Mit Flip3 und Fold3 hat Samsung diesen Herbst neue Produkte aus der Foldable-Linie vorgestellt. Die Watch4 und das In-Ear Headset Buds2 komplettieren das Line-Up. Wir selber waren sehr gespannt auf diese breit angelegte Produktvorstellung und vor allem, wie sich die neusten Versionen der beiden Smartphones im Alltag bewähren würden.
Ohne Zweifel, der diesjährige Smartphone-Herbst steht ganz im Zeichen von Galaxy Z Fold3 5G und Galaxy Z Flip3 5G - so lauten die etwas zu sperrig geratenen kompletten Produktbezeichnungen. Das erfrischende ist jedoch: Mit ihnen bringt Samsung punkto Anwendungsmöglichkeiten und Bedienung wieder Bewegung in die monoton gewordene Produktkategorie “Smartphone” - vor allem mit dem Flip3 ist der Spassfaktor hoch, doch dazu weiter unten gleich mehr. Und auch die Smartwatch Galaxy Watch4 und Watch4 Classic haben eine tiefgreifende Weiterentwicklung erhalten. Den passend guten Sound in Verbindung mit allen Geräten liefern die neuen Galaxy Buds2.
In diesem Artikel stellen wir unsere Langzeit-Benutzererfahrungen im Alltag mit den beiden Smartphones, der Watch4 Classic und den Buds2 ins Zentrum. Wir verzichten deshalb im Folgenden auf eine detaillierte Beschreibung der Hardware mit allen technischen Spezifikationen und dem kompletten Feature-Set. Diese Informationen, sowie eine Übersicht über alle verfügbaren Modell-Varianten und Farben findet Ihr auf der Webseite von Samsung.
Wir legen zuerst mit den Smartphones los, da wir ein paar offene Fragen hatten, die wir aus erster Hand beantwortet haben wollten...
...also ganz ehrlich gesagt, waren es natürlich nicht nur wir alleine.
Unsere wichtigste Frage war, ob man das Fold3 wie ein normales Smartphone behandeln kann oder ob es immer noch weniger robust ist. Erinnern wir uns dazu kurz zurück ins Jahr 2019, als Samsung die erste Generation des Fold vorgestellt und dann mit Anlaufschwierigkeiten in den Verkauf gebracht hatte. In unserem Review aus demselben Jahr hatten wir das Gerät damals als “filigran” und “nicht alltagstauglich” bezeichnet.
Doch mit dem Fold3 Jahrgang 2021 ist erfreulicherweise vieles anders, wie wir unterdessen selber feststellen konnten. Bei der gesamten Handhabung im Alltag fühlt es sich anders an. Man muss es nicht mehr wie ein rohes Ei behandeln. Samsung hat sich also einigen Kritikpunkten angenommen.
Samsung betont diese Weiterentwicklungen auch selber. Es war das Ziel, den Kunden ein rundum stabileres Fold in die Hand zu geben. Und das wurde auch erreicht: es ist wasserdicht und die Display-Oberfläche ist nicht mehr so weich und empfindlich, aber auf Grund der unterschiedlichen Materialen ist sie nach wie vor nicht so widerstandsfähig wie man es von herkömmlichen Smartphones gewohnt ist. Mit einem Fingernagel sollte man beispielsweise nach wie vor nicht direkt auf die Displayoberfläche drücken.
Der Faltbereich des Displays ist Dreh- und Angelpunkt von sowohl Fold3 wie auch Flip3. Unsere Frage war hier, wie sehr man diesen jetzt noch wahrnehmen würde. Auch hierzu haben wir jetzt die Antwort.
Wie sehr man ihn mit dem Auge wahrnimmt, hängt nach wie vor primär davon ab, was konkret auf dem Display angezeigt wird und wie hell es eingestellt ist. Auch der Lichteinfall aus dem Umgebung spielt eine grosse Rolle.
Man kann durch ein Foto-Album blättern, Videos schauen oder in ein Game eintauchen, und dabei geht der Faltbereich rein optisch komplett vergessen.
Archangel
Haptisch, und das gilt ebenfalls für beide Geräte, ist er jedoch deutlich zu spüren. Wenn man das Flip3 im Hochformat wie ein herkömmliches Smartphone hält und hoch- und runterscrollt, spürt man ihn man jedes Mal beim Drüberwischen. Hält man das Fold3 ebenfalls im Hochformat, berührt man beim reinen Scrollen den Faltbereich natürlich nicht. Nutzt man das Touchdisplay hingegen “grossflächig” mit dem Finger oder mit dem S Pen, macht er sich ebenfalls bemerkbar.
Die Mechanik zum Auf- und Zuklappen mit ihren kleinen Zahnrädern und beweglichen Teilen ist sicher eine Meisterleistung der Ingenieursarbeit. Sie funktioniert absolut flüssig und stufenlos. Es ist jedoch ein gewisser Kraftaufwand nötig, aber dafür bleiben beide Geräte auch in jeder beliebigen Winkelestellung geöffnet.
Wer meint, mit dem Flip3 die Captain Kirk-Geste zum Aufklappen des Kommunikators nachahmen zu können, wird vielleicht etwas enttäuscht sein.
Monk-Trader
Erst kurz bevor sich beide Displayhälften beim Zuklappen berühren, setzt ein Schnappmechanismus ein, um das Gerät komplett zu schliessen.
Wie schon gesagt hat Samsung das Fold3 alltagstauglicher gemacht. Dasselbe trifft natürlich auch auf das Flip3 zu. Diese deutlichen Verbesserungen haben es für uns als Benutzer einfacher gemacht, das Potential zu sehen, dass im Foldable-Formfaktor steckt und sich auf die erweiterten Bedienungsmöglichkeiten einzulassen.
Und genau das wollen wir in diesem Kapitel auch tun.
Smartphones die hauptsächlich aus einem grossen Display auf der Vorderseite bestehen, gibt es schon seit rund 14 Jahren. Fold3 und Flip3 bieten ihren Benutzern die Chance - und die Herausforderungen - den alltäglichen Umgang mit solchen Geräten “neu zu denken”.
Selbstverständlich ist der Reflex da, Fold3 oder Flip3 sofort komplett aufzuklappen, wenn man sie in die Hand nimmt. Das ergibt logischerweise ein grösseres Display, was ja auch zu ihren wichtigsten Eigenschaften gehört. Beim Fold3 ist das Hauptdisplay sogar grösser als bei jedem anderen Smartphone, das aktuell auf dem Markt ist. Das Flip3 entspricht aufgeklappt mit seinen 6.7 Zoll Displaydiagonale ungefähr einem Galaxy S21+, wobei nur das Seitenverhältnis etwas anders ist.
Aber je nachdem was man machen will, ist komplett aufgeklappt nicht immer die beste Option. Die angewinkelte Display-Stellung heisst bei Samsung “Flex Modus” und zeigt, dass im Formfaktor Foldable mehr steckt als einfach nur ein extra-grosses Display.
Apps, die auf den Flex Modus angepasst sind, stellen sich dann in einem speziell angepassten Interface dar. Dies hat wiederum Auswirkungen auf das Benutzererlebnis bezüglich Handling, Bedienung und Ergonomie.
Schauen wir uns am besten ein paar ganz konkrete Beispiele an, wie es aussieht, wenn Apps das faltbare Display zu ihrem Vorteil nutzen. Die Realität sieht natürlich so aus, das die meisten aller Android-Apps diesen Modus nicht speziell unterstützen. In Zusammenarbeit mit Entwicklern hat Samsung einige Apps gezielt optimiert, dazu gehören beispielsweise die eigene Kamera-App oder diverse Apps von Google wie etwa YouTube oder Google Duo. In den Settings kann man für jede installierte Apps den Flex Modus aktivieren, wobei die praktischen Resultate dann sehr unterschiedlich ausfallen.
Um Video- und Foto-Selfies sowie Video-Anrufe mit Google Duo zu machen, kann man das Smartphone einfach im Flex Modus auf einen Tisch oder eine andere Unterlage legen. Die App passt sich automatisch an, wenn das Display angewinkelt bleibt, wie Ihr hier an unserem Beispiel mit dem Flip3 und der Kamera-App seht.
Die untere Displayhälfte bleibt fix für die Bedienelemente reserviert, während der obere Teil das anzeigt, was die Kamera gerade aufnimmt. Mit der Funktion Dual Preview lässt sich dabei auch das Cover Display als Vorschau verwenden: dann kann man nämlich statt der Selfie-Kamera die Hauptkamera verwenden, welche eine bessere Bildqualität liefert. Das Ganze funktioniert natürlich auch mit dem Fold3, aber das kleine und praktische Flip3 ist für derartige Situationen geradezu prädestiniert.
Beispiel 2: YouTube anders erleben (Flip3 / Fold3)
Auch die YouTube-App passt sich automatisch an den Flex Modus an. Während im oberen Displayteil die Videos angezeigt werden, kann man im unteren Teil unabhängig davon durch die Kommentare oder eine Liste mit weiteren interessanten Videos scrollen. Das Display ist hell genug, so dass man auch gut draussen Videos schauen kann.
Beispiel 3: Besseres Handling Hauptkamera (Fold3)
Das Fold3 ist mit zahlreichen Kameras ausgestattet, die drei Hauptkameras befinden sich auf der Rückseite. Natürlich kann man das Gerät zugeklappt lassen und zum Fotografieren einfach den Cover Screen nutzen. Auch mit komplett aufgeklapptem Display lassen sich die Hauptkameras nutzen, nur ist das extrem unhandlich - wer schon mit einem Tablet Fotos gemacht hat, weiss wie sich das anfühlt. Es ist zu sperrig und unhandlich.
Auch hier kommt der Flex Modus als interessante Alternative daher. Die Kamera-App nutzt die eine Display-Hälfte für die Vorschau, unten werden die Bedienelemente sowie die zuletzt gemachte Aufnahme angezeigt. Hält man das Fold3 so in beiden Händen, lässt sich ganz locker und entspannt fotografieren oder Videos aufnehmen.
Hier steht Ihr, wie wir draussen am Fotografieren sind, das zweite Bild zeigt deutlicher, wie die Kamera-App im Flex Modus aussieht.
Mit Samsung Notes wird das Fold3 zu einem Mini-Laptop, wie Ihr hier sehen könnt. Am besten lässt sich das natürlich auf einer festen Unterlage nutzen.
Dieser Test-Herbst war unsere erste ernsthafte Bekanntschaft mit dem Flip von Samsung, denn das Vorgängermodell vom letzten Jahr hatten wir nie selber ausprobiert. Angesichts unserer bisherigen Erfahrungen mit dem Flip3, sind wir jedoch sehr froh, dass es dieses Jahr anders gekommen ist. Denn das Flip3 entpuppt sich als kleines, praktisches Smartphone mit hohem Spassfaktor. Es gehört ohne Zweifel zu den aussergewöhnlichsten Smartphones, die wir seit langem in den Händen hatten.
Mit dem Gehäuse aus Aluminium und den Glasflächen aus Gorilla Glas ist es bestens gerüstet für den alltäglichen Einsatz, trotzdem empfehlen wir, eine der von Samsung als Zubehör angebotenen Schutzhüllen zu verwenden. Für diese kann man wie beim Gerät selber aus verschiedenen Farben auswählen.
Die grundlegenden technischen Infos wie Abmessungen, Display, Akkugrösse und Schnittstellen sowie die angebotenen Farben findet Ihr am Ende unseres Artikels.
Bei aller Begeisterung für das Auf- und Zuklappen und den Flex Modus müssen wir aufs Thema Ergonomie zu sprechen kommen. Der Button mit dem Fingerprintreader reagiert zwar schnell und zuverlässig, aber er sitzt unserer Meinung nach zu weit oben wenn man das Gerät in der Hand hält und es mit dem Daumen entsperren will. Dasselbe gilt auch für die Lautstärke-Regler. Es wäre angenehmer, wenn die Buttons in der unteren Gerätehälfte sitzen würden.
Der Cover Screen auf der Oberseite des Geräts ist zwar klein, aber man sollte ihn deswegen trotzdem nicht unterschätzen. Wenn das Flip3 zugeklappt ist, kann es mit verschiedenen Widgets Uhrzeit, Datum, eingehende Anrufe und Informationen aus verschiedenen Apps anzeigen. Man kann mit ihm sogar ein Selfie mit der Hauptkamera machen, ohne das Gerät öffnen zu müssen. Die Funktion Dual Preview erlaubt es wie schon beschrieben, auf dem Cover Screen eine Vorschau des Bilder anzuzeigen, dass gerade mit einer der Hauptkameras aufgenommen wird. Schade ist eigentlich nur, dass sich die Anzeige des Cover Screen nicht mitdreht, wenn man das Flip3 verkehr herum hält.
Was das Laden des Akkus betrifft, ist das Flip3 sehr flexibel. Es lässt sich via Kabel oder einen Wireless Charger aufladen, weiter unten im Artikel stellen wir Euch noch ein Modell dazu vor. Mit der Funktion Wireless PowerShare kann es sogar Strom an andere Smartphones oder Zubehör abgeben, um diese unterwegs aufzuladen. Damit sollte man jedoch eher vorsichtig sein, denn der Akku des Flip3 ist mit 3.300 mAh nicht übermässig gross. Bei uns hat die Kapazität immer für einen Testtag gereicht, aber auch nicht für viel mehr.
Das Flip3 besitzt insgesamt drei Kameras. Die Selfie-Cam mit einem 10 Megapixel-Chip sitzt als Under Display-Kamera auf der Frontseite. Die beiden Hauptkameras auf der Rückseite verfügen über je 12 Megapixel und sind mit einer Weitwinkel- und einer Ultraweitwinkellinse ausgestattet. Videos nehmen alle drei mit UHD-Auflösung bei 60 fps auf. Damit ist man für Erinnerungsfotos und -Videos bestens gerüstet, vor allem wenn man bedenkt, dass alles in einem kleinen handlichen Gerät steckt. Die Idee, das Flip3 hinzustellen, und so Selfies zu machen, haben wir ja im Kapitel weiter oben schon beschrieben. Auch der “Trick” mit der Hauptkamera, die eine bessere Bildqualität liefert, sich selber aufzunehmen und den Cover Screen als Vorschau zu nutzen, passt zur Vielseitigkeit des Flip3. Ein Doppelklick auf die Einschalttaste startet die Kamera, die Lautstärke-Taste dient dann als Auslöser.
Da es weder über eine explizite Tele-Linse noch über besonders hochauflösende Chips verfügt, empfiehlt es sich nicht, das digitale Zoom zu benutzen. Im Pro-Modus kann man auch Formate wie RAW und HEIC aufnehmen, für unsere Testbilder mit den beiden Hauptkameras beschränken wir uns auf das JPG-Format und ohne dass wir manuell Einstellungen anpasst haben. Die automatische Bildoptimierung war ebenfalls aktiv.
Die ersten beiden Aufnahmen zeigen den Unterschied zwischen Ultraweitwinkel- und Weitwinkellinse.
Beide Kameras liefern bei guten Lichtverhältnissen kontrastreiche Bilder mit satten Farben.
Die Handhabung mit den besonderen Funktionen wenn es zugeklappt ist oder im Flex Modus benutzt wird, ist das was das Flip3 besonders auszeichnet. Komplett aufgeklappt entspricht es einem grossen Smartphone mit 6.7 Zoll-Display. Als Gerät ist es klein, kompakt und damit praktisch in die Tasche zu stecken, wobei das Display immer gut geschützt bleibt.
Wie kein anderes Smartphone steht das Flip3 für Spass und unkompliziert eigene Selfie-Videos und -Fotos aufzunehmen. So wird es auch von Samsung vermarktet - und mit unserer eigenen Erfahrung können wir sagen: Ja, so passt das sehr gut. Der Preis ist mit über 1000 Schweizer Franken absolut gesehen recht hoch - er relativiert sich allerdings wenn man bedenkt, dass es sich bei einem Foldable-Gerät um neue Bedienungs- und Nutzungskonzepte handelt und auch viel Entwicklungsarbeit für Bauteile und Software drinsteckt.
Im Gegensatz zum Flip hatten wir mit dem Fold schon vor 2 Jahren erste Bekanntschaft geschlossen. Beim diesjährigen Fold3 haben wir wie schon im Einstieg gesagt, einige positive Verbesserungen festgestellt. Abgesehen davon, dass das Gerät rundum “alltagstauglicher” geworden ist, hat Samsung zudem die störende Notch in der rechten oberen Ecke des Hauptdisplays durch eine Under Display-Kamera ersetzt. Auch der Cover Screen ist im Vergleich zum Erstlings-Werk deutlich grösser und damit nützlicher geworden.
Das Fold3 besteht aus einem Gehäuse aus Aluminium und bei den Glasflächen kommt Gorilla Glas zum Einsatz. Trotzdem empfehlen wir eine passende Hülle zu verwenden, wo auch gleich der Pen mit versorgt werden kann - zum Pen weiter unten mehr.
Die grundlegenden technischen Infos wie Abmessungen, Display, Akkugrösse und Schnittstellen sowie die angebotenen Farben findet Ihr am Ende unseres Artikels.
Genauso wie das Flip3 ist auch das Fold3 ein Smartphone mit einem eigenen Charakter. Es ist eine Mischung aus Smartphone und kleinem Tablet, das man zusammenklappen kann. Und es meistert beide Aufgaben recht gut. Dafür sorgen das Cover Display, welches gross genug ist für einfache Anwendungen wie Telefongespräche oder Nachrichten lesen. Das Hauptdisplay ist mit 7.6 Zoll Diagonale “schön gross”. Das Format, also das Verhältnis von Höhe zu Breite, für ein Smartphone eher ungewöhnlich. Am nächsten kommt es dem klassischen 4:3 Tablet-Seitenverhältnis. Und schliesslich ist es der neue S Pen, der neue Möglichkeiten der Nutzung eröffnet und dem “Tablet”-Aspekt mehr Sinn gibt.
Hinter dieser eher trockenen Beschreibung steckt eine erstaunliche Vielseitigkeit und Flexibilität. Für manche Anwendungen ist man froh über das Plus an Display-Fläche. Das können die klassischen Business-Einsatzszenarien sein - müssen es natürlich nicht zwingend. Fans von Multitasking haben auf jeden Fall genügend Fläche um zwei oder drei Apps nebeneinander zu arrangieren.
Wer dachte, der Kategorie Smartphone kann man nichts mehr Neues abgewinnen, wird mit dem Fold3 eines besseren belehrt.
Monk-Trader
Wie im vorangegangenen Kapitel beim Flip3, wollen wir auch hier einen Abschnitt dem Thema Ergonomie widmen. Die Buttons für den Fingerprintreader und die Lautstärke-Regler sind sehr gut positioniert. Das gilt, solange das Fold3 zugeklappt ist. Sobald man es aufgeklappt hat, ist es auch wieder schwieriger, den Sensor mit dem Finger zu erreichen. Wie beim Flip3 reagiert der Sensor selbst schnell und zuverlässig.
Das Aufklappen des Geräts kann unter Umständen etwas fummelig sein, vor allem wenn man die Schutzhülle von Samsung verwendet. Der Cover Screen ist etwas zu schmal, das merkt man vor allem, wenn man etwas auf der Tastatur eintippen will. Zum Telefonieren benutzt man das Fold3 am besten zugeklappt oder verwendet In-Ear Headsets wie die Buds2, auf die wir auch noch eingehen werden. Mit seinen 271 Gramm ist es alles andere als ein Leichtgewicht um es länger ans Ohr zu halten.
Was man auf einem Tablet mit einem Stift so alles machen kann, müssen wir hier nicht extra vorstellen, aber dass Samsung nach der eigenen Note-Linie nun auch dem Fold einen eigenen angepassten S Pen spendiert hat, ist ein echter Gewinn. Der S Pen verfügt über eine spezielle Spitze, die sich automatisch zurückzieht um zu verhindern, dass man zu viel Druck auf das Display ausübt.
Soviel Display bedeutet natürlich auch, dass schnell viel Akku-Leistung beansprucht wird. Stellt man die Helligkeit nicht zu übertrieben ein, reichen die 4.400 mAh des verbauten Akku jedoch für einen Tag. Das Fold3 unterstützt den Qi-Standard für kabelloses Laden und schnelles Laden via Kabel. Zudem kann es bei Bedarf Strom an andere Geräte abgeben.
Das Fold3 besitzt insgesamt Kameras: die Hauptkamera auf der Rückseite besteht aus drei Linsen (Tele / Weitwinkel / Ultraweitwinkel) mit je 12 Megapixeln. Die Under Display-Kamera im Cover Screen verfügt über 10 Megapixel und arbeitet mit einer Weitwinkel-Linse. Die Under Display-Kamera im Haupt-Display ist ebenfalls mit einer Weitwinkel-Linse ausgestattet, ihr Chip ist aber nur vier Megapixel gross. Videos kann sie maximal mit einer HD-Auflösung aufnehmen. Die Hauptkameras bringen es hier auf 4K bei 60 fps.
Im Pro-Modus kann man beim Fotografieren Datei-Formate wie RAW und HEIC aufnehmen, für unsere Testbilder mit den drei Hauptkameras beschränken wir uns auf das JPG-Format und ohne dass wir manuell Einstellungen anpasst haben. Die automatische Bildoptimierung war ebenfalls aktiv.
Die ersten drei Aufnahmen zeigen den Unterschied zwischen den drei Linsen.
Im weiteren liefert die Hauptkamera kontrastreiche Aufnahmen, auch wenn die Lichtverhältnisse wegen schlechtem Wetter oder in Innenräumen nicht immer so ideal waren.
Aber wichtiger als die reine Bildqualität der Aufnahmen ist uns beim Fold3 eigentlich der Umgang mit dem Gerät und der Kamera-App. Sie machen den grössten Unterschied zu herkömmlichen Smartphones aus.
Die Darstellung im Flex Modus haben wir ja weiter oben bereits beschrieben. Die App hat jedoch noch mehr zu bieten. So kann man sich beispielsweise beim Fotografieren laufend die zuletzt gemachten Aufnahmen anzeigen lassen.
Und für Video-Aufnahmen gibt es die so genannte “Director View”, sie zeigt eine Vorschau aller drei Linsen gleichzeitig.
Beim Fold3 gefällt uns der Tablet-Aspekt sehr gut. Egal ob für Lesen, Surfen, Videos und Bilder anschauen, Gamen oder “produktiv” mit dem S Pen und Samsung Notes - die zusätzliche Fläche an Display ist immer ein Gewinn. Der Flex Modus ist für diejenigen Apps, die speziell darauf angepasst sind, ein echter Mehrwert. Potentielle Handling-Probleme, die sich aus der Grösse des aufgeklappten Displays ergeben könnten, werden so zu einer Stärke des Geräts. Am Beispiel der Kamera wurde das für uns am besten deutlich.
Nach soviel geballter “Smartphone-Power” wird es höchste Zeit für die Watch4. Man kann sie zwar nicht auf- und zuklappen, aber auch bei ihr hat sich einiges an Weiterentwicklung getan. Samsung hat kurzerhand das Betriebssystem ausgewechselt, die vierte Generation der Smartwatch läuft auf Wear OS von Google. Zudem hat Samsung den Bereich Gesundheit deutlich ausgebaut.
Die Watch gibt es in zwei verschiedenen Versionen. Unser Testgerät ist die Watch4 Classic. Sie setzt in der Bedienung auf eine haptische Lünette während man bei der Watch4 mit dem Finger rund um den Displayrand fahren kann, um denselben Effekt zu erzielen.
Nur um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen: Die beiden Watch4-Modelle kann man natürlich auch mit anderen Samsung-Smartphones oder mit Android-Geräten anderer Hersteller zusammen verwenden. Es ist jedoch so, dass das volle Feature-Set nur in Verbindung mit einem Smartphone von Samsung zur Verfügung steht.
Smartwatches sind etwas salopp gesagt eine Mischung aus klassischer Uhr, tragbarem Computer und Sensoren-Phalanx am Handgelenk.
Die Watch4 Classic schafft es dank ihrer runden Bauweise und dem Look mit der Lünette wie eine normale Uhr zu wirken - und das macht sie rein auf einer emotionalen Ebene sofort sympathisch. Mit ihr habe ich am ehesten das Gefühl eine Uhr am Handgelenk zu tragen.
Archangel
Zu diesem Erlebnis leistet ohne Frage auch das Display seinen Beitrag, es ist nicht nur sehr scharf, sondern auch draussen sehr hell und immer gut ablesbar. Die drehbare Lünette ist aber auch wichtig für die Bedienung - in Kombination mit den Wischgesten auf dem Display findet man sich schnell in der Vielfalt der Apps und Einstellungsmöglichkeiten zurecht.
Der Wechsel vom hauseigenen Tizen zu Wear OS von Google ist sicher der grösste Unterschied von der dritten zur vierten Modell-Generation. Der Umstieg macht sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar. Der Google Playstore bietet eine grosse Auswahl an Apps, aber auch Dienste wie Google Pay und Google Fit stehen neu zur Verfügung und können als Alternative zu Samsung Pay oder Samsung Health eingerichtet werden. Eine Anbindung ans iPhone ist mit der Umstellung allerdings definitiv gestrichen.
Samsung setzt aber auch in Verbindung mit Wear OS auf das eigene One UI als Benutzeroberfläche, so dass Umsteiger von älteren Modellen sich nicht grundlegend umgewöhnen müssen. Im Detail können wir das nicht selber beurteilen, da wir nie eine Watch3 verwendet haben. Dazu gehört auch die Beobachtung anderer Reviewer, dass mit dem Wechsel auf Wear OS die Akkulaufzeit generell schlechter geworden wäre. Bei uns im Test schaffte es die Watch4 Classic meist etwas länger als einen Tag durchzuhalten.
Ausreichend Akkulaufzeit gehört zu den wichtigsten Kriterien einer Smartwatch. Sehr gut beeinflussen lässt sich der Stromverbrauch natürlich darüber, ob man beispielsweise das “Always-on” Display aktiviert hat oder welche Sensoren dauernd im Hintergrund laufend. Diese alle abzuschalten verlängert natürlich die Akkulaufzeit - stellt aber dann die Frage nach dem Sinn einer Smartwatch.
Soweit wollen wir hier aber nicht gehen. Im Gegenteil, die zahlreichen Gesundheits- und Fitnessfunktionen machen für uns eine Smartwatch zu einem relevanten digitalen Begleiter im Alltag. Wer die umfangreichen Gesundheits- und Fitness-Features nutzen will, sollte als erstes die Samsung Health Monitor App auf der Uhr installieren. In einem der App-Stores sucht man sie allerdings vergeblich, sie kann nur direkt von der Uhr aus heruntergeladen und installiert werden.
Aus dem vielfältigen Angebot haben wir natürlich nur einen kleinen Ausschnitt selber ausprobieren können. Wie immer bei Gesundheit und Fitness kann sich jeder gezielt die Funktionen herauspicken, die für ihn gerade nützlich sind.
Den eigenen Blutdruck zu messen steht in der Schweiz leider nicht zur Verfügung. Ein EKG anzufertigen ist hingegen sehr einfach, die Ergebnisse lassen im Samsung Health abspeichern und protokollieren. Beides funktioniert allerdings nur in Verbindung mit einem Samsung Smartphone.
Überzeugt hat die Watch4 uns bei den grundlegenden Funktionen wie Pulsmesser, Schrittzähler und das Aufzeichnen von Workouts und Laufstrecken. Zudem beherrscht sie auch die so genannte bioelektrische Impedanzanalyse, wie man sie sonst von so genannten Körperfett-Waagen kennt. Damit lassen sich Werte wie Körperfettanteil und Skelettmuskelmasse ermitteln.
Um es auf den Punkt zu bringen: Die Watch4, vor allem in der Classic-Variante, ist für uns eine wertvolle Ergänzung zu Flip3 oder Fold3. Als Smartwatch ist sie extrem vielseitig und die Integration zwischen Uhr und Smartphone funktioniert ebenfalls reibungslos.
Abrunden wollen wir unsere Tour durch die Herbst-Neuheiten von Samsung mit einem Halt bei den Galaxy Buds2. Als kabellose In-Ears sind extrem praktisch, egal ob man sie mit einem Smartphone oder direkt mit der Watch4 verbindet.
Musik hören unterwegs, Podcasts beim Kochen zu Hause und oft auch angenehmer zum Telefonieren… die Buds2 sind extrem vielseitig. Im Lieferumfang sind Ohrpolster aus Silikon in drei verschiedenen Grössen mit dabei, dass man sie gut an die individuelle Ohrgrösse anpassen kann. Gutes Sitzen ist auch die Voraussetzung für guten Klang mit Active Noice Cancelling und klarer Tonqualität bei Telefongesprächen. Generell ist der ganze Umgang mit den Buds2 sehr einfach gehalten: einrichten lassen sie sich via die Galaxy Wearable App und bedienen kann man sie über die integrierte Touchfläche, wenn sie in den Ohren sitzen.
Die Akkulaufzeit reicht locker für mehrere Stunden und ansonsten sind die in der Lade-Box sehr schnell nachgeladen.
Aber auch die Lade-Box braucht irgendwann mal Strom. Dazu ist es extrem praktisch, sie einfach auf ein Ladekissen zu legen.
Das Wireless Charger Pad von Samsung eignet sich zum Aufladen der Buds2 genauso wie für ein Smartphone, welches die entsprechende Qi-Ladetechnik unterstützt.
Mit den beiden Smartphones, der Watch4 in verschiedenen Modell-Varianten und den Buds2 hat Samsung einen eindrücklichen Herbst hingelegt, der bezüglich Mobil-Kommunikation sowie -Unterhaltung und -Produktivität kaum Wünsche offen lässt.
Sozusagen die Hauptattraktion sind die beiden Foldable-Smartphones Flip3 und Fold3. So unterschiedlich sie in ihrer Charakteristik auch sind - eines haben sie uns beide deutlich gezeigt: es ist keine leere Marketing-Phrase mehr wenn man sagt, dass im Foldable-Konzept Potential steckt. Da Samsung diverse Kinderkrankheiten bezüglich Alltagstauglichkeit mit dieser Generation überwunden hat, konnten wir uns mehr auf die Möglichkeiten welche die beiden Geräte bieten konzentrieren. Es handelt sich bei Flip3 und Fold3 definitiv weder um “Studien” oder “Spielzeuge” sondern voll alltagstaugliche Smartphones. Wichtig ist allerdings, dass Hardware und Apps gut aufeinander abgestimmt sind, sonst geht einfach zuviel Potential verloren. Hier sind Samsung und App-Entwickler weiterhin gefordert, mehr für den Formfaktor Foldable zu tun.
Rein von der Hardware-Seite her gesehen wäre es natürlich wünschenswert, wenn die beiden Displayhälften dünner wären, um Geräte-Dicke und -Gewicht zu reduzieren. Dies würde auch das klassische Telefonieren - ja das können Flip3 und Fold3 auch - erheblich angenehmer machen. Oder man legt sich gleich ein Set der praktischen Buds2 zu und umgeht so das lästige ans Ohr halten gleich von vornherein.