Das Samsung Galaxy S4 soll ein Life Companion – ein Lebensbegleiter – sein. Die letzten sieben Wochen haben wir im Alltag versucht herauszufinden, ob das S4 dieses hochgesteckte Ziel auch erfüllt. Die Grundfunktionen als mobile Kommunikationszentrale erfüllt das S4 tadellos, das schon mal gleich zum Einstieg. Um sich aus der Vielzahl von Smartphones auf dem Markt abzuheben, kommt das S4 mit neuen Apps wie S Health oder einer Bedienung per Gesten und Augenkontakt daher. Für uns kommt noch dazu, dass es das erste Smartphone mit Android in unserem Besitz ist. Daher gehen wir im folgenden Erfahrungsbericht nicht nur auf das Galaxy S4 ein, sondern beginnen mit ein paar Erfahrungen zu Android allgemein und dem Umstieg vom iPhone.

Review
Das Samsung Galaxy S4 im Alltag

Natürlich können wir nicht alles im Detail besprechen und auch wenn man das Gerät ein paar Wochen benutzt hat, entdeckt man immer noch neue Features und Einstellmöglichkeiten. Ein Smartphone wirklich komplett auszureizen ist wohl bei der Komplexität dieser Geräte heute kaum noch möglich. Das Wichtigste bei einem Smartphone ist unser Meinung nach, dass man alle Anwendungen so einstellen kann, dass sie einen am besten im Alltag unterstützen – oder um im Tenor von Samsung zu bleiben – dass das Smartphone zum Lebensbegleiter wird. Welche Apps und Funktionen das sind, ist für jeden Nutzer individuell.
Leichter Umstieg vom iOS
Unsere ersten Erfahrungen mit Android hatten wir schon mit der Galaxy Camera von Samsung gemacht. Auch auf dem Galaxy S4 läuft die Android-Version 4.2.2 in Verbindung mit der Samsung-eigenen Bedienungsoberfläche TouchWiz. Das System läuft sehr stabil, unsere Erfahrungen mit der Kamera waren diesbezüglich etwas anders gewesen, so waren wir jetzt positiv überrascht. Wer wie Archangel von iOS zu Android gewechselt ist, wird schnell feststellen, dass die beiden Betriebssysteme sehr unterschiedliche Philosophien verfolgen. Auf den ersten Blick wirkt bei Android vieles komplizierter und verschachtelter, aber nach ein paar Tagen hat man sich umgewöhnt, wenn man sich darauf einlässt. Alle Vergleiche in diesem Text beziehen sich natürlich auf iOS 6, mit dem Nachfolger iOS7 werden sich auch beim mobilen Betriebssystem von Apple ein paar Dinge sehr verändern, wie die bisherige Medienberichterstattung gezeigt hat.
Ein Gerät wie ein Smartphone bedient man sehr routiniert ohne dabei nachzudenken, daher sind es oft die kleinen Dinge, die einem als erstes auffallen: Um beispielsweise den Taskmanager aufzurufen, muss man unter iOS zwei Mal auf den Home-Button tippen, bei Android muss man einmal lange draufdrücken. Tippt man unter Android zwei Mal auf den Button, landet man bei der Sprachsteuerung. In der vorinstallierten Mail-App findet man sich zwar schnell zurecht, aber wer vom iOS das nach unten ziehen mit den Fingern gewöhnt ist, um neue Mails zu holen, muss sich unter Android umgewöhnen und einen Sync-Button drücken.
Unter Android schliesst man schnell mit zwei wichtigen Buttons Bekanntschaft, die links und rechts vom Home-Button zu finden sind: Rechts der Zurück-Button und links der Button für kontextabhängige Funktionen und Einstellungen. Sucht man eine bestimmte Funktion oder Einstellung wenn man eine App offen hat, findet man sie fast immer dort. Es gibt auch Apps wie beispielsweise Evernote, die den linken Button nicht benutzen.
Gut gemacht ist auch der schnelle Zugriff auf die gesamten Geräte-Einstellungen. Einfach von oben auf dem Display mit dem Finger nach unten ziehen und schon hat man Zugriff auf alle Einstellungen wie beispielsweise WLAN, Ton ausschalten oder den mobilen Datenzugriff.
Einen Wippschalter um den Tons auszuschalten kennt das S4 im Gegensatz zum iPhone nicht. Das geht nur über das Display, auch ohne das der Bildschirm entsperrt wird. Eine Möglichkeit ist das Einstellungsmenü oben, eine andere findet man in den Geräteoptionen:
Verpasste Anrufe oder eingegangene Nachrichten zeigt das S4 mit einer blau blinkenden LED in der oberen linken Ecke an, so dass man im Gegensatz zum iPhone auch bei abgeschaltetem Ton mitbekommt, dass etwas gegangen ist. Gut ist auch die Möglichkeit, einen eingehenden Anruf auf stumm zu schalten, indem man das Gerät mit dem Display nach unten auf den Tisch legt.
Die Lautstärken von Musik, Klingelton, Benachrichtigungen und System können getrennt eingestellt werden:
Auf dem Galaxy S4 hat man zudem viel mehr Möglichkeiten, die einzelnen Screens mit den Icons der Apps zu gestalten. Via Widgets lassen sich verschiedene Informationen direkt auf dem Home-Screen und sechs weiteren Screens anzeigen. Das geht vom Wetter bis hin zur direkten Anzeige von E-Mails, News oder Verknüpfungen mit Samsung-eigenen Apps wie dem Story-Album.
So kann ein aufgeräumter Home-Screen aussehen:
Die Widgets bieten die Möglichkeit sich eine individuelle Info-Zentrale zusammen zu stellen, durch die man schnell durchblättern kann. Das ist sehr praktisch. Zugriff auf die wichtigsten Anwendungen hat zudem über die so genannte Multi-Window-Leiste, die einen schnellen Wechsel zwischen Apps erlaubt.
Mit dem kleinen Pfeil am Bildrand lässt sie sich anzeigen und verbergen. Um den Pfeil ein- oder auszublenden muss man die Taste rechts vom Homebutton lange gedrückt halten. Der Pfeil lässt sich mit antippen und ziehen nach oben und unten verschieben.
Steuerung mit Gesten und Augen
Bei der Bedienung des S4 will Samsung mehr bieten, als Buttons und das Antippen des Displays. Das Gerät bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Steuerung per Augen oder Gesten. In den Einstellungen sind die Konfigurationsmöglichkeiten über verschiedene Untermenüs verteilt.
So kann man mit Smart Scroll beispielsweise einstellen, ob das Gerät zum Scrollen auf Neigungen des Kopfes oder auf Vor- und Zurückkippen in der Hand reagieren soll. Das S4 zeigt in der Mitte des Displays ein Auge als Symbol an, wenn es den "Augenkontakt" zum Scrollen sucht.
Je nach Lichteinfall – zum Beispiel im Sonnenlicht an der Bushaltestelle – funktioniert dies eher schlecht als recht. Auch mit Brillenträgern hat das S4 Probleme. Abgesehen davon sieht es für Aussenstehende eher komisch aus, wenn man das Telefon vor sich hält und den Kopf zum Scrollen hin und her bewegt. Ebenfalls zur Augensteuerung gehört die Funktion Smart Pause: Wenn ein Video abgespielt wird, erkennt das S4 wenn man nicht mehr auf das Display schaut und stoppt das Abspielen. Will man allerdings einer anderen Person ein Video zeigen und hält das Gerät zu ihr hin, stoppt das S4 das Abspielen ebenfalls.
Aber auch das Kippen des Telefons ist nicht ohne Probleme: Wenn das Gerät zu sich neigt, um auf das Display zu tippen, scrollt man schon wieder hoch und runter. Oder – je nach Lichteinfall – muss man das Gerät in einem bestimmten Winkel halten, um überhaupt etwas lesen zu können. Auch dann ist das Scrollen via Vor- und Zurückkippen in der Hand eher hinderlich. Die Gestensteuerung erlaubt einem beispielsweise das Scrollen, indem man die Hand über den Bildschirm bewegt ohne ihn zu berühren. Für Aussenstehende kann das auch wie Fliegen verscheuen aussehen. Wer mag, kann auf diese Weise sogar eingehende Anrufe annehmen.

Wir haben die verschiedenen Möglichkeiten durchprobiert und etwas frustriert und enttäuscht wieder deaktiviert. Es ist zwar lustig, wenn man auf einer Webseite beispielsweise mit den Augen hoch- und runterscrollen kann, aber alltagstauglich sind diese Features beim S4 überhaupt nicht. Dazu mangelt es ihnen an Präzision und Reaktionsgeschwindigkeit. Dazu kommt, dass längst nicht alle Apps diese Features unterstützen, also von der Idee, das gesamte Telefon auf diese Art zu bedienen, muss man sich sowieso verabschieden. Google Chrome (Browser) von Google beispielsweise unterstützt die Features nicht. So nehmen die ganzen dafür notwendigen Sensoren im S4 einfach mal Platz im Gehäuse weg und ziehen an der Akkuleistung, ohne dass man als Benutzer einen konkreten Nutzen hat. Dafür steckt die ganze Technologie noch zu sehr in den Kinderschuhen.
Galaxy S4 als Kamera
Als "Immer dabei"-Kamera für Schnappschüsse oder als fotografisches Notizbuch eignet sich das Galaxy S4 hervorragend, wie wir bei mehreren Ausflügen festgestellt haben. Das Gerät verfügt über zwei Kameras, die auf der Vorderseite dient zur Video-Telefonie. Die Hauptkamera auf der Rückseite verfügt über 13 Megapixel und macht sehr gute Bilder. Wie wir es schon von der Samsung Galaxy Camera her kennen, sind die Farben sehr satt und kräftig. Auch ein paar Motivprogramme wie "Bestes Gesicht" sind hier wieder zu finden. Eine lustige Funktion ist die Möglichkeit mit Hilfe der Frontkamera auch die Person, die das Bild macht, in ein Gruppenfoto mit einzubinden. Leider wird jedoch dieses Bild spiegelverkehrt in die fertige Aufnahme integriert, wie wir anhand des Beispiels mit zwei Tastaturen, die wir gegenüber gehalten haben, zeigen. Man erkennt deutlich, dass die Tastatur, die mit der Frontkamera aufgenommen wurde, spiegelverkehrt abgebildet ist.
In der Kamera-App lassen sich Einstellungen vornehmen, wie wir es bisher nur von Kompaktkameras her kannten. Das geht vom Weissabgleich über verschiedene Auflösungen und ISO bis hin zu drei unterschiedlichen Belichtungsmessungen (Mittenbetont, Matrix, Spot). Gute Resultate liefert auch die HDR-Funktion. Hier ein paar Beispielbilder:
Die nächsten beiden Sets zeigen die Wirkung der HDR-Funktion. Das erste Bild ist mit normaler Belichtung aufnommen, das zweite mit dem HDR-Motivprogramm.
Das Galaxy S4 verfügt über ein digitales Zoom. Das linke Bild ist ohne Zoom aufgenommen, das zweite mit der maximalen Zoom-Einstellung.
Und hier noch ein paar Bild mehr, das Fotografieren mit dem S4 macht halt Spass... :)
Auch die Video-Funktion liefert gute Resultate:
Langfristige Benutzererfahrung / Fazit
Ein Grundproblem vieler Smartphone trifft auch auf das Galaxy S4 zu: Der Akku hält keinen ganzen Tag mit Surfen, Telefonieren, Musik hören und ein paar Bilder aufnehmen durch. Die Akkulaufzeit lässt sich verlängern, indem man die Displayhelligkeit zurücknimmt, die Suche nach WLAN’s ausschaltet und darauf achtet, Apps immer zu schliessen, wenn man sie nicht braucht oder das Telefon bei Seite legt. Viele Apps generieren im Hintergrund Traffic, der wiederum zu Lasten des Akkus geht. Neben dem S4 haben wir eigene Erfahrungen mit den verschiedenen iPhone-Generationen vom 3GS bis zum 4S und immer hat sich der Akku als Schwachstelle entpuppt. Es ist zwar schön, wenn die Displays immer grösser und immer mehr Features in die kleinen Gerät reingepackt werden, aber was nutzt einem das, wenn man den ganzen Tag unterwegs ist und einem am Nachmittag der Saft ausgeht? Es kann doch nicht der Sinn sein, das man als Benutzer ständig Features deaktivieren muss, um die Akkulaufzeit zu verlängern.
Unser Ziel war herauszufinden, ob das Galaxy S4 der Lebensbegleiter ist, als den Samsung es vermarktet. Der Anspruch "Life Companion" wird durch die Nutzung von Apps wie ChatOn, Group Play und S Health aus dem eigenen App-Store definiert. Wer diese nicht nutzen will oder schlichtweg nicht benötigt, weil andere Funktionen für ihn wichtiger sind, erhält mit dem Samsung Galaxy S4 ein solides Smartphone. Es bleibt jedem Benutzer selber überlassen, wie sehr er – oder gemeinsam mit seinen Freuden – diese Apps nutzen will. Da wir nur ein Gerät haben, konnten wir ChatOn und Group Play nicht wirklich testen.
Apps wie S Health oder TripAdvisor haben wir uns nicht näher angeschaut, da unserer Meinung nach solche Features nicht zur Grundausstattung eines Smartphones gehören. Samsung hat einige solcher Apps auf das S4 gepackt, so kommt das Gerät schon beim ersten Einschalten sehr überladen daher. Wer wie wir das S4 hauptsächlich für Telefonieren, Mail, Surfen und SMS nutzen will, muss erstmal kräftig bei den Apps aufräumen.
Gut ist hingegen, dass sich der interne Speicher des S4 mit einer microSD-Karte erweitern lässt. Bei unserem Testgerät mit 16 GB Speicher sind effektiv nur rund 9,5 GB nutzbar. So ist eine Speichererweiterung für Fotos, Video und Musik sehr willkommen.
Mit der Grösse des Geräts ist etwas zwiespältig: Das grosse Display ist zwar schön zum Texte lesen und Bilder anschauen, aber das Gerät lässt sich weniger gut mit einer Hand bedienen. Zudem ist das Gehäuse nicht so griffig und der metallene Rand fühlt sich sehr glatt an. Daher hat man das Gefühl, man könne das S4 nicht so sicher festhalten wie andere Geräte. Es kann sein, dass man es nicht schafft, einen eingehenden Anruf anzunehmen, wenn man nur eine Hand frei hat und das Gerät erst noch aus der Tasche ziehen muss. Draussen, egal ob bei direktem Sonnenlicht oder bewölktem Himmel, wünscht man sich ausserdem doch etwas mehr Helligkeit für das Display.
Um das Ganze in einen Satz zusammen zu fassen: Das Samsung Galaxy S4 ist ein gutes Smartphone, was wir als Negativ-Punkte aufführen ist "klönen auf hohem Niveau".
In zwei folgenden Beiträgen werden wir Euch dann noch das Einrichten der Synchronisation von Kontakten und Kalender via iCloud sowie das Einrichten von E-Mail Accounts erklären, da dies beides nicht ganz frei von Überraschungen ist.