Die Schlagzeilen reichten von "Google kauft sich in Frankreich frei" bis hin zu "Google bezahlt Frankreichs Verleger für Nutzungsrechte". Das Undenkbare schien geschehen. Der milliardenschwere Suchmaschinen- und Werbe-Riese war vor den französischen Verlegern eingeknickt. Auftrieb für die Forderungen nach Zahlungen von Google an die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, wie sie schon seit längerem auch in Deutschland und der Schweiz erhoben werden. In Deutschland läuft die Diskussion unter dem Schlagwort "Leistungsschutzrecht".
Informiert man sich mit Hilfe der einschlägigen Online-Medien über das was geschehen ist, ergibt sich ein sehr unklares Bild, wie schon die eingangs zitierten Schlagzeilen vermuten lassen. Man bekommt den Eindruck, manche Redakteure hätten mehr in das Abkommen hineininterpretiert und zwischen eigenem Wunsch – beziehungsweise dem ihrer Verleger – und der Realität nicht so streng unterschieden.
Übrigens, Berichte über die Unterzeichnung des Abkommens findet man am besten, wenn man in die Suchmaschine Google die Begriffe "Frankreich" und "Google" eingibt. Dann hat man direkten Zugriff auf Artikel von tagesanzeiger.ch oder spiegel.de und wie sie sonst noch alle heissen. Was daran schlecht ist, soll mir mal einer erklären... ich habe für die Verlage von Tagesanzeiger und Spiegel je einen Besuch in der Statistik generiert und sie damit als Werbeplattform wichtiger gemacht.
Aber zurück zum aktuellen Anlass. Auf dem offiziellen Blog von Google wird kurz und knapp erklärt, was Sache ist:
First, Google has agreed to create a €60 million Digital Publishing Innovation Fund to help support transformative digital publishing initiatives for French readers. Second, Google will deepen our partnership with French publishers to help increase their online revenues using our advertising technology.
Ich verstehe das so: Erstens investiert Google 60 Millionen Euro in ein Projekt, wo neue Geschäftsmodelle für französische Medien entwickelt werden sollen. Zweitens will Google den Verlegern helfen, online mehr Einnahmen zu generieren – zum Zuge kommen soll dabei die Werbe-Algorithmen aus dem Hause Google.
Bleibt die Frage nach dem warum? – Ging es Google darum, Schlimmeres abzuwenden, wie etwa eine Gebühr oder Steuer für jeden verlinkten Zeitungsartikel? Ein entsprechendes Gesetz war in Arbeit für den Fall, das es zu keiner Einigung kommen sollte. Meiner Meinung nach, sollten die Zeitungen und Zeitschriften Google dankbar sein, dass die Suchmaschine ihnen einen Grossteil ihres Traffics bringt.
Wer muss nun wem Geld geben? Google den Verlagen oder sollen die Verlage Google bezahlen, sozusagen für das Liefern von Traffic und Lesern? Geld sollte dabei weder in die eine noch in die andere Richtung fliessen. Wir von hitzestau.com könnten Google kein Geld dafür bezahlen, dass wir jeden Tag Leser bekommen. Leisten könnten sich so was noch die grossen Verlage und Konzerne, die Masse der kleineren Webseiten und Blogs würden untergehen.
Damit wären schon fast beim Thema Netzneutralität. In Zukunft wird es nicht nur darum gehen, was Webseitenbetreiber für den Traffic – also Datenmenge und Geschwindigkeit der Durchleitung – bezahlen müssen. Nein, es könnte auch darum gehen, ob man als Inhalteanbieter – und zwar vom Medienkonzern bis hin zum kleinen Blogger – für Indexierung und Listung durch Suchmaschinen bezahlen muss. Beide Entwicklungen gefallen mir nicht.