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Antwort auf "Deutsche Techblogger sind besser als ihr Ruf"

Von Hitzestau - 12.09.2013

Autor: Archangel

Mit grossem Interesse habe ich letzte Woche den Artikel von Jürgen Vielmeier "Deutsche Techblogger sind besser als ihr Ruf" auf netzwertig.com gelesen, einem Blog den übrigens sehr schätze. Von seiner Kritik nimmt er sich keineswegs selber heraus, gehört er doch selbst zu den bekanntesten deutschen Technikbloggern. Seine Kritikpunkte an den deutschen Bloggern sind ganz kurz stichwortartig zusammengefasst: Zu viele Newsbeiträge pro Tag, fühlen sich den PR-Abteilungen der Unternehmen verpflichtet und lassen sich von Unternehmen vereinnahmen und die meisten Beiträge sind reine News ohne Kommentar, Erlebnisbericht oder Hintergrundbeitrag.

Quelle: stock.xchng

Ich habe keine Ahnung, ob der Jürgen beim Verfassen seines Artikels auch unseren Blog auf seinem Radar hatte, aber ich will mal selbstkritisch probieren zu argumentieren, wie und ob seine Kritikpunkte auch auf hitezstau.com zutreffen oder nicht.

News haben noch nie zur Stärke von hitezstau.com gehört, das wollen wir auch gar nicht. Natürlich schreiben wir auch Beiträge mit Newscharakter, wenn Unternehmen zu denen wir gute Kontakte pflegen, neue Produkte vorstellen. Das bringt aktuellen Traffic, aber es muss auch ein Produkt sein, das uns persönlich auch interessiert. Ich denke, wir haben relativ wenig Newsbeiträge nur um der News willen. Häufig bemühen wir uns im Anschluss an eine Newsmeldung auch um ein Testgerät, um die Newsmeldung später mit einem eigenen Erlebnis- und Erfahrungsbericht zu ergänzen. Das Problem mit reinen Newsmeldungen ist aber auch, dass man sie auf vielen anderen Seiten auch findet und wer wirklich einen umfassenden Nachrichtenüberblick publizieren will, muss schon dafür recht viel personelle und zeitliche Ressourcen aufwenden. Und wenn man nicht gerade selber an einer Messe oder einer Produktpräsentation ist, basieren die meisten Newsmeldungen auf Medienmitteilungen oder Artikeln der grossen Newsseiten wie cnet.com und anderen. Persönliche Erfahrung und Erlebnisse stecken da natürlich nicht drin, und dass ist genau etwas, was Jürgen Vielmeier sich für die deutschen Technik-Blogger wünscht. Wenn wir bei hitzestau Reviews schreiben, geht es uns nicht um ein kurzes "Hands-On" und viele Fakten, sondern um emotionale Erfahrungsberichte, die auf einer längeren Benutzungszeit basieren – "mit Technik im Alltag leben" ist da unser Motto.

Quelle: stock.xchng

Das grösste Standbein von hitzestau sind aber eigene PC-Projekte mit Wasserkühlung, die wir in Zusammenarbeit mit Sponsoren umsetzen. Zum Thema Wasserkühlung verfügen jetzt denn auch über einen eigenen Benchtable, der es uns ermöglich macht, eigenen WaKü-Content zu produzieren. Wenn wir im Rahmen unserer Projektberichterstattung einzelne Hardware-Komponenten vorstellen und verbauen, ist das für die Hersteller ein grosser Mehrwert, da die Leser sehen, wie ein Produkt praktisch eingesetzt wird. Aber solcher Content ist extrem zeitaufwändig zu produzieren und zu publizieren, ein paar Newsmeldungen die auf Medienmitteilungen basieren sind da zweifelsohne schneller produziert. Ich will das aber nicht schlecht machen, es gibt auch bei uns immer wieder Tage und Wochen, wo auch wir von solchen Texten "leben". Aber auch die Vorbereitung solcher Projekte ist sehr zeitintensiv, vor allem wenn man mit verschiedenen Sponsoren arbeitet.

Das Thema Sponsoren führt uns noch zum Thema der Abhängigkeit von den PR-Abteilungen der Unternehmen. Klar, wenn man von einem Unternehmen ein Testgerät bekommt oder explizit eines anfragt, ist das Mindeste was man als Blogger tun sollte, auch darüber zu schreiben. Was den Inhalt angeht – also unsere Meinung oder konkrete Kritik zum Produkt – behalten wir uns immer unsere Eigenständigkeit vor und sind damit auch gut gefahren. Ich denke, es ist keinem Unternehmen gedient, wenn auf allen Blogs seine Produkte hochgejubelt werden. Das ist nicht realistisch, denn kein Produkt ist rundum perfekt. Würde ein Unternehmen derartigen Druck auf Blogger ausüben, würde dies schnell auffliegen und negativ aufs Unternehmen zurückfallen. Aber zur eigenen Unabhängigkeit und der Erwartungshaltung eines Sponsors haben wir noch kein Patentrezept gefunden.

Ich will an dieser Stelle nicht andere Blogger loben oder tadeln, ich kann nur sagen, was wir mit hitzestau versuchen umzusetzen. Wenig reine News, sondern Themen und Produkt-Reviews, die auf einer längeren Erfahrung beruhen. Dabei geht es uns nicht nur um Zahlen und Fakten, sondern auch um Erlebnisse und Emotionen, die wir authentisch rüberbringen und wenn immer passend, in ein Storytelling verpacken.

So, dass wär der Werbespot in eigener Sache gewesen. Was ich mir von der deutschen Techblogger-Szene wünsche, wäre mehr Dialog untereinander – Trackbacks oder das gegenseitige Schreiben von Kommentaren. Nicht als Gefälligkeit, sondern weil der andere auch interessante Themen hat. Und weil der Leser auch mehr davon hat, wenn die Blogs, die er liest, auch untereinander vernetzt sind und nicht jeder seinen Garten mit einem möglichsten hohen Zaun umgibt. Aber auch die Unternehmen – ohne die geht es nun mal nicht – haben mehr davon, wenn die Blogger besser untereinander vernetzt sind.

Quelle: stock.xchng

Diesen letzten Abschnitt verstehe ich auch als Aufforderung an mich selber, wieder vermehrt meinen Beitrag zur Vernetzung von Blogs untereinander zu tun. Denn wenn man will, dass es aus dem Wald herausruft, muss man auch selber was hineinrufen.