Als wir Euch vor ein paar Wochen das Surface Book von Microsoft kurz vorgestellt haben, stand das Gerät einfach mal für ein "wow", was Hardware, Design und Haptik anging. Nach einem mehrwöchigen Alltagstest wollen wir Euch in diesem Review etwas vertiefter erklären, wo unsere Begeisterung für das Surface Book herkommt und ob sie auch geblieben ist.

Review
Flexibilität 3 : 1 mit dem Microsoft Surface Book

Wir stellen Euch das Surface Book im Rahmen unserer Reihe zu Windows 10 vor. Nachdem wir zuletzt mit dem Lumia 950 nicht so gute Erfahrungen gemacht hatten, haben wir mit dem Surface Book das Gegenteil erlebt. Auch beim Surface Book gibt es natürlich ein paar Dinge, die noch nicht ganz rund laufen und die Microsoft dringend verbessern muss.
Zu einem gewissen Teil kommt unsere Begeisterung sicher vom aussergewöhnlichen Design, aber klar steckt im Surface Book mehr als nur ein Gerät das schön anzuschauen ist. Bevor wir in unsere Erfahrungen einsteigen wollen, werfen wir erst einen Blick auf die verschiedenen Modell-Varianten und die technische Ausstattung, in denen Microsoft das Surface Book anbietet.
Ausstattung
Das Surface Book wird in vier verschiedenen Ausstattungsvarianten verkauft. In der kleinsten ist im Tastaturdock keine dedizierte Grafikkarte verbaut. Bei ihr steht nur die im Prozessor integrierte Intel HD Graphics 520 zur Verfügung. Bei der verbauten Grafikkarte handelt es sich um eine angepasste Variante der Nvidia GeForce 940M mit 1 GB Speicher.
- 128 GB / Intel Core i5 / 8 GB
- 256 GB / Intel Core i5 / 8 GB / dedizierte Grafikkarte
- 256 GB / Intel Core i7 / 8 GB / dedizierte Grafikkarte
- 512 GB / Intel Core i7 / 16 GB / dedizierte Grafikkarte
Die wichtigsten weiteren Daten sehen wir folgt aus:
- Betriebssystem: Windows 10 Pro
- Abmessungen: (Laptop) 232,1 x 312,3 x 13 – 22,8 mm
- Gewicht: 1578 Gramm
- Display: 13,5-Zoll-PixelSense-Display / Auflösung: 3000 x 2000 (267 PPI) / Seitenverhältnis: 3:2 / Touch-Funktionalität
- Material Gehäuse: Magnesium
- WLAN: 802.11ac WLAN-Drahtlosnetzwerk; IEEE 802.11a/b/g/n kompatibel
- Anschlüsse: 2x USB 3.0 / SD-Kartenleser / Surface Connect / Kopfhörerbuchse / Mini-Display Port
- Lieferumfang: inkl. Surface-Stift
Unser Testgerät auf dem dieser Beitrag basiert, ist wie folgt ausgestattet: Prozessor Intel Core i7 / 512 GB interner Speicher / 16 BG RAM / dedizierte Grafikkarte.
Freiheit
Das Surface Book passt in einen normalgrossen Rucksack, aber in keine Schublade. Microsoft vermarket es als den "ultimativen Laptop", aber eigentlich ist das nur ein Drittel der Wahrheit. Das Surface Book lässt sich in drei verschiedenen Konfigurationen nutzen, dabei ist der klassische Laptop nur eine davon.

Aber zuallererst steht das Surface Book für Freiheit. Es sprengt die Fesseln vom Schreibtisch, man kann es überall nutzen. Und mit der Freiheit kommt auch die Flexibilität: Man kann seinen Arbeitsstil frei wählen oder dem aktuellen Arbeitsort anpassen: klassisch mit Tastatur und Trackpad oder mit Touch und / oder Pen direkt auf dem Display.
Das Surface Book lässt sich in drei verschiedenen Formen nutzen:
- Laptop
- Tablet
- Convertible
Aber eigentlich hat Microsoft mit dem Surface Book eine neue Gerätekategorie geschaffen: Denn im Tastatur-Dock steckt eine dedizierte Grafikkarte, welche dem Surface Book je nach Anwendung zusätzliche Grafikpower verleiht. Und die Tastatur ist integraler Bestandteil des Geräts und nicht nur ein Zubehör, wie man es von den anderen Surface-Geräten oder Tablets generell her kennt.

Mit Freiheit und Flexibilität kommt aber auch eine gewisse Komplexität: In welcher Konfiguration man was mit dem Surface Book macht, muss jeder selber für sich herausfinden. Technisch gesehen gibt es da keine Beschränkungen. Wir haben das Surface Book sehr intensiv genutzt und festgestellt, dass je nach Konfiguration das Arbeitserlebnis und das Gefühl für die Hardware anders sind.
Daher haben wir uns entschieden, den folgenden Text nicht einfach nach Überschriften wie Akku, Display oder Tastatur zu gliedern, sondern unsere Anwendungserfahrungen zusammenzufassen, und dabei auf alle relevanten Eigenschaften des Geräts einzugehen.
Anwendungserfahrung
Geliefert wird das Surface Book in einer stabilen und schlichten Schachtel, in der das Gerät selber gut geschützt ist. Als Zubehör liefert Microsoft den Surface Pen mit sowie das Netzteil, um das Gerät mit Strom zu versorgen.
Noch bevor man das Surface Book zum ersten Mal einschaltet, spürt man die Haptik. Das Gehäuse des Surface Book ist aus Magnesium gefertigt, ein Material das Microsoft auch bei den anderen Modellen der Surface-Reihe verwendet. Dies gibt dem Gerät eine sehr angenehme Haptik und die Oberfläche ist nicht rutschig. So hat man das Surface Book immer sicher in der Hand – wenn man es als Tablet benutzt oder zusammengeklappt wie eine Aktenmappe unterm Arm. Die Verarbeitung ist rundum sehr sauber und tadellos. Wenn man mit der flachen Hand über den Deckel fährt spürt man, dass dieser etwas weich ist und leichte Erhebungen und Vertiefungen hat.

Windows Hello steht natürlich auch auf dem Surface Book zur Verfügung: Nach den ersten Erfahrungen mit dem Lumia 950 war es das erste Desktop-Gerät, bei dem wir die neue Art des Einloggens ausprobieren konnten. Wie wir bereits geschrieben hatten, ist die rasche Erkennung vor allem von einer guten Umgebungsbeleuchtung abhängig. Mit Brillenträgern hat Hello etwas mehr Mühe.
Seit einem Windows 10-Update vom Februar 2016 funktioniert Windows Hello auf dem Surface Book jedoch nicht mehr, wann dies behoben wird, ist nach wie vor unklar. Solche Erlebnisse hatten wir mit dem Surface Book leider immer wieder mal. Dazu gehören auch ein Bluescreen beim Einschalten, das plötzliche Einfrieren des Geräts oder Funktionsprobleme, wenn man das Display mehrfach ab- und wieder angesteckt hat. In solchen Fällen half meistens ein Neustart.
Dies alles schmälert natürlich das Erlebnis mit dem Surface Book etwas, stellt aber nicht das Gerät oder das Hardware-Konzept in Frage. Wenn man die einschlägigen Blogs und Supportseiten konsultiert sieht man, dass Microsoft sich bemüht nachzubessern. Denn hier liegt es in der Verantwortung von Microsoft, die fälligen Updates für Treiber und Betriebssystem zu liefern. Doch müsste dies schneller und effizienter geschehen als bisher, denn das Surface Book wird primär als Business-Gerät fürs produktive Arbeiten vermarktet. Das Gerät immer wieder neu zu starten oder das ganze Betriebssystem neu zu installieren, passt da nicht dazu. In den USA ist das Surface Book bereits seit Ende Oktober 2015 im Handel, daher ist es unverständlich, warum es immer noch von teils gravierenden Software-Problemen geplagt wird. Zudem beschädigt dies längerfristig gesehen die Surface Experience und das Vertrauen der Kunden. Wenn man so ein hochpreisiges Gerät wie das Surface Book auf den Markt bringt, sollte man dem Kunden nicht das Gefühl geben, ein Beta-Tester zu sein.
Nun aber zurück zu unseren Anwendungserfahrungen: Die Hauptarbeit für die wir das Surface Book eingesetzt haben, war das Recherchieren im Web und Schreiben von Blogbeiträgen sowie die "üblichen" Office-Arbeiten mit Outlook oder OneNote. Dafür haben wir es hauptsächlich als Laptop benutzt. Die Tastatur ist hintergrundbeleuchtet, die Tasten haben einen guten Druckpunkt und sind angenehm zum Schreiben. Nur geräuscharm ist die Tastatur leider nicht – grundsätzlich klingt sie dumpf, nur die Leertaste macht ein helles und relativ lautes Geräusch, wenn man sie loslässt. Das Display lässt sich recht weit nach hinten klappen. Wenn man im Laptop-Modus die Touchfunktionalität benutzt, könne das Scharnier allerdings etwas fester sein.

Auch das Trackpad ist sehr präzise. Wie üblich bei Trackpads unter Windows ist es in verschiedene Bereiche unterteilt, für den normalen Mausklick muss man die linke Hälfte des Trackpads benutzen. Was ein Trackpad jedoch interessant macht, sind die Wischgesten. Microsoft hat zwar die Dreifinger-Gesten zum Ein- und Ausblenden der Taskansicht und zum Wechseln zwischen den offenen Anwendungen integriert. Ein Wermutstropfen ist aber, dass eine ganz wichtige Geste fehlt: nämlich das mit zwei Fingern nach links oder rechts wischen, um im Browser zurück oder nach vorne zu blättern. Dies würde das intuitive Benutzen des Trackpads deutlich verbessern.
Zum Schreiben ist man natürlich nicht auf den Laptop-Modus beschränkt. Gerade zum Texte durchlesen und überarbeiten kann man es sich auch gemütlich machen – einfach das Display entsperren und herausziehen und schon kann man mit dem Surface Book als Tablet weiterarbeiten. Beim Entsperren laufen alle Programme ganz normal weiter. Wenn eines der offenen Programme jedoch die dedizierte Grafikkarte benutzt (z.B. Adobe Programme oder Spiele), blockiert das Surface Book das Entkoppeln und man muss das Programm zuerst schliessen. In den Einstellungen kann man auch festlegen, ob ein Programm die dedizierte Karte benutzen soll.
Entkoppeln und wieder zusammenstecken sollten eigentlich immer reibungslos verlaufen, was wir selten mal erlebt haben, dass es hierbei zum Einfrieren des gesamten Geräts oder zu einem Bluescreen mit Fehlermeldungen bezüglich Power Management kam. Worauf man achten muss ist, dass vor dem Zusammenstecken das Display im Querformat ist, weil das Surface Book danach die Ausrichtung der Anzeige nicht mehr ändern kann. Aber grundsätzlich ist diese Flexibilität eine der Stärken des Surface Book.
Nach Tastatur und Trackpad kommen wir nun zum Display. Und damit sind wir schon beim absoluten Highlight des Surface Book angelangt. Die Darstellung der Farben ist satt und lebendig, aber nicht übertrieben. Zudem überzeugt es durch einen guten Kontrast sowie eine hohe Schärfe bei der Darstellung von Schriften, damit ist es auch kein Problem längere Texte ohne Ermüdung zu lesen.

Die maximale Helligkeit ist kräftig genug, um auch draussen problemlos mit dem Surface Book zu arbeiten. Die Helligkeit lässt sich via Info-Center nur in sehr grossen Abstufungen (25% Schritte) regeln, was häufig nicht zum gewünschten Ziel führt. Mit den Tastenkombination FN – DEL / FN – BACKSPACE oder in den Einstellungen lässt sich die Helligkeit feiner abgestuft regulieren. Wir haben das Display meistens auf 55-80% Helligkeit eingestellt gehabt. Wenn man im Infocenter von Windows 10 den Regler für die Helligkeit länger drückt, kann man direkt zu den Bildschirm-Einstellungen wechseln. Wir empfehlen die automatische Regelung der Helligkeit zu deaktivieren, da die Sensoren etwas zu nervös sind. Das führt sonst dazu, dass das Display häufig heller und dunkler wird, was sehr unangenehm ist. Bei einem Touch-Display gehört es dazu, dass man es öfters mit den Finern anfasst. Das Display ist jedoch so leuchtstark, dass nicht gleich jeder Fingerabdruck negativ auffällt. Zudem lässt es sich einfach reinigen.
Seit dem Surface 3 Pro gehört das Display-Seitenverhältnis von 3:2 zu den charakteristischen Eigenschaften der Modell-Reihe. Von der Fläche, die damit zur Verfügung steht, ist man recht nahe an einem 15-Zoll Laptop mit 16:9 Seitenverhältnis. Das Surface Book bietet damit auf dem Display eine sehr grosse Arbeitsfläche, auf der man sich im Quer- wie im Hochformat sehr gut austoben kann.

Als Praxisbeispiel aus unserer Erfahrung wollen wir da auf das Arbeiten mit OneNote eingehen. Dazu haben wir oft das Surface Book als Tablet oder Convertible genommen und im Hochformat gehalten. Im Zusammenspiel mit dem Surface Pen hat man einen digitalen Notizblock für handschriftliche Notizen und Skizzen. Legt man beim Schreiben oder Skizzieren mit dem Pen die Hand auf das Display, lässt es sich davon dank der Palm Sense-Technologie nicht stören. Aber auch auf Toucheingaben mit dem Finger reagiert das Display sehr präzise.

Pen und Surface Book sind ein gut eingespieltes Team. Der Pen lässt sich zum Beispiel so konfigurieren, dass man mit einem Klick auf den oberen Knopf direkt OneNote starten kann. Standardmässig ist er auf die Universal App-Variante von OneNote eingestellt, aber dies lässt sich in der Surface-App anpassen. Im Screenshot seht Ihr, wie wir den Pen für das Erstellen von Screenshots und den Start der Suche (Cortana) konfiguriert haben.

Wenn man mit dem Pen arbeitet, ist standardmässig die Handschrifterkennung aktiv. Um trotzdem die Bildschirmtastatur hervorzuholen, muss man sie umständlich rechts unten im Tastatur-Fenster auswählen. Wünschenswert wäre eine intelligente Erkennung, welche aus dem Verhalten des Benutzers lernt und sich entsprechend anpasst.

Wo gearbeitet wird, entsteht auch Wärme. Im Display-Teil des Surface Book sitzt ein Intel Prozessor (Intel Core i7-6600U / i5-6300U) mit einer Wärmeabstrahlung (TDP) von 15 Watt. Die maximale Prozessor-Temperatur, die wir erreicht haben, lag bei 80 Grad. Und diese Wärme will auch abgeführt werden. Je nach Programm, mit dem man gerade arbeitet, kann das Surface Book recht warm werden. Die Lüfter sind dann recht gut hörbar, aber sie tönen dumpf und sind nicht störend. Das Display selber kann auch recht warm bis sogar stellenweise heiss werden, so dass es dann nicht mehr so angenehm ist, die Hand darauf abzulegen, wenn man mit dem Pen arbeitet.
Chip-Hersteller Intel hat es geschafft, die Wärmeabstrahlung des Prozessors markant zu senken. Ein Desktop-CPU liegt schnell bei 80 Watt TDP. Aber auch die 15 Watt sind immer noch genügend Wärme mit der das Kühlsystem klarkommen muss. Aber man sollte nicht vergessen, dass es ohne solche energiesparenden Prozessoren nicht möglich wäre, so leichte und schlanke Geräte wie das Surface Book zu bauen.
Am Tastatur-Docks, wo die dedizierte Grafikkarte verbaut ist, spürt man die Wärme ebenfalls sehr gut. Hier wollen wir kurz auf das Scharnier des Surface Book eingehen. Es ist vielerorts kritisiert worden, dass Tastatur und Display nicht flach aufeinanderliegen, wenn man das Gerät zuklappt oder im Convertible-Modus benutzt. Doch dabei macht dies sehr wohl Sinn: Oberhalb der Tastatur befindet sich ein flacher Lüftungsschlitz. Wenn man mit dem Surface Book arbeitet, ist es elementar wichtig, dass die Wärme hier ungehindert entweichen kann.

Es sind natürlich vor allem die Anwendungen, welche viel Leistung von Prozessor und Grafikkarte abverlangen, die das Surface Book sehr warm werden lassen. Beim Thema Wärmeentwicklung spielt auch eine Rolle, das viele der Programme, die man auf dem Surface Book ausführt, Desktop-Anwendungen sind, die nicht speziell auf Mobil-Tauglichkeit bezüglich CPU-Belastung optimiert sind. Hier sind auch die Hersteller selber gefordert, ihre Software besser auf kompakte und mobile Geräte anzupassen.
Dazu gehörten bei unserer Arbeit Programme wie Adobe Photoshop und Lightroom zum Nachbearbeiten von Fotos sowie Games. Zum Gaming kommen wir gleich, zuerst noch etwas zur Arbeit mit den Adobe-Programmen: Abgesehen davon, dass ein Bug im Photoshop aktuell unnötige CPU-Last und damit Wärme erzeugt, ging das Bearbeiten von Fotos recht flüssig. Wie unten abgebildet, haben wir Bilder mit dem Pen nachbearbeitet, was ja eigentlich einer sehr natürlichen Arbeitsweise nahekommt. Es braucht allerdings etwas Übung, um mit dem Pen in einem Programm zu agieren.

Um das Gamen auszuprobieren, haben wir Portal 2 installiert, was auch mit 50 bis 60 fps gut flüssig gelaufen ist. Anno 2205 kämpfte dann schon deutlicher mit der Performance bei deutlich weniger Frames pro Sekunde. Beide Spiele haben wir mit dem Tastatur-Dock und der dedizierten Grafikkarte laufen lassen, aber hierbei wurde deutlich, dass diese mit 1 GB Speicher etwas schmal ausgestattet ist. Das Seitenverhältnis von 3:2 wird von den wenigsten Spielen nativ unterstützt, daher werden schwarze Balken oben und unten auf dem Bildschirm angezeigt. Auch lassen sich die Spiele besser mit einer externen Maus als mit dem Trackpad steuern.
Das Surface Book ist keine "Gamer-Kiste" für die grossen PC-Titel, für einfache Casual Games hingegen schon. Aber grundsätzlich sind wir der Meinung, dass das Surface Book ein primär ein Arbeitsgerät ist – das macht es auch wirklich sehr gut.
Kommen wir nun noch zu zwei weiteren Hardware-Aspekten, die sehr zentral sind beim Arbeiten mit dem Surface Book, gerade wenn man öfters zwischen den verschiedenen Konfigurationen hin- und herwechselt. Da ist zuerst das Thema Akku und Stromverbrauch. Ein Grossteil des Akkus steckt im Tastaturdock, das merkt man insbesondere dann, wenn man das Display abkoppelt und dann nur noch rund drei Stunden Akkulaufzeit zur Verfügung stehen. Leider kann man nicht beeinflussen, welchen Akku das Surface Book primär benutzt. Sehr schön wäre es, wenn man das Display auf das Tasturdock aufstecken könnte, um den Akku im Display nachzuladen. Hier lässt sich vielleicht mit Updates für die Energieverwaltung noch etwas mehr Flexibilität herausholen.
Den Akku komplett zu "entleeren" haben wir nie geschafft. Was dann aber zum Problem wird ist der Verschluss, der Display und Tastaturdock zusammenhält. Dieser funktioniert nur mit Strom. Im schlimmsten Fall kann man das Gerät nicht mehr richtig zusammenstecken, so dass das Display geschützt ist. Bei uns lag die Akkulaufzeit des gesamten Surface Book bei rund acht Stunden, das Aufladen dauert etwa drei bis vier Stunden. Anschlüsse dazu sind im sowohl im Tastatur-Dock wie im Display vorhanden und beide Teile können getrennt voneinander aufgeladen werden.

Unabhängig davon in welcher Konfiguration man das Surface Book nutzt, das Gerät wirkt immer gut ausbalanciert. Komplett wiegt es rund 1520 Gramm, als Tablet alleine bringt es rund 730 Gramm auf die Waage. Damit ist es als Tablet trotz seiner Grösse immer noch recht handlich. Als Laptop auf dem Schreibtisch spielt das Gewicht natürlich kaum eine Rolle, aber auch hier zeigt sich das Surface Book gut ausgewogen. Das Display lässt sich recht weit nach hinten neigen, aber auch dann droht keine Gefahr, dass es nach hinten wegkippt. Insgesamt ist das Surface Book auch recht stabil, einig der Display-Teil wirkt etwas weicher und weniger verwindungssteif, aber das fällt eigentlich nur auf, wenn man es als Tablet benutzt.
Bisher haben wir immer von Arbeiten gesprochen – das Surface Book eignet sich dank seinem hervorragenden Display aber auch gut zum Konsumieren von Inhalten. Besonders interessant ist da der Convertible-Modus, denn man kann zum Filme schauen das Gerät auf den Tisch stellen, das Display anwinkeln und die Tastatur geht dann nach hinten weg. Aber auch Video-Content von YouTube oder aus Newsseiten und Blogs spielt das Surface Book problemlos ab. Die zwei eingebauten Lautsprecher liefern ein ansprechendes Raumgefühl und Volumen. Am besten klingt es, wenn man mittig davorsitzt.Auch zum Lesen von Whitepapern, Präsentationen oder Texten von Webseiten ist das Surface als Tablet ideal. Einzig das Scrollen könnte etwas weicher und flüssiger sein, aber das ist Kritik auf hohem Niveau.
Da der Windows Store mit Apps gelinge gesagt dürftig ausgestattet ist, haben wir mit dem App Player von Bluestack einen Weg gefunden, die App-Vielfalt auf dem Surface Book exponentiell zu steigern. Bluestack bietet eine Software, welche es ähnlich einer Virtual Machine erlaubt, auf einem Windows Gerät eine Version von Android laufen zu lassen. Via Google Play Store hat man dann wie gewohnt Zugang zu den Android-Apps. Auf diesem Weg haben wir uns auch eine gute App zum Lesen von E-Books auf dem Surface installiert, denn das Display ist zum längeren Lesen sehr gut geeignet.
Gerade wenn man das Display länger als Tablet zum Lesen benutzt, ist die Haptik wiederum wichtig. Alle Anschlüsse für das Scharnier sind sauber in den Rand eingearbeitet, sie stören beim in der Hand halten überhaupt nicht. Anschlüsse für Peripherie findet man im Display-Teil allerdings aus einer 3.5mm-Kopfhörer-Buchse keine – haben wir aber ehrlich gesagt auch nicht vermisst.

Im Tastatur-Dock befinden sich zwei USB-Schnittstellen. Bei dickeren USB-Steckern oder –Speichersticks kann es allerdings schon buchstäblich eng werden. Erstens sind die beiden Anschlüsse sehr eng nebeneinander angeordnet, aber auch die Höhe kann zum Problem werden. Das Tastatur-Dock ist so flach, dass es passieren kann, dass es nicht mehr richtig auf der Tischfläche aufliegen kann. Das führt zu stärkerem Druck auf die USB-Schnittstelle, was auf Dauer sicher nicht gut ist. Mit dem Displayport-Anschluss auf der gegenüberliegenden Seite ist es auch möglich, Bild und Audio an einen externen Monitor/Fernseher oder einen Receiver zu übertragen.

Service
Für die Pflege von Treibern und Updates des Betriebssystems ist Microsoft direkt zu ständig. Dass bei den Geräten der Surface-Reihe Hardware und Software vom gleichen Hersteller kommen, ist sicher auch ein Pluspunkt, bzw. sollte einer sein, denn wie oben erwähnt muss Microsoft hier noch kräftig dazulernen.
Die Standard-Garantie deckt in der Schweiz zwei Jahre alle Hardwaredefekte und -funktionsstörungen ab. Zudem bietet Microsoft für 90 Tage ab Kauf einen technischen Support für vorinstallierte Software durch den Answer Desk. Für Geschäftskunden stehen mit Microsoft Complete umfangreiche Servicepläne inklusive Austauschgeräten zur Verfügung.
Wie bei jedem Computer kann es auch beim Surface Book notwendig werden, eine komplette Neuinstallation bzw. eine Wiederherstellung (Restore) durchzuführen. Auch wir haben während unserem Test einen Restore durchgeführt, um einen Teil der beschriebenen Software-und Treiberprobleme zu lösen. Dafür stehen mehrere Optionen zur Verfügung:
- Restore von der lokalen Recovery Partition (Am schnellsten, aber nicht immer die aktuellste Version).
- Restore von einem USB-Stick mit Windows 10-Image (Kann von der Microsoft Support-Seite heruntergeladen werden. Der Download dauert recht lange, unter Umständen benötigt man einen zweiten PC, falls das Surface Book nicht mehr funktioniert.)
- Restore über das Internet (Dauer am längsten, da zuerst alle Daten heruntergeladen werden müssen. Die Verbindung zu den Download-Servern war bei uns nicht sehr schnell und stabil. Es kann passieren, dass sie abbricht und man von vorne beginnen muss. Für Apple-Geräte gibt es ein ähnliches Konzept, nur geht dort der Vorgang erheblich schneller, da nicht so viele Daten geladen werden müssen.)
Wenn man eine System Recovery durchführt, "brennt" es meistens schon und während der gesamten Zeit kann man das Surface Book logischerweise nicht zum normalen Arbeiten benutzen. Unter dem Aspekt Kundenservice sollte Microsoft hier sicherstellen, dass die Download-Server schneller sind und die Verbindung stabiler ist. Gerade bei einem hochpreisigen Business-Gerät wie dem Surface Book sollte auch die gesamte Wiederherstellung inklusive Download zügig gehen. Der Restore-Vorgang hat bei uns ab Recovery Partition oder USB-Stick rund 40 bis 60 Minuten gedauert.

Zubehör
Aus dem Surface Book-Zubehör wollen wir auf das Microsoft Surface Dock verweisen. Es wird am Surface Book in den Strom-Connector eingesteckt und erweitert das Surface um eine LAN-Schnittstelle sowie vier USB-Ports und zwei Mini Display-Port Anschlüssen. Dies ist besonders praktisch, wenn man das Surface Book am Schreibtisch mit einem externen Monitor und einer separaten Tastatur und Maus benutzen will. Um dann mit dem Surface Book den Arbeitsplatz zu wechseln, muss man nur ein einziges Kabel ausstecken. Das Dock besitzt eine eigene Stromversorgung, daher kann man das beim Surface Book mitgeliefete Netzteil getrost in der Tasche für unterwegs lassen.

Fazit
Um die Frage vom Einstieg nochmals aufzugreifen: Ja, das Surface Book begeistert uns immer noch und hat uns mit seiner Flexibilität überzeugt.
Was Microsoft allerdings in den Griff bekommen muss, sind die Treiber- und Funktionsprobleme, die sich durch Software-Updates lösen lassen. Beim aktuellen Stand der Dinge ist es schwer, den Preis zu rechtfertigen, Microsoft muss hier mehr Energie in das Lösen der noch verbliebenen Probleme stecken und sein Qualitätsmanagement bezüglich dem Zusammenspiel von Hardware, Betriebssystem und Treibern verbessern. Auch wenn Treiber zum Teil von Drittherstellern kommen, ist das Surface Book schlussendlich in der Wahrnehmung der Kunden ein Produkt von Microsoft.
Unser eingangs erwähntes "Wow" ist aus unserer Sicht auch nach mehreren Wochen Arbeiten mit dem Surface Book immer noch berechtigt. Es ist eine neue Geräte-Kategorie und das Konzept überzeugt von der Hardware her. In allen drei Konfigurationsmöglichkeiten, also Laptop, Tablet und Convertible, zeigt das Surface Book seine Stärken. Es bietet gegenüber einem klassischen Notebook oder einem reinen Tablet einen deutlichen Mehrwert: man hat eine stabile Tastatur und kann sich für grafikintensive Anwendungen auf eine dedizierte Karte verlassen. Wobei man einschränkend sagen muss, dass diese in kommenden Surface Book-Generationen stärker sein sollte, um sich auch besser von der integrierten Grafikeinheit im Prozessor abzuheben. Dasselbe gilt auch für den im Display-Teil verbauten Akku. Die verschiedenen Eingabemöglichkeiten mit Trackpad, Touch-Display und Pen sollten es eigentlich jedem erlauben, seinen bevorzugten Arbeitsstil zu finden.
Ausblick
Im nächsten Beitrag ziehen wir ein Fazit über unsere Erfahrungen mit Windows 10 und alle in unserer Serie bisher behandelten Themen.