Review - Fotografieren mit dem walimex pro Studioset VC-400/400/300

Review

Fotografieren mit dem walimex pro Studioset VC-400/400/300

Von Hitzestau - 24.07.2013

Vor ein paar Wochen haben wir Euch mit dem Unboxing gezeigt, was im Lieferumfang bei der Studioblitzanlage walimex pro Studioset VC-400/400/300 alles dabei ist. Heute wollen wir Euch zeigen, wie wir bisher mit der Blitzanlage gearbeitet haben und was unsere Erfahrungen sind.

Erste Schritte nach Aufstellen und Inbetriebnahme

Zuerst haben wir nur eine Blitzleuchte aufgestellt um vor lauter Spannung mal schnell ein paar Probeaufnahmen zu machen. Da der mitgelieferte Funkauslöser nicht funktionierte, mussten wir improvisieren und den Canon Speedlite 430EX II auf unserer EOS 60D verwenden. Die Studioblitzleuchten werden über eine Fotozelle ausgelöst, sobald der Speedlite loslegt. Steuern lassen sie sich aber weder über den Blitz noch über die Kamera. Also Einstellungen zu TTL oder Blitzstärke im Kameramenü sind absolut irrelevant, sie beziehen sich immer nur auf den internen oder auf den aufgesteckten Blitz. Nur haben wir einige Zeit gebraucht, um das zu realisieren. Trotzdem sind uns mit diesem nicht korrekten Setup ein paar "Lucky Shots" gelungen, wie beispielsweise dieses hier:

Eines der ersten guten Bilder (RAM von Kingston)

So sah unser erstes Setup aus, auf der Kamera seht Ihr noch den Speedlite um die Studioblitze auszulösen.

Erste Anordnung von Tisch und Blitzleuchten

Ein grosses Problem am Anfang war, dass viele Bilder zu dunkel, also unterbelichtet waren. Viele "geblitzte" Bilder sahen so aus:

Stark unterbelichtetes Bild trotz Blitz

Da waren wir etwas ratlos. Vor allem die unterbelichteten Bilder haben uns irritiert, ein Blitz sollte doch mehr Licht geben, oder?

Grundlagen Studioblitzfotografie

Mit einem Thread auf fotocommunity.de haben wir Hilfe gesucht und auch bekommen. Nochmals herzlichen Dank an alle Kommentatoren für Eure Hilfsbereitschaft! Hier ist der direkte Link zum Thread zum Nachlesen... Besonders geholfen hat uns auch das PDF von Andreas Wörmann, der selber Fotograf ist. Seinen Text "Blitztechnik in Theorie und Praxis" könnt Ihr herunterladen.

Mit einer Studioblitz-Anlage zu fotografieren heisst, Blende und Belichtungszeit manuell einzustellen.
Archangel von hitzestau

Kurz zusammengefasst haben wir aus der Diskussion auf fotocommunity.de folgendes für unsere weitere Arbeit mit der Blitzanlage mitnehmen können.

  • Die Kamera kann die externen Studioblitze nicht steuern, weder bezüglich Blitzdauer noch Helligkeit.
  • Die Helligkeit der Studio-Blitze wird direkt an der Lampe mit dem Regler eingestellt.
  • An der Kamera wählt man M, also manuelle Belichtungseinstellung: Zeit und Blende werden von Hand eingestellt.
  • Diese vier Parameter beeinflussen das Bild: Belichtungszeit, Blende, ISO und Blitzleistung.
  • Die richtige Kombination dieser vier Parameter muss durch Ausprobieren gefunden werden. Am besten immer nur einen Parameter aufs Mal verändern.

Als wir dann am folgenden Tag die Anlage wieder in Betrieb genommen haben, hat auch der Funkauslöser, den man auf den Blitzschuh der Kamera schiebt, wieder funktioniert. Es lag wohl an einer leeren Batterie :) Anfängerfehler, aber wir haben uns sofort ein Set Ersatzbatterien besorgt, man weiss ja nie.

Funkauslöser walimex Funkauslöser-Set CY-C

Aber Hauptsache unser Equipment war nun korrekt einsatzfähig, da der Umweg über den aufgesetzten Kamerablitz nicht gerade empfehlenswert ist. Sehr wahrscheinlich war dieser sogar mitverantwortlich für das oben beschriebene Probleme mit den zu dunklen Bildern.

Unser Vorgehen

Wenn man ein Motiv zum Fotografieren einrichtet, muss man ja mit irgendwelchen Einstellungen losgehen. Je mehr Erfahrung man hat, desto besser kann man abschätzen, welche Blende- Zeitkombination funktionieren könnte. Manche Parameter haben wir von vornerein festgelegt und erst geändert, wenn alles andere nicht mehr ging:

  1. Grundeinstellungen waren ISO 100 und Belichtungszeit 1/200.
  2. Frage nach viel oder wenig Tiefenschärfe und passende Blende einstellen
  3. Weissabgleich auf Automatik stellen. Wenn man RAW-Bilder macht, kann man gut in der Nachbearbeitung korrigieren.
  4. Testaufnahmen machen: An den Blitzlampen die Helligkeit regeln bis die Belichtung stimmt.

In den meisten Fällen liessen sich so korrekt belichtete Bilder erzielen. Wenn es über die Helligkeit der Blitzleuchten nicht klappt, gibt es verschiedene weitere Punkte, die man nacheinander ausprobieren kann. Dies gilt für über- wie unterbelichtete Bilder.

  • ISO verändern
  • Belichtungszeit verändern (aufpassen: Jeder Kamera hat eine minimale Blitzsynchronisations-Zeit, die man nicht unterschreiten darf)
  • Blende verändern und Kompromisse bei der Motivgestaltung in Kauf nehmen
  • Distanz zwischen Objekt und Blitzleuchten verändern. Steht der Blitz weiter weg, ist das Licht weniger hell.
  • Ausrichtung der Blitzlampen ändern, z.B. mehr indirektes Blitzen
  • Eine oder mehrere Blitzlampen ein-oder ausschalten
  • Mit einem Reflektor das Licht besser lenken

Herantasten an die gewünschte Belichtung

Hier steht Ihr, wie es aussieht, wenn man die korrekte Belichtung sucht. Im oberen Beispiel ist die Belichtungszeit immer 1/200 Sekunde gewesen, im unteren haben wir gleich mit einer 1/100 Sekunde angefangen, da wir mit sehr wenig Licht gearbeitet haben, um den Schattenwurf zu erzielen.

ISO 100, Zeit: 1/200, Blende 14
ISO 100, Zeit: 1/200, Blende 8
ISO 100, Zeit: 1/200, Blende 7.1
ISO 100, Zeit: 1/100, Blende 11
ISO 100, Zeit: 1/100, Blende 7.1
ISO 100, Zeit: 1/100, Blende 5

Die Ausrichtung der Blitzlampen und das Finden der richtigen Belichtung dauert seine Zeit. Auch mit etwas Erfahrung gelingt einem kaum das perfekte Bild auf Anhieb. Viele Testbilder wandern direkt in den digitalen Papierkorb.

Man darf den Zeitaufwand fürs Fotografieren nicht unterschätzen. Es hat meist viel länger gedauert, als geplant.
Monk-Trader von hitzestau

Aus unserer Erfahrung heraus hat es sich bewährt, zu zweit zu arbeiten. Nach dem Arrangieren des Objekts das man fotografieren will, hat Archangel die Kamera in die Hand genommen und Monk-Trader, war der "Beleuchter", der zwischen den drei Blitzlampen hin- und herflitzte, bis bei jedem Blitz die Helligkeit richtig eingestellt und der Schattenwurf verschwunden war. Wenn man in engen Platzverhältnissen arbeitet, muss man auch aufpassen, dass man nicht über Tripods und Kabel stolpert.

Harte Schatten erzeugen

Die harten Schatten, die Ihr oben in der zweiten Bilderreihe seht, haben wir dem im Set enthaltenen Spotvorsatz erzeugt. Nur er kann das Licht so bündeln, dass sich die harten Schatten ergeben.

Walimex SK-01 Spotvorsatz-Set für walimex pro & K

Die Softboxen geben ein sehr weiches Licht, das ist ja auch ihre Aufgabe. Wer ein etwas härteres Licht wünscht, kann einfach die Softboxen weglassen beim Fotografieren. Und so hat unsere Anordnung beim Fotografieren der Bilder ausgesehen. Rechts vorne könnt Ihr die Blitzleuchte mit dem Spotvorsatz gut sehen.

Archangel nimmt die RAM ins Visier

Das passiert bei zu kurzer Synchro-Zeit

Jede DSLR verfügt über eine so genannte Blitzsynchronisationszeit. Das ist die kürzeste Belichtungszeit, die man in Verbindung mit einem Blitz verwenden sollte. Die Kameraautomatik lässt normalerweise gar keine kürzeren Zeiten zu, aber beim Fotografieren mit Studioblitzen arbeiten wir ja mit manuellen Einstellungen, also kann man jede beliebige Zeit einstellen. Was passiert, wenn man eine zu kurze Belichtungszeit an der Kamera einstellt?

Wie Ihr auf dem Bild seht, gibt es am unteren Bildrand einen dunklen Streifen. Das ist der zweite Verschlussvorhang, der schon dabei ist, den Verschluss wieder zu schliessen, obwohl der Blitz noch leuchtet. Somit erhält der unterste Teil des Bildes zu wenig Licht. Ein Verschluss besteht aus zwei sogenannten Vorhängen. Der erste öffnet sich nach oben, wenn man den Auslöser drückt. Der zweite Vorhang schliesst den Verschluss von unten her. Nur in dem Moment, wo der Verschluss komplett offen ist, kann der Blitz seine Arbeit verrichten, sonst erhalten der obere oder untere Teil des Bildes zu wenig Licht. Bei der Blitzsynchronisationszeit ist sichergestellt, dass der Verschluss für einen gewissen Zeitraum komplett offen ist.

Beispiel mit zu kurzer Blitzsynchronisations-Zeit

Gemäss den technischen Daten von Canon verfügt die von uns eingesetzte EOS 60D über eine Blitzsynchronisationszeit von einer 1/250 Sekunde. Das ist auch die Zeit, mit der das obere Bild aufgenommen wurde. Trotzdem ist schon ein dunkler Streifen zu sehen. Um dies auf jeden Fall zu vermeiden, haben wir immer mit einer 1/200 Sekunde oder länger fotografiert. Bei anderen Kameramodellen kann dies jedoch wieder anders aussehen. Normalerweise sind solche Streifen klar störend, aber es kann sicher auch Situationen geben, in denen man genau so einen Effekt haben möchte.

Aufstellen der drei Blitzleuchten

Für unsere Produktaufnahmen haben wir eine eher klassische Anordnung der Lichtquellen gewählt. Die beiden starken Leuchten mit je einer Softbox von links und rechts und die dritte indirekt via Reflektorschirm von vorne, auch wenn man hier auf dem Bild eine Stellung von oben sieht.

Archangel bei der Arbeit

Das Einstelllicht ist nur bedingt eine Hilfe, den wirklichen Schattenwurf sieht man nur, wenn man mit den ausgelösten Blitzen ein Foto macht.

Fotografieren mit einer Studioblitz-Anlage ist Teamarbeit. Dann macht es auch mehr Spass.
Archangel und Monk-Trader von hitzestau

Fotografieren mit einer Studioblitzanlage gehört sicher auch zu den Dingen, wo man nie genug eigene Erfahrung sammeln kann. Wir sind mit dem Fotografieren unserer Hardware neu in dieses Thema eingestiegen und hoffen, wir konnten anderen Neulingen mit unserer Erfahrung die ersten Schritte etwas erleichtern. Aber auch wir lernen immer weiter dazu...

In diesen Beiträgen findet Ihr eine Auswahl von Bildern, die wir bis jetzt mit dem walimex pro Studioset VC-400/400/300 gemacht haben: