Eigentlich wäre jetzt an dieser Stelle der Beitrag zum Thema Apps gekommen. Aber wir haben beim Schreiben gemerkt, dass wenn wir vom Thema Apps sprechen, auch auf die Menschen "hinter den Kulissen" eingehen wollen. Darum geht mit diesem Artikel unser Dankeschön an alle, die als Entwickler den Geräten Leben einhauchen. Ebenfalls danken wollen wir den zahlreichen Herstellern von Zubehör, die mit kreativen Ideen neue Einsatzmöglichkeiten erschliessen. Es ist auch ihrer Kreativität zu verdanken, dass die Plattform heute so attraktiv ist.

Die mobile Apple-Erlebniswelt
Entwickler
Das App-Universum: Zahlen und Fakten
Der Appstore wurde im Juli 2008 eröffnet. Damals standen rund 500 Apps zum Download bereit. Im Oktober 2011 erreichte Apple die 500‘000-Marke. Und seit Juni 2014 sind rund 1,2 Millionen Apps im Store verfügbar. Insgesamt wurden 75 Milliarden Downloads durchgeführt.

Licht und Schatten
Das sind sehr beeindruckende Zahlen – aber dabei darf man nicht vergessen, dass nicht jede App automatisch ein Download-Hit ist. Aber hinter jeder App steckt eine Geschichte, von denen wir hier ein paar herausgreifen wollen.
Geldmaschinen
Ein paar wütende Vögel gaben im Dezember 2009 den Startschuss für eines der bekanntesten und kommerziell erfolgreichsten Smartphone-Spiele überhaupt. "Angry Birds" ist heute in der Popkultur angekommen. Das Spiel gibt es unterdessen in verschiedenen Ausgaben und ist für verschiedene Plattformen verfügbar.

Die iOS-App kostet nur einen Schweizer Franken. Das Geld verdient der Entwickler Rovio Entertainment mit den so genannten In-App-Käufen, wo der Spieler sich mit allerlei Extras eindecken kann, um mit mehr Charakteren und Levels seinen Spielspass zu vergrössern.
Zu den aktuell umsatzstärksten iPhone-Apps gehört das Spiel "Candy Crush Saga" vom amerikanischen Entwickler King Digital Entertainment. Im Jahre 2013, also ein Jahr nach seiner Veröffentlichung, spielte Candy Crush allein im US-amerikanische App Store rund 630‘000 Dollar pro Tag ein.

Insgesamt gesehen machen Spiele rund die Hälfte aller Downloads aus dem App Store aus.
Geschäftsmodell muss stimmen
Aber egal ob hinter einer App ein einzelner Entwickler mit seinem iMac oder ein ganzes Studio steht, das Geschäftsmodell einer App muss immer stimmen. Wie schwierig es sein kann, eine App zu lancieren, haben im Frühjahr die Entwickler von den Orange Juice Studios erleben müssen. Via Kickstarter wollten sie Geld sammeln, um ihre App "Cado" marktreif zu bringen. Dabei handelte sich um eine professionelle Business-Lösung für das Erstellen von CAD-Zeichnungen und –Plänen.
Mit ihrem Projekt auf Kickstarter ist sind sie gescheitert, das von ihnen benötigte Kapital ist nicht zusammengekommen. Von den angestrebten 50000 Pfund waren es schlussendlich nur 3100 Pfund. Wie man kurz danach auf ihrem Blog lesen konnte, arbeiten sie trotzdem weiter an ihrer Idee.

Die App ist ein gutes Beispiel dafür, was auf dem iPad technisch machbar ist. Ob es dann auch sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Woran sind die Macher von Cado aus unserer Sicht gescheitert? Bei ihrer Aktion auf Kickstarter waren zu wenig effektive Vorteile erkennbar. Die App war mit 100 Pfund sehr hochpreisig angesetzt, was als Jahrespreis kommuniziert wurde. Dies ist sehr untypisch für iOS-Apps. Die Unterstützung des Projekts auf Kickstarter versprach nur sehr unattraktive Rabatte auf den Endverkaufspreis. Zudem ist auch die Kundengruppe für eine CAD-App nur eine sehr kleine Nische – auch der Long Tail kommt irgendwann an seine Grenzen.
Neben den wirtschaftlichen Fragen, muss man sich auch überlegen, ob das Zeichnen von CAD-Plänen wirklich etwas ist, was sich auf einem relativ kleinen Bildschirm mit zwei Finger erledigen lässt. CAD-Arbeitsplätze bestehen meist aus einem PC mit mehreren grossen Monitoren, Maus, Tastatur und eventuell einem speziellen CAD-Tablet oder einer 3D-Maus als zusätzliche Eingabegeräte.

Generell sollte bei der Preisgestaltung die Hürde für den Kunden so niedrig wie möglich gehalten werden. Für die meisten Käufern gibt es eine klare Schmerzgrenze. Da viele Apps kostenlos oder für eine Handvoll Dollar zu haben sind, dürfte diese bei einem relativ geringen Betrag liegen.
Innovationen
Innovative Apps gibt es zweifelsohne sehr viele. Aber Entwicklung ist nicht nur auf Software beschränkt. Besonders spannend wird es, wenn Zubehör-Hardware von Drittherstellern dem iPhone oder dem iPad neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnet und das Spektrum erweitert. Auch dies gehört zur Faszination der mobilen Apple Erlebniswelt.
Soundsysteme
Externe Lautsprecher machen aus einem iPhone, iPod oder iPad eine Stereoanlage, welche auf die gesamte eigene digitale Musikbibliothek zugreifen kann. Lausprechersysteme gibt es von zahlreichen Herstellern. Wir zeigen hier sozusagen stellvertretenden den Zeppelin Air von Bowers & Wilkins.

Zeichenstift und Lineal
Von Adobe stammt eine interessante Kombination aus Hardware und Software, die aktuell nur den USA erhältlich ist. Als Zubehör zu den beiden Adobe Apps Line und Sketch sind ein Zeichenstift und ein Lineal erhältlich. Im ersten Teil unserer Serie sind wir bereits kurz das Thema Eingabestifte eingegangen. Einfache Stifte ahmen sozusagen nur den Finger nach. Andere Stifte, und dazu gehört auch der von Adobe, bieten verschiedene Druckstufen. Die Videos auf der Webseite von Adobe geben einen guten Eindruck vom Zusammenspiel zwischen App und Geräten.
Hollywood ruft
Fotos und Videos aufnehmen mit iPhone der iPad ist eine Selbstverständlichkeit. Der amerikanische Hersteller iOgrapher bietet spezielle Cases an, die es ermöglichen iPhone oder iPad beim Fotografieren oder Filmen fest in beiden Händen zu halten. Zudem kann man weiteres Zubehör wie Mikrofon und Licht anschliessen oder alles auf ein herkömmliches Stativ montieren. Für die Kamera gibt es Objektive, die sich vor die Linse der eingebauten Kamera setzen lassen.


Für die verschiedenen iPhone und iPad-Modelle gibt es angepasste Halterungen. iOgrapher ist ein gutes Beispiel für einen Hersteller, der mit seinem Geschäftsmodell auf den Erfolg der Apple-Plattform aufbaut.
Tonstudio für unterwegs
Das iTrack Dock von Focusrite baut auf die grosse Verbreitung des iPad auf. Es stellt alle notwendigen Anschlüsse bereit, um ein iPad in ein Aufnahmestudio für Musiker zu verwandeln.


Die Dockingstation ist kompatibel zu verschiedenen Musik-Apps, die es für das iPad gibt. Vom Hersteller Focusrite gibt es die kostenlose App "Tape". Zu den anderen unterstützen Apps gehören auch GarageBand, Auria oder Cubasis.
Wie wird man Apple-Entwickler?
Um in das Entwickeln von Apps für iOS-Geräte mal hineinzuschnuppern, sind die Hürden nicht allzu hoch: Man muss über einen Computer mit Mac OS X verfügen (von Mac Mini bis Mac Pro), dann kann man loslegen, um sich die notwendigen Programmierkenntnisse anzueignen. Um ein iPhone oder iPad als Testgerät einzurichten oder um Apps für die Veröffentlichung im Store einzureichen, muss man Mitglied im Apple Developer Programm sein. Wer eine gute Idee hat, kann als "Ein-Mann-Betrieb" anfangen und beschäftigt später vielleicht sogar mehrere Mitarbeiter, die sich um Neuentwicklungen und Support von bestehenden Apps kümmern.
Auf der Seite developer.apple.com stellt Apple alle wichtigen Informationen und viele Ressourcen rund um die Arbeit als Entwickler bereit. Mit Xcode bietet Apple eine umfangreiche integrierte Entwicklungsumgebung (IDE) kostenlos an. Sie enthält alle notwendigen Werkzeuge um iOS-Apps zu programmieren, eine Benutzeroberfläche zu erstellen und zu testen. Dazu gehört auch das Software Development Kit (SDK) für iOS. Wer auch für Mac OS X-Geräte programmieren möchte, kann dies mit derselben IDE tun, da Xcode auch das SDK für das Desktop-OS enthält.

Jede App, die man im Appstore anbieten möchte, wird von Apple zuerst geprüft. Apple will damit sicherstellen, dass alle veröffentlichten Apps die vorgeschriebenen Richtlinien erfüllen. Dabei geht es auch um grundlegende Kriterien wie Stabilität und Performance, aber auch um Sicherheit. So stellt Apple unter anderem sicher, dass keine Apps in den Store gelangen, die unerlaubte Hardwarezugriffe (Root-Zugriff) voraussetzen. Eine hundertprozentige Garantie dafür gibt es natürlich nicht. Auch ist es möglich, dass Apple die Veröffentlichung einer App ablehnt, wenn sie den Richtlinien nicht entspricht.
Das Preismodell ist sehr einfach gehalten: 30 Prozent der Einnahmen von jeder verkauften App gehen an Apple, 70 Prozent bekommt der Entwickler. Apple übernimmt dafür die Zahlungsabwicklung und stellt die gesamte Infrastruktur des Stores zur Verfügung.
Generell ist die mobile Apple Erlebniswelt eine attraktive Plattform für App-Entwickler. Die Geräte erfreuen sich einer hohen und immer noch wachsenden Verbreitung und die Kundenzufriedenheit ist relativ hoch. Zudem ist iOS im Vergleich etwa zu Android nicht sehr stark fragmentiert. Mit Xcode als IDE und dem App Stores stellt Apple zudem eine gut durchdachte Infrastruktur für Entwicklung und Vertrieb bereit.
Aber Entwickler müssen heute mehr sein, als nur Designer und Programmierer. Manche von ihnen tragen auch ein unternehmerisches Risiko. Angesichts der Tatsache, dass unterdessen über 1,2 Millionen Apps im Store angeboten werden, ist es schon schwer genug, mit seiner App überhaut Aufmerksamkeit zu erzielen. Bei populären Apps kommt noch der Druck durch Nachahmer und Trittbrettfahrer hinzu.
Ein Höhepunkt für viele Apple-Entwickler dürfte die World Wide Developer Conference WWDC sein, die jährlich stattfindet und meist innert Minuten ausverkauft ist. In der Vergangenheit hat Apple die Keynote am Anfang der Veranstaltung genutzt um neue Produkte vorzustellen. Der Link im Bild führt Euch zu Videoaufzeichnungen aller Workshops und Präsentationen der diesjährigen WWDC.
Die in diesem Artikel vorgestellten Apps und Produkte sind natürlich nur ein ganz kleiner Ausschnitt dem riesigen Öko-System rund um die Produkte und Services von Apple. Im nächsten Beitrag wollen wir Euch eine Auswahl der Apps vorstellen, die wir selber regelmässig benutzen.