Im ersten Teil unserer Hardware-Vorstellung haben wir das eGPU-Gehäuse Saturn Pro V2 von Mantiz zügig in Betrieb genommen. Hier wollen wir uns ein paar Aspekte im Detail anschauen.
Dazu gehören das Gehäuse beziehungsweise die äussere Hülle, das Netzteil, die Platinen mit Chips und Anschlüssen sowie der herausziehbare Schlitten.
Die Aussenhülle besteht aus eloxiertem Aluminium und ist sehr sauber verarbeitet. Sie verfügt nicht nur über Lufteinlässe auf beiden Seiten, sondern auch an der Front. Dies verbessert im Vergleich zu anderen eGPU-Gehäusen die Zirkulation und sorgt damit für eine bessere Kühlung im Inneren.
Die Unterseite des Gehäuses ist mit einer dünnen Gummischicht überzogen. Sie ist rutschfest und sorgt für einen sicheren Stand.
Ebenfalls gut gefällt uns, dass alle Einzelteile verschraubt und nicht vernietet sind. Das macht es natürlich viel einfacher, das Gehäuse komplett auseinanderzunehmen - falls man das den machen will, denn weder für die Inbetriebnahme noch für die laufende Nutzung ist das zwingend notwendig. Wer jedoch als Gehäuse-Modder aktiv werden will oder das Gehäuse einer gründlichen Reinigung unterziehen möchte, wird von diese Bauweise zweifellos begrüssen.
Für die Stromversorgung verbaut der Hersteller Mantiz ein ATX-Netzteil, wie man es auch aus dem Desktop-PC kennt. Es handelt sich allerdings um eine angepasste Version ohne Kabelmanagement, denn alle Kabel sind fix am Netzteil montiert und es können auch keinen weiteren Kabel angeschlossen werden. Hergestellt wird es vom taiwanesischen Unternehmen FSP.
Hier sind zusammengefasst die technischen Spezifikationen des Netzteils:
- Leistung: 750 W
- Standard: 80+ Gold
- 3x 6+2-pin Anschlüsse für GPU
- 24-pin Kabel zur Hauptplatine
- 1x Stromanschluss für SATA SSD / HDD
Das folgende Bild dokumentiert, warum das Saturn Pro V2 besonders gut für stromhungrige Grafikkarten geeignet ist. Im Vergleich zu vielen anderen Gehäusen auf dem Markt bietet es insgesamt drei 6+2-Pin Anschlüsse für die Stromversorgung der GPU.
Zusätzlich zur Stromversorgung für die GPU und der optional verbaubaren SSD hält das Netzteil 100 Watt Leistung bereit, um anderen Geräte wie beispielsweise einen Notebook mit Strom zum Aufladen zu versorgen.
Da es sich beim Netzteil um ein Modell nach dem ATX-Standard handelt, kann man es auch auswechseln. Dabei muss man allerdings genau die externen Abmessungen des Netzteil beachten: an der Seitenwand des Schlittens, auf dem das Netzteil verbaut ist, gibt es eine Falzkante, welche die maximale Länge vorgibt.
Lautstärke und Geräusche schwanken stark - je nachdem wieviel Last konkret anliegt. Da man auf Grund des eher kurzen Thunderbolt 3-Kabels beim Aufstellen des eGPU-Gehäuses eingeschränkt ist, kann man es nicht so weit entfernt aufstellen, wie man es vielleicht gerne würde oder wie man es von einem Desktop-PC her gewohnt ist. Man ist deshalb den Geräusch-Emissionen mehr ausgesetzt. Unser subjektiver Eindruck ist, dass es sich eher um ein lautes Netzteil handelt.
Im Inneren des Saturn Pro V2 stecken zwei verschiedene Platinen.
Diese sind via USB- und Stromkabel miteinander verbunden.
Auf der kleineren Platine befinden sich die Anschlüsse, die man an der Vorderseite des eGPU-Gehäuses findet.
- 3 x USB 3.1 Typ A
- 1 x SD-Karte (4.0)
Der SD-Slot mag für manchen Anwender eine willkommene Lösung sein, da gewisse Notebook-Hersteller darauf verzichten, ihre Geräte mit einem SD-Slot auszustatten.
Die zweite, deutlich grössere Platine stellt die rückseitigen externen Anschlüsse sowie den internen PCIe-Slot bereit, in den die Grafikkarte gesteckt wird. Zudem verfügt sie über einen SATA-Anschluss, um die optionale SSD oder HDD anzuschliessen.
Anschlüsse Rückseite:
- 1 x Thunderbolt 3 (USB-C)
- 2 x USB 3.1 Typ A
- 1 x Gigabit Ethernet
Anschlüsse intern:
- 1 x PCIe (x16) mit 4 Lane PCI Express 3.0
- 1 x SATA
Ingesamt gesehen stellt das Saturn Pro V2 auf der Front- und Rückseite eine beachtliche Menge Anschlüsse bereit. Die Thunderbolt 3-Verbindung ist dabei für die Datenverbindung mit dem Computer oder Notebook reserviert, den man mit der externen Grafikkarte betreiben will. Es wäre daher wünschenswert gewesen, wenn Mantiz nicht nur USB 3.1-Anschlüsse verbaut hätte, sondern dem Gehäuse auch den einen oder anderen USB-C-Anschluss spendiert hätte.
Für den LAN-Anschluss kommt ein Chip von Realtek zum Einsatz (RTL8153 / USB 10/100/1000 LAN). Auf der Hauptplatine sind zwei Thunderbolt 3-Controller untergebracht (Intel JHL6540 / Intel JHL6240). Damit wird der Leistungsabfall bei der Datenübertragung verringert, wenn man ausser der GPU auch noch andere Anschlüsse des Gehäuses nutzt, also zum Beispiel die LAN-Verbindung verwendet oder eine externe Festplatte anschliesst. Komplett stehen auch mit zwei Controllern nur die 40 Gbit/sec zur Verfügung, welche der Thunderbolt 3-Standard vorgibt.
Trotz der Anschlussvielfalt, die das Saturn Pro V2 bietet, sollte man seine Nutzung als externen “Hub” nicht übertreiben, da dies bei der Datenübertragung alles zu Lasten der primären Aufgabe - also der externen Grafikkarte - geht.
Auf dem herausziehbaren Schlitten ist die gesamte Technik montiert.
Der Lüfter ist übrigens ein handelsüblicher PC-Lüfter mit 120 mm Seitenlänge. Genauso wie das Netzteil kann auch er einfach ausgewechselt werden. Die Stromversorgung erfolgt von der Hauptplatine aus (Molex-Stecker).
In der folgenden Bilderstrecke zeigen wir Euch den Schlitten, wie er in alle Einzelteile zerlegt ist und dann den schrittweisen Zusammenbau.
Es ist zwar schon etwas länger her, dass wir im Bereich Wasserkühlung etwas gemacht haben, aber das Thema interessiert uns trotzdem immer noch. Wie man im egpu.io-Forum lesen kann, lässt sich im Gehäuse eine AIO-Wasserkühlung mit einem flachen 120er-Radiator (maximal 30mm Dicke) unterbringen. Er wird an Stelle des Lüfters neben dem Netzteil verbaut.
Was uns aber mehr interessiert, ist eine Wasserkühlung mit Custom-Komponenten. Wir haben deshalb mit den folgenden Bildern die Möglichkeit angedeutet, auf der Rückseite zwei Schottverbindungen für zwei Schläuche zu platzieren.
Uns schwebt eine Lösung mit einem externen Radiator vor, bei der ausser dem Waterblock auf der Grafikkarte und den notwendigen Schlauchverbindungen auch alle anderen Komponenten (Ausgleichsbehälter und Pumpe) ausserhalb des eGPU-Gehäuses untergebracht sind. Dies würde es auch erlauben, einen Radiator mit mehr Fläche zu verwenden. Zudem hätte man auch bei den einzelnen Komponenten eine grössere Auswahl und könnte die am besten geeigneten zusammenstellen.
Kaufen kann man das Saturn Pro V2 nur direkt auf der Webseite des Herstellers Mantiz. Einen zusätzlichen Vertrieb via Online-Shops gibt es zumindest für Europa nicht.
Als Besteller aus der Schweiz haben wir rund ums Thema Rückerstattung der Mehrwertsteuer schlechte Erfahrungen gemacht. Ausgeliefert wird das eGPU-Gehäuse aus dem EU-Land Polen, trotzdem hat sich Mantiz auch nach einem längeren Hin und Her per E-Mail schlichtweg geweigert, die Mehrwertsteuer zurückzuerstatten, nachdem die Bestellung bei uns eingetroffen war. Zudem haben wir dann auch noch die Verzollung und den Import in die Schweiz separat beim Paket-Dienstleister bezahlen müssen.
Wegen dem lauten Netzteil-Lüfter, den wir ja schon erwähnt hatten, haben wir uns per Mail direkt an den Support von Mantiz gewendet. Die Beantwortung unseres Anliegens erfolgte nur sehr stur und man ging nicht wirklich auf das ein, was wir jeweils geschrieben haben.
So bestand der Support darauf, die Geräusche des Lüfters aus einem Meter Abstand mit dem Smartphone aufzunehmen, auch wenn die Distanz zwischen eGPU und Computer mit dem mitgelieferten Kabel eigentlich maximal 70 cm betragen kann. Auch nach einem Appell an die Verantwortung als Hersteller und Verkäufer bliebt man bei Mantiz stur und weigerte sich schlicht, auf unser Anliegen einzugehen.
Auf Grund dieser Erfahrungen haben wir uns nach möglichen Alternativen für das Netzteil umgesehen und werden das Thema in einem weiteren Beitrag separat nochmals aufgreifen.
Seit der ersten Inbetriebnahme haben wir unser Gehäuse schon eine rechte Weile im Einsatz und sind sehr zufrieden damit. Es ist sehr sauber verarbeitet und überzeugt auch optisch mit seinem schlichten und eleganten Design.
Ebenfalls positiv ist, dass für die erste Inbetriebnahme (ausser einer Grafikkarte) alles mitgeliefert wird. Das beiliegende passive Thunderbolt 3-Kabel ist 70 cm lang. Um beim Aufstellen auf dem Tisch flexibler zu sein, haben wir uns das 2 Meter lange aktive Thunderbolt 3-Kabel von Apple zugelegt. Mit 139 Schweizer Franken kommt dies zwar mit einem stolzen Preis, aber es bietet ausreichend Länge sowie eine USB 3.x-Verbindung. Günstigere Kabel sind häufig auf die USB-Version 2.x beschränkt.
Vor dem Kauf haben wir es natürlich auch mit anderen eGPU-Gehäusen auf dem Markt verglichen. Für das Saturn Pro V2 sprachen dann schlussendlich mehrere Faktoren: Beim ihm ist die aktuellste Thunderbolt-Version implementiert. Sein modularer Aufbau gefällt uns ebenfalls gut. Es ist daher auch möglich einzelne Teile nachzubestellen, wenn zum Beispiel die Gewinde für die Schrauben bei der Slotblende ausgeleiert sind. Das Netzteil bietet eine sehr hohe Leistung. Da es sich um ein nicht fest verbautes Modell nach dem ATX-Standard handelt, kann es einfach ausgewechselt werden. Dies hat sich für uns als wichtiges Detail herausgestellt, da der Lüfter auffallend laut ist. Hier müsste der Hersteller nochmals über die Bücher.
Der vergleichsweise niedrige Anschaffungs-Preis hat sich für uns unter Strich als Trugschluss herausgestellt. Als Schweizer Kunden haben wir einerseits die Mehrwertsteuer nicht rückerstattet bekommen und mussten zudem noch Verzollung und Bearbeitungs-Gebühr bezahlen.
Das bringt uns zu unseren Erfahrungen mit dem Hersteller Mantiz. Grundsätzlich wollen wir hier betonen, dass Bestellung, Zahlungsvorgang und Lieferung an sich ohne Probleme abgewickelt wurden. Das eGPU ist auch sauber verpackt bei uns eingetroffen.
Beim Thema MwSt-Rückerstattung und der Beantwortung von Support-Anfragen haben wir jedoch den Eindruck bekommen, dass man bei Mantiz nicht sehr Endkunden-orientiert denkt und rechtliche Vorgaben eher locker sieht. Hier vermisst man als Kunde schmerzlich eine professionelle Vertriebsorganisation wie beispielsweise einen vom Hersteller unabhängigen Online-Shop, der für solche Belange zuständig wäre.
Trotzdem bereuen wir es abschliessend gesagt nicht, dass wir uns für das Saturn Pro V2 entschieden haben. Man sollte ich einfach bewusst, dass es neben den Stärken, die wir oben zusammengefasst haben, auch seine Schattenseiten hatten. Dazu gehören aus unserer Erfahrung heraus das Auftreten des Herstellers und laute Netzteil. Wie angekündigt, werden wir beim Thema Netzteil unsere Konsequenzen draus ziehen.
Nachdem wir nun die Vorstellung der Hardware (hier geht es zum Beitrag Vorstellung eGPU-Gehäuse) abgeschlossen haben, geht es in den beiden nächsten Blogposts um den Einbau eines anderen Netzteils und ums Thema Treiber / Unterstützung von Windows 10 und macOS.