Am “Spring Loaded” Event vom 20. April 2021 hat Apple gezeigt, wie sich die Umstellung auf den eigenen Apple Silicon-Prozessor in neue Hardware umsetzt: farbenfroh und mobil.
Was für ein Jahr für den Mac! Im Juni vergangenen Jahres kündigte Apple die Umstellung auf die eigenen Apple Silicon-Prozessoren an. Im März dieses Jahres feierte das Betriebssystem macOS seinen zwanzigsten Geburtstag. Es hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Erst den Wechsel von der PowerPC-Plattform zu den x86-Prozessoren von Intel - und aktuell läuft die Umstellung auf die eigenen Apple Silicon-Chips. Der M1 ist der erste Prozessor dieser Generation. MacBook Air, MacBook Pro 13 Zoll und der Mac Mini waren im vergangenen Herbst die erste Geräte, die mit dem neuen CPU ausgestattet wurden, die Gehäuse wurden dafür allerdings von den Vorgänger-Generationen übernommen.
Mit dem gestern vorgestellten iMac zeigt Apple nun zum ersten Mal neue Hardware, welche gezielt für den Einsatz der M-Prozessoren entwickelt wurde. Das Gesicht des iMac wirkt vertraut und neu zugleich: Das Grundkonzept von Standfuss und flachem Display-Gehäuse, in dem die gesamte Hardware steckt, ist gleich geblieben. Dies kennt man schon seit dem Jahre 2004. Die Idee der farbigen Gehäuse knüpft an die ersten iMacs an, die 1998 die Blicke auf sich zogen. Den neuen iMac gibt es ab sofort in sieben verschiedenen Gehäusefarben. Es ist zu begrüssen, dass Apple nicht nur beim iPhone wieder mehr Farbe in den Alltag seiner Kunden bringt, es muss nicht immer nur Silber oder Space Grau sein.
Quelle:
Apple
In der Formsprache wirkt der iMac Baujahr 2021 wie ein übergrosses iPad oder iPhone - und das ist überhaupt nicht negativ gemeint. Er ist durchgängig gleich dick oder dünn. Hier zeigt Apple, welches Hardware-Design auf Basis der eigenen Prozessoren möglich ist. Die im Vergleich zu den Intel-Prozessoren viel geringere Abwärme erlaubt es, schlankere Gehäuse zu bauen ohne auf Rechenleistung zu verzichten. Der Blick ins Innere zeigt zudem, dass das neue thermische Konzept mit viel kleineren Lüftern auskommt.
Quelle:
Apple
Im Gegensatz zu den alten iMac-Modellen setzt Apple beim Netzteil auf eine externe Lösung, auch das spart natürlich Platz und Abwärme im Inneren.
Quelle:
Apple
Als Wermuts-Tropfen wirkt jedoch der dicke Rahmen an der Unterkante wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Wenn man bedenkt wie wenig Platz das SoC im Gehäuse-Inneren noch beansprucht, wäre ein Design mit rundum schlanken Rand - und vielleicht sogar einem höhenverstellbaren Fuss - wünschenswert gewesen. Etwas schade ist auch, dass die Farben nur auf der Rückseite schön satt sind und nicht auch auf der Vorderseite, also dort wo man sie die meiste Zeit sieht.
Aber auch in der Periphere hat sich einiges getan: Trackpad, Maus und Keyboard gibt es jeweils in den passenden Farben. Neu ist Touch ID in der Tastatur integriert, was die Benutzer-Identifikation am iMac einfacher macht und für etwas mehr Konsistenz im Benutzererlebnis im Hardware-Universum von Apple sorgt. Auf die Touch Bar hat Apple allerdings verzichtet, dasselbe gilt leider auch für eine Hintergrundbeleuchtung. Der neue iMac bietet nur noch USB-C-Schnittstellen (DisplayPort, Thunderbolt 3, USB 3, USB 4). Ein Hingucker dürfte ebenfalls das Retina-Display mit 24 Zoll-Diagonale und einer 4,5 K Auflösung (4480 x 2520) sein. Die eingebaute FaceTime-Kamera liefert mit 1080p (endlich) eine FullHD-Auflösung.
Aber damit noch nicht genug, die laufende Umstellung auf Apple-Silicon hat noch mehr Überraschungen bereit: Der M1-Chip kommt nicht nur in Notebooks und Desktop-Rechnern zum Einsatz - nein, er passt auch in ein Mobil-Gerät, genauer gesagt ins neue iPad Pro. Die Überleitung gestaltete Apple dramaturgisch geschickt mit einem Video als “Mission Impossible”-Parodie, welches Tim Cook als Agenten zeigt, der den M1-Chip aus einem Notebook stiehlt, um ihn in ein Tablet einzusetzen.
Quelle:
Apple
Vielleicht markiert die M-Architektur aber auch einen Wendepunkt, ab dem die klassische Unterscheidung zwischen Desktop- und Mobil-Prozessor nicht mehr zeitgemäss oder technisch zwingend notwendig ist. Der M1 steckt im ultraflachen und lüfterlosen MacBook Air - also warum nicht auch in einem Tablet? iPad Pro und Mac rücken damit auf jeden Fall hardwaremässig näher zusammen. Für die Chip-Produktion und -Entwicklung sorgt dies sicher für einen effizienteren Umgang mit den vorhandenen Kapazitäten und Ressourcen.
In der Kombination mit dem Magic Keyboard mag man sich schon die Frage stellen, wofür man denn noch einen MacBook Air oder Pro fürs mobile Arbeiten kaufen soll, wenn ein Tablet jetzt denselben Prozessor verbaut hat.
Quelle:
Apple
Die Frage ob Tablet oder Notebook hängt immer noch von den benötigten Anwendungen und vom bevorzugten Workflow ab. Die Betriebssysteme macOS und iPadOS, der Funktionsumfang der Anwendungen und die unterschiedlichen Workflows und Interaktions-Möglichkeiten definieren immer noch die Unterschiede zwischen den beiden Geräte-Kategorien.
Es ist aber nicht nur der M1-Prozessor, mit dem Apple dem iPad Pro sozusagen mehr “Desktop-Erlebnis” verpasst. Dazu zählt auch die Thunderbolt 3-Unterstützung des USB-C-Anschluss. Damit steht dem iPad Pro-Anwender ein umfangreiches Ökosystem an Zubehör offen, inklusive dem Apple-eigenen Pro Display XDR mit 6K-Auflösung.
Aber damit immer noch nicht genug: Das neue Liquid Retina XDR Display des 12.9 Zoll-Modells bringt das Benutzererlebnis des Pro Display XDR auf das iPad Pro. Möglich wird dies durch so genannte Mini-LED, welche auf der gesamten Rückseite des iPad Pro-Displays als Hintergrundbeleuchtung zum Einsatz kommen und eine Helligkeit von bis zu 1.000 Nits (1.600 Nits Spitzenhelligkeit) ermöglichen. Das 12.9 Zoll-iPad Pro ist damit in der Lage, HDR-Inhalte wiederzugeben, was Benutzer-Erlebnis und Anwendungsmöglichkeiten auf ein völlig neues Niveau hebt. Das Liquid Retina XDR Display arbeitet mit 2732 x 2048 Pixeln und einer Pixeldichte von 264 ppi.
Quelle:
Apple
Ebenfalls an der gestrigen Keynote lanciert wurden die schon lange erwarteten AirTags, mit denen es einfacher sein soll, verlorene Gegenstände wie den Schlüsselbund, wieder zu finden. Das iPhone 12 gibt es zudem neu auch in violett. Neuerungen bei Apple Podcasts und Apple Card wurden ebenfalls vorgestellt.
Ein Hardware-Upgrade bekommt auch das AppleTV 4K, welches ab sofort mit dem A12 Bionic-Chip ausgestattet ist. Er sorgt für eine Steigerung bei der Grafikleistung, der Videokodierung und der Audioverarbeitung. HDR- und Dolby Vision-Inhalte können jetzt mit 60 Bildern pro Sekunden wiedergegeben werden. Neu kann Apple TV 4K den Lichtsensor in einem iPhone nutzen, um die Farbbalance des angeschlossenen Fernsehers zu optimieren. Diese Funktion steht als tvOS-Update auch den bisherigen AppleTV 4K-Geräten zur Verfügung. Abgerundet wird das neue Apple TV mit einer neu gestalteten Fernbedienung, die über ein Clickpad verfügt, das eine 5-Wege Steuerung für eine bessere Genauigkeit bietet.
Quelle:
Apple
Wer den gesamten Event “Spring Loaded” Event vom 20. April 2021 nochmals als Video anschauen will, kann dies hier tun.
Der neue 24 Zoll-iMac und die neuste iPad Pro-Generation - beide mit dem Apple M1-Chip - waren ohne Zweifel die Höhepunkte der Keynote. Wir sind aber jetzt schon gespannt, wie Apple den nächsten Schritt in der Hardware-Umstellung gestalten wird. Um die grösseren iMac- und MacBook Pro-Modelle sowie den Mac Pro auf die Apple Silicon-Prozessoren umzustellen, muss der Nachfolger nicht nur mehr Rechenleistung bieten, sondern er benötigt vor allem mehr Grafikleistung und Arbeitsspeicher, um den etablierten Geräte-Kategorien gerecht zu werden.