Review - Google Nexus 6P von Huawei

Review

Google Nexus 6P von Huawei

Von Hitzestau - 23.02.2016

In den letzten Wochen haben wir ein sehr gutes Smartphone bei uns im Alltagstest gehabt: das Nexus 6P. Hersteller Huawei hat hier in Zusammenarbeit mit Google eine tolle Arbeit abgeliefert, das Nexus 6P ist ein rundherum gelungenes Premium-Gerät. Aber damit nehmen wir eigentlich schon das Fazit schon vorweg.

Quelle: Google

Das Nexus 6P bricht im Vergleich mit anderen Smartphones mit ein paar Konventionen, aber das gereicht ihm durchaus zum Vorteil. Es läuft mit "Marshmallow", dem aktuellsten Android von Google. Aber schauen wir uns nun Schritt für Schritt die Hardware und unsere Benutzer-Erfahrungen an.

Gerät – Design – Haptik

Das Nexus 6P wartet mit ein paar durchdachten und intelligenten Features auf: Das fängt mit dem eleganten Unibody aus eloxiertem Aluminium an. Es ist sehr sauber verarbeitet und hat keine scharfen Kanten. Die Front wird komplett von einer Glasplatte abgedeckt, unter der das Display liegt. Oben und unten sind in der Front zwei Lautsprecher integriert. Diese erzeugen für ihre Grösse noch ein rechtes Klang-Volumen, wenn man mit dem Nexus 6P Musik hört, Filme schaut oder spielt.

Quelle: Google

Das ganze Gerät kommt mit nur zwei Knöpfen aus, dem Power-Knopf und die Wippe für die Lautstärkenregelung. Beide befinden sich auf der rechten Seite, der Volume-Knopf sitzt etwa mittig, der Power-Knopf ist oberhalb. Seine Oberfläche ist angeraut, so dass man schon beim Fühlen beide Knöpfe gut unterscheiden kann. Die mittige Anordnung entpuppt sich als sehr praktisch, da ist die Gefahr sehr klein, dass man beim Telefonieren aus Versehen einen Knopf betätigt. Trotzdem ist die Lautstärkeregelung gut zu erreichen, wenn man während dem Gespräch die Lautstärke verstellen möchte. Zudem sind die Knöpfe recht fest, so dass sich die Lautstärke auch kaum von selber verstellt, wenn man das Geräte in der Tasche hat.

Den Kopfhörer-Anschluss hat Huawei oben integriert. Unten sitzt der USB-C Connector für das Laden des Akkus und die Datenübertragung. Auf der linken Seite befindet sich der Slot für die SIM-Karte.

Ein sehr auffälliges Designelement auf der Rückseite ist die Erhebung für Kamera und Blitz, die sich über die gesamte Breite des Geräts erstreckt und sich ins Design integriert.

Quelle: Google

Ebenfalls auf der Rückseite ist der Fingerprintscanner untergebracht. Ihn erreicht man am besten und ganz natürlich mit dem Zeigefinger, wenn man das Gerät in der Hand hält.

Quelle: Google

Dank dem Unibody aus Alu lässt sich Nexus 6P sehr sicher und rutschfest halten, die Haptik ist sehr gut und das Smartphone gibt ein gutes Gefühl in der Hand. Die Proportionen stimmen, auch ist das Gerät nicht zu dick. Der Rahmen ist flach und nicht gewölbt, so lässt sich das Nexus 6P auch gut im Querformat zum Fotografieren halten.

Hardware – Specs

Das Herz des Nexus 6P ist ein Snapdragon 810 Octa-Core-Prozessor. Zusammen mit den 3 GB Arbeitsspeicher sorgt er dafür, dass das gesamte Bedienungserlebnis mit Android und den Apps, die man gerade offen hat, sehr flüssig ist.

Das Display verfügt über eine Diagonale von 5.7 Zoll.  Texte und Bilder werden sehr scharf und kontrastreich auf dem Display dargestellt, was auch mit der sehr hohen Pixeldichte (518 ppi) zu tun hat. Allerdings ist die maximale Leuchtkraft der Hintergrundbeleuchtung nicht so stark, was durchaus bei hellem Sonnenschein problematisch ist.

Was die Schnittstelle fürs Aufladen betrifft, setzt das Nexus 6P auf den neuen USB-C-Port, den man jetzt in immer mehr Geräten findet. Für den USB-C Port sollte man immer das mitgelieferte Original-Kabel von Huawei verwenden.

Quelle: Google

Der Vorteil des Steckers ist, dass man nicht mehr prüfen muss, wie rum der Stecker eingesteckt werden muss. Das Nexus 6P verfügt über eine Schnelladefunktion. Um davon profitieren zu können, muss man das mitgelieferte Netzteil benutzen. Der Akku lädt wirklich sehr schnell, laut Hersteller reichen zehn Minuten Ladezeit um wieder sieben Stunden Betriebszeit zu haben. Das Gerät zeigt beim Aufladen auch an, wie lange es dauert, bis der Akku wieder voll geladen ist. Eine Möglichkeit zum kabellosen Aufladen via Induktion hat Huawei jedoch nicht integriert.

Mit einer Akkuladung sind wir immer gut über den Tag gekommen, wobei sich das Display als grösster Stromfresser entpuppt, da man es sehr oft auch volle Helligkeit stellen muss. Natürlich hängt die Akkulaufzeit auch immer von der individuellen Nutzung ab.

Immer wieder kontrovers diskutiert werden die Themen Wechselakku und Speichererweiterung mittels SD-Karte. Das Nexus 6P bietet beide Features nicht. Wer viel Daten wie Videos, Fotos oder Musik auf dem Gerät speichern will, sollte deshalb ein Modell mit passender Speichergrösse wählen.

  • Display: 5,7’’ WQHD AMOLED Display / 2560 x 1440 / Pixeldichte 518ppi / Gorilla Glas 4
  • Grösse: 159,3 x 77,8 x 7,3 mm
  • Gewicht: 178 Gramm
  • Akku: 3450mAh
  • Arbeitsspeicher: 3 GB
  • Datenspeicher: 32 / 64 / 128 GB
  • Prozessor: Qualcomm Snapdragon 810 v2.1, 2.0 GHz octa-core 64-bit
  • Hauptkamera: 12.3 MP / f 2
  • Vordere Kamera: 8 MP
  • Netz: 2G / 3G / 4G
  • WLAN802.11 ac/a/b/g/n
  • Anschlüsse: 3,5-mm-Stereo-Audio / Bluetooth 4.2 / USB-C
  • Betriebssystem: Android 6 "Marshmallow"
  • SIM-Karte: Nano-SIM

Benutzungserlebnis

Nexus-Geräte zeichnen sich dadurch aus, dass auf ihnen ein "pures" Android als Betriebssystem läuft. Es gibt keine Anpassungen oder Erweiterungen durch Gerätehersteller oder Telekom-Anbieter und auch keine Hersteller-eigenen Apps, die mit vorinstalliert sind.

Dies gilt somit auch für unser Nexus 6P, welches mit "Marshmallow", also der sechsten und neusten Version von Android ausgeliefert wird. Google hat sein mobiles Betriebssystem weiterentwickelt und verbessert. Eine gute Einführung in die Neuerung von "Marshmallow" findet Ihr auf der offiziellen Webseite von Google:

Apps

Zwar sind keine Hersteller-spezifischen Apps auf dem Nexus 6P vorinstalliert, aber dafür steht die gesamte Palette der Google-Apps zur Verfügung. So gesehen wirkt das Nexus 6P etwas spartanisch, aber mit Google Play hat man ja Zugriff auf die gesamte App-Vielfalt der Android-Plattform.

Die schliesst auch die Android-Apps für die Microsoft Office Programme oder den Speicherdienst OneDrive mit ein, denn man ist natürlich nicht auf die Nutzung der Google-Dienste fixiert. Was uns auch sehr gut gefällt ist, dass sich keine Demo-Versionen von Apps oder sonstige "Bloatware" auf dem Gerät befinden. Auch Fitness-Apps sucht man vergeblich.

Was die Kompatibilität mit Cloud-Diensten von anderen Anbietern betrifft, gibt es bei Google immer noch Nachholbedarf. Das ist natürlich nicht im Verantwortungsbereich von Huawei als Hersteller. Wer die iCloud von Apple benutzen will, um Kontakte oder Kalender zu synchronisieren, ist wie immer bei Android auf Apps von Dritten angewiesen. Die Exchange-Unterstützung ist jedoch direkt in Android implementiert. Hier stehen einem mehrere Apps zur Verfügung um die Exchange-Dienste zu nutzen. Neben Gmail oder den Microsoft-Apps benutzen wir unter Android noch gerne Nine, mit der man Zugriff auf Mails, Kontakte, Kalender, Aufgaben und Notizen vom Exchange Server hat.

Während unserer Testdauer haben wir auch die Gear S2, die aktuelle Smartwatch von Samsung, mit dem Nexus 6P zusammen benutzt. Die erforderliche Samsung-App liess sich problemlos installieren und beide Geräte haben einwandfrei miteinander funktioniert.

Multiuser-Fähigkeit

Die Möglichkeit mehrere Benutzer-Accounts einzurichten gab es schon in Android 5 ("Lollipop"). Da auf dem Nexus 6P ein reines Android installiert ist, steht diese Option auch hier zur Verfügung. Dies ist aus mehrerer Hinsicht bemerkenswert: Auf den Geräten der meisten anderen Android-Herstellern ist diese Funktion nicht vorhanden. Zudem sind Benutzer-Accounts auf einem so persönlichen Gerät wie einem Smartphone sowieso etwas Aussergewöhnliches. Auch wenn es von Google nicht so vorgesehen ist, lassen sich mit mehreren Accounts verschiedene Anwendungsbereiche wie etwa privat oder beruflich sehr gut gegeneinander abgrenzen.

Update-Politik

Ein weiterer Vorteil eines "reinen" Android-Betriebssystems ist die Verfügbarkeit von Updates und Sicherheits-Patches. Diese kommen direkt und ohne Verzögerung von Google, sobald sie verfügbar sind. Für die Nexus-Geräte hat sich Google verpflichtet, während drei Jahren monatliche Sicherheit-Patches zu liefern. Grössere Updates für Android sollen während einem Zeitraum von zwei Jahren verfügbar sein.

Kamera

Die Kamera-App von Google bietet alle Grundfunktionen, die man für Foto-Schnappschüsse und Videos braucht. Sie verfügt über eine HDR-Funktion, jedoch über keine Filter um das Bild vor oder nach der Aufnahme zu verändern.

Wir bitten, das graue und schlechte Wetter auf unseren Testaufnahmen zu entschuldigen, Ihr seid schon andere Testbilder von unseren Reviews gewohnt. Aber leider war es wirklich während dem gesamten Zeitraum, als wir das Testgerät bei uns hatten, fast immer nur schlechtes Wetter. Für unsere Aufnahmen haben wir als Seitenverhältnis 4:3 ausgewählt, weil dann die ganze Fläche des Chips mit rund 12 Megapixeln benutzt wird. Die auf dem Smartphone abgelegten Bilder sind zwischen 2 und 6 MB gross. Bei Bildern im Format 16:9 wird nicht der gesamte Chip genutzt, sondern das Bild wird oben und unten beschnitten. Die Bilder sind hier wie immer nur verkleinert und sonst nicht weiter nachbearbeitet.

Testbild Nexus 6P, Google Kamera App
Testbild Nexus 6P, Google Kamera App
Testbild Nexus 6P, Google Kamera App
Testbild Nexus 6P, Google Kamera App

Bei der Kamera hat man jedoch via Google Play Store eine grosse Auswahl an alternativen Kamera-Apps, die man herunterladen und installieren kann. Diese lassen sich parallel zur vorhandenen Standard-Kamera verwenden. Mit einer anderen Kamera-App merkt man schnell, dass im Nexus 6P mehr steckt was das Fotografieren angeht.

Wir haben auf Grund von guten Bewertungen uns für die App FV-5 entschieden. Mit ihr hat man Zugriff auf zusätzliche Funktionen, die im Android stecken, von der Standard-Kamera aber nicht genutzt werden. Dazu gehört als wichtigstes, die Möglichkeit Aufnahmen als RAW zu speichern (rund 24 MB pro Bild). Dies ist für eine spätere Bildbearbeitung eine bessere Ausgangsbasis als ein normales JPG-Bild. Zudem hat FV-5 viele Einstellungsmöglichkeiten (siehe Screenshot) wie Belichtungskorrektur oder ISO-Anzahl.

Man kann aber auch die Automatik-Einstellung wählen und einfach drauf los fotografieren. Am oberen Bildrand zeigt sie dann immer die aktuell gewählten Einstellungen an. Die folgenden Bilder haben wir aus Adobe Lightroom exportiert. Sie basieren auf den RAW-Dateien und sind nicht weiter nachbearbeitet. Wenn man in der FV-5-App das Aufnehmen von RAW-Bildern aktiviert hat, wird immer auch ein JPG-Bild separat gespeichert. RAW und JPG werden jedoch nacheinander als zwei getrennte Bilder aufgenommen. Dies sieht man besonders deutlich, wenn man sich schnell bewegende Motive fotografiert.

Testbild Nexus 6P, Kamera: FV-5
Testbild Nexus 6P, Kamera: FV-5
Testbild Nexus 6P, Kamera: FV-5
Testbild Nexus 6P, Kamera: FV-5
Testbild Nexus 6P, Kamera: FV-5

In der App werden die JPG-Aufnahmen nachbearbeitet. Dies sieht man gut bei Schärfe, Kontrast und Helligkeit. Auch das Histogramm der beiden Aufnahmen zeigt deutliche Unterschiede. Hier seht Ihr zum Vergleich beide Aufnahmen, zuerst das RAW, darunter das JPG.

Testbild Nexus 6P, Kamera: FV-5 / RAW
Testbild Nexus 6P, Kamera: FV-5 / JPG

Unabhängig davon welche Kamera-App man benutzt, ist der Autofokus eher langsam und hat auch manchmal Mühe, bei Nahaufnahmen zu fokussieren. Damit ist es unter Umständen schwierig, schnelle Schnappschüsse zu machen. Hier ist sicher noch Verbesserungspotential.

Videos kann das Nexus 6P mit einer maximalen Auflösung von 4K und 30 FPS aufnehmen. Für Zeitlupenaufnahmen schafft es bis zu 240 FPS, dann mit einer Auflösung von 720p. Die beiden Beispielvideos von der Basler Fasnacht sind mit 4K aufgenommen. Die Schärfe ist tadellos. Was auffällt sind die Farben, die trotz dem bewölkten Himmel sehr kräftig wiedergegeben sind. Im Vergleich zu den Fotos legt die Videofunktion hier eine rechte Schippe drauf.

Fingerscanner

Der Fingerscanner gehört für uns zu den Highlights des Nexus 6P. Auch wenn uns seine ungewöhnliche Positionierung zu Anfang etwas erstaunt hat, sitzt er ergonomisch gesehen genau an der richtigen Stelle.Wenn man das Gerät in die Hand nimmt, ist es sofort entsperrt, weil man mit dem Zeigefinger direkt den Fingerscanner auf der Rückseite berührt. So kann man das Gerät einhändig entsperren, was fast nicht möglich ist, wenn der Fingerscanner auf dem Homebutton integriert ist. Er reagiert sehr schnell und präzise. Es lassen sich mehrere Fingerabdrücke hinterlegen. Auch das Einscannen des Fingers ist sehr einfach gestaltet. Man muss den Finger sechs Mal anlegen, bis er komplett erfasst ist.

Alternative Firmware

Das Nexus 6P läuft zwar mit einem Original-Android, trotzdem sollte man aufpassen, wenn man eine andere Firmware wie CyanogenMod installieren oder das Smartphone rooten möchte. Eine so genannte "Hardware Fuse", also eine Sicherung, wird ausgelöst, die man nicht mehr zurücksetzen kann. Dies ist etwas irritierend, da Nexus-Geräte früher freier waren. Wer jedoch sein Gerät ganz normal nutzen möchte, muss sich deswegen keine Gedanken machen.

Modelle

Das Nexus 6P wird mit drei verschiedenen Speichergrössen (32, 64, 128 GB) angeboten. Die Modelle gibt es in drei verschiedenen Farben: Aluminium (Silber), Graphite (Schwarz) und Frost (Weiss). Welche Farben und Speichergrössen verfügbar sind, hängt teilweise auch vom Land oder wo man es erwerben möchte ab.

Huawei Nexus 6P / Farbe: Aluminium (Silber)
Huawei Nexus 6P / Farbe: Graphite (Schwarz)
Huawei Nexus 6P / Farbe: Frost (Weiss)

Fazit

Das Nexus 6P war das erste Gerät vom chinesischen Hersteller Huawei, welches wir getestet haben. Es hinterlässt bei uns einen sehr guten Gesamteindruck: Es verfügt über einen stabilen Alu-Body mit überdurchschnittlich guter Haptik und Griffigkeit. Betriebssystem und Apps sind ohne Schnick-Schnack, die monatlichen Sicherheits-Updates kommen direkt von Google. Das Nexus 6P macht ein paar Dinge etwas anders als man es von anderen Herstellern gewohnt ist, aber genau hier liegen auch seine Stärken. Dazu gehört zum Beispiel, dass sich der Fingerscanner auf der Rückseite befindet. Auch die Sprach- und Klangqualität ist sehr gut. Einzig die Leuchtkraft des Displays und die Geschwindigkeit des Auto-Fokus vermochten uns nicht zu überzeugen.

Als Betriebssystem kommt das aktuelle Android "Marshmallow" zum Einsatz und zwar ohne Anpassungen und Erweiterungen durch den Hersteller oder alle möglichen Zusatz-Apps und Testversionen. Google hat seine eigene ganze Palette an Apps mit auf das Gerät gepackt, aber schlussendlich ist man frei, welche Apps man sich dazu installieren und benutzen will.

Mehrere Hersteller haben Smartphone-Modelle auf einem hohen Niveau im Markt zu denen natürlich auch das Nexus 6P gehört. Da ist es nicht immer einfach, ein Alleinstellungsmerkmal zu finden. Häufig geben dann auch die persönlichen Präferenzen oder individuelle Anforderungen (zum Beispiel Kompatibilität, Konnektivität, Verfügbarkeit von bestimmten Apps, Öko-System) den Ausschlag beim Entscheid für ein neues Gerät. Wer ein qualitativ hochwertiges Android-Smartphone will und gut auf Hersteller-spezifische Erweiterungen und "Bloatware" verzichten kann, ist mit dem Nexus 6P sehr gut bedient.