Einmal im Leben einen Bugatti Chiron oder einen Rolls-Royce Phantom fahren - übertragen in die Welt der Fotografie hiess das für uns, mit einer Profi-Spiegelreflexkamera ein paar Runden zu drehen.
Für uns ist dieser Wunsch Erfüllung gegangen: Nikon hat Anfangs Sommer die D6 lanciert und wir konnten mit der Kamera jetzt unsere eigenen Erfahrungen machen. So konnten wir aus erster Hand erleben, was es bedeutet mit so einer Kamera unterwegs zu sein.
Wer Autos nicht mag, kann Bugatti und Rolls-Royce natürlich jederzeit in Gedanken durch die eigenen Lieblingsmarken ersetzen: es kommt auf die Faszination und den Mythos an, der bei den Namen mitschwingt. Und diesbezüglich hat die D6 einiges zu bieten: Sie ist das jüngste Modell in einer langen Reihe von Profikameras von Nikon. Die D1 kam im Juni 1999 auf den Markt, damals mit einem 2.7 Megapixel Sensor und der Fähigkeit bis 4.5 Bilder pro Sekunde aufzunehmen. Sie stand in der Tradition der F5, der analogen Profi-Kamera der damaligen Zeit.
Als Kamera spricht sie mit ihrer Ausstattung - und schlussendlich auch ihrem Preis - ganz klar professionelle Sport-, Action- und Reportage-Fotografen mit höchsten Ansprüchen an. Darum war für uns auch die Freude umso grösser, dass Nikon sie uns für einen Test zur Verfügung gestellt hat.
Schon beim ersten Auspacken wird schnell klar: mit rund 1500 Gramm ist die Kamera alles andere als ein Leichtgewicht.
Auch wenn wir es kaum erwarten konnten mit ihr loszuziehen, haben wir uns zuerst mit ihren Grundfunktionen vertraut gemacht. Da die D6 auf das bewährte und uns vertraute DSLR-Bedienungskonzept von Nikon mit den zwei Einstellrädern setzt, haben wir uns schnell zurecht gefunden. Auch die Menüs, durch die man auch mittels Touchscreen durchblättern kann, sind nach der bekannten Logik aufgebaut.
Neu war für uns hingegen zum Beispiel, dass die OK-Taste nicht mehr in den Multifunktionswähler rechts vom Display integriert ist, sondern ein separates Bedienungselement ist. Dies bringt jedoch einiges an Verbesserungen mit sich. Die Bedienung wird dadurch nochmals schneller, weil man so auch die Kamera mit beiden Händen halten und mit dem linken Daumen OK drücken kann. Zudem hat man weniger mit Fehleingaben beim Springen durch die Menüs zu kämpfen.
Was die technischen Spezifikationen angeht, wollen wir uns hier auf zwei grundlegende Fakten beschränken: Die D6 besitzt einen Vollformat-Bildsensor (FX) und das F-Bajonett.
Somit waren wir schnell bereit, den Akku voll zu laden, eine XQD-Speicherkarte in eines der beiden Fächer einzusetzen und erste Test-Aufnahmen zu machen…
Für unseren Test standen uns ausser der D6 insgesamt drei Objektive von Nikon zur Verfügung. Neben einem Normal- und einem Telezoom konnten wir mit einem Fischauge in für uns neue Brennweiten vorstossen. Rückblickend gesehen haben wir das Normal-Zoom kaum benutzt. Unser Fokus lag auf dem Tele und vor allem beim Fischauge, mit dem wir noch keine Erfahrungen hatten.
Hier die drei Objektive in der Übersicht:
Um alle Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten durchzuprobieren oder systematische Testreihen zu machen hatten wir nicht genügend Zeit mit der Kamera. Das war für uns aber auch nicht weiter schlimm: Für uns stand das Foto-Erlebnis mit der Kamera im Vordergrund.
Total haben wir an drei Tagen knapp 1700 Bilder gemacht. Im folgenden Text findet ihr natürlich nur eine kleine Auswahl davon. Diese sind alle nicht nachbearbeitet und als JPG aus Adobe Lightroom exportiert. Eine Galerie mit nachbearbeiteten Aufnahmen haben wir als separaten Blogbeitrag zusammengestellt.
Aufgenommen haben wir alle Bilder in voller Auflösung (5568 x 3712). Gespeichert haben wir sie als verlustfrei komprimiertes RAW.
Bei unserem ersten Ausflug ging es uns neben den grundsätzlichen Praxiserfahrungen mit der Kamera um das Thema Geschwindigkeit. Genauer gesagt: die Anzahl Bilder pro Sekunde und die Fähigkeiten des Autofokus-Systems.
Denn hier hat die D6 als Profi-Kamera so einiges zu bieten. Sie kann bis zu 14 Bilder pro Sekunde aufnehmen und verfügt über umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten für den Autofokus und die Steuerung der AF-Messfelder.
Da wir nicht die Fotografen sind, die am Spielfeldrand stehen und auf das Tor warten oder den Hochspringer im genau richtigen Moment erwischen wollen, mussten wir uns andere Orte mit schnell bewegenden Motiven suchen. Wir haben uns deshalb für den Basler Zoo und den Tinguely-Brunnen in der Innerstadt entschieden.
Gerade Vögel können sich extrem schnell bewegen, wie Ihr hier gut nachvollziehen könnt.
In solchen Fällen heisst es einfach: Die Aufnahmebetriebsart auf Serienaufnahme und den Autofokus auf kontinuierlich stellen, Motiv anvisieren, Auslöser durchdrücken und draufhalten. Die besten Bilder kann man dann in Ruhe später auswählen. Das Zebra ist zwar nicht ganz so schnell, aber bei ihm den richtigen Moment zu erwischen, klappt nur über eine Serienaufnahme.
Dasselbe gilt auch für die schnell rotierenden Maschinen von Jean Tinguely im bekannten Basler Theaterbrunnen. Hier sind zwei Schnappschüsse, die aus Serienaufnahmen entstanden sind.
Bei den AF-Messfeldern kommt es auch darauf an, zuverlässig zwischen Motiv und anderen Elementen im Bild oder dem Hintergrund unterscheiden zu können. Nur wenn die Schärfe am richtigen Ort sitzt, gelingt der Schnappschuss.
Die Nikon D6 liegt extrem gut in der Hand. Das Gewicht, auch gerade zusammen mit einem Tele-Objektiv, ist natürlich schon eine Herausforderung, aber dank dem sehr guten Griff lässt sie sich ruhig und sicher halten. AF-Messfelder, Blende oder Autofokus-Modus zu verstellen geht sehr schnell und umkompliziert.
Doch gerade für die zahlreichen Einstellmöglichkeiten rund um den Autofokus oder Fragen wie Auslösepriorität versus Schärfepriorität hätten wir gerne mehr Zeit gehabt zum ausprobieren, um bei den sich bewegenden Motiven bessere Resultate zu erzielen. Aber auch so sind uns sehr gute Aufnahmen gelungen, wobei eine Steigerung natürlich immer möglich ist.
Landschaft und Natur
Unsere Begeisterung für die Kamera vom ersten Testtag im Basler Zoo haben wir für unsere weiteren Erlebnisse mitnehmen können. Und zwar für Landschafts- und Naturaufnahmen, wie wir sie an den verschiedensten Orten schon oft gemacht haben. Dieses Mal ging es uns darum, mit Tele und Fischauge den bekannten Foto-Orten neues abzugewinnen. Auf das Fischaugen-Objektiv gehen wir dann gleich im nächsten Kapitel noch näher ein.
Aber wir wollten auch die Erfahrung machen, was es heisst, mit der kompletten Ausrüstung im Rucksack einen ganzen Tag unterwegs zu sein: Es macht sich auf den Fall gut bemerkbar, wenn man stundenlang zu Fuss unterwegs ist. Aber auch das Gewicht der Kamera, wenn man sie länger in der Hand trägt, spürt man im wahrsten Sinne des Wortes sehr deutlich. Wenn man draussen unterwegs ist, behandelt man die Kamera natürlich immer sehr vorsichtig. Trotzdem waren wir sehr froh, dass die D6 über ein sehr robustes Gehäuse verfügt.
Dieser Steg an einem Teich bot sich geradezu an, mit verschiedenen Brennweiten zu spielen.
Mit der Gegenlicht-Situation und der stark reflektierend Wasseroberfläche kam die D6 sehr gut zurecht.
Wie Ihr an den Bildern seht, haben wir öfters Objektiv-Wechsel gemacht und nicht alles nur mit dem Fischauge gemacht, auch wenn das als Objektiv schon sehr reizvoll war. Die damit verbundenen Anpassungen von Einstellungen wie Blende oder Belichtungskorrektur gehen mit der D6 dabei spielend leicht von der Hand.
Dass das Sonnenlicht tagsüber zur Mittagszeit sehr grell und aggressiv war, seht Ihr auf den folgenden Bildern sehr gut. Mit blossen Auge betrachtet fühlte sich die ganze Szenerie beinahe wie “überbelichtet” an.
Ein Fischaugen-Objektiv war wie bereits erwähnt Teil unserer Test-Ausrüstung. Bilder haben wir ja im vorangegangenen Kapitel schon gezeigt. Dies hat zwar im Grund genommen nichts mit der D6 als Kamera zu tun, aber eine aussergewöhnliche Brennweite gehörte für uns zu den fotografischen Erfahrungen, die wir schon länger mal machen wollten.
Typisch für ein Fischauge ist es, bei engen Raumverhältnissen wie auf dem Bild in der Altstadt trotzdem “viel” aufs Bild zu kriegen. Charakteristisch sind dann die gebogenen Linien am Bildrand. Durch diese Verzerrung lassen sich je nach Motiv Effekte erzielen.
Aber auch eine weite, leere Fläche lässt sich optisch gut betonen, wie man an beiden folgenden Bildern sieht.
Dem berühmten und schon oft fotografierten Motiv bei den Basler Messehallen konnten wir natürlich auch nicht widerstehen.
Ein Reiz vieler Fischaugen-Aufnahmen entsteht, wenn gezielt einzelne Objekte in den Vordergrund gerückt werden. Wenn man bewusst mit der Kamera dicht dran geht, entstehen besondere Sichtweisen auf Dinge, die man sonst vielleicht schon oft fotografiert hat oder die sonst einfach zu banal wirken.
Bei Motiven wie diesen muss man sich dran gewöhnen, dass man beim Fotografieren zum Beispiel mit den Füssen schon fast im Brunnen oder an der Felswand steht, auch wenn auf dem Bild die Distanz noch viel grösser aussieht. Aufpassen muss man auch, wenn man beim Fotografieren mit der linken Hand das Objektiv festhält um die Kamera zu stabilisieren. Dank dem Bildwinkel von 180 Grad kommen schnell die eigenen Finger ungewollt mit aufs Bild. Dasselbe gilt auch für Dinge oder Personen, die direkt neben einem stehen.
Unser Fischauge von Nikon verfügte über eine bemerkenswerte Naheinstellgrenze von 16 cm. Damit lassen sich auch Blüten oder einzelne grosse Blätter fotografieren. Die Bilder wirken aber ganz anders als mit einem Makro, da man dabei viel mehr von der Umgebung aufs Bild bekommt.
Während unserem Test wollten wir natürlich auch herausfinden, wie sich die D6 in extremen Belichtungssituationen wie Gegenlicht bewährt. Wie Ihr auf dem folgenden Bildern seht, ist es für sie überhaupt kein Problem, die richtige Belichtung zu finden. Der Baum ist nicht einfach eine schwarze Silhouette, und die Stimmung kommt sehr gut rüber.
Aber wie gut sind Gegenlicht-Bilder für die Nachbearbeitung? Auf dem ersten Bild ist das Tor der Schleuse fast komplett schwarz, eine einfache Nachbearbeitung (zweites Bild) bringt im Beton Details und Strukturen hervor, ohne das man sich wegen dem Bildrauschen Sorgen machen müsste.
Grosse Unterschiede zwischen hell und dunkel sind auch immer eine Gelegenheit, auf die HDR-Technik zurückzugreifen. Die D6 bietet die Möglichkeit, HDR-Bilder direkt in der Kamera zu erzeugen. Wir haben sie dafür so eingestellt, dass sie zwei RAW-Bilder als Originale ablegt und das generierte HDR-Bild als JPG speichert. So kann man im Zweifelsfall immer noch später am Computer ein HDR erstellen oder das Bildmaterial ohne HDR-Effekt verwenden. Um HDR-Aufnahmen wie die hier gezeigten zu erstellen, löst die D6 nur einen Aufnahmevorgang aus.
Hier sehr Ihr zwei Beispiele. Die Situation am Schleusentor kennt Ihr ja schon von oben. Das jeweils erste Bild ist das HDR-JPG, die anderen beiden sind die unterschiedlich belichteten RAW-Aufnahmen.
Auch bei diesem Motiv am Waldrand wurde HDR zu Thema, weil der Helligkeitsunterschied zwischen Schatten und Sonne einfach zu gross war.
Wenn die Sonne untergeht, beginnt mit der so genannten “goldenen Stunde” eine der interessanten Tageszeiten für Fotografen - und somit auch für unseren Erfahrungsbericht. Im Kapitel mit den Landschafts- und Naturaufnahmen hatten wir das Licht als hell und aggressiv beschrieben, aber das änderte sich natürlich, je näher der Sonnenuntergang rückte.
Die Kamera hat - und wir haben es eigentlich auch nicht anders erwartet - auch diese Lichtstimmung sehr fein und differenziert eingefangen. Dies gilt insbesondere für diesen “lucky shot”. Das Motiv haben wir beim Fahren vom Auto aus gesehen, sofort angehalten und die Kamera gezückt - keine fünf Minuten später war der ganze Zauber dann schon vorbei.
Die folgenden Bilder aus der goldenen Stunde wollen wir an dieser Stelle einfach mal für sich sprechen lassen und nicht weiter kommentieren.
Wer hohe ISO-Werte mit grobkörnigen Bildern gleichsetzt, wird von der D6 eines besseren belehrt. Ihre Spielraum reicht laut den technischen Spezifikationen von 100 bis 102’400 ISO.
Es erstaunt daher nicht, dass Freihandaufnahmen mit ISO 1250 bei Kunstlicht für die Kamera ein Kinderspiel sind.
Selbst im Schatten bei schwindendem Tageslicht kann man locker mit dem Tele in den Wald hinein fotografieren, ohne ein Stativ bemühen zu müssen. Trotz ISO 10’000 ist von Körnigkeit im Bild so gut wie nichts zu sehen. Sichtbar wird sie erst, wenn man die Bilder anfängt zu vergrössern (Belichtungszeiten: erstes Bild 1/60, zweites Bild 1/200).
Und selbst bei fortgeschrittener Dämmerung kann mit dem Tele bei Brennweite 200 mm locker aus der Hand weiter fotografieren. Nicht nur das hier die Lichtstimmung perfekt wiedergegeben ist, beide Bilder sind mit ISO 3200 aufgenommen. Auch hier wird die Körnigkeit erst bei vergrösserter Darstellung sichtbar (Belichtungszeiten: erstes Bild 1/125, zweites Bild 1/80).
Wenn man die ISO weiter nach oben auf ISO 12’800 dreht, werden sogar noch deutlich kürzere Belichtungszeiten möglich. Hier muss man dann allerdings mit etwas mehr Körnigkeit im Bild zurechtkommen. Hellt man die Bilder in der Nachbearbeitung, wird die Körnigkeit ebenfalls gut sichtbar. (Belichtungszeiten: erstes Bild 1/500, zweites Bild 1/200).
Das Freihand-Fotografieren bei Nacht war für uns eine völlig neue Erfahrung. Mit 400 mm Brennweite und einer 1/100 Belichtungszeit ohne Stativ zu fotografieren war eine echte Premiere für uns. Aber auch das ist möglich, wie dieses Bild mit ISO 10’000 beweist.
Hier noch ein paar weitere Aufnahmen, die ebenfalls mit ISO 10’000 aufgenommen sind. Die Belichtungszeiten sind etwas länger geworden und liegen zwischen 1/15 und 1/30.
Die generelle Stimmung mit den verschiedenfarbigen Lichtern der Gebäude und Autos kommen auch bei dieser extrem schwierigen Aufnahme-Situation sehr schön rüber. Die Schärfe mag in den Bildern nicht perfekt sein, aber sie spielt für uns bei diesem Typ von Aufnahmen eh nur eine untergeordnete Rolle - wir fotografieren hier freihändig bei Dunkelheit!
Geht man mit Aufnahmen wie diesen in die Nachbearbeitung, muss man sehr vorsichtig sein, allzu viel Spielraum hat man nicht. Beim Aufhellen werden sehr schnell die starke Körnigkeit und vor allem Bildrauschen sichtbar - wobei man damit auch die schön wiedergegebene Stimmung kaputtmacht.
Mit der Rauschunterdrückung oder speziellen Tools kann man dem etwas gegensteuern und erzielt einen “weichgezeichneten” Look in den Bildern, wenn man gleichzeitig die Helligkeit wieder zurücknimmt. Es ist schon eindrücklich, wieviel man auch aus Bildern mit starkem Rauschen noch herausholen und leichte Verwacklungen korrigieren kann. Wichtig war uns, das die Stimmung im Bild erhalten bleibt, denn Rauschen oder Körnigkeit können ja auch Stilmittel sein.
Wenn man solche Aufnahmen macht, spielen natürlich auch die Objektive eine Rolle. Je mehr Licht sie einfangen und auf den Bildsensor leiten können, desto besser.
Auf dem Sensor vollbringen Pixel und Firmware wahre Wunder, wie oben gezeigten Bilder sehr gut zeigen. Beim Bildsensor der D6 handelt es sich um einen CMOS-Chip mit einer effektiven Auflösung von 20,8 Millionen Pixel.
Angesichts des “Pixelwahns”, der vor allem bei den Smartphone-Kamera tobt, mag das erstaunen. Andere Nikon-Modelle wie beispielsweise die spiegellose Z7, die wir im vergangenen Jahr vorgestellt haben, verfügen über einen Chip mit 48 Millionen Pixel.
Der Grund, warum die D6 “nur” über 20,8 Millionen Pixel verfügt, hat genau damit zu tun, dass sie als Profi-Kamera für Sport, Action und Reportage konzipiert ist. Daher muss sie in der Lage sein, möglichst viele Aufnahmen pro Sekunde zu machen. Mehr Pixel bedeuten eine grössere Datenmenge pro Bild, was zu längeren Verarbeitungszeiten führt. Zudem soll sie auch in extrem schwierigen Aufnahmesituation mit sehr wenig Licht und hohen ISO rauscharme Bilder produzieren. Das Bildrauschen wird durch die Grösse der Pixel und ihren Abstand zueinander bestimmt: je geringer der Abstand ist, desto stärker stören sie sich gegenseitig mit Streulicht, was sich im Bild als Rauschen bemerkbar macht. In der Kamera wird dies mittels Software so gut wie möglich reduziert.
Ein weiterer Grund hat mit der Datei-Grösse zu tun. Ihr RAW-Dateien sind rund 25 MB gross (als verlustfrei komprimiertes RAW) - und diese lassen sich auch in Gebieten mit schlechter Internet-Verbindung relativ schnell hochladen.
Handling
Das die Kamera trotz - oder gerade wegen ihrem Gewicht - gut in der Hand liegt, haben nun schon mehrfach erwähnt. Das liegt einerseits am ergonomisch gut geformten Griff. Das gilt vor allem wenn man mit der Kamera im Querformat fotografiert. Ihr Gehäuse hat den sogenannten “Batteriegriff” direkt integriert, was ihr ein bulliges Aussehen verleiht. Für gewisse andere DSLR-Modelle von Nikon und auch von anderen Herstellern ist dieser üblicherweise als Zubehör erhältlich.
Dies kommt vor allem dann zum Tragen, wenn man im Hochformat fotografieren will. Sie lässt sich dann besser halten und man kann den zweiten Auslöser benutzen, um abzudrücken. Ohne Batteriegriff hängt sonst das gesamte Gewicht von Kamera und Objektiv in den Fingern und im Handgelenk. Das führt zu einer unangenehmen Handhaltung und einer verrenkten Schulterposition. Mit der D6 lässt sich daher auch im Hochformat sehr entspannt der richtige Bildausschnitt finden. Wenn man den zweiten Auslöser im Batteriegriff nicht benötigt, kann man ihn einfach sperren um Fehlauslösungen zu vermeiden. Wir mussten uns zuerst bewusst ans korrekte Halten der Kamera bei Hochformataufnahmen gewöhnen, da wir zu sehr Kameras ohne Batteriegriff gewohnt sind.
Auch wenn die D6 zwar für das Display auf der Rückseite eine Live-View Funktion besitzt, haben wir zum Fotografieren immer den Sucher benutzt. Das Display ist fix, also nicht klapp- oder schwenkbar. Der optische Sucher liefert ein sehr klares Bild und viele aktuelle Informationen zur Aufnahme. Es ist ein absoluter Hochgenuss damit zu fotografieren, denn nicht jeder optische Sucher ist automatisch gut.
Ein Thema was wir bisher in unserem Bericht nicht angeschaut haben, ist der Workflow. Unser typischer Workflow bestand während der Testtage darin, die Kamera abends am iMac anzuschliessen und die gemachten Aufnahmen von der Speicherkarte zu importieren. Als Profi-Kamera bietet die Nikon D6 natürlich viel mehr Möglichkeiten, den individuellen Workflow möglichst optimal zu gestalten.
Als Ausstattung dafür verfügt sie nicht nur über Anschlüsse via UBS-C, HDMI und LAN sondern auch über WLAN und Bluetooth. Zudem bietet sie zwei Slots für Speicherkarten, die sich separat ansteuern lassen um beispielsweise RAW- und JPG-Dateien getrennt abzuspeichern. Damit kann man schnell durch gemachte Aufnahmen als JPG durchblättern und gleichzeitig die dazugehörigen RAW-Dateien zur Weiterverarbeitung markieren.
Das rückseitige Display eignet sich grundsätzlich gut, um die gemachten Aufnahmen anzuschauen. Wenn die Sonne nicht gerade direkt draufscheint, ist die Helligkeit mehr als ausreichend. Als Touch-Display bietet es auch die bekannten Gesten zum Vergrössern oder Blättern, was sich allerdings in der Praxis oft als etwas fummelig erwiesen hat. Alternativ bietet die Kamera auch die bewährten Buttons um die Anzeige zu vergrössern oder zu verkleinern.
Einiges komfortabler ist es natürlich, unterwegs ein Notebook oder ein Tablet zu verwenden. Für uns hat sich das aktuelle iPad Pro 11 zusammen mit dem Magic Keyboard, welches wir gerade bei uns im Test haben, als nützlicher und sinnvoller “Begleiter” für die D6 erwiesen.
Dank der USB-C-Schnittstelle, über welche beide Geräte verfügen, geht das Kopieren der Dateien sehr zügig, so dass wir die frisch gemachten Aufnahmen lokal auf dem iPad Pro anschauen konnten. Das gab uns eine gewisse Kontrolle, ob wir gewisse Aufnahmen wiederholen sollten oder wie sehr sich die Bilder nachbearbeiten liessen - gerade beim Fotografieren mit hohen ISO kann das sehr hilfreich sein.
Wenn man die Kamera ans iPad Pro anschliesst, wird diese jedoch nicht als externer Speicher erkannt. Um die gemachten Aufnahmen anzuschauen und zu importieren, benötigt man eine Foto-App wie Adobe Lightroom, in der man den Import machen kann. Eine aktive Internet-Verbindung ist dafür allerdings nicht notwendig.
Dank dem in der Kamera integrierten GPS lassen sich die einzelnen Aufnahmeorte jederzeit nachvollziehen. In Adobe Lightroom werden die abgespeicherten GPS-Informationen in einer Karten-Darstellung aufbereitet. Auf dem ersten Screenshot seht Ihr, wo wir überall in der Region Basel gewesen sind. Der zweite Screenshot bildet den Ausflug nach Arlesheim ab und zeigt, wie präzise die GPS-Angaben tatsächlich sind.
Auch wenn wir die Nikon D6 nur wenige Tage testen konnten, hinterlässt sie bei uns einen starken Eindruck. Hinter uns liegen sehr bewegte Tage, und wir haben unseren bekannten Foto-Orten fotografisch neue Seiten abgewinnen können. Gerne hätten wir natürlich wie bei den Aufnahmen im Basler Zoo mehr Zeit zum Ausprobieren von verschiedenen Einstellungen gehabt.
Der “Wow-Effekt” beim ersten Auspacken hat sich in grossen Respekt verwandelt. Ehrlich gesagt, fehlen uns ein bisschen die Worte, der Ausdruck “ein vielseitiges Werkzeug für höchste Ansprüche” reicht nicht mal ansatzweise um die Kamera angemessen zu beschreiben. Zudem wirkt er auch ziemlich abgedroschen - und das ist der Kamera gegenüber alles andere als fair.
Von Nikon wird die D6 als “Profi-Flaggschiff” positioniert und dementsprechend beworben. Die Bedürfnisse, Ansprüche und Erwartungen von professionellen Fotografen kennen wir aus unserer eigenen Erfahrung nicht. Unser Ansatz für diesen Erfahrungsbericht war es deshalb, möglichst unvoreingenommen auf ihre zentralen Eigenschaften einzugehen und diese mit unseren Fotos rüberzubringen.
Wenn wir im Sinne eines Fazits unsere eigene Einschätzung und die Beschriebe auf der Webseite von Nikon zusammennehmen, sind dies die wichtigsten Qualitäten der Nikon D6:
- bis zu 14 Bilder pro Sekunde mit präzisem und schnellem Autofokus
- hohe Bildqualität in extremen Lichtsituationen, und auch sonst. Dies gelingt im Zusammenspiel von Belichtungsmessung, Autofokus, Bildsensor und Bildverarbeitung in der Kamera
- gute Bedienungs-Ergonomie, unkompliziert und schnell mit individuellen Anpassungen, hohe optische Qualität des Suchers
- robustes Gehäuse
- sehr gutes Handling bei hohem Gewicht von Kamera und Objektiv
- bietet verschiedene Optionen für individuellen Workflow mit vielfältigen Anschlüssen (inkl. USB-C) und GPS
Eines wissen wir jetzt auf jeden Fall: nämlich was es heisst mit einem Bugatti oder Rolls-Royce zu fotografieren - auch wenn wir die Kamera kaum bis ans Limit ausgereizt haben. Die Nikon D6 vermittelt die Sicherheit, in jeder fotografischen Situation gute Ergebnisse zu erzielen.
Eine weitere Erkenntnis können wir aus unseren Erfahrungen mit der Kamera ebenfalls mitnehmen, auch wenn es dafür streng genommen keine Profi-DSLR braucht: Smartphones haben als Kamera nie eine Chance gegen eine DSLR. Da können die Smartphone-Hersteller in ihrem Marketing und ihren Keynotes noch soviel über “professional” erzählen was sie wollen. Doch das ist eine Geschichte für einen anderen Blog-Beitrag…
Zum Abschluss wollen wir Euch nochmals auf die Bildergalerie verwiesen, in der wir nachbearbeitete Aufnahmen zusammengestellt haben.
Wir danken Nikon Schweiz nochmals ganz herzlich für die Bereitstellung der Kamera und der Objektive.