Die Dokumentation “What We Left Behind” ist mehr als ein Blick hinter die Kulissen von Star Trek: Deep Space Nine. Sie ist eine Hommage an die gesamte Serie und bietet ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern.
Vor zwei Jahren haben wir als Backer auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo die Produktion von What We Left Behind mit unterstützt. In diesem Dokumentarfilm wirft der damalige Executive Producer und Showrunner Ira Steven Behr einen Blick auf die Hinterlassenschaft von Star Trek: Deep Space und zeigt Szenen aus der Serie, die speziell auf HD-Qualität aufpoliert wurden. Die Serie selbst ging vor 20 Jahren, oder genauer im Juni 1999, nach sieben Staffeln zu Ende.
Am vergangenen Freitag war es dann endlich so weit: What We Left Behind stand den Backern als exklusiver Online-Stream während einem Zeitfenster von 99 Stunden zur Verfügung. Wegen ein paar technischen Schwierigkeiten wurden diese um 29 Stunden verlängert. Am 13. Mai wird der Film dann auch in einzelnen Kinos in den USA und Kanada gezeigt. Deep Space Nine auf der grossen Leinwand dürfte dann ein ganz besonderes Erlebnis werden. Für später im Jahr ist auch eine Veröffentlichung auf Blu-ray angekündigt. Weitere Informationen findet Ihr auf der offiziellen Webseite.
Um Euch einen kleinen Eindruck vom Film zu vermitteln, zeigen wir Euch hier den offiziellen Trailer:
Als Backers haben wir den Film bereits gesehen und in den Credits am Schluss unsere Namen entdeckt. Für uns hat der Film auch Erinnerungen an die vielen Stunden, die wir mit Deep Space Nine verbracht haben, wieder aufleben lassen. Und die Dokumentation ist der Beweis, dass die Serie - auch wenn sie schon lange abgedreht ist - immer noch “lebt” und immer noch neue Zuschauerinnen und Zuschauer jeglichen Alters findet.
What We Left Behind ist mehr als eine Aneinanderreihung von Interviews, in denen alle sagen, wie toll die Zeiten damals gewesen sind und alle eine grosse Familie waren. Nein, Ira Steven Behr hat mit diesem Film eine gelungene Hommage an “seine” Serie und die Leute vor und hinter der Kamera geschaffen.
Der Cast von Deep Space Nine.
Quelle:
Netflix
Als langjährigem Deep Space Nine-Fans hat es mir grosse Freude gemacht, gewisse Schauspieler nach so langer Zeit wieder zu sehen. Archangel
Auch die überarbeiteten Sequenzen aus der Serie sehen wirklich gut aus und machen Lust auf mehr. Bedauerlich ist eigentlich nur, dass sehr wahrscheinlich viel Material auf dem Boden des Schneideraums gelandet ist.
Was uns an Deep Space Nine so gut gefällt ist, dass die Serie trotz ihrem Alter von 20 Jahren heute immer noch sehr gut guckbar ist. Mit den Themen die aufgegriffen werden, ist sie immer noch topaktuell. Daher ist es besonders schade, dass sie nie die Aufmerksamkeit bekommen hat, die ihr eigentlich zu steht. Denn schon beim Start im Januar 1993 hatte es Deep Space Nine alles andere als leicht: Die Serie war in einer undankbaren “Sandwich-Position”, die Ausstrahlung begann, als The Next Generation noch lief und danach ins Kino wechselte. Und während der dritten Staffel brach dann bereits die U.S.S. Voyager zu ihren Abenteuern auf. Mit einer Raumstation als Handlungsort war Deep Space Nine zudem ein krasses Gegenteil zu allem was man von Star Trek bisher gesehen hatte. Auch im Fandom war sie umstritten was bis hin zur offenen Ablehnung ging. Es wurde argumentiert, der “düstere Stil” und die Konflikte zwischen den Hauptfiguren würden nicht zu Gene Roddenberry’s Vision der Zukunft passen.
Als Serie brauchte Deep Space Nine - oder besser die gesagt die Produzenten brauchten - über eine Staffel bis sie die Stärken erkannt hatten und wussten, welchen Typ von Geschichten sie am besten erzählen konnten. In manchen Episoden der ersten Staffel “purzelten” irgendwelche Fremden aus dem Wurmloch, die ihre eigenen Probleme mitbrachten. Und auch der Fan-Service mit Auftritten von Q oder den Duras-Schwestern Lursa und B'Etor war nicht wirklich geglückt. Zudem wurde die Serie noch dazu benutzt, die Widerstandsbewegung des “Maquis” einzuführen und damit eine der Grundlagen für Star Trek: Voyager zu legen. Auch das war ein eher unschöner Moment, da Deep Space Nine selber davon nicht profitieren konnte. Ab der zweiten Staffel legten die Produzenten den Fokus verstärkt auf den Planeten Bajor und führten für den Gamma-Quadranten das übermächtige “Dominion” ein. Dafür schufen sie gleich drei neue Rassen: die Vorta, die Jem'Hadar und die Gründer.
Odo und Weyoun.
Quelle:
Netflix
Jem'Hadar Krieger.
Quelle:
Netflix
Die Serie erfuhr in den ersten Jahren einige Veränderungen. Diese haben ihr aber gut getan. Monk-Trader
In der dritten Staffel bekam die Station mit der U.S.S. Defiant ein eigenes Raumschiff, was es für die Drehbuchautoren einfacher machte, auch Geschichten ausserhalb der Raumstation zu erzählen. Und in der vierten Staffel stiess dann noch Michael Dorn als Worf zum Hauptcast dazu und nahm seine Rolle aus Star Trek: The Next Generation wieder auf. Auch dieser Neuzugang war eine Bereicherung für die Serie und sie gab Worf die Möglichkeit sich so weiterzuentwickeln, wie er es bei The Next Generation nie gekonnt hätte.
Michael Dorn als Worf.
Quelle:
Netflix
Deep Space Nine zeichnete sich durch eine ruhige Machart aus, überdrehte “Schnitt-Gewitter” und Lensflares sowie Dialoge aus dem Text-Generator sucht man vergebens. Die Serie überzeugt durch fein sorgfältig ausgearbeitete Beziehungen zwischen den Figuren und intelligente Dialoge. So gesehen sind sowohl die Serie als auch die Dokumentation Erinnerungen an die gute alte Zeit. Das was heute unter dem Namen Star Trek geboten wird, hat nichts mehr mit der Finesse und dem gekonnten Umgang mit Figuren zu tun. Nach der ersten Staffel von Star Trek: Discovery waren wir in unserem Artikel "Choose Your Pain" schon zum Schluss gekommen, dass man unter dem Label „Star Trek“ in Zukunft nichts mehr mit Hirn und Seele erwarten kann.
Die Macher pflegten für Deep Space Nine einen Erzählstil, den man heute als fortlaufende Handlung bezeichnen würde. Dieser wird von vielen modernen Serien heute praktiziert um Geschichten zu erzählen. Bei Deep Space Nine wurde dieser Stil aber immer wieder mit Episoden gemischt, die für sich alleine standen. Trotzdem bot es sich mit einer Raumstation als Ort der Handlung natürlich geradezu an, Entwicklungen über eine längeren Zeitraum zu erzählen. Allerdings - wie oben bereits gesagt - dauerte es eine Zeit, bis die Autoren dies als Stärke der Serie erkannten.
Eine andere Show, die zur gleichen Zeit ebenfalls das Konzept der fortlaufenden Handlung pflegte, spielte ebenfalls an Bord einer Raumstation und war ein Jahr nach Deep Space Nine auf Sendung gegangen. Produzent J. Michael Straczynski hatte seine Idee damals auch Paramount angeboten gehabt. Das Studio lehnte den Vorschlag jedoch ab und so ging Babylon 5 dann im Juni 1994 beim Prime Time Entertainment Network auf Sendung.
Zum Glück wurde nie ein Deep Space Nine-Kinofilm produziert. Vieles von dem, was die Serie ausmacht, wäre dabei verloren gegangen. Entweder hätte man Kenner der Serie mit einem oberflächlichen Kinofilm vor den Kopf gestossen oder Zuschauer ohne Vorkenntnisse hätten sich heillos verloren gefühlt. Archangel
Die Serie verfügte zudem über ein starkes Ensemble, die Inszenierungen erinnerten allerdings oft an ein Theaterstück, nur war hier die gesamte Raumstation die Bühne. Und Deep Space Nine erhob insbesondere das Thema Gueststars zu einer eigenen Kunstform und schuf eine ganze Gruppe von Charakteren, die in manchen Episoden den Hauptdarstellern den Rang abliefen. Dazu zählen unter anderem Gul Dukat, Weyoun, Brunt, Li Nalas, Kai Winn, Kai Opaka, Garak und Vic Fontaine.
Die drei Klingonen aus der Original-Serie haben einen Auftritt bei Deep Space Nine.
Quelle:
Netflix
Das Schauen der Doku von Ira Steven Behr hat bei mir auch die Lust auf einen Re-Watch der Serie geweckt. Monk-Trader
Die in der Doku integrierten Szenen haben aber auch gezeigt, dass es Deep Space Nine sehr gut anstehen würde, wenn die komplette Serie einem Remastering unterzogen würde. Dabei müsste CBS, wo ja aktuell die Rechte liegen, aber nicht nur auf HD setzen, sondern gleich auf zukunftsträchtigere Formate wie 4K oder sogar 8K. Damit würden dann für neue TV-Geräte auch erstklassige Demo-Inhalte zur Verfügung stehen. Denn aus unserer Sicht lohnt es sich auf jeden Fall Deep Space Nine für kommende Generationen von Serien-Enthusiasten zu erhalten.