiv nicht mehr gibt. Und das Display kann noch so schnell reagieren, eine minimale Verzögerung in der Anzeige spürt man trotzdem, auch wenn sich dies vielleicht nicht in Messwerten wiedergeben lässt. Das gute LiveView-Display auf der Rückseite lädt hingegen gerade dazu ein, das Sucherokular nicht mehr zu benutzen, und bei der Wahl des Blickwinkels auf das Motiv mehr Bewegungsfreiheit und Dynamik in die Bilder zu bringen.
Das gesamte Handling mit der Nikon Z7 ist Spitzenklasse, mit ihr draussen oder Studio zu arbeiten hat uns sehr viel Spass gemacht. Wer mit dem Bedienungskonzept von Nikon schon vertraut ist, hat es natürlich am einfachsten - und sonst hilft der telefonische Kundensupport schnell und kompetent weiter. Kommt natürlich noch hinzu, dass auch die Qualität der Aufnahmen echt hammermässig ist - so muss Fotografieren heute sein!
Der Stromverbrauch der Kamera ist gegenüber eine herkömmlichen DSLR deutlich gestiegen. Wir empfehlen daher, immer einen Reserveakku mit dabei zu haben. Zudem haben wir die Erfahrung gemacht, dass der Sensor anfälliger für Dreck ist. Ob das nun wirklich daran liegt, dass er wegen dem spiegellosen Konstruktion mehr exponiert ist, oder wir einfach nur Pech hatten, lässt sich mit letzter Gewissheit natürlich auch nicht sagen.
Aber nichtsdestotrotz haben uns die Z7 und das Konzept einer spiegellosen Vollformat-Kamera überzeugt. Das liegt nicht nur an der tadellosen Verarbeitung, dem einfachen Handling und der Reduktion an Gewicht, sondern vor allem auch an der Bildqualität. Gerade bei Motiven wie diesem überzeugen uns die Darstellung der Lichtstimmung und der Farblauf des Himmels im Hintergrund.
Wünschen wir uns nun den Schwing-Spiegel zurück? Nein, auch wenn der digitale Sucher sicher noch etwas gewöhnungsbedürftig ist, bekommt man mit der spiegellosen Nikon Z7 die volle Erlebniswelt einer DSLR mit der Kontrolle über alle Einstellungen, ein unverfälschtes RAW-Bild zur Nachbearbeitung und eine sehr hohe Bildqualität der gemachten Aufnahmen.
Normalerweise würden wir hier die unbearbeiteten Original-Bilder zum Herunterladen bereitstellen. Da die ZIP-Datei mit allen Aufnahmen rund 5,5 GB gross wäre, verzichten wir darauf. Wer sich jedoch für bestimmte Bilder interessiert, kann uns kontaktieren. Die Bilder sind dann nur zur privaten Verwendung bestimmt und dürfen nicht weiterverbreitet oder veröffentlicht werden.