Es muss nicht immer ein "Pro" sein - das hat uns die Erfahrung mit dem iPad der 7. Generation gezeigt. Das aktuelle iPad ist ein sehr gutes "Allzweck-Tablet" mit einem sehr attraktiven und nahezu Apple-untypischen Preis-Leistungs-Verhältnis.
Unser letzter Erfahrungsbericht zu einem iPad von Apple liegt schon längere Zeit zurück. Wir haben ein paar Modell-Generationen übersprungen. In diesem Artikel fassen wir unsere Erfahrungen mit dem iPad der 7. Generation zusammen. Es handelt sich dabei weder um ein "Pro" noch ein "Air" oder "Mini", sondern einfach um das iPad. Apple erzeugt hier ein ziemliches Durcheinander mit den Namen, da alle Nachfolge-Modelle des allerersten iPads aus dem Jahre 2010 nie einen Namenszusatz bekommen haben, um die verschiedenen Modell-Reihen eindeutig voneinander abzugrenzen. Um wenigstens etwas Klarheit zu schaffen, wird oft vom "iPad der 7. Generation" gesprochen, was zugegebenermassen auch etwas umständlich klingt.
Im nächsten Kapitel stellen wir zuerst die Hardware selbst vor, bevor wir dann im Erfahrungs-Teil unter anderem auf das Betriebssystem iPadOS eingehen. Es wurde im vergangenen Herbst veröffentlicht und stellt eine Abspaltung von iOS dar, um den Tablets mehr Eigenständigkeit als Geräte-Kategorie zu geben.
Beginnen wir unsere Hardware-Vorstellung mit den wichtigsten Aspekten, die das iPad definieren:
Zum ersten Mal in seiner Geschichte bekommt das iPad ein grösseres Display: Die über sechs Modell-Generationen hinweg gepflegte Display-Diagonale von 9.7 Zoll wurde auf 10.2 vergrössert. Das Seitenverhältnis von 4:3 wurde beibehalten. Neu hinzugekommen ist die Unterstützung für das Smart Keyboard. Wie sein Vorgänger auch, unterstützt das iPad den Apple Pencil (1. Generation). Der Prozessor der im Tabletinneren steckt, ist derselbe geblieben, in beiden Modellen wird der A10 Chip verbaut.
Beim Gehäuse-Design hat sich wenig getan, es ist dasselbe Design, wie es schon seit mehreren Modell-Generationen verwendet wird. Neu besteht es jedoch aus zu 100 Prozent recyceltem Aluminium. Mit seiner Unibody-Bauweise gibt es dem iPad sehr viel Stabilität, das ganze Gerät ist sehr verwindungssteif und robust.
Die Kamera-Linse auf der Rückseite ist absolut flach und steht nicht hervor. Die Kamera besitzt keinen Blitz und kann deshalb auch nicht als Taschenlampe verwendet werden, so wie man es von Smartphones her gewohnt ist.
Von der allgemeinen Performance her gefällt uns das iPad sehr, und auch Multitasking mit mehreren Apps gleichzeitig ist kein Problem für den A10-Prozessor. Mit seiner Gehäusedicke von 7,5 Millimeter und einem Gewicht von 483 Gramm liegt es sehr gut in der Hand. Alle Ecken und Kanten sind sehr angenehm abgerundet. Der im Home-Button integrierte Fingerprint-Sensor (Touch ID) reagiert Apple-typisch schnell und präzise, wenn man das Gerät entsperren will. Als Schnittstelle kommt der Lightning-Anschluss zum Einsatz.
Der Touchscreen reagiert auf leichte Berührungen sehr exakt und unterstützt Haptic Touch-Eingaben. Wer vorher ein 9.7-Zoll iPad verwendet hat, gewöhnt sich sehr schnell das vergrösserte Display. Beim Tippen hört man allerdings einen hohlen Klang, wie wir es damals beim iPad Air 2 schon beschrieben hatten. Beim iPad Pro 9.7 hatten wir dies jedoch nicht festgestellt. Farben werden auf dem Display sehr natürlich dargestellt und auch die Blickwinkelstabilität ist sehr gut. Schriften werden dank einer Pixeldichte von 264 ppi sehr scharf angezeigt, die Auflösung beträgt 2160 x 1620 Pixel. Die maximale Helligkeit liegt bei 500 Nits. Die fettabweisende Beschichtung sollte eigentlich helfen, die Displayoberfläche einigermassen sauber zu halten, obwohl wir den Eindruck haben, Fingerabdrücke kommen auf dem iPad deutlicher zur Geltung als früher.
Die beiden Stereo-Lautsprecher auf der Rückseite liefern einen unauffälligen Klang. Wenn man das iPad im Querformat hält, deckt man den unteren Lautsprecher allerdings mit den Fingern ab, was das Klangbild dumpfer werden lässt.
Die Laufzeit des Akku ist ebenfalls recht gut - wie immer spielen persönliche Nutzungsdauer und die eingestellte Display-Helligkeit eine grosse Rolle bei der Frage, wie lange eine Akkuladung ausreicht. Bei unserem Test dauerte es rund acht Stunden, bis das iPad wieder aufgeladen werden musste.
Mit der Veröffentlichung von Version 13 seines mobilen Betriebssystems hat Apple für das iPad eine separate Version eingeführt: iPadOS 13. Durch die Trennung von iOS, welches weiterhin auf dem iPhone zum Einsatz kommt, kann das eigenständige Betriebssystem besser auf die Eigenheiten eines Tablets angepasst werden. Dieser konsequente Schritt hat sich als unserer Sicht als sehr positiv erwiesen, weil er dem gesamten "Tablet-Erlebnis" sehr entgegen kommt - auch der so oft angesprochenen Produktivität.
Zu den augenscheinlichsten Neuerungen von iPadOS 13 gehört der Dark Mode, der sich in den Einstellungen global für das gesamte Betriebssystem auswählen lässt. Damit verfügen nun alle drei Apple-Plattformen (macOS, iOS, iPadOS) über den Dark Mode, der das Arbeiten mit dem Display für die Augen angenehmer macht.
Auch die Verknüpfung von Geräten innerhalb des Öko-Systems von Apple ist intensiviert worden: In Verbindung mit einem Mac-Computer lässt sich das iPad neu als Zweitbildschirm nutzen. Dieses Feature heisst Sidecar, als Voraussetzung muss macOS Catalina auf dem Mac installiert sein. Wir werden diese Funktion bei unserem kommenden Erfahrungsbericht zum 16 Zoll MacBook Pro näher vorstellen. Dabei geht es aber nicht nur ums reine Anzeigen, denn die Eingaben auf dem iPad werden auf den Mac übertragen, so dass man auf dem Tablet mit Inhalten interagieren bzw. Inhalte erstellen und bearbeiten kann.
Aber nicht alles ist besser geworden: Zweimal mit dem Finger zu tippen um im Safari den Text auf einer Webseite zu vergrössern funktioniert nicht mehr ganz so wie gewohnt, sondern ist von der jeweiligen Webseite abhängig. Das Pitchen mit zwei Fingern klappt hingegen wie gewohnt, wenn man etwas vergrössern will. Und weil beim iPad das Display neu grösser als 10 Zoll ist, sind auch die Office 365-Apps von Microsoft nicht mehr kostenlos nutzbar sondern man muss dafür ein entsprechendes Abo lösen.
Schauen wir uns ein paar der Neuerungen von iPadOS 13 näher an, also welche den Umgang und Möglichkeiten mit dem Tablet verändern bzw. hierfür Verbesserungen bringen.
Der Home-Bildschirm hat ein neues Layout bekommen, so dass jetzt mehr Apps pro Seite angezeigt werden können. Wer sich noch mehr Informationen auf einen Blick anzeigen lassen will, kann die so genannte "Heute"-Ansicht zum Home-Bildschirm hinzufügen. In ihr können Widgets mit Wetterprognosen oder bevorstehenden Kalender-Ereignissen dargestellt werden.
Dies ist ein gutes Beispiel, wie unter iPadOS das Display des Tablets, welches ja grösser ist als bei einem Smartphone, besser genutzt werden kann.
Für das Multi-Tasking, also das Arbeiten mit mehreren Apps gleichzeitig, bietet iPadOS im Vergleich zum Vorgänger erweiterte Möglichkeiten. So lässt sich der eigene Workflow individueller gestalten.
Mit Split View lassen sich zwei Apps nebeneinander darstellen. Die Slide Over-Funktion öffnet weitere Apps, die sich in eigenen Fenstern über die bereits offenen Apps drüberziehen lassen. Hat man mehrere Apps auf diese Weise geöffnet, kann man durch alle durchblättern wie man es vom Smartphone her kennt.
App Exposé ist eine Funktion, die komplett neu eingeführt wurde. Mit ihr lassen sich alle offenen Fenster einer bestimmten App anzeigen. Allerdings unterstützen nicht alle Apps das gleichzeitige Öffnen in mehreren Fenstern. iPadOS ist diesbezüglich komplexer geworden. Auch für langjährige iPad-Nutzer lohnt es sich die Zeit zu nehmen und sich Schritt für Schritt mit den Neuerungen auseinanderzusetzen.
Neue Workflow-Möglichkeiten eröffnen sich aber nicht nur bei der Arbeit mit Apps auf dem Bildschirm, auch der Umgang mit Dateien wurde unter iPadOS 13 weiterentwickelt. Die Dateien App ist nach wie vor der zentraler Ort, um auf Dateien zuzugreifen und sie zu verwalten. Neu ist beispielsweise die Möglichkeit, sich direkt in der Dateien App mit einem SMB-Dateiserver (Server Message Block) zu Verbinden. Dateien, die auf USB-Sticks, SD-Karten oder einem anderen externen Datenträger gespeichert sind, können ebenfalls direkt gelesen werden. Notwendig dafür ist beim iPad 7 ein entsprechender Lightning-Adapter, um die Datenträger anzuschliessen.
Nachdem wir ein paar Neuerungen von iPadOS selbst hervorgehoben haben, gehen nur näher auf das Eingabe-Zubehör ein. Mit den verschiedenen zur Verfügung stehenden Eingabegeräten verändert sich aus Anwendersicht nicht nur die Interaktion mit dem Tablet, es eröffnen sich auch andere und weitergehende Nutzungsmöglichkeiten und Anwendungsszenarien.
Für die ersten iPad-Generationen waren die Finger des Benutzers sozusagen die einzigen "Eingabegeräte" für den Touchscreen. Kapazitive Eingabestifte waren nur von Drittherstellern verfügbar. Externe Tastaturen konnten zwar schon von Anfang an via Bluetooth verbunden werden, aber erst im Herbst 2015 führte Apple zusammen mit dem iPad Pro Zubehör wie einen Eingabestift (Apple Pencil) und eine Tastatur ein, die speziell für das Tablet entwickelt worden war (Apple Smart Keyboard).
Unterdessen sind Apple Pencil und Smart Keyboard auch für die anderen Modell-Reihen verfügbar - unser iPad der 7. Generation unterstützt wie bereits im vorangegangenen Kapitel erwähnt, den Apple Pencil (1. Generation) und das Smart Keyboard. Und iPadOS 13 verfügt via Bluetooth sogar über eine Maus-Unterstützung.
Der Apple Pencil eignet sich, um auf dem Display zu schreiben, zu malen oder zu skizzieren. Im AppStore gibt es zahlreiche Apps aus diesen Anwendungsbereichen, die um die Gunst der Anwender buhlen. Gerade beim Thema Notizen machen ist es jedoch Schade, dass es im iPadOS keine integrierte Handschriften-Erkennung gibt.
Bei der Photoshop-App ist leider so, dass hier der Funktionsumfang der App beschränkt wurde. Der volle Funktionsumfang steht nur einem iPad Pro zur Verfügung.
Die Tastatur ist dank magnetischem Anschluss und magnetischen Einrastflächen für das Tablet schnell verbunden, eine zusätzliche Einrichtung ist nicht erforderlich. Mit dem Smart Keyboard lässt sich das iPad angewinkelt aufstellen. Der Neigungswinkel ist dabei fix. Die Tasten haben einen eher weichen Anschlag und ihre Oberfläche ist leicht angeraut. Die Tastatur ist nicht hintergrundbeleuchtet und sehr schmal. Daher sind die Tasten enger beieinander als beispielsweise bei einem Notebook, was das Schreiben längerer Texte eher mühsam macht.
Bei uns kommt die Tastatur ehrlich gesagt nicht oft zum Einsatz, da wir die direkte Interaktion mit dem Finger bevorzugen. Wie immer bei einem Tablet, kommt sehr stark auf die persönlichen Präferenzen und Anwendungen an.
Eine externe Tastatur oder der Apple Pencil waren für uns natürlich sozusagen schon "alte Bekannte". Die Erfahrung, in Verbindung mit einem iPad eine Maus zu verwenden, war hingegen schon eher Neuland. Apple selber bewirbt diese Möglichkeit jedoch kaum.
Eine Bluetooth-Maus mit dem iPad zu verbinden, ist allerdings nicht so benutzerfreundlich gestaltet, wie das Smart Keyboard anzuschliessen. Als Voraussetzung muss das Feature „AssistiveTouch" (Einstellungen / Bedienungshilfen / Tippen) aktiv sein, bevor man die Maus als Zeigeräte auswählen kann. Trackpads werden von iPadOS nicht unterstützt.
Auf dem Display sieht man dann allerdings keinen klassischen Cursor, sondern einen Kreis mit einem Punkt darin, mit dem der Fingertouch simuliert wird. Die oben erwähnte Funktion „AssistiveTouch" erzeugt einen eigenen Button, der immer eingeblendet bleibt. Klickt man ihn mit der Maus an, erscheint ein eigenes Menü.
Via dieses Menü lassen sich Dinge ausführen, die sonst via den Home Button oder Gesten erreichbar sind: Benachrichtigungen anzeigen, auf den Home Screen wechseln, Control Center herunterziehen oder Textstellen markieren.
Einen kleinen Bug haben wir dann auch festgestellt: Wenn nur eine Maus aber keine Tastatur angeschlossen ist und man dann in ein Textfeld oder in die URL-Zeile des Browsers klickt, wird die Display-Tastatur nicht eingeblendet, so dass man keine Eingabe machen kann.
Oft kann man lesen, dass das iPad mit dem Smart Keyboard - und mit einer Maus erst recht - zu einem "Notebook-Ersatz" wird. Abgesehen von den Unterschieden zwischen Desktop- und Mobile Betriebssystem kommt dabei schnell die Frage der Ergonomie auf. So praktisch das Smart Keyboard für das Schreiben kurzer Textpassagen oder die Überarbeitung von Texten sein mag, das längere Arbeiten am Schreibtisch ist aus unserer Sicht eher problematisch: Tablets sind dafür konzipiert, dass sie bei einem Leseabstand von rund 30 cm in der Hand gehalten werden.
Stellt man sie in Kombination mit einer externen Tastatur vor sich auf den Tisch, vergrössert sich der Abstand zum Auge auf rund 45 cm. Das kann das Lesen auf dem Display schon etwas schwieriger machen. Kommt noch dazu, dass man den Nacken sehr stark nach unten anwinkeln muss, was schnell zu Schmerzen führen kann. Arbeitet man mit einem Notebook am Tisch, hat man ein ähnliches Problem, auch wenn man dann den Nacken nicht ganz so stark nach unten richten muss, da der Leseabstand zu einem Notebook in der Regel grösser ist (rund 55-60cm).
In unserer Erfahrung ist das iPad für alle gängigen Tablet-Nutzungen bestens geeignet. Für uns heisst das in erster Linie der Einsatz des iPad’s als Zweitgerät für allgemeine Recherche-Arbeiten im Web, Lesen von PDF-Dateien mit weiterführenden Informationen, anschauen von Informations-Videos, Notizen erstellen und bearbeiten oder kleine Textanpassungen im Ulysses vornehmen. Das iPad spielt dabei seine Stärken als Tablet aus: kompakt, schnell einsatzbereit und unkompliziert im Handling. Es ist sehr gut in das Apple Öko-System integriert, via iCloud lassen sich die Daten der verschiedenen Apps problemlos synchronisieren.
Mit Touch ID und Home-Button setzt Apple auf ein bewährtes und bekanntes Bedienungskonzept mit dem auch Tablet-Neulinge keine Schwierigkeiten haben werden. Das Gehäuse bietet eine gute Haptik und ist sehr stabil. Von der im Inneren verbauten Hardware her gesehen ist es eine Mischung aus Neuem und Dingen, die vom Vorgänger übernommen wurden. Neu ist die Display-Grösse von 10.2 Zoll, was eine willkommene Verbesserung ist. Das Display selbst liefert eine gute Darstellungsqualität und Farbwiedergabe. Ebenfalls neu ist die Unterstützung für das Smart Keyboard. Zusammen mit der Möglichkeit einen Apple Pencil zu verwenden, erweitern diese beiden Eingabegeräte den Einsatzbereich des iPads erheblich. Neu mit iPadOS 13 ist auch die Unterstützung für die Eingabe via Maus hinzukommen.
Das iPad der 7. Generation ist ein Top-Gerät und sehr guter Einstieg in Apple’s Tablet-Universum. Der Preis ist sehr attraktiv und schon fast untypisch günstig für Apple. Aber auch wer einfach ein unkompliziertes und mobiles Zweitgerät sucht, bekommt mit dem iPad 7 viel Tablet-Funktionalität für wenig Geld.